Mittlerweile laufen ja die Primaries. (parteiinterne Vorwahlen) zu Obamas Nachfolger.
Was sich immer mehr auch in Europa abzeichnet - das ein wachsender Teil der Bevölkerung gegen das System an sich ist und entsprechenden Leuten nachläuft - ist in den USA noch deutlicher zu sehen.
Die Republikaner sind gefangen in Trumps Schmäh- und Hetzwahlkampf, die anderen spielen noch keine große Rolle und kämpfen um best of the rest. Darunter nicht auf der Basis des Realismus denkende Menschen der erzkonservativen und evangelikalen Richtung.
Es könnte durchaus sein, dass Trump die Kandidatur gewinnt. Vor allem, wenn bei den anderen nicht schnell ein paar ausscheiden und sich hinter einem scharen. Vernünftigster Mann mit Chancen ist noch Rubio, der aber vielen als zu unerfahren gilt. Der hätte laut Umfragen auch recht gute Chancen bei der Wahl.
Bei den Demokraten wiederum die ewige Hillary, die von vielen Amerikanern noch nie gemocht wurde und die viele so richtig satt haben, zumal sie ein ganz schönes Paket aus Skandalen mit herum schleppt.
Aus Verzweiflung und kaum nachvollziehbarer Begeisterung ist nun Bernie Sanders aus den Untiefen der Umfragen zum Erdrutschsieger in New Hampshire emporgestiegen. Nicht mal bei den jungen Frauen konnte Hillary gewinnen, Sanders hat sogar dort einen zweistelligen Vorsprung.
Rutscht Frau Clinton die Nominierung wieder durch die Finger, weil irgendein Underdog einen Hype entfacht? Eher nicht, denn im Süden hat Sanders kaum eine Chance.
Aber interessant wäre es schon, ob die Demokraten wirklich einen 76jährigen aus Brooklyn, der sich „demokratischer Sozialist“ nennt, aufstellen würden.
Lustigerweise würde er laut jetzigen Umfragen auch bei den Präsidentschaftswahlen besser abschneiden als Hillary, gegen Trump und Cruz deutlich gewinnen und nur gegen Rubio knapp verlieren (Hillary auch, und gegen Cruz).
Und falls „zwei Radikale“ aufgestellt würden - gemeint wohl Sanders und Trump (und vielleicht andere) - will auch noch Michael Bloomberg, Multimilliardär und ehe. Bürgermeister von New York als Unabhängiger einsteigen. Das ist sehr schwierig, viele Bundesstaaten haben extreme Fristen für die Unterschriftenlisten etc. Aber Bloomberg hätte wohl die Mittel. M.E. hätte er bei dem Geisterbahn-Personal sogar Chancen, weil er beide Lager bedienen kann und so die Mitte abräumen könnte.
Zu allem Überfluss ist jetzt auch der oberste Richter Scalia gestorben, der 30 Jahre lang die harte rechte Kante fuhr.
Der Senat werde keinen von Obama vorgeschlagenen Kandidaten für die Nachfolge unterstützen, sagte der dortige Mehrheitsführer. Das gab es auch noch nie, dass man sich vor allen Vorschlägen schon als Totalverweigerer outete. Das die lahmen Präsidentschaftsenten ihre Kandidaten nicht durchbringen, ist dagegen aber fast normal.
Der nächste Präsident wird dann wohl insgesamt vier Richter (von neun) ernennen können, da noch drei weitere in den ersten vier Jahren schon die 79 erreichen werden - das durchschnittliche Alter des Ausscheidens. Vielleicht erweisen sich manche auch als sehr langlebig, wer weiß. Trotzdem besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der nächste Präsident auf Jahrzehnte den Supreme Court beeinflussen und eine ideologische Richtung zementieren wird können.
Es ist dort ja kaum mehr so (wie bei uns), dass Verfassungsrichter auch mal die eigenen Förderer überraschen und eine überparteiliche Einigung, wer den Richter jeweils (mehr oder weniger) bestimmen darf, gibt es natürlich eh nicht. Das Gericht spiegelt die Zerrissenheit des Landes exemplarisch wieder, meistens wird hart an den ideologischen Linien entlang abgestimmt.
Ein gewisses Faszinosum ist dies alles für mich schon, auch wenn ich nicht weiß warum.