warlord:
In Deutschland haben wir keine
Räterepublik, sondern eine parlamentarische Demokratie in einer föderalen Struktur - inoffiziell herrscht die Anarchie nach dem Motto „keine Macht für niemand!“.
So ist dann viel der Demokratieschelte in Deutschland auch Ausdruck dieses Systems, in dem man nie so recht weiß, wer eigentlich was verantwortet. Da spielt dann natürlich auch die EU ihre Rolle.
Kommt noch dazu ein Wahlsystem, welches halt immer wieder Ergebnisse bringt, die eigentlich keiner wollte. Bestes Beispiel ja die derzeitige große Koalition und Frau Merkel.
Es gäbe durchaus Ideen, wie man die gröbsten Probleme lösen könnte, aber tatsächlich ist das mediale Umfeld eher hinderlich bei jedweder Reform, in diesen Dingen der größte Bremsklotz sind aber die guten alten etablierten Interessen. Deutschland ist meiner Meinung nach von den Parteien übernommen worden. Es gibt eine riesiges Netz an staatlichen und halbstaatlichen Versorgungsposten. Noch schlimmer sind die Bürokraten, die immer nur wissen, was auf gar keine Fall geht. Und hier liegt auch ein Problem: Viele Politiker sind Beamte und somit ihr eigener Arbeitgeber. Die anderen sind Anwälte und somit auch Profiteure des wirren Zustands.
Was könnte man denn machen?
Zum Beispiel mehr direkte Demokratie.
Oder Mehrheitswahlrecht.
Oder Abschaffung der Listenplätze.
Oder Direktwahl des Kanzlers.
Oder totale Transparenz in der Gesetzgebung.
Oder, wie die alten Griechen, Postenverteilung (nicht alle!) per Los.
Die Hälfte wird abgelehnt, weil ja damals… genau. Und über das andere wird nur in Feuilletons diskutiert von Altpräsidenten und den immer weniger werdenden Intellektuellen.
Insgesamt finde ich es nicht verwunderlich, daß immer mehr Menschen sich von der Politik abwenden. Dinge werden über Jahrzehnte diskutiert, vorwärts geht es, wenn überhaupt, nur in kaum sichtbaren Schritte. Querköpfe werden rigoros ausgeschlossen.
Viele Sachverhalte sind halt auch einfach zu kompliziert, um sie in einem Satz zu erläutern. Mehr Zeit bleibt einem in Nachrichtenblock nicht mehr.
Ja, auch die Medien haben ihre Schuld, weniger die Qualitätszeitungen (aber auch die), sondern das Verblödungsfernsehen und -radio, und der Boulevard.
Nun hat aber immer nur eine Minderheit seriöse Zeitungen gelesen, viele Medien produzieren, wie immer schon, was sich gut verkauft.
Irgendwo scheinen sich also eher die Politiker verändert zu haben als das Volk.
Da hat fränk schon recht. Welcher brillante Kopf tut sich dieses Klein-Klein schon gerne an?
Und vielleicht haben die Denker nur früher gemerkt, was Sache ist - das die Politik kaum noch Handlungsspielräume hat. Jetzt fehlen sie und es regiert das Mittelmaß.
Nun will ich „das deutsche System“ auch nicht zu schlecht reden. Immerhin hat es uns eine Stabilität gebracht, und auch viele gute Jahre. Ich glaube aber, man hat den Zeitpunkt verpasst, als diese Stabilität zur Lähmung wurde.