Es ist nicht so, dass man dann einfach immer und vollumfänglich die 100% abrufen kann. Leider nicht. Und für mich hat es nichts mit verlangen zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass diese Erwartung einfach nicht erfüllbar ist.
Was Du nicht sagst!
Also, bei Null brauchen wir nicht anfangen, so ein minimales Verständnis für Sport oder Menschsein habe ich dann doch.

Es ist aber sehr schlecht, wenn ich als Top-Profi in so einem wichtigen Spiel meine Nerven nicht im Griff habe. In solchen Situationen sieht man eben, wer ein wahrer Leistungsträger ist und wer eben nur Durchschnitt.
Ich halte jetzt einfach mal entgegen, dass sie aber im Finale sind. Dieses madig reden und zurückschauende, dass von den deutschen Medien gerne betrieben wird, ist auch nichts anderes als ein besser formuliertes "Hätt' der Hund nicht geschissen, hätt' er 'nen Hasen gefangen." 
Ich rede es überhaupt nicht madig, mich nervt nur wenn jetzt wieder der Mythos von der Turniermannschaft, von der Willensstärke und vom Schicksal bemüht wird. Deutschland hat sich gerade noch berappelt und dank Einzelleistungen und Fehlern der Türken gewonnen.
Nun freue ich mich natürlich aufs Finale, glaube auch, wie gesagt, daß man gute Chancen hat. Es geht ja rauf und runter, also müssen sie jetzt der Logik nach wieder gut spielen.

Aber wenn's die Russen sind! Au weh! Die sind ja wieder in Underdog-Nähe!

So wie die Klasse der Holländer, Portugiesen, Franzosen und Italiener? 
Die Franzosen hatten 1998 und 2000 die beste Mannschaft seit Äonen, wann hat Deutschland eigentlich mal so etwas wie ein Klasseteam gestellt? Genau, vor 36 Jahren und danach nie wieder. Auch viele andere Fußballteams spielen erfolgreich und ohne solche extremen Ausreißer. Wie gesagt kommt es eben auf die Konstanz an bei der Beurteilung.
Trotzdem hat man so einiges gewonnen, eben über körperliche Leistung, Willensstärke und ich nehme an, auch Taktik und natürlich mit sehr guten Einzelspielern.
Das derzeitige Team zeigt kaum etwas davon, und spielerische Klasse blitzt auch nur sporadisch auf und immer von denselben paar Spielern.
Wenn es nun trotzdem klappt, umso schöner. Den Fußball bringt es nicht weiter.
2006 waren Deutschland meines Erachtens weiter!
Ich schätze mal, dass es höchstens 50-60% sind.
Deine Schätzung macht aber keinen Sinn, wenn die Chance, daß der Favorit verliert, so hoch ist, ist er kein Favorit mehr, und nicht nur das, würden diese Mechanismen so stark wirken, überall, gäbe es auch viel mehr verschiedene Welt- und Europameister.
Sehe ich eher als nicht überzeugend, aber effektiv. Es sind nun mal solche Spiele dabei, die nicht überzeugen, aber so lange sie man gewinnt … es muss ja nicht alles in Grund und Boden geredet werden.
Ja, sehr effektiv, v.a. die Watschen von z.B. Italien oder England, oder das Vorrunden-Aus 2004. Die Peinlichkeiten redet man sich dann hinterher als motivationsfördernd schön. Allerdings gestehe ich gerne zu, daß man immerhin diese Schlappen ganz gut verdaut. Oder sind sie vielleicht doch auch ein Grund für
die Unsicherheiten?
Kannst Du ja vielleicht einschätzen! Hehe, daß haste nun davon.

Und wenn Deutschland EM ist, dann spricht so wieso keiner mehr davon.
Also, es wird Dich nicht überraschen: Ich schon.

Nein, wir sind nicht so schlecht - habe ich ja weiter vorne geschrieben. Umso mehr ärgert mich dann auch ein Auftritt wie gestern.
Die Italiener haben die WM 2006 gewonnen und die einzigen überzeugenden 30 Minuten waren die in der Verlängerung gegen Deutschland.
Irrtum.
Sicher war es weitgehend grausamer Fußball, aber eben effektiv. Das ist aber ganz etwas anderes wie der deutsche Auftritt gestern - die Chancenauswertung war es, der Rest das Gegenteil.
Sehe das nicht als Bammel, sondern als Problem der Einschätzung der Türken. Es war einfach der unbequeme Gegner, den man immer wieder hat.
Wenn an sich sichere Spieler plötzlich Fehler machen, wenn Fünfmeter-Pässe nicht mehr ankommen, wenn niemand in die Zweikämpfe geht oder rausrückt, um seine Position nicht aufzugeben und die Gesichter ratlos bis panisch dreinschauen, ist das:
Bammel.
Und ganz sicher keine dem Underdog entgegengebrachte Überheblichkeit.
Also das, was fränk ja fordert und will. 
Wahrscheinlich näher dran, daß schon, aber es gibt ja diverse Zwischenstufen.

Die Türkei war definitiv der Underdog, auch wenn sie sich selbst und die deutsche Mannschaft es anders verkauft haben.
Im Halbfinale einer EM? Ein Underdog? Nach Ausschalten der Kroaten, die Deutschland ziemlich dominierten? Nach ihren Last-Minute-Toren und Spielern, die teilweise mehr gewonnen haben als die meisten Deutschen?
Sollten die Spieler wirklich so gefühlt und sich das dann auch so stark auf die Leistung durchgeschlagen haben - würde ich das glauben, müsste ich noch viel stärker kritisieren, denn das wäre ja das absolute Armutszeugnis.