Allgemein möchte ich noch anmerken, dass ich zu dem Thema meine Meinung im Grundsätzlichen poste, das jetzt so speziell nur für die Arbeitswelt zu sehen ist mir zu kurz, über Vorurteile würde ich mich dann schon lieber im Generellen unterhalten.
Ich fürchte nur etwas, das ufert noch weiter aus. Irgendwann ging es mal ums Rauchen am Arbeitsplatz.

Wenn man allgemein spricht, entschärfen sich natürlich viele Situationen, weil sie nicht mehr greifbar sind. Wann stört die Frau mit dem Kopftuch? Natürlich die wenigsten, wenn sie auf der Strasse entgegenkommt und brav Platz macht. Aber stellen dieselben Leute, falls verantwortlich, dann diese Frau auch an die Kasse? Oder nicht, weil sie a) selber ihr nicht trauen oder b) glauben, daß die Kunden ihr nicht trauen oder beides?
Und Kopftuch ist ja schon recht lange verbreitet, früher auch bei Christinnen. Galt halt dann irgendwann als altmodisch. Aber was ist mit der Burka?
Und genau darum geht es doch eigentlich. Am Beispiel wird eben deutlich, daß es jede Menge mehr oder weniger subtile Vorurteile gibt, die sich sonst natürlich nicht so deutlich zeigen.
Zu den anderen Insignien habe ich gesagt, was ich meinte. Und der vermeintlich Fachkundige schaut auf die Schnürsenkel. Aber bis auf ein paar Tennyfaschos oder Tennypunks, ist diese Schnürsenkeltheorie völliger Quatsch. Es kann alles und nicht heißen.
Verstehe nicht, warum Du diesen absoluten Nebenaspekt aufgreifst, aber wenn Du schon schreibst, es wäre völliger Quatsch, muss ich ja reagieren:
a) Diese Teenies werden sich recht oft in der von uns eigentlich mal diskutierten Situation Einstellungsgespräch wiederfinden. Sind sie nicht sogar so ziemlich die einzigen, die überhaupt mit Springerstiefeln in solch eine Situation gehen? Dein Einwand ist also keiner.
b) Mag sein, daß ich nicht mehr topaktuell informiert bin. Es gibt aber definitiv Leute, die sich sehr bemühen als linke Skins wahrgenommen zu werden, und das auch über die Schnürsenkel. Allerdings vielleicht im Verschwinden begriffen.
Aber, wie gesagt, daß brauchen wir nicht auch noch ausbreiten. Ich gebe Dir auch insofern recht, daß man eben nicht gleich vom Äußeren weitere Schlüsse ziehen
sollte. Ich behaupte aber, darum geht es mir die ganze Zeit, daß man es eben
doch tut, ob man will oder nicht. Fortwährend, bei jeder Person, die einem begegnet.
Bei dem erwähnten Springerstiefel-Beispiel wird man z.B., bewußt oder unbewußt, aktiv drängend oder passiv hoffend, auf eine Abgrenzung zur Neonazi-Szene warten - manche natürlich auch auf eine Bestätigung ebensolcher Sympathien.
Alles wird bewertet und etikettiert, daß ist nun mal die menschliche Natur, die Frage ist nur, welche Prägungen man mitgekriegt hat.
Das Einstellungsgespräch war natürlich auch ein sehr gutes Beispiel, denn hier ist man gezwungen, zu bewerten, und zwar mit doch ziemlich schwerwiegenden Konsequenzen. Deshalb sind wir ja überhaupt auf das Thema gekommen.
Vielleicht ist meine Sozialisation einfach speziell in diesem Punkt gewesen, aber ich nehme es fast nie bewusst war, ob eine Frau ein Kopftuch trägt (Thema Selektive Wahrnehmung), es hat für mich keinerlei Relevanz, deswegen wird es wohl ausgefiltert.
Ja, sicher, gibt es auch. Mir ist's persönlich, im Alltag, auch (fast) komplett egal und die gesamte öffentliche Debatte finde ich total überzogen.
Wenn man es bei einer auftretenden KD vermeiden will, sich damit auseinander zu setzen, dann ist man wahrscheinlich auch eher reflexionsfaul.
Ist ein allgemeiner Reflex. Wer lässt sich schon gerne widerlegen? Selbst positive Überraschungen bringen sehr oft die sich Irrenden nicht dazu, die Tatsachen zu akzeptieren, krampfhaft wird an den alten Botschaften festgehalten.
Natürlich ist nicht jeder Mensch gleich, aber der Reflex ist da, nur weniger oder stärker ausgeprägt. Was auch mit Selbstbewußtsein zusammenhängt. Das wird ja allgemein gefordert, führt aber bei Überdosis genau zu solchen Verhaltensweisen in extremo.
Damit beschäftigt sich ja eine ganze Industrie. Wie beurteile ich meine Mitarbeiter richtig, wen einstellen, wen befördern? Weil's eben nicht so einfach ist, hier die optimalen Entscheidungen zu treffen.
Eine Entwicklung, der ich eigentlich positiv gegenüber stehe.
Ja, an sich ich auch. Nur läuft das oft so, daß der Druck auf den Einzelnen noch weiter erhöht wird, die Eignungstest so zugespitzt werden, daß Versagensängste produziert werden und zudem sind manche dieser Prozeduren dermaßen persönlich, daß es ins sektenhafte abgleitet.