Was mich z.Z. massiv nervt ist die nächste Story, die Trump alle Schuld zuweist.
Überall liest man, die Türkei bereite den Einmarsch vor, weil die USA ihre Truppen zurückziehen wollen. Die Türkei verlegte aber schon Monate
vorher gefühlt die halbe Armee an die syrische Grenze, riss teilweise den Grenzzaun nieder und drohte fast täglich mit dem Einmarsch, der Vernichtung der „Terroristen“ usw.
Zweitens liest man immer, „die syrischen Kurden“ oder die YPG hätte Manbidsch aus Angst vor der Türkei und den verbündeten islamistischen Milizen dem Assad-Regime überlassen. Manbidsch wird aber nach wie vor von der
MMC (Teil der SDF, an der die YPG maßgeblich beteiligt ist, aber eben nicht alleine) militärisch verwaltet. An der Eroberung der Stadt vom IS waren kurdische Milizen eher peripher beteiligt. Seit 2017 sind nur noch wenige YPG-Kämpfer vor Ort.
Wahr ist, dass einige Assad-Truppen im Gebiet um die Stadt Präsenz zeigen oder zeigten.
Die MMC hat schon 2017 Gebiete westlich der Stadt an die syrische Zentralregierung abgetreten. Das ist nun bisher höchstwahrscheinlich nicht der Fall.
Drittens sind nicht nur die Kurden in Nordsyrien gegen den türkischen Einmarsch, sondern praktisch alle Volksgruppen. Insbesondere die verbliebenen Christen flehen geradezu um Beistand (Beispiel:
https://twitter.com/SyriacMFS/status/1080932234738176002) (Ja, ist Propaganda, trotzdem eine Sicht auf Dinge). Auch die Araber, bevölkerungsmäßig massiv in der Überzahl, wollen keinen Einmarsch, der sicherlich wie in Afrin mit massenhaften Bombardments vorangetrieben würde.
Ich sehe ja ein, dass man die Komplexität in kurzen Beiträgen oft nicht abbilden kann. Man sollte aber schon aufpassen, sie nicht komplett zu vergessen und so denen auf den Leim zu gehen, die aus der Simplifizierung ihren Vorteil ziehen.