Ich sehe das wie radneuerfinder. Bei der Marktkapitalisierung werden die Summen aller Aktienwerte verglichen, aber nicht die Einzelaktienwerte. Eine einzelne Aktie ohne Berücksichtigung der Gesamtanzahl miteinander zu vergleichen ist auch ziemlich sinnlos.
Effektiv geht es aber doch auf den fiktiven Wert einer einzelnen Aktie zurück, denn daraus wird das ganze berechnet.
Ich habe ja geschrieben, er ist abgeleitet. Fertig.
Schränke noch ein bisschen ein: hat man keine Ahnung, was für eine Firma das ist, gibt einem die Marktkapitalisierung natürlich Hinweise. Aber das ist bei diesen Molochen doch bekannt. Es ist auch nicht sinnlos, die Einzelaktie zu vergleichen ohne den Gesamtwert zu wissen, da man sowieso nur einen verschwindend kleinen Teil erwerben kann. Wie von der Bananenernte.
Ich bezog meine Aussage "Für mich sind diese Zahlen (Marktwert einer Firma errechnet aus Aktienkurs) nur rein theoretische Zahlen ohne wirkliche Verbindung zur realen Welt." also schon auch auf den Einzelwert einer Aktie bezogen. Ich behaupte weiterhin, dass der gehandelte Aktienwert wenn überhaupt nur einen sehr geringen kausalen Bezug zur Realität hat. Der Bezug wird dadurch hergestellt, dass diejenigen, die mit diesen Aktien handeln und somit den Kurs bestimmen, diesen Bezug implizit selber herstellen und sich danach richten. Also eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Nur welche Prophezeiung erfüllt sich selbst? Der eine verkauft, weil er Geld braucht oder meint, es lohnt sich nicht mehr. Der Käufer sieht es umgekehrt.
Zur Realität? Die Vergangenheit gibt Hinweise, die Ausblicke von Unternehmen und Analysten sind selbstverständlich nie sicher, weil in die Zukunft gerichtet. Wie alle anderen Sach-Investments auch, von denen man keinen direkten Nutzwert ableiten kann (wie bei einer selbstbewohnten Immobilie z.B.).
Kauft man eine Staatsanleihe, wettet man auch auf Zahlungskraft und -Willen des Staates am Ende der Laufzeit. Deswegen erlitt die italienische Regierung mit ihrer Bürgeranleihe auch Schiffbruch, zwei Drittel blieben liegen.
Kauft man einen Oldtimer, ein Haus, ein Schiff, Gold oder was auch immer: Wenn man auch nur zum Teil an einen späteren Verkauf denkt, wettet man auf die Zukunft.
Übrigens: Ein Geldschein hat keinen echten Wert. Man vertraut darauf, dass er eingetauscht werden kann. Auch das kann sich schnell ändern, alles schon da gewesen. Eine Aktie ist dagegen ein echter Sachwert. Nach dieser Logik müsste man also Bargeld komplett ablehnen weil nichts dahinter.
Aber das hatten wir ja alles schon mal, oder?
Gedankenspiel (ohne Dividende):
Man packt die Börse samt Aktienhändler völlig getrennt von den Unternehmen auf einen anderen Planeten. Sie werden über Funk mit fiktiven Unternehmenszahlen und -nachrichten versorgt. Würde sich etwas am Handel mit diesen Aktien ändern? Nein. Auch wenn ein Unternehmen nicht mehr existiert, könnte der Handel der Aktien weiter stattfinden. Warum auch nicht?
Natürlich könnte man weiter handeln, nur wenn das Unternehmen nicht mehr existiert, ist nichts mehr dahinter, damit ist es kein Sachwert mehr, sondern eine entkernte Wette.
Mit den kurzfristigen Kurswettern gegenüber langfristigen Aktionären gebe ich Dir recht. Das würde ich begrenzen, indem die Spekulationsfrist weltweit (wieder) eingeführt wird. Nach einem Jahr oder zwei steuerfrei und siehe da, die Aktien werden wieder länger gehalten.
Und eine Latenz von einer Minute oder so gegen die Extremisten des Kurzzeitinvestments.
Mal ein naiver Vorschlag: Aktien als Unternehmensanteile werden nur noch von dem Unternehmen selber ausgegeben und zurück gekauft. Und die kompletten Börsen alle geschlossen. Würde das etwas bringen/verbessern?
Natürlich!
Die Unternehmen hätten enorme Kosten, einen Marktplatz einzurichten und zu managen. Diese Marktplätze wäre großteils extrem klein, was die Preisfindung leicht beeinflußbar und intransparent machen würde.
Die Anleger bekämen wahrscheinlich sehr viel weniger Informationen, müssten, wenn sie nicht nur eine Aktie halten, viel mehr Gebühren zahlen und viel mehr Zeit investieren.
Würde das Unternehmen selbst die Anteile verwahren, drohte auch noch eine Enteignung.
Alles wäre schlimmer.
Was Dir vorschwebt gibt es ja auch, z.B. wenn ein Teilhaber in eine Nicht-AG einsteigt. Dann wird ein Preis verhandelt, halt mit nur zwei Teilnehmern. Aber darüber hinaus wird es einfach zu unübersichtlich.