Ich denke in erster Linie manifestierte sich ein Überdruss an jener politischen Korrektheit,
Der Erfolg von Trump ist sicher nicht so monokausal zu erklären.
Dieser angebliche Zwang zur politischen Korrektheit ist in den USA außerhalb der Küsten kaum und selbst da nicht annähernd so verbreitet, wie oft behauptet wird. Und Trumps Äußerungen hatten oft auch gar nichts mehr mit PC zu tun, sondern mit grundsätzlichem Anstand wie wir ihn hoffentlich alle gelernt haben.
Bei uns wird ja auch gerne jedes Binnen-I oder irgendwelche Gender-Papiere von irgendwelchen Uni-Arbeitsgruppen als Untergang des Abendlandes und Entmündigung dargestellt. Ich sag ja: Maßlos!
…welche westliche Regierungen im Konglomerat mit den etablierten Medien zu einer Art linkspopulistischen Festung zum eigenen Machterhalt ausgebaut haben.
Aha.
Man definierte, was politisch korrekt ist und gesagt und geschrieben werden darf. Die Grenzen definierte man anhand der eigenen politischen Ansichten. Meinungsäusserungen ausserhalb dieser Leitplanken durfte und darf man ohne grosses Nachdenken und Begründen als rassistisch, sexistisch, homophob etc. diffamieren. Wer Meinungen ausserhalb der Leitplanken äussert (oder Trump, AfD, SVP etc. wählt) ist nicht mehr Teilnehmer einer meinungspluralistischen Gesellschaft, sondern ungebildeter Abschaum, den es möglichst vom demokratischen Prozess fernzuhalten und gegen den es Demonstrationen zu organisieren gilt. Klassisches populistisches Vorgehen, das man dem Gegenüber auf der rechten politischen Seite immer sehr gerne vorwirft, im eigenen Repertoire aber geflissentlich übersieht.
Du übertreibst auch enorm, oder ist das wirklich das was Du so in seriösen Medien liest?
Und außerhalb der Leitplanken, was ist das? Und wer schreit immer? Sicherlich werden Manche schreien, dass Frau Merkel homophob ist, weil sie die Homo-Ehe so nicht zulassen will, ohne das begründen zu können („ich habe Bedenken").
Im großen Ganzen stört das aber die allerwenigsten bzw. es wird goutiert, weil es dem Wähler oft genauso geht.
Trump ist da ein anderes Kaliber und über manches braucht man wirklich nicht mehr diskutieren.
Trumps Mannschaft hat diesen Überdruss als eine der wenigen Akteure erkannt und geradezu genial zu nutzen verstanden. Er musste eigentlich nur noch die Klaviatur bedienen, welche vom Gegner (in komplett anderer Absicht) aufgebaut worden war. Und sich als Elefant im Porzellanladen gebärden. Die vor Wut schäumenden Medien haben ihm so wohl eine der effizientesten und günstigsten Kampagnen der vergangenen Jahrzehnte spendiert. Und noch heute verstehen sie nicht, was sie getan haben.
Hier gebe ich Dir recht. Die Populisten allerorts sind Meister darin, sich als Opfer darzustellen. Die Medien sekundieren - meist unabsichtlich - mit Dauerbeobachtung. Über fehlende Medienpräsenz kann sich kaum einer beschweren.
Die Politik wählt zunächst immer die Ausgrenzung, dann setzt man Teile der Populistenforderungen um und gibt ihnen gewissermassen recht.
Das hilft nichts und dann heißt es: Man muss sie mit Argumenten bekämpfen. An dem Punkt ist das aber leider kaum noch möglich.
Und Überdruss, ja. Aber an allem. Und die US-Amerikaner haben sowieso einen Hang dazu, alle acht Jahre eine Wende einzulegen.
Auch wenn Peter Thiels Erdung nicht immer unumstritten ist, hat er das doch ganz gut auf den Punkt gebracht: The media has always taken Trump literally and not seriously. Voters for Trump take Trump seriously but not literally.
Und wenn „the media“ nicht spuren, klagt ein Thiel sie in den Bankrott.
Natürlich kommt es bei diesem Ankämpfen gegen die linkspopulistische Festung zu rassistischem, sexistischem, homophobem etc. Überschiessen, das auch mir ganz und gar nicht gefällt. Für das ich aber dennoch Verständnis habe. Solange man sich innerhalb der Festung (Blase) taub und stumm gebärt, für das, was sich ausserhalb der Festung zusammenbraut, dann kann diese Festung nur mit einem Überschiessen geschliffen werden.
Ach so, wo gehobelt wird, da fallen Späne?
Kann es nicht auch sein, dass Rassisten halt rassistische Äußerungen machen? Das hier die angeblich Moderaten bald davor stehen, dass ihnen die Radikaleren, denen sie den Weg bereitet haben, den Erfolg wegnehmen? Genau das passiert doch immer wieder.
Die weitaus bessere Lösung wäre zweifelsohne, man würde auch innerhalb der Festung wieder zur Einsicht gelangen, dass zum Meinungspluralismus alle Meinungen dazugehören. Und nicht nur diejenigen, die einem selbst genehm sind.
Bin ich anderer Meinung. Bildet man jede Reichsbürger-Bewegung und jeden Flat-Earth-Club ab, wird die Zeitung ein Telefonbuch.
Sollen die Zeitungen und TV-Sendungen ständig Neo-Nazis einladen, um deren Weltsicht darzulegen? Usw.
Das der derzeitige Zeitgeist nicht jedem gefällt, ist mir schon klar. Das diese Menschen in den Medien nicht vorkommen, stimmt nicht. Aber natürlich wurden sie nicht so viel „dargestellt“ wie der Mainstream und werden jetzt mehr dargestellt, wo hinterfragt wird, ob der Zeitgeist sich ändert.
Das wäre ja auch kein Drama.