Sorry, aber das sehe ich ganz anders.
Zunächst einmal zu der Grafik mit der Prognose: Ich kann jetzt nicht direkt erkennen, von wann der Artikel ist, aber der scheint mir von Anfang 2023 zu sein. Im Januar 2023 waren die Zulassungszahlen sehr niedrig. Wurde das als Basis für eine Prognose herangezogen? Das ist aber völlig logisch, wenn am 1.1. die Prämie weg fällt, wurden viele Zulassungen vom Januar auf den Dezember vorgezogen. Die Verkaufszahlen für das erste Halbjahr 2023 sehen aber völlig anders aus und ich kann da keinen Rückgang erkennen...
Zu den Wechsel-Akkus:
Auf den ersten Blick natürlich eine interessante Lösung, um die kursierende Reichweitenangst bei Nicht-BEV-Fahrern zu beheben. Aber realistisch betrachtet: Das ganze ist konstruktiv erheblich komplizierter und noch viel wichtiger: Die Firmen müssten sich auf einen Akkustandard einigen. Völlig illusorisch. Dazu kommt, dass die Akkutechnik sich noch so stark weiterentwickelt, dass es viele verschiedene Sorten gibt, die natürlich nicht kompatibel sind.
Zu den Miet-Akkus:
Die bisherige Erfahrung mit E-Autos zeigt, dass der Miet-Akku für den Benutzer nachteilig war, weil er viel zu teuer war und praktisch nie einen Vorteil hatte.
Aber was für ein Problem sollen Wechsel- oder Miet-Akkus denn beheben? Es ist die "Reichweiten-Angst" und die "teures Teil geht kaputt"-Angst bei einer neuen Technik, bei der man noch nicht viel Erfahrung hat und (was der Hauptgrund ist) die absichtlich von einigen Medien und Lobbygruppen geschürt wird.
Ich fahre jetzt seit 2,5 Jahren ein BEV als Zweitwagen und wir haben uns als Erstwagen nun ebenfalls ein BEV bestellt.
In der Praxis benötige ich das externe Laden nur 2-3mal im Jahr. Auf der Urlaubsfahrt zweimal im Jahr (knapp 8000km) müssen wir dann ca. 40 Minuten Pause zum Laden machen. Das ist wirklich überhaupt kein Problem. Da sind unsere Pausen mit dem Verbrenner schon länger.
Ja, es gibt denkbare Szenarien, in der das Laden tatsächlich stört und ein Nachteil sind. Aber wieviele Leute betrifft das?
Zu den Mietakkus: Was ist beim Verbrenner mit Teilen die (im gleichen Nutzungszeitraum) kaputt gehen können und ebenso richtig teuer sind (Getriebe, Motor etc.). Ruft da jemand nach Mietteilen?
Schaut man sich die Entwicklungen an:
Der NMC-Akku hat seine Vorteile, aber auch Nachteile. Immer mehr kommen die robusteren und billigeren LFP-Akkus zum Einsatz. Zusätzlich kommen die ersten Na-Akkus vor, die noch einmal deutlich billiger und robuster sind. Diese Horrorgeschichten (Akku ist nach 3-4 Jahren kaputt und muss für >10.000€ ersetzt werden) sind doch Unsinn.
Was tatsächlich geschehen muss und was auch kommen wird (siehe vergleichbare Entwicklung in anderen Bereichen): Die Reparatur von Akkus (Tausch von Zellen etc.) muss sich mehr verbreiten. Auch ist ein Akku mit verringerter Kapazität nicht wirklich kaputt, sondern kann an anderen Stellen weiter genutzt werden. Der Markt für gebrauchte Auto-Akkus ist praktisch leer gefegt und es werden die händeringend gesucht. Noch gibt es halt viel zu wenig alte oder defekte Auto-Akkus, dass sich da flächendeckend ein Markt bildet. Bisher gibt es auch nur eine Recyclinganlage für solche Akkus, weil es eben schlicht und ergreifend noch sehr wenig wirklich defekte Akkus gibt.
Was natürlich wirklich stimmt: Die Preise sind viel zu hoch und das hat mehrere Gründe.
Zum einen gibt es kaum Rabatte, weil es ja die Prämie gibt. War damals bei der Verschrottungsprämie bei den Verbrenner genauso. Das ändert sich aber gerade und die Rabatte sind in der letzten Zeit deutlich angestiegen.
Die Hersteller produzieren hauptsächlich die teuren Wagen, weil da mehr Marge für sie drin ist.
Die Hersteller nehmen höhere Preise und geben die viel geringeren Produktionskosten eines E-Autos nicht weiter, weil die Leute es ja bezahlen und sie trotzdem Lieferzeiten von 12 und mehr Monaten haben. Ein e-up in der Grundausstattung kostete vor 2 Jahren knapp über 20.000, jetzt über 30.000. Wahnsinn. Aber auch da sieht man sehr langsam eine Entwicklung, dass diese hohen Preise vom Kunden abgestraft werden.
Privatkunden kaufen wenig Neuwagen. Der Gebrauchtmarkt steckt aber noch in den Kinderschuhen. Bis vor einem halben Jahr gab es kaum gebrauchte E-Autos zu kaufen und die Preise waren entsprechend hoch. In den letzten Monaten und stark zunehmend kommen die Leasingrückläufer auf dem Markt. Ich beobachte das gerade, weil ich nächstes Jahr mein Auto auch abgeben muss. Die ersten, die tropfenweise kamen, wurden preislich noch recht hoch eingestellt und sanken nur wenig. Jetzt kommen immer mehr, die niedriger eingestellt werden und/oder stark im Preis sinken. Im letzten halben Jahr waren das schon gut 20%. Und das wird jetzt immer stärker zunehmen und der Gebrauchtmarkt wird sich normalisieren.
Zur Feuerproblematik:
Auch da wird ein Problem künstlich hochgekocht.
Von der Brandlast her unterscheiden sich Verbrenner und E-Auto nur marginal. Die meisten brande haben ihre Ursache überhaupt nicht im E-Antrieb und in den meisten Fällen zündet der Akku gar nicht. Bei Tests hat sich gezeigt, dass erst nach 20 Minuten Vollbrand der Akku durchgeht. Die zusätzlich entstehende Wärmemenge ist völlig unbedeutend. Im Gegenteil ist es bei Verbrennern sogar eher so, dass sich ein Brand durch auslaufende Flüssigkeiten viel schneller und weiter verbreiten kann.