Du hast Recht. Beim nochmaligen Lesen habe ich festgestellt, dass einige Sachen sehr verkürzt sind. Wenn man nicht genau weiß, welche Vorkenntnisse vorhanden sind, ist das recht schwer zu erklären.
Ein Beispiel zum ersten Abschnitt: Durch eine 12V-Autolampe, für die 36W Leistung angegeben ist, fließen 3A Strom, wenn sie eingeschaltet ist, denn 12V * 3A = 36VA = 36 W.
Beim zweiten Abschnitt könnte der falsche Eindruck entstehen, das "Zerhacken" der Spannung in Schaltnetzteilen ist dafür verantwortlich, dass eine Phasenverschiebung entsteht. Das führt etwas in die Irre. (Ein Schaltnetzteil macht so "schlimme" Dinge mit der Eingangsspannung, dass die Stromkurve sogar ihre Sinusform verliert und eher rechteckig wird. Das vertiefen wir lieber nicht weiter ...)
Dass der Strom der Spannung "nachläuft", kommt aber auch schon bei einfachen Spulen (also z.B. auch in Elektromotoren) zustande. Das liegt daran, dass die sich ständig verändernde Spannung ein sich ebenso veränderndes Magnetfeld in der Spule erzeugt, wodurch durch Selbstinduktion sich auch der Widerstand (nach einer gewissen Zeitverzögerung) ändert, was ja den Stromfluss bestimmt.
Hier eine Animation eines anonymen Studenten, wo man Spannung (U, blau), den dazu verschobenen Strom (I, rot) und die sich daraus ergebende Scheinleistung (S, grün) sehen kann.
Dass man eine Sinusfunktion (und damit auch die Verschiebung zwischen zwei Sinusfunktionen) als "Winkel" definieren kann, sieht man
in dieser Animation (ganz unten): Die Rotation des Punktes im Kreis, und damit der Drehwinkel gegenüber der x-Achse, korrespondiert mit der entstehenden periodischen Kurve. Sie wird nicht in Grad, sondern über die Länge des Kreisbogens (in Radiant) angegeben. Da der Kreis den Radius 1 hat, ergibt sich 2 Pi für den gesamten Kreisbogen, also eine komplette Auf-und-Ab-Periode.
Man kann sich die Verschiebung zwischen zwei Kurven wirklich als "realen" Winkel vorstellen, indem Du die rot umlaufende Radiuslinie im Kreis in dieser Animation um einen zweite Linie ergänzen würdest, die um einen bestimmten Winkel gegenüber der ersten verdreht ist. Die zweite Linie würde dann eine verschobene Sinuskurve malen.
Es gilt immer noch "P = U * I", also "Leistung ist Spannung mal Strom", aber da U und I nicht nur periodisch hin- und herschwingen, sondern sogar gegeneinander verschoben sind, wird die Situation komplexer. Um die tatsächlich wirksam werdende Leistung zu berechnen, muss man deshalb einen Korrekturfaktor verwenden, nämlich den Kosinus aus dem oben angesprochenen Verschiebungswinkel (die Herleitung sparen wir uns).
Die Phasenverschiebung und damit der Korrekturfaktor hängt von dem Gerät ab. Bei den typischen "computerartigen" Geräten mit Schaltnetzteil liegt der Faktor etwa bei 0,7.