Die Werte erscheinen mir allerdings schwer vergleichbar. ... Zudem ist halt bei KKW-Unglücken in den ersten Tagen das Jod-131 (Anreicherung in der Schilddrüse) ein Riesenproblem, was die Evakuierungen und Jodtabletten schon äußerst ratsam erscheinen lässt. Und es werden leider auch langlebige Elemente freigesetzt.
Ja, da sprichst Du zweifellos einen wichtigen Punkt an. In der Tat spielt es bezüglich Gefährlichkeit eine grosse Rolle, um welchen Stoff es sich genau handelt, von dem die Radioaktivität ausgeht und wo und in welcher Form er auftritt. Interessanterweise interessiert sich dafür aber jeweils kaum jemand. (Bzw. scheint mir, dass beim Aufbau des Hypes solche "Nebensächlichkeiten" nur stören. Man fängt erst dann an, im Fundus dieser "Nebensächlichkeiten" zu kramen und sich einzelne passende Dinge heraus zu suchen, wenn man den Hype gegen beruhigende Stimmen verteidigen möchte. Nachtrag: ich meine damit jetzt nicht Dich.)
Darüber, was denn eigentlich in der Umgebung von Fukushima herumliegt und strahlt (bzw. eben eigentlich gar nicht so heftig strahlt), fehlen mir auch irgendwie die Infos.
Tja, und in der Tat gibt es gewisse Fragen bzgl. Wirkung auf den menschlichen Körper. Über die angeblich heilenden Wasser habe ich natürlich meine eigene Meinung: Alles Humbug aufgrund längst widerlegter Annahmen. Trotzdem kann ein Kuraufenthalt in diesen Orten inklusive Baden natürlich sehr erholsam und heilsam sein.
Diese Fragen nach der Wirkung von, insbesondere schwächerer, Radioaktivität auf den menschlichen Körper gibt es in der Tat. Beachtung schenkt man ihnen aber kaum, obwohl sie eigentlich sehr zentral wären, für sehr viele Einschätzungen und Entscheide, in denen Radioaktivität irgendwie tangiert wird.
Bezüglich heilende Wirkung von Wässern (und vielem anderem) teile ich Deine Skepsis grundsätzlich. Viel dieser Heilwirkungen dürfte auf Placebo-Effekte zurückzuführen sein.
Dafür, dass schwache radioaktive Strahlung aber nicht nur harmlos, sondern gar der Gesundheit förderlich sein könnte, gibt es aber durchaus erklärbare Hypothesen. Z.B. die
Hormesis-Hypothese, die von einer Art Trainingseffekt für das Immunsystem ausgeht und für die es durchaus Indizien gibt. Freilich, bewiesen ist sie nicht. Ebensowenig bewiesen ist aber auch die
Linear-no-threshold-Annahme, wonach die Gefährlichkeit der Radioaktiviät linear an-/absteigt und es keine harmlosen Dosen gibt. Trotzdem legen Politik und Gesetze allen Entscheiden nur letztere zu Grunde. Was IMO nur teilweise mit Vorsicht zu erklären ist.
Unbestritten ist, dass ionisierende Strahlung das Erbgut von Zellen schädigt. Ein Vorgang, der Krebs induzieren kann. Ein Vorgang aber auch, der für den Körper Alltag ist und ständig auftritt. Nicht nur aufgrund von ionisierender Strahlung. Unser Körper repariert ständig solche Zellschäden.
Die Annahme der Hormesis-Hypothese, dass moderate Strahlung diese Selbstheilungskräfte "trainieren" kann, scheint mir nicht gänzlich abwegig. Solange der Körper mit der Anzahl Zellschäden "zurecht kommt", halte ich das für möglich. Ein Problem scheint mir erst dann offensichtlich, wenn zuviele Zellschäden auf einmal auftreten, als dass sie der Körper noch reparieren kann (z.B. ausgelöst durch starke Strahlung). Die Schwierigkeit (oder vielleicht Unmöglichkeit) dürfte halt einfach sein, für den einzelnen Organismus diese "Grenze" der Gefährlichkeit zu eruieren.
Faszinierend finde ich die Mäuse von Tschernobyl. Die auf den am stärksten kontaminierten Flächen zeigen auch kaum Symptome bei hochenergetischer Bestrahlung im Labor, während es die Vergleichsgruppe dahinrafft. Es scheint den Mäusen also über ca. 200 Generation gelungen sein, eine starke Toleranz auszubilden. Oder schon früher, so genau weiß man es nicht.
Vielleicht ist das auch der angestammten Bevölkerungen z.B. in Ramsar gelungen - sieht fast so aus.
Soweit ich weiss geht man wirklich davon aus, dass es sich bei den Bewohnern solcher Gebiete quasi um "Mutanten" handelt, die gegenüber den Bewohnern von weniger stark belasteten Gebieten eine grössere Unempfindlichkeit gegenüber Radioaktivität entwickelt haben.
Ganz klar ist aber dann doch: Ein havariertes Atomkraftwerk ist keine gesunde Sache. 
Das ist so. Wie vieles andere aber auch. Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass die "Ungesundheit" in keinem vernünftigen Verhältnis zur jeweils entstehenden Panik steht.
