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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #45: September 03, 2008, 17:28:48
Ist denn die Bevölkerung demokratietauglich?

Meinst Du jetzt die amerikanische oder generell?
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)
Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #46: September 03, 2008, 17:39:20
ehrlich gesagt auch unsere.
Manchmal drängt sich bei mir das Gefühl auf, dass die Leute immer nur die wählen, welche große Versprechungen machen, unabhängig davon, ob es machbar oder sinnvoll ist.
Wenn ich sehe, was die populistische Linkspartei oder auch die rechten für Zulauf haben, frage ich mich ernsthaft, ob DIESE Form von Demokratie gut für uns ist. (Bin übrigens von Hause aus Demokrat)
Unsere Parteien fangen mit Wahlkampf schon 2 Jahre vor der Wahl an, versprechen unhaltbares und verbrauchen dennoch mehr Geld, als wir einnehmen. Wäre da nicht eine Räte-Republik manchmal besser?
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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #47: September 03, 2008, 17:55:01
Ihr habt doch eine Räte-Republik. Oder was genau verstehst Du darunter?
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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #48: September 03, 2008, 17:59:38
Ich habe den Eindruck, daß die deutsche Demokratie sehr viele "Flachmaten" und andere "Berufsversager" in wichtige Positionen spült.

Ich habe keine Ahnung wie das in anderen Ländern ist, bei uns scheint die Politik für viele machbar zu sein, die ohne sie weniger Geld verdienen würden.

Damit keine Missverständnisse aufkommen, wenn ein Politiker seine Arbeit wirklich gut macht, verdient er dafür zu wenig!
Ich habe im Moment aber den Eindruck, daß eben diese relativ geringen Verdienstmöglichkeiten viele Leute abhält und andere nach oben bringt, die halt leider noch nicht einmal das Geld wert sind.


Und ein großer Nachteil der Demokratie sind halt die Wahlen und der damit verbundene Wahlkampf. Und der findet bei uns leider immer statt.
Es steht immer eine Wahl so nah vor der Tür, daß Politiker lieber erzählen was sie glauben, das der Wähler es hören will oder was ihn selber auf der Liste nach oben bringt.

Er ist ja auch soooo anstrengend, der Wahlkampf. Das hört man oft von Politikern. Hat schon mal einer gehört, daß die alltägliche Arbeit eines Politikers anstrengend ist? Eher nicht. Nur der Erhalt oder das Erlangen des Arbeitsplatzes Politiker strengt an, danach geht's dann etwas leichter. ;)
Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #49: September 03, 2008, 18:11:32
Und ein großer Nachteil der Demokratie sind halt die Wahlen und der damit verbundene Wahlkampf. Und der findet bei uns leider immer statt.
Es steht immer eine Wahl so nah vor der Tür, daß Politiker lieber erzählen was sie glauben, das der Wähler es hören will oder was ihn selber auf der Liste nach oben bringt.

Das Problem sind doch nicht die Wahlen bzw. der Wahlkampf. Das ist doch gerade der Vorteil an der repräsentativen Demokratie. (Oder wo läge er sonst?)
Das Problem liegt doch vielmehr bei der Information. Was auf der ganzen Linie versagt ist die Presse. Solange Wähler darauf abstellen müssen, was ein Poltiker so verzapft und sie keine Ahnung davon haben, was er bis jetzt tatsächlich getan hat, wofür er sich eingesetzt hat, wo er ja gestimmt hat und wo er nein gestimmt hat bzw. bei welchen Abstimmungen er gar nicht anwesend war, so lange hat das Verzapfen von Wahl-Bullshit natürlich Hochkonjunktur. Solange sie damit so schlank durchkommen, kann man das den Politikern noch nichtmal verübeln. Der Presse müsste man es verübeln. Das sind die faulen Säcke, die ihr Geld nicht Wert sind (und zwar andere Beträge, als die Diäten der Parlamentarier).
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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #50: September 03, 2008, 18:38:50
Mag ja sein, daß die Presse nicht so kontrolliert, wie sie es vorgibt zu tun. (Fakten, Fakten, Fakten!)

Aber davor steht doch erst einmal das Versagen, über das es im Nachhinein zu berichten gäbe.


Es fällt aber schon auf, wie einige sich Presse und Politik sind.

Florian

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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #51: September 03, 2008, 19:33:25
warlord:
In Deutschland haben wir keine Räterepublik, sondern eine parlamentarische Demokratie in einer föderalen Struktur - inoffiziell herrscht die Anarchie nach dem Motto „keine Macht für niemand!“.

So ist dann viel der Demokratieschelte in Deutschland auch Ausdruck dieses Systems, in dem man nie so recht weiß, wer eigentlich was verantwortet. Da spielt dann natürlich auch die EU ihre Rolle.
Kommt noch dazu ein Wahlsystem, welches halt immer wieder Ergebnisse bringt, die eigentlich keiner wollte. Bestes Beispiel ja die derzeitige große Koalition und Frau Merkel.

Es gäbe durchaus Ideen, wie man die gröbsten Probleme lösen könnte, aber tatsächlich ist das mediale Umfeld eher hinderlich bei jedweder Reform, in diesen Dingen der größte Bremsklotz  sind aber die guten alten etablierten Interessen. Deutschland ist meiner Meinung nach von den Parteien übernommen worden. Es gibt eine riesiges Netz an staatlichen und halbstaatlichen Versorgungsposten. Noch schlimmer sind die Bürokraten, die immer nur wissen, was auf gar keine Fall geht.  Und hier liegt auch ein Problem: Viele Politiker sind Beamte und somit ihr eigener Arbeitgeber. Die anderen sind Anwälte und somit auch Profiteure des wirren Zustands.


Was könnte man denn machen?
Zum Beispiel mehr direkte Demokratie.
Oder Mehrheitswahlrecht.
Oder Abschaffung der Listenplätze.
Oder Direktwahl des Kanzlers.
Oder totale Transparenz in der Gesetzgebung.
Oder, wie die alten Griechen, Postenverteilung (nicht alle!) per Los.

Die Hälfte wird abgelehnt, weil ja damals… genau. Und über das andere wird nur in Feuilletons diskutiert von Altpräsidenten und den immer weniger werdenden Intellektuellen.

Insgesamt finde ich es nicht verwunderlich, daß immer mehr Menschen sich von der Politik abwenden. Dinge werden über Jahrzehnte diskutiert, vorwärts geht es, wenn überhaupt, nur in kaum sichtbaren Schritte. Querköpfe werden rigoros ausgeschlossen.
Viele Sachverhalte sind halt auch einfach zu kompliziert, um sie in einem Satz zu erläutern. Mehr Zeit bleibt einem in Nachrichtenblock nicht mehr.
Ja, auch die Medien haben ihre Schuld, weniger die Qualitätszeitungen (aber auch die), sondern das Verblödungsfernsehen und -radio, und der Boulevard.

Nun hat aber immer nur eine Minderheit seriöse Zeitungen gelesen, viele Medien produzieren, wie immer schon, was sich gut verkauft.
Irgendwo scheinen sich also eher die Politiker verändert zu haben als das Volk.
Da hat fränk schon recht. Welcher brillante Kopf tut sich dieses Klein-Klein schon gerne an?

Und vielleicht haben die Denker nur früher gemerkt, was Sache ist - das die Politik kaum noch Handlungsspielräume hat. Jetzt fehlen sie und es regiert das Mittelmaß.


Nun will ich „das deutsche System“ auch nicht zu schlecht reden. Immerhin hat es uns eine Stabilität gebracht, und auch viele gute Jahre. Ich glaube aber, man hat den Zeitpunkt verpasst, als diese Stabilität zur Lähmung wurde.
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                         William Shakespeare
Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #52: September 03, 2008, 20:01:34
Ich glaube aber, man hat den Zeitpunkt verpasst, als diese Stabilität zur Lähmung wurde.

Gut!
Von dir?

Florian

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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #53: September 03, 2008, 20:37:45
Zitiert habe ich niemand. Die Meinung habe ich aber sicher nicht exklusiv.
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Florian

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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #54: Oktober 28, 2008, 15:04:15
Nun, glaubt man den Umfragen - was man nicht tuen sollte :D - ist Obama keinesfalls mehr einzuholen.

Sagen wir mal, wir geben McCain drei Prozent in der Annahme, daß es den Bradley Effect wirklich gibt (http://en.wikipedia.org/wiki/Bradley_effect), dann reicht es immer noch nicht. In der Tat reichen McCain nicht mal alle Swing States. Da können sie also in Florida wieder mal fälschen und Leute am Wählen hindern, bringt alles nichts.

Bei der SZ findet man eine schicke Wahlkarte, Quelle: http://www.realclearpolitics.com/

Edit: Smilie eingefügt.
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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #55: November 03, 2008, 10:35:53
In den USA sollte man den Einfluss der Rassisten nicht übersehen.
Diese würden bei einer Befragung nie sagen, dass sie keinen Schwarzen wählen würden.

Aber wir sollten nicht allzu euphorisch für Obama sein - DER will aus dem Irak raus. Was das bedeutete, kann man nur erahnen …

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Florian

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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #56: November 03, 2008, 19:30:24
Dieser Bradley-Effekt ist in seiner Existenz heiß umstritten, aber sicher kann man die Umfragen immer in Frage stellen, die treffen ja selbst bei uns oft ordentlich daneben (letztes Beispiel Bayern) und die Datenlage, die in den USA verwendet wird, ist fast immer dünner. In Deutschland heißt die magische Zahl 1001, und selbst die ist eigentlich zu niedrig (und wird schon auch gerne mal unterschritten), in den USA sind's oft weniger. Zudem ist es den USA auch deutlich schwieriger, da die Wahlbevölkerung gemischter ist, dann diese Crux mit den Bundesstaaten, und v.a. ist halt immer die Frage, wer dann wirklich zum Wählen geht!
Denn das ist in den USA gar nicht so einfach. Erst muss man sich mal registrieren, rechtzeitig. Dann gibt es offensichtlich (mit Absicht?) vielerorts lange Schlangen. Würdet Ihr Euch zwei Stunden anstellen, um zur Urne zu gelangen?
Bis jetzt konnte man sich stets darauf verlassen, daß gerade auch junge Leute das nicht so gerne tun und vielleicht auch mal die Termine verbummeln. Hier könnte Obama etwas verändert haben und wenn ja, ist das womöglich der Königsmacher.

Den Einfluss der Rassisten darf man nie übersehen, nicht nur in den USA. Bei uns wäre das auch nicht anders, wenn nicht noch viel schlimmer.

Eigentlich müsste man ja schon mehrere Tausend Leute interviewen, und zwar nicht nur per Telefon, sondern auch per Direktinterview, aber dieser Aufwand wird nur für interne Umfragen betrieben, natürlich oft mit Freiwilligen. Bezahlen will das kaum je Jemand, darum haben die „Meinungsforscher“ ja so tolle Algorithmen, die angeblich helfen, die Realität abzubilden.
Da wird dann u.U. auch eine Obama-Stimme als Enthaltung gewertet, eben weil sie die fünfte aus dem weißen Arbeitervorort ist, usw. Oder anderswo umgekehrt. Fast jede Zahl ist also eigentlich eine Erfindung des jew. Instituts.

Auf http://www.realclearpolitics.com/epolls/2008/president/us/general_election_mccain_vs_obama-225.html kann man sogar mal sehen, wie die Datenbasis ist. LV heißt Likely Voters (auch hier kommt schon ein Rechenmodell zur Anwendung). Klickt man auf den Namen des Instituts, kommt meistens viel oder alles zur Datenerfassung hervor, so transparent geht es leider bei uns nicht zu.

Ansonsten:
Aus dem Irak wollen doch neuerdings alle. Aber euphorisch sollte man wirklich nicht sein.


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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #57: November 03, 2008, 20:22:24
Ich habe mir fest vorgenommen völlig falsche Angaben zu machen, sollte ich einmal vor einer Wahl oder unmittelbar nach der Wahl (für die Prognose) befragt werden.

Ich glaube das ist sehr wichtig.

Würden das viele so machen, würde die Umfragen ihren Wert verlieren und die Politiker wären nicht gezwungen jeden Mist zu machen, weil irgend eine Umfrage ihnen das nahe legt.

Florian

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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #58: November 03, 2008, 20:36:18
Das wird von den Modellen der Umfrager wieder raus gerechnet, oder sie behaupten es. :)
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Florian

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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #59: November 04, 2008, 14:38:29
Also, ab Mitternacht schließen die ersten Wahllokale, nach und nach durch die Zeitzonen, dürften dann ab 2 Uhr die Prognosen (!) kommen. Wirklich beendet sind die Wahlen vielleicht erst in Monaten, wenn alle Klagen entschieden sind. Bei dem Wahlsystem kein Wunder: So ist es vielerorts möglich, bei großem Andrang die Wahllokale länger geöffnet zu halten, aber ob die späten Stimmen dann auch wirklich zählen, ist immer wieder Streitpunkt.
Ebenso, wo genau sich das Kreuz/Loch eigentlich befindet.
Angeblich haben die Demokraten 10 000 Anwälte im Einsatz, um Benachteiligungen Ihrer Wähler zu dokumentieren und anzufechten. Das trifft ja mitunter besonders gerne überwiegend schwarze Gemeinschaften (man denke an Florida 2000), in denen die Demokraten stets satteste Mehrheiten haben.

Also, wer sich den TV-Marathon antun will… viel Spaß mit „too close to call“. :)
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