Damit kein Missverständnis aufkommt, ich bin nicht für die Nichteinhaltung der (Maastricht) Regeln, ich bin für eine Änderung der Regeln.
Nach meiner Beobachtung ist aber auch die Schärfe mit der auf einen Regelverstoß reagiert wird, höchst unterschiedlich.
Habe ich ja auch geschrieben. Gegen das 60%-Gebote verstießen allerdings fast alle, die Währungsunion wäre ziemlich klein geworden.
GER & FRA verstießen nicht nur dagegen, sondern auch gegen das 3%-Gebot zur Neuverschuldung und verbündeten sich 2002, um ein Defizitverfahren abzuwehren.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Stabilit%C3%A4ts-_und_Wachstumspakt#Vertragsverletzungen_und_SanktionenImmerhin führte die damalige Regierung die Neuverschuldungen dann schnellstmöglich unter die 3% im Jahr zurück. Genau das ist der Unterschied zu Griechenland, die passten hinten und vorne nicht rein in eine derart harte Währung. Zunächst profitieren sie massiv von den niedrigen Zinsen, nur anstatt diese Atempause zu nutzen, trieb man die Verschuldung weiter und weiter.
Ein Volk aber für den fehlenden Reformelan seiner Regierungen so zu bestrafen, ist erstens unmenschlich und zweitens ökonomisch fragwürdig.
Fakt ist halt auch, wem die Schulden über den Kopf wachsen, der verliert seine Unabhängigkeit.
Die verliert nur wer keine eigene Zentralbank und/oder Auslandsschulden hat.
Von wegen. Gerade kleine Volkswirtschaften sind von den internationalen Finanzmärkten abhängig und müssen viel importieren, in Hartwährung oder immer mehr z.B. Drachmen, die werden dann gedruckt und gedruckt.
Wären Griechenland oder Italien nicht im Euro, wo stünden sie dann jetzt?
Drachme und Lira hätten abgewertet ("äußere Abwertung"). Für Griechen und Italiener wären Löhne und Renten gleich geblieben, Auslandsgüter wären teurer geworden, der Export hätte von gesunkenen Preisen auf dem Weltmarkt profitiert. Kurz, es wäre so wie vor dem Euro gewesen, bei schwächelndem Wirtschaftswachstum wachsen die Bäume nicht in den Himmel, aber es gibt keine so großen Verwerfungen, wie wir sie in Griechenland gesehen haben. Diese Anpassung ist wesentlich schonender als eine "innere Abwertung".
Das war mehr eine rhetorische Frage, insofern sie nicht aufzulösen ist.
Klar hätten sie abgewertet, und noch mal und noch mal. Keiner hätte mehr investieren wollen, die Zinsen wären gestiegen und gestiegen, ebenso Immobilienpreise und Mieten. Da Griechenland sehr viel mehr im- als exportiert, wäre allein dadurch die Inflation durch die Decke. Dann wäre vielleicht ein Großinvestor gekommen und hätte gegen die Drachme gewettet und aus die Maus.
Sobald jedoch jemand deutliche Vorteile vom Abwerten hat, werten auch andere ab, insbesondere die direkte Konkurrenz.
Das man heutzutage noch ganz alleine Geld drucken kann und keinen juckt es, halte ich also für sehr fragwürdig. Da muss man schon ein ökonomischer Riese sein wie die USA, die EURO-Zone oder China.
Das hier gerade die volkswirtschaftliche Lehre an der Realität scheitert - es gibt eben keine massive Inflation - heißt nicht, dass es einem Land wie Griechenland auch so gegangen wäre.
Vielmehr wollten sie alle in den Euro, warum wohl, wenn das Abwerten so toll ist?
Vor allem verstehe ich bis heute nicht, warum man solche Sozialkürzungen zuließ.
Die wurden von der Troika ausdrücklich gefordert und durchgesetzt. Hier wurde das Konzept der inneren Abwertung angewendet.
Das weiß ich. Ich fragte nicht wer, sondern warum man Herz und Hirn abschaltete. Auch eher eine rhetorische Frage.
Mache ich in Zukunft deutlicher, hoffentlich.
Edit: quote-Tags berichtigt.