Erstens will ich das Spiel der deutschen Mannschaft nicht schönreden, was sie abgeliefert haben, war gerade so viel, dass sie weitergekommen sind. In der Endsumme zählt aber auch nur das.
War nicht speziell auf Dich gemünzt. Allerdings verlange ich wohl deutlich mehr von einem Profisportler als Du.
Es spräche m.E. nichts dagegen, nur so viel zu tun, wie man eben muss, gerade bei langen Turnieren am Ende einer sehr langen Saison. Das zeugte sogar von Klasse.
Bei „unserer“ Truppe konnte man die Panik aber mit Händen greifen. Die haben sich nicht fürs Finale geschont, sondern waren über weite Strecken überfordert und wir können uns bedanken, daß die Türken nicht mehr daraus gemacht haben und Rüstü mal wieder einen Fehler machte - sowie bei Philipp Lahm, der mit einer Energieleistung seinen Fehler wieder gut machen wollte - und es tat.
Zu den psychologischen Effekten. Wenn es so einfach wäre, Flo, wie du es gerne sehen würdest,
Ich sage ja nicht, daß es einfach wäre. Nur wenn man mit 10 oder 12 ins Sportinternat kommt und tagtäglich vermittelt bekommt, auf was es ankommt, sollte man das in einem so wichtigen Spiel besser abrufen können. Und hat man die Klasse dazu, tut man das auch. Es ist ja nicht so, daß es das nicht gäbe. Keineswegs fordere ich die totale Dominanz, nur das wir immer wieder so stark einbrechen, weist auf Defizite hin, die man nicht so einfach weg erklären kann mit der Einschätzung des Gegners.
dann würde immer die nominell beste Mannschaft gewinnen, also die, deren Summe der Einzelspieler an Erfahrung, Talent etc. überwiegen würde.
Tut es in 90% der Fälle, warum es aber immer so sein müsste, wenn man meinem Argument folgt? Natürlich hat man mal einen schlechten Tag, natürlich ist des Gegners Taktik auch mal überlegen, vielleicht ist man auch einfach müde oder was auch immer, zumal bewegen sich die Unterschiede beim Können ja normalerweise im Promillebereich und zahlen sich erst im Laufe der Zeit aus. Den wahren Klassesportler macht die Konstanz aus, auch wenn er ab und zu mal verliert.
Unser Team aber spielt viel zu oft Mist zusammen, als das man von Ausrutschern reden könnte.
Nun sehe ich schon die psychologische Seite:
Man wusste nicht, was man von den Türken halten sollte, also ging man mal vorsichtig ins Spiel. Die Türken dagegen waren fest entschlossen, gleich Vollgas loszulegen. Und da geschah, was einfach auf diesem Niveau nicht passieren darf: Die Deutschen ließen sich den Schneid abkaufen.
Ich bin nun kein Quasi-Profisportler oder es gewesen, aber das ist einfach die Ursünde. Wer Bammel hat, verliert. Normalerweise. Darum wird ab Tag 1 eingetrichtert, niemals zu zweifeln.
Einzig die kurzzeitigen Leistungssteigerungen einiger Spieler brachten den Erfolg. Und ja, da schien wieder die Klasse durch, die man eigentlich hat. Man hatte sich auch berappelt und stand nach der Pause nicht mehr ganz so passiv rum.
Die Wahrheit ist aber, das psychologische Faktum ist einer der am meist ausschlaggebenden Parameter. Sonst würde es nie den Underdog geben, der gewinnt.
Natürlich, wichtiger dürfte aber wohl die Seite des Underdogs sein, der nichts zu verlieren hat und einmal im Jahr halt wirklich Vollgas geben kann, denn so kann er unsterblich werden. Das er die nächsten drei Ligaspiele Mist zusammenspielt, wird schnell vergessen sein. Das hat auch einen körperlichen Aspekt.
Das ist doch alles glasklar.
Nur was halt hier nicht zusammenpasst:
War die Türkei etwa der Underdog und hatte nichts zu verlieren?
Oder sahen sie eine sehr leicht zu verunsichernde deutsche Mannschaft und wollten den Sack zumachen?