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elafonisi

  • Verbergnix
Das Erdbeben und die Folgen
März 17, 2011, 11:21:37
Während die Japanische Regierung sofort reagiert hat und Milliarden in den Wirtschaftskeislauf pumte, vegetieren tausende traumatisierte Menschen in Notunterkünften ohne ausreichende Versorgung mit Lebenmitteln ohne Energie/Heizung und ohne die notwendige medizinische Versorgung vor sich hin. Hier fehlten anscheinend ein paar lumpige Millionen Soforthilfe, um die größte Not zu lindern. Das ist in meinen Augen der eigentliche Skandal. Statt dessen macht man sich größte Sorgen, wie die Metropole Tokio mit zeitweiligen Stromabschaltungen zurecht kommt. Da werden einem die Prioritäten ganz klar vor Augen geführt. Mir ist schon klar, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse einen hohen Stellenwert haben und auch haben sollten, aber Wirtschaft über alles, kann's doch wohl auch nicht sein. Außerdem müsste eine Regierung, die um die ständige Bedrohung durch Naturkatastrophen weiß, doch genügend Material und Hilfsmittel in Reserve halten für eben "den Ernstfall".
Re:Das Erdbeben und die Folgen
Antwort #1: März 17, 2011, 12:07:45
Gestern gab es auch schon Spendenaufrufe.

Das habe ich aber nicht verstanden. ???

Was will Japan mit Geld aus dem Ausland?

Kann mich mal jemand aufklären.
Re:Das Erdbeben und die Folgen
Antwort #2: März 17, 2011, 12:17:16
Also ich halte mich da zum jetzigen Zeitpunkt mit irgend welchen Urteilen aufgrund von (insbesondere europäischen) Presseberichten zurück.
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)

Florian

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Re:Das Erdbeben und die Folgen
Antwort #3: März 17, 2011, 13:26:39
Also ich halte mich da zum jetzigen Zeitpunkt mit irgend welchen Urteilen aufgrund von (insbesondere europäischen) Presseberichten zurück.

Da bin ich ausnahmsweise mal ganz bei Dir.

Ich weiß auch echt nicht, wie groß der Mangel wirklich ist (gestern Abend sah ich noch eine Korrespondentin, die Lebensmittelknappheit verneinte) und ob das wirklich mit mehr Geld schneller zu lösen ist. Bei solchen Katastrophen dauert es leider meistens immer eine Zeit, bis man die grundlegende Infrastruktur wiederhergestellt hat, ohne die Hilfe nur sehr eingeschränkt möglich ist.

Immerhin haben die japanischen Obdachlosen die Chance, nicht jahrelang in Zelten leben zu müssen, wie die Menschen in Pakistan… oder Italien! Und der japanische Premier riet auch nicht, sie sollte das einfach als Camping-Urlaub sehen.

Was will Japan mit Geld aus dem Ausland?

Kann mich mal jemand aufklären.

Verstehe ich auch nicht. Die japanische Zentralbank überflutet seit über 10 Jahren das Land mit Geld, die Druckmaschine läuft eh 24 Stunden am Tag. Trotzdem: Deflation.
Da wird man ja wohl diesen Menschen auch helfen können.
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Re:Das Erdbeben und die Folgen
Antwort #4: März 17, 2011, 13:44:07
Eure Frage, was Japan mit Geld aus dem Ausland wolle, schockiert mich jetzt aber schon etwas. Würde Deutschland von einer Naturkatastrophe betroffen sein, würde es also keinen Sinn machen, für Euch zu spenden?
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Re:Das Erdbeben und die Folgen
Antwort #5: März 17, 2011, 15:37:51
ZDF heute
Eine Spende für Japan sei ein Akt der Solidarität. Das Geld gehe in die Nothilfe, den Wiederaufbau und in die Katastrophenvorsorge, so Rudolf Seiters Präsident des Deutschen Roten Kreuzes. Warum für ein reiches Land wie Japan spenden?

Link zur ZDF-Mediathek

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Re:Das Erdbeben und die Folgen
Antwort #6: März 17, 2011, 15:48:10
Eure Frage, was Japan mit Geld aus dem Ausland wolle, schockiert mich jetzt aber schon etwas. Würde Deutschland von einer Naturkatastrophe betroffen sein, würde es also keinen Sinn machen, für Euch zu spenden?

Wenn die Not darin besteht, dass Wasserleitungen geborsten sind, Tankstellen keinen Sprit mehr haben und deswegen das Brot nicht zu mir gefahren wird, dann hätten 100 Fränklis von dir keinen Sinn.

Ich glaube es besteht doch in Japan keine Geldnot, die verhindert, dass die Regierung Brot und Sprit einkaufen kann oder die Radioaktivität lindern kann.

Florian

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Re:Das Erdbeben und die Folgen
Antwort #7: März 17, 2011, 19:34:34
Eure Frage, was Japan mit Geld aus dem Ausland wolle, schockiert mich jetzt aber schon etwas. Würde Deutschland von einer Naturkatastrophe betroffen sein, würde es also keinen Sinn machen, für Euch zu spenden?

Kommt auf das Ausmaß an, ich meine bei totaler Zerstörung des Landes… aber ich fände bei vergleichbaren Katastrophen wäre es schon sehr Aufgabe unserer Regierungen (von Kommune bis Bund), die Soforthilfe zur Verfügung zu stellen. Ich denke auch, dass viele Japaner das so sehen werden, man ist schließlich kein Armenhaus.

Natürlich kann man auch jetzt für die ihrer Heimat Beraubten spenden und hoffen, es kommt an, damit es den am schwersten Betroffenen kommen so etwas besser zurecht als es die japanische Regierung will. Härtefälle wird es sicher auch geben. Ich persönlich denke halt die Japaner bekommen das alleine hin.

Versagt die Regierung dort wirklich so, wie elafonisi beschreibt, stellt sich die Frage natürlich neu!


Generell noch was: Es ist nicht gut, immer mehr Spenden zweckzubinden. Damit ist dann mancher Krisenort „überversorgt“ - was auch nur heißen kann, dass die Organisation dort nicht in dem Maße helfen kann. Das Geld aber darf nicht anders ausgegeben werden. Da hat doch Niemand was davon.
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Re:Das Erdbeben und die Folgen
Antwort #8: März 17, 2011, 20:28:49
Bei derartigen Ereignissen spendet man doch nicht primär für Soforthilfe. Dass die läuft, darf wohl wirklich vorausgesetzt werden. Die dort auftretenden Engpässe dürften wirklich kaum je finanziell bedingt sein (sondern personell und logistisch). Dass da Spenden wenig helfen können, sehe ich auch so. Unabhängig davon, ob das Land nun "arm" oder "reich" ist.

Aber davon, dass all jenen Japanern, die ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben, dieses Hab und Gut von Versicherungen und dem Staat wieder ersetzt wird und ihre Häuschen wieder aufgebaut werden, darf man wohl kaum ausgehen. Dass da Spendenaufrufe so unverständlich sein sollten, erstaunt mich immer noch.

Weiss nicht, ob sich da das Spendenverhalten in unseren Ländern so unterscheidet. Kann mir das aber eher nicht vorstellen. Zumindest hier in der Schweiz gibt es zumindest diese "Tradition", dass nach Naturereignissen auch für betroffene Landsleute gespendet wird. Die leben ja auch in einem "reichen" Land, sind unter Umständen aber trotzdem "beschi..." dran. Dass ebensolche Hilfe auch an Betroffene in befreundeten Nationen, die es nun wirklich ärgstens getroffen hat, geleistet wird, ist hier für mich irgendwie sowas von selbstverständlich (*). Darum erstaunt mich Euer Erstaunen.  ;)

(* kommt hinzu, das ich wesentlich lieber für sowas spende, als, angeregt durch hungrig blickende Kinderlein, für irgend einen afrikanischen Warlord)
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Re:Das Erdbeben und die Folgen
Antwort #9: März 17, 2011, 21:11:22
Habe Heute mal etwas für Haiti gespendet. An die denkt eh keiner mehr..
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Florian

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Re:Das Erdbeben und die Folgen
Antwort #10: März 17, 2011, 23:36:39
Bei derartigen Ereignissen spendet man doch nicht primär für Soforthilfe. Dass die läuft, darf wohl wirklich vorausgesetzt werden.

Vorhin sah ich wieder eine ARD-Reportage (Brennpunkt), wo die Soforthilfe überhaupt nicht zu funktionieren scheint. Angeblich sind die vorherige Nacht auch über 25 Menschen in Notunterkünften erfroren.
Ich weiß echt nicht, was ich glauben soll. Ich weiß auch nicht, wie Hilfsorganisationen in diese Gebiete vordringen wollen, wenn dies das jap. Militär nicht schafft. Oder darf das verfassungsrechtlich nicht ran? Und warum sind dann Kameras da, aber kein Brot und kein Heizöl?

Du schreibst man spendet nicht für Soforthilfe. Im Katastrophenfall ja wohl durchaus. ???


Zitat
Aber davon, dass all jenen Japanern, die ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben, dieses Hab und Gut von Versicherungen und dem Staat wieder ersetzt wird und ihre Häuschen wieder aufgebaut werden, darf man wohl kaum ausgehen. Dass da Spendenaufrufe so unverständlich sein sollten, erstaunt mich immer noch.

Man denkt vielleicht anders. Das man nicht erwarten kann, dass alles ersetzt wird, aber doch noch gut wegkommt, anders als eben z.B. die Leute in Haiti. Mag ungerecht sein.


Zitat
Weiss nicht, ob sich da das Spendenverhalten in unseren Ländern so unterscheidet. Kann mir das aber eher nicht vorstellen. Zumindest hier in der Schweiz gibt es zumindest diese "Tradition", dass nach Naturereignissen auch für betroffene Landsleute gespendet wird. Die leben ja auch in einem "reichen" Land, sind unter Umständen aber trotzdem "beschi..." dran.

Denke schon das es da große Unterschiede gibt. Nun hatten wir glücklicherweise in meiner Lebenszeit keine extremen Katastrophen, aber die kleinen… das muss der Staat regeln und die Versicherungen. So sehe ich das selbst überwiegend und meine Landsleute wohl noch mehr.
Überhaupt ist man in Deutschland sehr fixiert auf den helfenden Staat. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Nachbar, dessen Haus abbrennt, um Spenden bittet. Das man ihm was anbietet, okay. In den USA habe ich schon Spendensammlungen dieser Art gesehen. Auch Spendenseiten für die schwerkranken, eigenen Kinder. In Deutschland fast undenkbar, auf jeden Fall erfolglos.

Zitat
(* kommt hinzu, das ich wesentlich lieber für sowas spende, als, angeregt durch hungrig blickende Kinderlein, für irgend einen afrikanischen Warlord)

warlord an Warlord - das würde doch passen. ;)

Sorry, aber das ist doch reine Polemik.
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Florian

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Re:Das Erdbeben und die Folgen
Antwort #11: März 18, 2011, 00:23:01
À propos Japan-Spenden: Panic Software spendet einen Tag alle Einkünfte:
http://www.panic.com/blog/
Wenn ich mich nicht verrechne, geht das nach MEZ bis 18h.

Weiß nicht, ob das als gute Tat durchgeht, denn die Panic-Programme sind ihr Geld definitiv wert, wenn man sie denn braucht. Neben Onmi und ein wenigen Anderen „unsere“ Vorzeigeschmiede.
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Re:Das Erdbeben und die Folgen
Antwort #12: März 18, 2011, 07:43:22
Ich wer dazu keinen langen Kommentar abgeben, aus ziemlich den selben Gründen wie warlord. Allerdings bin ich zu 100% bei seiner Argumentation. Ich versteh auch nicht wie man sowas überhaupt in Frage stellen kann, bzw. "aufrechnen" kann oder muss mit anderen Spendensituationen.
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Re:Das Erdbeben und die Folgen
Antwort #13: März 20, 2011, 16:21:21
Ich versteh auch nicht wie man sowas überhaupt in Frage stellen kann, bzw. "aufrechnen" kann oder muss mit anderen Spendensituationen.

Müssen nicht, aber wieso soll man sich nicht überlegen, wofür man sein Geld spendet, wo es am meisten bringt, und wer es am dringendsten braucht?
Ich finde das sogar sehr sinnvoll, auch wenn man natürlich manchmal sicher nicht so nüchtern kalkulieren kann, weil das Leid einfach zu groß ist. Mein Vorschlag ist daher nach wie vor ungebundene Spenden an die Organisation der Wahl, auch bei konkreten Anlässen. Die werden das schon wissen, wo es am besten angelegt ist - jedenfalls besser als ich.
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