Hardwarebasteleien

[MacFlieger]

Früher habe ich gerne am Computer oder mit Elektronik rumgebastelt. Ich habe RAM und Prozessoren aufgelötet, durch ein paar zusätzliche Kabel und Leiterbahn durchtrennen die Fähigkeiten Grafikkarte verbessert, einen Sprachsynthesizer gebaut und über einen parallelen Port betrieben, eine Zehnertastatur gebaut, an den Joystickanschluss gesteckt und einen "Treiber" programmiert, Monitoradapter, Ladegeräte, Regler oder USB-Adapter gelötet usw. usf.

Das ganze ist dann im Zuge der Entwicklung der Elektronik immer mehr eingeschlafen. Man brauchte es nicht mehr, die Computer wurden modularer und einfaches Stecken von Standardteilen reichte völlig aus. Auch fertige Geräte (z.B. Ladegeräte, Regler etc.) wurden so günstig, dass ein Selbstbauen sogar teurer kommt.

Jetzt habe ich vor ein paar Monaten mit FPV angefangen. Das ist Modellflug mit First-Person-View, d.h. im Modell ist eine Kamera, das Videobild wird live zum Boden übertragen und man steuert dann aus Sicht des Modelles. Wer sich dafür mehr interessiert, kann mal hier schauen: http://fpv-community.de
In diesem Bereich ist es so, dass es noch wenige fertige Systeme und Komponenten gibt und sich auch bei den fertigen Komponenten ein Eigenbau finanziell stark lohnt. Ich habe wieder richtig Lust bekommen, zu löten, zu konstruieren, zu basteln. Und auch bei fertigen Modulen kann man oft noch viel machen, d.h. die Programmierung ändern Firmware flashen...
Dort bin ich auch (zur Steuerung eines Antennentrackers) auf die heutigen Mikrokontroller gestossen. Früher war das recht teuer und ziemlich kompliziert. Heute gibt es z.B. diese Arduino-Boards für kleines Geld (<20€), die man per USB mit Software beschicken kann. Viele nutzbare Ein- und Ausgänge an den Geräten und man kann die Software auch auf dem Mac erstellen und übertragen.

Auch habe ich gesehen, dass es beim heise-Verlag eine neue Zeitschrift gibt (c't-Hardware-Hacks), die genau dieses Thema behandelt. Die werde ich mir mal anschauen.

Kennt ihr das auch, diese Lust aufs Konstruieren und Basteln und dann das Glücksgefühl, wenn es tatsächlich auch funktioniert?

[warlord]

Kennt ihr das auch, diese Lust aufs Konstruieren und Basteln und dann das Glücksgefühl, wenn es tatsächlich auch funktioniert?

Jein. Für Hardware-Basteleien bin ich nicht talentiert. Da lass ich also die Finger davon.  Aber ich vermute, die Glücksgefühle (bzw. auch der Frust), die sich bei Software-Basteleien einstellen können, sind wohl vergleichbar.

[Florian]

Die Zeit muss nicht vorbei sein, aber natürlich ist man nicht mehr gezwungen… als Schüler hatte ich auch nicht das Geld, gleich immer was neues zu kaufen und überhaupt habe ich den Gedanken verinnerlicht, dass man Dinge solange nutzen soll, wie es geht.

Es ist also bei mir eher Hobby als wirklich notwendige Arbeit. Und man bastelt nicht mehr an Chips oder Platinen, sondern eher an Gehäusen und Leitungen. Heutzutage repariere ich aber meistens nur mal was, Modden usw. ist nicht mein Ding. Lötkolben kommt auch nur noch selten zum Einsatz.

Roboter fände ich sehr interessant, nur ist das am Ende halt doch v.a. Software. Das ist überhaupt „das Problem“. Man bekommt eben für alle möglichen Einsatzzwecke billiges Bastelmaterial, bevor man lötet, kauft man einen Adapter, neues Board etc. - aber die Software ist doch oft eher dürftig, hier liegt wohl das wahre Bastelpotential heutiger Tage. Was kann man aus der Hardware rausholen?

[MacFlieger]

als Schüler hatte ich auch nicht das Geld, gleich immer was neues zu kaufen

Ja, das war damals auch einer der Hauptantriebsfedern dahinter. Anstatt die Original 3,5"-Laufwerke von Atari zu kaufen, habe ich mir 2 nackte Laufwerke vom PC-Schrauber gekauft, ein Gehäuse drumgebastelt und die notwendigen Adapter gelötet.

Aber dieser Preisvorteil ging mit der Zeit verloren. Früher haben wir im Modellbau noch Ladegeräte, Motorregler, USB-Adapter selber gelötet, weil das erheblich günstiger war. Mittlerweile ist es so, dass der Eigenbau deutlich teurer ist. Daher greifen gerade die Jugendlichen mit wenig Geld auf die fertigen Sachen zurück.

Und man bastelt nicht mehr an Chips oder Platinen, sondern eher an Gehäusen und Leitungen.

Und genaus das hat sich bei mir jetzt wieder geändert.
Im Bereich FPV gibt es zwar auch einzelne fertige Module, aber es gibt nur wenige fertige Sachen.
Video-Sender/Empfänger kann man fertig kaufen, aber das ist noch deutlich teurer als der Selbstbau.
Ansonsten muss man noch eine Menge selber machen, Spannungsregler auslegen und erstellen, jetzt musste ich noch einen LC-Filter hinter einen Schaltregler packen, damit es kein Störungen gibt.
Die Bodenstation muss mechanisch und elektrisch gestaltet und gelötet werden. Ich möchte mich später an einen Antennentracker machen (eine Richtantenne folgt automatisch dem fliegenden Modell), dazu muss man eine Mechanik bauen, die eine Antenne über 2 Achsen führen kann, die Antenne muss gebaut werden, Operationsverstärker zum Schutz von RSSI-Ausgängen integriert, ein Mikrocontroller zur Steuerung angeschlossen und programmiert werden...
Macht echt wieder Spaß.

Man bekommt eben für alle möglichen Einsatzzwecke billiges Bastelmaterial, bevor man lötet, kauft man einen Adapter, neues Board etc. - aber die Software ist doch oft eher dürftig, hier liegt wohl das wahre Bastelpotential heutiger Tage. Was kann man aus der Hardware rausholen?

Das stimmt auch. In vielen Modulen ist irgendeine Firmware enthalten, die man verbessern/optimieren kann. Dazu dann noch geschickt Sensoren (GPS, Gyroskope, Strom-/Spannungs-/Temperatur-Module) dazu.