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Medienkritik
November 29, 2016, 11:39:25
Schon lange wollte ich ein Thema zum Thema Medien eröffnen. Jetzt ist es Thema geworden und ich führe einfach mal hier fort.
(Vielleicht könnte ein Admin die anderen Beiträge hierher verschieben?)


Was ich von einem Journalisten erwarte ist aber, den Anspruch an sich selbst, so objektiv wie möglich zu sein.

Ja, mehr Anspruch und Qualität darfs schon sein, wie schon beschrieben. Wenn jemand behauptet, er berichte objektiv, dann halte ich das für anmaßend, weil, der Berichterstatter wird notwendigerweise dieses Ideal verfehlen. Aber das ist wohl eher eine philosophische Frage.


Das Links-Rechts-Schema wird in meinen Augen sowieso vielem nicht mehr gerecht.

Das sehe ich genau so.

Trotzdem ist die links - rechts Einteilung ja noch in Gebrauch, und Du hast sie ja auch gebraucht.

Weder die deutsche Regierung, noch die deutschen Qualitätszeitungen, noch die deutsche Tagesschau sind a) links,

Das hängt davon ab, wo man die Mitte verortet.

Die relative Richtungsangabe von rechts und links ist mir schon klar. Von rechts der CSU aus betrachtet ist die gesamte Bundesregierung links. Das ist aber unüblich, weil es für die Mehrheit, aber auch für viele rechts und links unlogisch und, wegen geringerer begrifflicher Unterscheidbarkeit, unpraktisch ist. Die Abgeordneten, die in der Mitte sitzen sind Mitte, die links, links, die die rechts sitzen rechts. Die Abgeordneten, die in der Mitte sitzen, werden von Leuten gewählt, die man Mitte des Volks nennt. Wenn es viele sind, dann nennt man es gerne breite Mitte. (Übertragungsverluste des Volkswillen in ein Parlament möchte ich bei dieser schematischen Begriffsklärung außen vor lassen. Die würde ich gerne diskutieren, wenn die Begriffe geklärt sind.)

Warum reite ich so darauf rum? Weil ich - wie Du - sehr für die "Lupe", fürs genaue hinschauen (also das Gegenteil von wegsehen), für eine erklärende Analyse bin. Dazu gehören für mich Präzision und auch eindeutige, verständliche Wortwahl. Zu verständlich gehören auch per Konvention festgelegte Bedeutungen. Andernfalls sind Miss- und Unverständnis vorprogrammiert, es kommt zu keiner fruchtbaren Diskussion und jeder bleibt in seiner Blase.

Zu pauschale Aussagen setzen bei mir auch Vermutungen in Gang, was der Andere denn genau gemeint haben könnte. Vermutungen sind aber eine schlechte Diskussiongrundlage. Du weißt schon, wegen dem Missverständnis. 8)

Vermutungen

- Fast alle altgedienten Parteien in Europa haben, mehr oder weniger, einen Prozess der Sozialdemokratisierung durchlaufen.
- die Mitte der Gesellschaft und/oder die Parteien in der Mitte sind, relativ zu früher, nach links gerückt.
- Teile von dem was vor einer Generation linke oder grüne Ansichten waren sind heute Mainstream, so ist Beispielsweise die CSU jetzt Atomausstiegspartei.

Ich vermute, unsere Beobachtungen liegen gar nicht so weit auseinander, aber es sind bisher eben leider nur Vermutungen.


Einige weitere Anmerkungen

Zitat
Meine Wahrnehmung ist schon, dass sowohl Politik wie Berichterstattung z.B. der AfD kaum mit Argumenten entgegentreten. Die Taktik ist, die AfD als Irre darzustellen, welche Positionen vertreten, die nicht vertretbar sind und die demnach auch gar keine sachliche Diskussion rechtfertigen. Siehst Du das anders?

Wenn jemand etwas anderes möchte als das was bisher Konsens war, gibt es immer Widerstand und Aufschrei. Je größer die Richtungsänderung ausfallen soll, desto größer der Aufschrei. Das kann man in jeder Reisegruppe beobachten. Am Anfang gab es auch wenige und sich wiedersprechende Argumente auf Seiten der AfD. Jetzt gibt es ein Parteiprogramm und die Argumente und Themen spielen mittlerweile eine z. T. erhebliche Rolle in Diskussion und Medien. Kurz, aller Anfang ist schwer. Es gibt keinen außerordentlichen NotstandsGrund für:
Zitat
Natürlich kommt es bei diesem Ankämpfen gegen die linkspopulistische Festung zu rassistischem, sexistischem, homophobem etc. Überschiessen, das auch mir ganz und gar nicht gefällt. Für das ich aber dennoch Verständnis habe.
Selbst, wenn es einen Grund gäbe, ist das nicht in Ordnung. Abgesehen davon halte ich Argumente auf Dauer für überzeugender.

Zitat
Ein solches Ausgrenzen Andersdenkender vom politischen Diskurs bzw. der Anspruch, nur die eigenen Reihen seien valable Vertreter des Volkswillens erfüllen schon die Kerndefinition des Populismus.

Vertreter des Volkswillens sind die gewählten Abgeordneten.

Der Duden definiert Populismus so:
von Opportunismus geprägte, volksnahe, oft demagogische Politik, die das Ziel hat, durch Dramatisierung der politischen Lage die Gunst der Massen (im Hinblick auf Wahlen) zu gewinnen

Zitat
Besonders viele Alternativen zu Frau Merkels Politik (mit Ausnahme der AfD) konnten sich in den letzten Jahren jedenfalls nicht entwickeln.

Stimmt, Alternativen haben sich spärlich entwickelt. Der Vollständigkeit halber, sei noch die Linkspartei genannt.


Kurzum, ich habe ehrliches Interesse an der "Lupe" und an Fragen wie diesen:

An Meldungen und Nachrichten, die es nicht in die MainstreamBlase schaffen, habe ich durchaus Interesse. Wenn Du welche hast, oder verlinken möchtest, nur her damit.

Zitat
Hast Du da mal ein, zwei Beispiele von Meinungsäußerungen, die von klassischen Medien ungerechtfertigt als rassistisch, sexistisch oder homophob eingestuft wurden?

Florian

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Re: Medienkritik
Antwort #1: Dezember 06, 2016, 15:01:37
Zwischendrin mal Lesestoff. Google und seine Suchergebnisse und „Antworten“. Die genannten Beispiele kann jeder selbst ausprobieren. Der gelebte Wahnsinn, in dem wir uns bewegen. Danke, Google, Facebook und all ihr anderen Firmen, die meinen Algorithmen können Urteilskraft ersetzen.

https://www.theguardian.com/technology/2016/dec/04/google-democracy-truth-internet-search-facebook
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"If music be the food of love, play on!”
                         William Shakespeare
“We’re all going to be dead soon, and it really doesn’t matter anymore, so there’s zero pressure.”
Joe Mazzulla, Trainer der Boston Celtics über den Druck auf seinem Team.
Re: Medienkritik
Antwort #3: Dezember 23, 2016, 11:37:08
Wahrheitsministerium "Abwehrzentrum gegen Desinformation" beim Bundesministerium des Innern gefordert:
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Innenministerium-will-angeblich-Abwehrzentrum-gegen-Fake-News-3581017.html

Florian

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Re: Medienkritik
Antwort #4: Januar 02, 2017, 14:45:18
http://hoaxmap.org

Sammelt Gerüchte über Asylsuchende und die Widerlegung. Wer natürlich den verlinkten Medien generell nicht vertraut, wird das auch ignorieren.
Ich jedenfalls habe schon zwei Gerüchte gefunden, die mir auch schon erzählt wurden. Fühle mich in meiner Skepsis natürlich bestätigt. Es wird so viel Mist erzählt, wie ich es noch nie erlebt habe.
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Joe Mazzulla, Trainer der Boston Celtics über den Druck auf seinem Team.
Re: Medienkritik
Antwort #5: Januar 02, 2017, 15:23:13
http://hoaxmap.org
Sammelt Gerüchte über Asylsuchende und die Widerlegung. Wer natürlich den verlinkten Medien generell nicht vertraut, wird das auch ignorieren.

Die Leute glauben nur den Meldungen, die ihr Gefühl bestätigen.
Deswegen empfehlen Trump, AFD & Co. ja auch: „Traut euren Gefühlen“.
Re: Medienkritik
Antwort #6: Januar 04, 2017, 09:37:51
Das Problem, dass viele diesen Fakenews und mittlerweile auch einfachen und dämlichen Aussagen auf Facebook & Co. trauen, liegt aber auch darin, dass die Mainstream-Medien uns täglich Fehlinformationen und auch Meinungsrichtungen aufdrängen. Ich würde mich selbst als klassische Mitte sehen, ich könnte bei diversen Hetzeaussagen der AfD übergeben, gleiches passiert aber auch bei vielen linken Aussagen von Grünen & Co. Ich setze mich sehr gern kritisch mit allem auseinander.

Ich habe mal eine - eventuell jetzt auch sehr provozierende - Aussage. Wie sehr die Medien uns Ihre Gesinnung aufdrücken hat mir damals die Berichterstattung über "Deutschland schafft sich ab" von Sarrazin gezeigt. Als ich damals die Amazon-Kommentare zu der Thematik gelesen habe, die fast alle daraus bestanden, dass die Berichterstattung der Medien völlig falsch sei, musste ich es selbst lesen. Über den Typen und andere Aussagen kann man halten, was man will - das Buch selbst war sehr sachlich, nüchtern und mit offiziellen Quellen belegt. Mir fehlt dort einfach eine diversifizierte Betrachtungsweise in unserer heutigen Medienlandschaft.

Folge ist: Jeder glaubt das, was seine Gefühle bestätigt, wie ihr so schön sagt. Ein einfach neutrales und glaubwürdiges Medium fehlt.

Florian

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Re: Medienkritik
Antwort #7: Januar 04, 2017, 13:36:48
Sicher wurde die Diskussion um Sarrazin recht hysterisch geführt. Das dies so ist, fand man in vielen Medien aber auch als Befund.
Daran hat er selbst und sein Verlag auch einen großen Anteil, denn sie veröffentlichten die provokantesten Thesen vorab in der BILD-Zeitung. Die Aufruhr war also geplant.

Übers Buch will ich mich nur insofern auslassen, dass es in vielen Aspekten nicht methodisch sauber erarbeitet ist. Selektive Statistiken stehen teilweise neben unbeweisbaren Behauptungen. Vieles kann man natürlich auch nachvollziehen, ich sage mal z.B. die Kritik an der Bildung.

Die Medienreaktionen kann man in Auszügen auf wikipedia nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschland_schafft_sich_ab

Sind die wirklich so einseitig und pauschal verteufelnd?

Das Geschrei in den Talkshows ist Unterhaltung und sollte nicht als das Mainstream-Medium oder Informationsveranstaltung fehlinterpretiert werden.

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Re: Medienkritik
Antwort #9: Januar 16, 2017, 16:44:55
Wie soll denn das funktionieren? Total utopisch..

Dann klickt jeweils das "andere" Lager auf Meldungen und betitelt diese als Fake.. Das kann nicht funktionieren. Wer sollte Meldungen verifizieren? Sind nur "Meinungen" der sog. Leitmedien ok? Blogs generell Fake? Das kann ja was werden...
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«Das Internet? Gibt's diesen Blödsinn immer noch?»  (Homer Simpson)
Re: Medienkritik
Antwort #10: Januar 16, 2017, 16:53:42
Was mich bei der ganzen Sache irritiert:
Sind mit dem "Verbot" von Fakenews auch Fakenews der Regierung oder anderen Parteien bzw. Organisationen oder Zeitungen gemeint?
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Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen." -- Schiller
Re: Medienkritik
Antwort #11: Januar 16, 2017, 17:49:43
Das habe ich mich auch gefragt.

Ich gehe davon aus, dass sich alle Parteien für die kommenden Wahlen rüsten. Die werden an ihre Online-Taktik basteln und das entsprechenden Personal dazu rekrutieren.

Und was sollen die dann in die Socialmedias posten? Wahrheiten doch wohl eher nicht.

Florian

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Re: Medienkritik
Antwort #12: Januar 16, 2017, 18:57:49
Glasklar erfundene Geschichten, die sich leicht identifizieren lassen, sind Fake News.
Nebelkerzengeschwängerte Regierungsabluft mit Spuren von Realität, sind Wahlkampf.


Noch leben wir nicht im Trump-Land, wo Politiker einfach mal irgendetwas behaupten. Und wenn man es dann doch tut, wird einem das sehr schaden.

Das verhindert natürlich nicht, dass Gesetze, die angeblich etwas total ausschließen sollen, genau das nicht tun.
Oder gar das Gegenteil vom angeblich Gewollten.

Darüber berichtet dann die seriöse Presse, die den Regierungen auf die Finger schaut. Und nicht beklatscht oder verteufelt.

Generell sollten Facebook, Twitter usw. sich erst mal um die üblen Hetzkampagnen, absurd vulgären Beleidigungen und Drohungen kümmern, denen viele Leute ausgesetzt sind, umso mehr wenn sie sich gesellschaftlich engagieren.
Die Fake News werden doch in der Regel schnell enttarnt, auch der Fall Lisa. Da waren auch nicht „die Russlanddeutschen“ demonstrieren, sondern nur ein paar Hundert hier und da.
Fällt mir gerade ein, weil das ziemlich genau ein Jahr her ist und ja die Diskussion um fremde Einflussnahme entfachte.
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“We’re all going to be dead soon, and it really doesn’t matter anymore, so there’s zero pressure.”
Joe Mazzulla, Trainer der Boston Celtics über den Druck auf seinem Team.
Re: Medienkritik
Antwort #13: Januar 17, 2017, 07:31:12
Glasklar erfundene Geschichten, die sich leicht identifizieren lassen, sind Fake News.
Nebelkerzengeschwängerte Regierungsabluft mit Spuren von Realität, sind Wahlkampf.

Wenn die Definition so scharf ist, dann verstehe ich die Aufregung um die Fakenews nicht. "Glasklar erfundene Geschichten, die sich leicht identifizieren lassen" gab bzw. gibt es vielleicht eine Handvoll in den letzten Jahren oder ich bekomme die nicht mit.
Was mir immer wieder auffällt, sind Unwahrheiten (manchmal möchte ich sie auch Lügen nennen), die auch von den großen Parteien und Konzernen/Verbänden geäußert werden, die ich nur deshalb erkenne, weil ich mich mit dem Gebiet beschäftigt habe. Da so etwas nicht leicht zu identifizieren ist, fällt das also nicht nur Fakenews. OK. Und meist werden diese Unwahrheiten auch schön verklausuliert formuliert, damit man nicht so drauf festgelegt werden kann. Wobei gerade diese Äußerungen, die viel häufiger als die "echten" Fakenews sind, wesentlich mehr Wirkung zeigen.

Ich habe das Gefühl, dass der Begriff "Fakenews" relativ einseitig ausgelegt werden soll.

Zitat
Noch leben wir nicht im Trump-Land, wo Politiker einfach mal irgendetwas behaupten. Und wenn man es dann doch tut, wird einem das sehr schaden.

Nun, Trump mag noch eine Steigerung sein, OK. Aber geschadet haben nachweislich falsche Aussagen noch den wenigsten Leuten. Oder welchen Schaden hat von der Leyen davon getragen, nachdem sie behauptet hatte, dass in Indien Kinderpornographie nicht verboten wäre? Diese Behauptung finde ich schon ziemlich weit in Richtung Trump.

Zitat
Darüber berichtet dann die seriöse Presse, die den Regierungen auf die Finger schaut. Und nicht beklatscht oder verteufelt.

Ich weiß nicht...
Ich habe nicht den Eindruck, dass den Regierenden bei vielen Aussagen arg auf die Finger geschaut wird. Die Aussagen werden meist einfach wieder gegeben und nicht weiter hinterfragt. Kritisches Nachhaken fehlt meist oder führt maximal zu einer Nachfrage, spätestens danach ist Aussitzen eine geeignete Methode weiteres Nachfragen zu vermeiden.
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Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen." -- Schiller