Den Hedgefonds, und das sind die wesentlich Leerverkäufer, ist zwar egal, ob die Firma Nudeln verkauft oder Videospiele.
Aber selbstverständlich halte sie Ausschau nach kriselnden Firmen.
Aber nur deshalb, weil sich deren Kurs aufgrund der "normalen" Aktionäre sowieso schon nach unten bewegt und somit ein Gewinn durch Leerverkauf einfacher und profitabler ist.
Effektiv ist für diese Leerverkäufe aber überhaupt nicht wichtig, warum sich ein Kurs nach unten bewegt. D.h. die suchen nicht nach kriselnden Firmen, weil das Kriseln wichtig für die Aktion ist.
Trivial ist das nicht und auch nicht per se unanständig.
Das sehe ich anders. Ich halte nur die Aktionäre der ersten Gruppe für sinnvoll an. Die Aktionäre der zweiten Gruppe sind null an der Firma interessiert und dieses Handeln bringt der Firma gar nichts (außer indirekten negativen Effekten). Sie benutzen die Informationen zur Firma ausschließlich dazu, das Handeln der Aktionäre der ersten Gruppe vorherzusagen und damit Gewinn zu machen.
Das komplette Handeln der Aktionäre der zweiten Gruppe hat meiner Meinung überhaupt nichts mit dem Sinn einer Aktie zu tun und schädigt praktisch eine Firma nur.
Das, was ich schon immer sage: Eine echte direkte Rückkopplung zwischen Aktienkurs und Firmenkapital und -erfolg gibt es nicht. Diese Rückkopplung erfolgt ausschließlich indirekt über die Aktionäre der ersten Gruppe, die für ihr Handeln das Firmenkapital und -erfolg freiwillig zugrunde legen.
Wird nun mit Hebeln, also Verschuldung, der Kurs massiv beschädigt, ist das für eine Firma aus mehreren Gründen unangenehm.
Erstens wissen jetzt alle, dass Profis der Firma keine Zukunft geben.
Zweitens halten die meisten Unternehmen ja noch eigene Aktien. (Siehe die Kinokette AMC, die sich so entschulden konnte.)Das gilt auch für die viele Manager, sie werden oft auch mit Aktienoptionen bezahlt.
Nun leidet nicht nur das Image - sondern auch die Kreditwürdigkeit. Und das, wo man eh schon schlecht dasteht.
Ja, genau. Praktisch gibt es nur negative Rückwirkung auf die aktienausgebende Firma durch "Rufschädigung". Aber auch diese funktioniert nur, weil es Gruppen gibt, die den völlig spekulativen Aktienkurs als Indiz für den Zustand/Erfolg einer Firma benutzen.
"Es wissen jetzt alle, dass Profis der Firma keine Zukunft geben" - Ja, im Glauben daran, dass der Kurs den Zustand/Erfolg wiedergibt, verschlechtert dies das Ansehen und auch die Handlungen der ersten Gruppe.
"Nun leidet nicht nur das Image - sondern auch die Kreditwürdigkeit." - Ja, weil die kreditgebenden Banken den Kurs als Maß des Zustandes/Erfolges verwenden.
Für mich sieht es wirklich wie ein generelles Problem durch zwei verschiedene Perspektiven und auch Axiomen aus. Wobei bei der Erklärung von Vorgängen und Entscheidungsgrundlagen auch außerhalb des Aktienmarktes praktisch immer nur auf der Basis argumentiert und entschieden wird, dass es nur Aktionäre der ersten Gruppe gibt.
Die erste Gruppe (interessiert an der Beteiligung an Firma und derem Erfolg): Dies bringt der Firma einmalig selber Kapital bei Ausgabe der Aktie. Wenn es nur diese erste Gruppe gäbe, spiegelt der Kurs praktisch den Wert einer Firma wieder. Gewinn macht der Aktionär durch eine jährliche Gewinnbeteiligung (Dividende) oder durch einen Kursanstieg, weil andere nach einiger Zeit bereit sind, mehr zu zahlen, weil sie meine, dass die Firma mehr wert geworden ist oder mehr Erfolg hat. Auch hier nur ein indirekter psychologischer Effekt durch gemeinsame "Verhaltensregeln", nicht durch eine direkte Auswirkung von Firmenkapital/-erfolg auf den Kurs.
Die zweite Gruppe (kein Interesse daran, ob hinter der Aktie wirklich eine Firma steht oder nicht, es geht nur darum, aus einer Kursvariation von irgendwas einen Gewinn zu machen): Dazu zähle ich sowas wie Leerverkäufe oder Hochfrequenzhandel und es gibt sicher noch x andere Varianten, die ich nicht kenne. Diese Gruppe handelt nach anderen "Verhaltensregeln". Ein Bezug zwischen Aktienkurs und Firmenkapital/-erfolg ist nicht notwendig. Er entsteht teilweise dadurch, dass eben die Handlungsweisen der ersten Gruppe gut vorhergesagt und ausgenutzt werden können und damit leichter gewinnbringende Aktionen durchgeführt werden können. Aber prinzipiell könnte man es mit allen Aktien machen. Meiner Meinung nach hat diese zweite Gruppe nur schädliche Auswirkung auf den eigentlichen Zweck von Aktien (erste Gruppe) und sollte komplett unterbunden werden.