Zu meiner Entschuldigung kann ich nur anbringen, daß mich die Politik dahin gebracht hat.
Ich habe die Lust (vielleicht die Fähigkeit?) verloren zu differenzieren.
Ab und zu Dampf ablassen ist ja auch okay. Nur z.Z. schimpft alles und jeder wie wild, und ich frage mich, warum? Inwiefern tangiert die Leute diese Personalie und das angebliche Postengeschacher? Ich meine, im richtigen Leben?
Und gibt es z.Z. nicht viel wichtigere Themen? Z.B. T-Coms Stellenabbau oder die ungleichen Bildungschancen?
Der berühmte Kindergarten findet also meines Erachtens selten so statt.
Aber in den letzten Wochen doch wohl extrem.
Na, es werden ja auch nicht alle drei Wochen Posten verteilt und Koalitionen verhandelt - glücklicherweise.
Pauschal verunglimpfen ist nicht gut. O.K.
Aber das was unsere Bundespolitik im Moment leistet, als Ganzen zu kritisieren, auch pauschal, ist so falsch nicht.
Das Fehlverhalten, die Rücktritte, das Postengescharrere geht durch alle Parteien.
Ja, mei!
Vielleicht ist es Dir aufgefallen: Eine Ära ging zu Ende.
Auch finde ich persönlich die Rücktritte/Nichtantritte der Egomanen Schröder, Fischer und Stoiber wohltuend.
Ich sehe sogar eine neue Politikergeneration, die deutlich pragmatischer an die Probleme geht und viel mehr vertikale Mobilität in den Parteien.
Und à propos Postengeschacher: Ist die Münte-Nachfolge nicht leise und sauber geregelt worden? Was will man mehr?
Ich rede über Bundespolitik.
Über prominente Bundespolitiker.
Ich rede nicht über den unbezahlten Spezialdemokraten der Ortsgruppe Herne Mitte.
Das ist aber auch so eine Sache. Der unbezahlte Gemeinderat oder Bürgermeister ist vielleicht durch die Wahl plötzlich im Bundestag. Hat er nun sein Gewissen an der Tür abgegeben?
Mir geht die Dreistigkeit und die Verlogenheit vieler auf den Geist.
Wenn ich das erbärmliche Rumgeturne vom Stoiber anschaue, denke ich mir immer, ist dem nix peinlich? Rein gar nix?
Klar, Stoiber hat sich zum Affen gemacht und bezahlt nun den Preis dafür, siehe oben.
Aber!
Er hat sich immer ausdrücklich offen gehalten, in Bayern zu bleiben, daß Ministeramt hängte er an eine *tragfähige* Koalition. In den Zeitungen stand aber "Stoiber wird Superminister" und in Bayern lief die Nachfolgediskussion auf Hochtouren - obwohl man die Entscheidung doch extra vertagt hat.
Nun hat Stoiber diese tragfähige Koalition nicht mehr sehen können und zog die Konsequenz. Ist das nun eine überzogene Reaktion? Natürlich kann niemand in die Zukunft schauen, aber die Ereignisse innerhalb der SPD zeigten doch ganz klar, daß sich hier die Linken ihre Bahn brechen wollten und das Müntefering bei denen keine Autorität hat. Was heißt das wohl für eine große Koalition? Stabiles Regieren wohl eher weniger.
Außerdem, daß ist zumindest meine Vermutung, hatte er von Merkel die Schnauze voll, schließlich wischte sie die ihm vorher zugesicherten Kompetenzen mit einer lässigen Bemerkung vom Tisch. *Das* ist für mich kritikwürdiges Verhalten - seitens Merkels.
Wenn ich sehe das Münte eine kleine innerparteiliche Wahl verliert, bzw. nicht sein Kandidat, sondern eine andere gewinnt und er deswegen zurücktritt, dann frage ich mich, was geht in den Leuten vor?
Welche Charaktereigenschaft befähigt die einen Spitzenbeamtenjob zu bekleiden?
Tritt der auch vom Ministerposten zurück, wenn die Kaffeemaschine im Flur vom Arbeitsministerium kaputt ist.
Mein Gott, wir müssen doch alle hin und wieder unangenehme Arbeiten verrichten und Rückschläge einstecken.
Eine Fehleinschätzung Deinerseits.
Ein Generalsekretär holt nicht den Kaffee. Stimmt es zwischen ihm und dem Vorsitzenden nicht, gibt es Dauerärger. Zudem ist Nahles exponierte Persönlichkeit der Linken und als GS wäre sie der Stabilität der großen Koalition wohl kaum zuträglich gewesen.
Deßhalb, und vielleicht aus persönlichem Groll, hatte Münte einen eigenen Kandidaten. Der erlitt nun wirklich eine Demütigung. Für Münte ein klarer Autoritätsverlust.
Vielleicht ist ihm in diesem Moment aber da auch nur einfach klar geworden, daß ein Jüngerer ran soll.
Einfach weiterzumachen als wäre nichts - *das* wäre für mich verlogen gewesen.
Aber die Politiker können es halt nie recht machen. Entweder sie "kleben an den Posten" oder sie sind Mimosen.
Mich macht das Alles sehr oft sehr wütend.
Und ich bin hilflos.
Ich komme an die Leute nicht ran.
Versuchst Du es überhaupt? Wie heißt Dein Wahlkreisabgeordneter? 90% der Leute wissen das nicht und klagen dann über die abgehobene Politik, die nicht mit ihnen spricht.
Klar, daß die oberen zwanzig Politiker keine Emails beantworten können.
Auch stimmt es einfach nicht, daß der einfache Bürger nicht partizipieren kann. Nun sind die Bayern dabei zwar besser dran, aber was haben Bürgeriniativen und Verbände auch anderswo alles erreicht!
Hast Du mal miterlebt, wer z.B. bei der Errichtung einer Fabrik alles mitreden darf?
Natürlich, die großen grundlegenden Politikentwürfe kann man nicht so einfach ändern, aber das ist doch auch gut so.
*Nicht in Ordnung* sind allerdings die von oben herab den Parteien diktierten Beschlüsse wie z.B. die Agenda 2010 oder die Stoiber-Reformen (jetzt mal unabhängig vom Inhalt). Und siehe da, sowohl in der SPD als auch der CSU wird plötzlich ein neuer interner Stil versprochen.
Ich glaube auch nicht, daß ich es schaffen würde, in der Politik weit genug nach oben zu klettern, um was verändern zu können.
Die Charaktereigenschaft, die mich auf mein Gehalt, zu Gunsten eines anderen, verzichten lässt, ist genau die gleiche, die verhindert in dem Bereich Politik weiter zu kommen. (In vielen anderen auch)
Mag sein. Natürlich braucht man, um Karriere zu machen, und zwar egal wo, Durchsetzungskraft und auch einen kleinen Schuss Egomanie ("ich kann es besser!").
Aber das haben wir erst neulich erörtert, dünkt mir.
Um meine Urteile zu Politikern verständlicher zu machen, vielleicht noch das.
Wenn ich an Politiker denke, dann denke ich an MP Koch, an den dicken Oggersheimer, an Schröder am 18.09.'05 um 20:00 Uhr.
Ich denke an Leute die sich um sich selber kümmern und die auf mich den Eindruck machen sie wüssten längst nicht mehr, um was sie sich sonst kümmern sollten.
Ja, gut, wenn man sich die schwarzen Schafe extra raussucht... dann sieht man eben alles schwarz.
Ich werde mich bemühen weniger pauschal zu urteilen. Mag sein das ich gar nicht mehr urteile.
"Pappnasen" schreibe ich nur, weil Du in Deiner Funktion als Admin einschreiten müsstest, würde ich schreiben, was ich denke. 
Aber, aber.

Was heißt nicht urteilen? Geht ja gar nicht. Ich plädiere halt nur dafür auch mal in Betracht zu ziehen, daß das nicht alles durch miese Charaktereigenschaften zu erklären ist sondern vielleicht auch mal andere Gründe hat.