Es geht offensichtlich um den Streit zwischen den Fußballfans im klassischen Sinn, die mit Kutte im Fanblock stehen und in der Lage sind für Stimmung zu sorgen und und auf der anderen Seite um die Anhängern, die die Vereine eigentlich noch lieber haben.
Ach so!
Aber Kutte tragen Ultras ja nicht mehr. Und deren monotone Gesänge sind auch nicht immer wirklich stimmungsvoll.
Von den Fans, die noch in der Lage sind Stimmung zu machen gab und gibt es in München ohnehin nur sehr wenig, aber es scheint mir ein weiterer Versuch zu sein, diese Leute los zu werden.
Aus den 3.000 Stehplätzen kann man wunderbar 2.000 Sitzplätze machen. Jeder dieser 2.000 Sitzplätze kann dann im Laufe einer Saison von 15 verschiedenen Zuschauern besetzt werden, von denen dann viele das komplette Fanpaket erweben.
Die Fanstruktur ist nun mal anders, dass war auch schon im Olympiastadion so (dazu weiter unten mehr).
Und noch mal: Die UEFA schreibt das so vor, es gibt in ganz Europa bei CL-Spielen keine Stehplätze.
Und Reif hat sich mit seiner Bemerkung ziemlich abfällig über diese Stehplätze geäußert. Das ist ja nicht so ganz neu in München. Ich kann mich an einen explodierenden Hoeneß erinnern, der seine Wut über entgangene Einnahmen durch Dauerstehplatzkarten-Fans nicht verbergen konnte.
Der Hoeness hat die Wahrheit gesagt. Das Stadion hätte man mit den Stehplätzen niemals finanzieren können. Und die „bringen nicht weniger ein“, sondern werden massiv subventioniert von den teuren Plätzen.
Mir ein Rätsel, warum das nicht kapiert wird, er hat es ja wirklich drastisch ehrlich formuliert. Ich mag die Kurvenleute, aber sie glauben zu oft, der Fußball gehörte irgendwie ihnen. Da sind sie beim FCB ganz sicher im falschen Club.
Jetzt kann man sagen, dass Stadion hätte es nicht gebraucht. Okay, aber gerade die Fans im Stadion sollten sich mal überlegen, ob es wirklich so schön gewesen wäre, sich im Oly den Hintern abzufrieren und fürs Zuschauen ein Fernglas zu brauchen.
Auch die neuste Kampagne gegen Bengalos gehört für mich in diese Kategorie. Ich habe den Verdacht, hier wird versucht Fans zu kriminalisieren und mehr Familien in die Stadien zu bekommen.
Also, natürlich versuchen sich diverse Politiker hier zu profilieren und die Medien bauschen auf.
Aber Bengalos haben in Menschenmengen nichts, aber auch gar nichts, zu suchen. Da würde ich ob der unvermeidbaren Gefährdung von Menschen schon auch eine Straftat vermuten.
Und warum sollen die Stadien nicht auch Familien offen stehen? Es ist ein Entertainment-Produkt wie Kino oder ein Konzert. Das muss man endlich begreifen, auch bei den alten Fans.
Ich kenne keine Zahlen, aber ich vermute, es gibt keinen Verein in der Bundesliga, der seine Plätze an so viele verschiedene Personen in einer Saison verkauft, wie der FCB. In die Nähe kommt vielleicht noch Dortmund, da gibt es allerdings ungleich mehr Stehplätze.
Konkret sind es 38000 Dauerkarten bei jetzt 71000 Plätzen. Ja, die Quote ist etwas niedriger als bei S04 oder BVB.
Tatsächlich könnte Bayern noch viel mehr verkaufen (auch die anderen), aber man will eben den anderen Fans auch die Chance lassen, einen Platz zu ergattern. Finde ich bei dem Andrang sinnvoll, denn rechnet man noch Sponsoren usw. hinzu; und es auch nach wie vor viele Karten an Fanclubs (die Organisation der Stimmung müsste also eigentlich klappen), sind ja nur noch ein paar tausend Karten im freien Verkauf.
Und mei, dann wechseln halt die Leute. Der harte Kern in der Kurve ist immer derselbe.
Dein Preisvergleich hinkt auch ein wenig.
Die günstigste Dauerkarte für einen Stehplatz beim FCB kostet 120,-€, bei in Dortmund 187,-€. Für 225,- gibt's in Dortmund noch drei Champions-League Spiele der Gruppenphase dazu.
Allerdings muss Dortmund mit über 27.000 auch mehr als doppelt so viele Stehplätze wie der FCB „finanzieren“.
Trotzdem ist Bayern günstiger. Auf allen anderen Plätzen auch mindestens gleich günstig. Obwohl die Karten noch begehrter sind.
Ich kenne Leute, die reiben sich die Augen, wenn sie die offizielle Preise sehen, weil sie nur Viagogo oder Ebay kennen.
Egal ob FCB, Dortmund, Schalke oder Hannover, Fans wie ich sie noch kenne, werden als Umsatzbremsen betrachtet. Die Bundesliga boomt und hier gilt es Kohle abzuschöpfen. Das Spiel entfernt sich immer weiter weg von dem, was ich mal gemocht habe.
Ich stimme zu.
Ja, es entfernt sich noch weiter. Es ist aber schon lange sehr weit weg…
Seit vielen Jahren hängt in der Südkurve das Plakat „Gegen den modernen Fußball“.
Mir ist ein Rätsel, warum man noch bei solchen Clubs, alle AGs, nach irgendeiner Wahrheit des Fantums oder gar des Sports (der gar keine hat) sucht.
Ich habe drei Jahre lang bei einem Zweitligisten in der Kurve gestanden, befürchte aber, dass ich für mein (gewaltfreies!) Verhalten von damals, heute sehr oft den Ausweis zeigen darf und zusätzlich einmal pro Saison in der „Grüne Minna“ fahre.
Fußball in den Stadien scheint nur noch ein Abklatsch vom Fernseh-Fußball zu sein, ein Möglichkeit, einmal im Jahr seinen Helden bis auf 100m nahe kommen zu können.
Konkret würde ich nicht im Auswärtsfans-Pulk anreisen, schon gar nicht mit dem Zug. Da sind auf der Reise schon Polizisten, und die ganze Zeit danach, bis man wieder zu hause ist.
Das da dann manchmal die Nerven blank liegen, zumal wenn Alkohol im Spiel ist, ist ja zu erwarten. Auch keinen Bock hätte ich auf die jetzt doch wieder, wenn auch sporadisch, eingeführten „Ganzkörperkontrollen“.
Gibt es eigentlich schon bezahlte Sing-Sang-Gruppen, die den Gelegenheitsbesuchern in den Stadien die Stimmung vorgaukeln, die sie von den Bildern z.B. von der Südtribüne in Dortmund kennen?
Wundern würde es mich nicht.
Wüsste nicht, aber schau mal in die Hallensportarten… Unerträglich.
Noch ein kleiner Blick auf das Thema Stimmung in München:
In München war das Fanvolk immer schon gemischter. Früher - als die Stadien nicht immer ausverkauft waren - gingen die Leute gerne mal im Olympiapark spazieren und anschließend ins Stadion. Da gab es auch mal Eintritt für 5 Mark, damit das Haus voller wird… Außerdem ist der Münchner halt auch kein Dortmunder. Will sagen: Es ist alles etwas gemütlich.
Es gab aber natürlich die kuttendominierte Südkurve.
Beim Umzug hatte man dann die Schnapsidee, diese auf Nord und Süd zu verteilen und riss so - vermutlich teilweise auch gewollt - Fangemeinschaften auseinander.
Dann gab es massiven Ärger mit der größten Ultra-Truppe „Schickeria“, als negativen Höhepunkt einen Vorfall mit Club-Fans auf einem Autobahnrasthof. Da gab es auch eine Frau, die ein Auge verlor.
Darauf hagelte es Stadionverbote. Und zwar nahm man, total unfair, zunächst eine Liste der Schickeria zur Hand. Auf dieser hatten sich im Oly noch Fans eingetragen, die wieder in die Südkurve/zusammen bleiben wollten. Das waren aber oft nicht mal Ultras, die Liste ging ja rum.
So, dann nahm man wieder viele Stadionverbote zurück, aber der Schaden war angerichtet.
Dann ist es so, dass sich verschiedene Gruppen mittlerweile derart auseinander entwickelt haben, dass nicht zusammen gesungen wird. Im Gegenteil, man sabotiert die kleinere Gruppe dann gerne. Das mit Nord und Süd funktioniert auch nicht wirklich gut, logisch. Es geht auch ein Riss zwischen Kutte und Ultra, der m.W. tiefer ist als anderswo.
Verein und Polizei sind auch sehr strikt, nach Anstachelungen der negativen Art (angeblich) gibt es auch kein Megaphon mehr. Einzig ein Trompeter ist geblieben (soweit das noch aktuell ist, gehe nicht mehr rein.)
Und ja, die Tribünen sind recht passiv. Außer etwa gestern - in der CL. Wenn die anderen Großclubs kommen.
Man ist halt einfach auch extrem verwöhnt, Gegner wie Düsseldorf emotionalisieren niemanden.
Unterm Strich hat man hat jetzt ein reines Fußballstadion, aber die Stimmung ist eher schlechter.