Was ich beschreibe, erzählen doch sehr viele Fahrer von E-Autos.
Ja, ich glaube Dir das doch auch. Wobei auch viele Leute einfach nur Quatsch erzählen, weil Ihnen nicht klar ist, was da angezeigt wird. Ist doch mit der Restlaufzeit beim Handy genauso. Restlaufzeit, wenn nur Mails gelesen werden oder wenn ein 3D-Spiel gezockt wird. "Buh, ich habe nur 5 Minuten gespielt, aber die Restlaufzeit ist um 1h gesunken."
Ich finde es nur unglaublich, wie die Hersteller hier schummeln.
Abweichende Werte im Durchschnittsverbrauch gegenüber dem Prospekt gibt es natürlich bei Verbrenner und Elektro, weil je nach Strecke der Verbrauch nicht zu dem Teststandard passt. Beim Verbrenner ist der reale Verbraucher meist höher, beim Elektro im reinen Stadtbetrieb evtl. niedriger, auf Autobahn natürlich auch höher.
Die Anzeige der Restreichweite ist auch bei unserem Verbrenner nur ein ungenaues Schätzeisen. Wenn die Restreichweite gut berechnet wird, nimmt sie den Durchschnittsverbrauch der letzten zeit und rechnet damit aus dem noch vorhandenen Sprit/Akku eine Reichweite. Fährt man dann mit höherem Verbrauch als üblich, dann sinkt die Reichweite natürlich schneller als man an Kilometern wirklich fährt, fährt man mit niedrigerem Verbrauch, dann kann die Restreichweite sogar ansteigen, obwohl man fährt.
Im Sommer hatten wir bis zum ersten von mir vorher ausgewählten Tankstop ungefähr 700km zu fahren und die Restreichweite zeigte 600km an. Nach 100km gefahren (also noch 600km bis zum Ziel), war die Restreichweite auf 620km angestiegen, haben als nach 100km Fahrt 120km Reichweite gewonnen. War auch ganz logisch. Vorher sind wir viel Stadtverkehr gefahren (hoher Verbrauch), dann auf der Strecke nur 100-120 (also niedriger Verbrauch).
Für mich ist die Restreichweite prinzipbedingt nur ein Schätzeisen. Aber: Solch krasse Abweichungen vor allem, wenn sich an der Fahrweise nichts ändert, lassen sich damit nicht erklären. Das klingt schon fast nach absichtlich falsch angezeigten Daten.
Das Ding wurde an einen Schnelllader gesteckt, der Ladestrom kam nie auf den beworbenen max. Wert und nach weniger als einer ¹⁄₂ Stunde sank er auf unter 25kW.
Das ist leider nicht nur bei Skoda so. Beworben wird immer nur ein Maximalwert, der nur unter ganz bestimmten Bedingungen (Temperatur, Akkufüllgrad) erreicht wird. Dass der Strom evtl. schon sehr früh weit untergeregelt wird, steht nicht im Prospekt. Es gab mal bei Fastned für alle Autotypen veröffentlichte Ladekurven. Da konnte man gut sehen, was man wirklich erwarten kann und nicht, was nur als Maximalwert im Prospekt steht. Und dann kommt noch die Temperatur dazu. Wenn der Akku nicht vorher auf eine Mindesttemperatur gebracht wird, ist die Ladeleistung weit weg vom Prospekt.
Fertig geladen zeigt das Ding ca. 450km Restreichweite an, nach gefahrenen 200km, zwischendurch auf Eco und mit 80km/h, kam er mit 0% Restakku zu Hause an.
Ist er die ganze Zeit 80 gefahren oder nur die letzten Kilometer? Wie schnell ist er vorher gewesen? Verbrauch ist wie beim Verbrenner von der Geschwindigkeit abhängig und entsprechend ergibt sich eine Reichweite. Logisch. Dass ein Verbrenner bei 200 deutlich mehr verbraucht als bei 100 im Prospekt angegeben und entsprechend die Reichweite auch nicht stimmt
Ich glaube die Ausnahme ist eher dein E-Auto.
Teils, teils.
Zum einen ist es tatsächlich so, dass der Verbrauch im Prospekt und in der Realität bei dem Kona tatsächlich ziemlich gut übereinstimmen (gab da mal ein test im australischen Outback mit verschiedenen Autotypen) und einige Modelle selbst unter den Idealbedingungen deutlich unter dem Prospekt blieben.
Zum anderen aber auch, dass ich praktisch nie auf diese Anzeige gucke, weil mir bewußt ist, dass die nur eine Schätzung auf Basis von stark variablen Vergangenheitsdaten ist, und somit in alle Richtungen abweichen kann und mir das null hilft. Es gab auch schon Tage, da stieg die Restreichweite beim Fahren an (genau wie beim Skoda oben).
Ich gucke praktisch nur auf den Durchschnittsverbrauch (kWh/100km).
Aber, und da gebe ich Dir Recht, wenn ich nur meine üblichen Wege fahre und somit die vergangenen Verbräuche mit den aktuellen übereinstimmen, dann stimmt die Anzeige der Restreichweite im Vergleich zu Deiner sehr gut.
Ich habe mit dem 39kWh-Akku eine echte Reichweite in der Stadt (Sommer) von um die 350-360km. Das ist weit über der Prospektangabe. Auf der Autobahn hat der gleiche Akku eine Reichweite von vielleicht 230-250km. Bei Stau habe ich natürlich eine höhere Reichweite. Die Leute versteifen sich immer darauf, dass sie x km Reichweite gekauft haben. Nein, sie haben y kWh Energiespeicher gekauft. Und je nach Energieeinsatz ist die daraus generierbare Reichweite halt extrem unterschiedlich.
Noch ein Beispiel:
Vor 2 Wochen bin ich nach Oerlinghausen gefahren und habe die Vorausberechnung mal an mehreren Tagen machen lassen. Mo-Mi hätte ich die Strecke ohne Nachladen nicht geschafft. Do-Sa wäre ich mit über 30% Restakku angekommen. D.h. einmal wäre die Restreichweite unter 0km gewesen und einmal fast 100km. Und warum? Mo-Mi war starker Ostwind, Do-Sa war schwacher Westwind...
Das E-Auto hat im Vergleich zum Verbrenner einen echt kleinen Tank dabei (mein Kona quasi einen 4l Dieseltank) und der Antrieb hat einen vergleichsweise hohen Wirkungsgrad. Daher schlagen andere Faktoren (Heizung, Gegenwind, Regen, Steigung etc.) im Vergleich zum Verbrenner prozentual stärker zu Buche.
Aber das klingt alles so kompliziert und schwierig. Effektiv braucht man das nur Bedenken und Planen (genau wie beim Verbrenner), wenn man auf Langstrecke geht, für die eine Akkuladung nicht reicht. Dann setzt man eh aber ein Navi ein, was solche Sachen dann von alleine berücksichtigen kann.
Wobei ich Dir 100%ig Recht gebe: Das Verhalten der Restreichweite sollte aber "logisch" sein. So wie ich es beschrieben habe und auch vom Verbrenner her kenne.