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Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Juni 03, 2008, 20:46:19
Das ist doch mal was, wenn es klappt.

Was meint Ihr, wird es da Zoff geben ?

Für einige Konservative wird da bestimmt eine Welt zusammenbrechen ?

Jochen
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Florian

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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #1: Juni 03, 2008, 22:33:05
Der Käse ist noch lange nicht gegessen, ich würde sogar meinen, daß momentan McCain im besseren Wind segelt.
Aber möglich ist es, ja. :)

Das ist doch mal was, wenn es klappt.

Wieso?
Ich bin zwar auch recht begeistert von Obama, der Mann hat Stil, ist ein Intellektueller, anscheinend mit Herz - was ihm hierzulande wohl nützen würde, aber in den USA, wo alles was abgehoben oder liberal wirkt, wenig Chancen hat?
Aber auch Obama wäre Sachzwängen ausgesetzt und zwar großen, denn Bushs Erbe ist ja absehbar desaströs und zudem taumelt der amerikanische Riese derzeit doch recht stark.

Zitat
Was meint Ihr, wird es da Zoff geben ?

Tja, ich vermute eher, wenn er denn nicht gewählt wird. Denn er hat sehr viele junge Leute auf seiner Seite und die werden eine knappe Niederlage womöglich nicht noch einmal so devot hinnehmen wie einst Gore und seine Anhänger, schon gar nicht wenn es abermals einen Geruch an sich hat. Und davon kann man doch fast ausgehen, denn selbst wenn alles legal von statten geht, ist das US-Wahlsystem für Fehler und Ungereimtheiten sehr anfällig.

Dann gäbe es noch ein zweites Zoff-Szenario: Ein Attentat auf Obama, wie es Hillary ja schon für möglich erklärte. Auch andere, allen voran der Sender FOX, haben hier die Krümel ausgestreut, die wohl der viel bemühte „lone nut“ aufpicken soll?
Obama steht schon seit längerem unter Personenschutz der Kategorie A (meine Betitelung), angeblich sind manche der Todesdrohungen im Vergleich doch sehr konkret.

Zitat
Für einige Konservative wird da bestimmt eine Welt zusammenbrechen ?

Du meinst für Rassisten? Schon.
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Patrick

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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #2: Juni 04, 2008, 00:18:52
Ich bin zwar auch recht begeistert von Obama, der Mann hat Stil, ist ein Intellektueller, anscheinend mit Herz - was ihm hierzulande wohl nützen würde, aber in den USA, wo alles was abgehoben oder liberal wirkt, wenig Chancen hat?

Ich hoffe doch mal, daß es eher eine Wahl gegen Bush wird, so wie es auch schon seinem Vater gegangen ist, auch wenn George nicht mehr antritt. Obama hat ähnliche Qualitäten wie Clinton (starke Medienpräsenz, liberal, intellektuell). Wenn es ihm gelingt, die Demokraten hinter sich zu vereinen, dann dürften die Chancen nicht schlecht stehen. Momentan liegen McCain und Obama in den Umfragen relativ gleich, aber vermutlich dürfte sich das ändern, wenn Obama offiziell nominiert wird. Die Schlammschlacht hat ja noch gar nicht richtig begonnen, da heisst es noch abwarten.

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Florian

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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #3: Juni 04, 2008, 01:07:39
Klar ist die Zeit noch lange, aber Tatsache ist doch das die Dreckschmeißerei des Clinton-Lagers mächtig an seinem Sockel gekratzt hat und die Republikaner sicher nichts unversucht lassen werden, in dieselben Kerben (Schönsprecher, unerfahren; und: Schwarzer, Vater Muslim…) zu dreschen.

Auch McCain ist kein Bush-Getreuer, auch wenn er den Irak-Krieg befürwortet, hat er sich oft und rechtzeitig gelöst, überhaupt ist er kein linientreuer Republikaner und für die Evangelikalen eigentlich unwählbar. Aber diesen Makel wird er wohl via Vize auszugleichen versuchen.
McCain ist Kriegsheld und er hat einen Wahrscheinlichkeitsbonus: Es es nicht zu erwarten, daß nach all den Jahrzehnten seiner Karriere noch einer „Dreck“ finden wird. Bei Obama ist noch Forschungsmaterial vorhanden… und da die Republikaner - wie oft gesehen - wissen, wie man aus Nichts einen „smear“ machen kann, sehe ich hier ein Risiko.

Ob und wie Obama das demokratische Lager vereinen kann, ist schon sehr die Frage.
Ich bin der Meinung, daß eine Nominierung Clintons zur VP nur den Fokus beständig auf die von Clinton angeführten angeblichen Charaktermängel lenken würde. Der einfachste Weg erscheint so doch recht riskant.
Zudem hat sich Clintons Behauptung, er käme schwach an bei den Arbeitern und Latinos, ja bestätigt.
Auch hier wird es wohl sehr auf den/die Vize ankommen.


Naja, es ist auf jeden Fall sehr spannend und ich wollte eigentlich nur darauf hinweisen, daß dieses Rennen noch gar nicht begonnen hat und Obama auch nicht unbedingt als Favorit gesehen werden muss.
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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #4: Juni 04, 2008, 08:16:13
Ich glaube, dass die strategische Aufstellung der Demokraten sehr schwierig wird - im "richtigen" Wahlkampf. Obama wäre der erste farbige Präsident und Clinton die erste Frau als Präsident. Da wird sich das pseudokonservative Amerika sehr schwer tun. Auch wenn es hier um die "Abwahl" Bushs geht, glaube ich, dass sich McCain geschickter positionieren wird können. Er hat sich rechtzeitig von Bush "getrennt" und offiziell tendiert er doch eher in Richtung des Kalifornischen Gouvereurs. Dies bringt ihm strategisch gesehen sicherlich einen schönen Vorteil. Er ist durch diese Schritte auf für Demokraten "wählbar", die keinen Farbigen und keine Frau als Präsidenten haben wollen.

Mal sehen - bin gespannt wie die Vorwahlen die Positionen für den eigentlichen Wahlkampf aufbereitet haben...
Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #5: Juni 04, 2008, 08:50:18
McCain könnte an seinem Alter scheitern.

In einem Radiobericht von heute morgen war wieder die Rede vom Telepromter, den McCain nicht ablesen konnte.
Ich glaube darauf könnten die Demokraten aufbauen. Sie könnten McCain als alten Tatterkreis erscheinen lassen. Ist er ja wohl auch.

Ansonsten bin ich immer noch der Meinung, Menschen die es so weit gebracht haben, so viele interne Konkurrenten über Jahrzehnte einer Parteikarriere hinter sich gelassen haben, sich ihr komplettes Image für Abermillionen erkauft haben, sind nicht auf meiner Wellenlänge. Die sind mir einfach viel zu künstlich.
Egal ob sie alt, schwarz oder Frauen sind.

Da blitze beim Mr. Clinton, der sich auch einmal um die Praktikantinnen kümmerte, mal kurz etwas ungefaktes durch. Monica, dieses Miststück....

Florian

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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #6: Juni 04, 2008, 13:14:39
Mag sein, daß alle nur vorgetäuscht ist. Obamas Bücher und Reden vermitteln mir aber einen anderen Eindruck. Aber natürlich gehört zur Politik auch das Schauspiel.
Jedenfalls finde ich manche Aussagen von Obama regelrecht inspirierend, und ich meine damit nicht das „Yes, we can!“, sondern die komplexeren Gedankengänge. Obwohl: YES, WE CAN! Cooler Schlachtruf. :)
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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #7: Juni 05, 2008, 10:47:44
Mag sein, daß alle nur vorgetäuscht ist. Obamas Bücher und Reden vermitteln mir aber einen anderen Eindruck.

Ich muss da jetzt doch mal fragend einhaken. (Und dabei vorweg schicken, dass ich selbst seine Reden nicht wirklich verfolgt habe und keines seiner Bücher gelesen habe.)
Es ist ja so, dass irgendwie gerade auf Mac-Seiten Obama der grosse Liebling ist. Ich lese da (und eben seltsamerweise nur da) auch immer wieder davon, dass es nicht nur seine gewinnende Persönlichkeit sei, die so überzeuge, sondern auch sein politisches Programm.

In der politischen Presse hier in der Schweiz (und zwar in politisch unterschiedlich gefärbten Blättern) lese ich eigentlich immer nur das pure Gegenteil. Auch da wird ihm zwar eine äusserst gewinnende Persönlichkeit und ein aussergewöhnliches Redetalent attestiert. Aber ich lese immer und immer wieder, ein politisches Programm sei nicht zu erkennen und wofür er einstehe und einstehen werde sei absolut unklar.

So brennend interessieren mich die Widersprüche nun nicht, dass ich wirklich seine Bücher selbst lesen wollte. Aber vielleicht hat dies ja hier jemand getan und kann dazu seine eigenen Eindrücke schildern?
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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #8: Juni 05, 2008, 11:05:22
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Nachdem sich "zwei" gestritten haben bis aufs Blut, wird vermutlich der lachende Dritte McCain sein. Ist nicht schön, wird aber so kommen. Lieber einen Alten Mann, als einen Farbigen oder gar eine Frau - so glaube ich, wird das in USA laufen.
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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #9: Juni 05, 2008, 11:20:02
So brennend interessieren mich die Widersprüche nun nicht, dass ich wirklich seine Bücher selbst lesen wollte. Aber vielleicht hat dies ja hier jemand getan und kann dazu seine eigenen Eindrücke schildern?

Evtl. geht es doch auch darum, dass ein Farbiger eventuell Präsident der USA wird.
Das ist doch ein gewaltiger Umbruch.

Evtl. sind dann zukünftige aussenpolitische Diskussionen einfacher.

Obama ist allerdings dann der Frontman der Regierung(s-partei).
Es könnte ja auch sein, dass er bewusst ins Feuer geschickt wird und dann verschlissen.
Dann können manche sagen, seht mal "er" kann es nicht und das "er" bezieht man auf die Hautfarbe.

Jochen
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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #10: Juni 05, 2008, 11:32:48
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Nachdem sich "zwei" gestritten haben bis aufs Blut, wird vermutlich der lachende Dritte McCain sein. Ist nicht schön, wird aber so kommen. Lieber einen Alten Mann, als einen Farbigen oder gar eine Frau - so glaube ich, wird das in USA laufen.

Was ja nicht von vorne weg die schlechtere Option sein muss, nur weil er alt ist und der selben Partei wie Bush angehört. Wenn das einzige Argument für Obama jenes ist, ganz anders als Bush zu sein, dann ist das in meinen Augen eben schon noch etwas dünn. Allein deswegen juble ich noch niemandem zu.

Evtl. geht es doch auch darum, dass ein Farbiger eventuell Präsident der USA wird.
Das ist doch ein gewaltiger Umbruch.
Ja, das wäre es. Und wie der (schwarze) Obama-Kritiker Shelby Steele meint, ist das der zentrale Punkt, auf dem Obama bis jetzt aufgebaut hat. In Shelbys (und meinen) Augen auch zu dünn. Schwarz ist noch kein politisches Programm. Schwarz darf heute kein Grund sein, der gegen einen Kandidaten spricht. Aber schwarz allein genügt auch noch nicht als Grund für einen Kandidaten. Genau so wenig wie Frau genügt hätte.

Noch ist mir sein politisches Programm jedenfalls nicht klarer.
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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #11: Juni 05, 2008, 11:37:11
@warlord

Schwarz ist kein Grund, aber Du verkennst Symbole.

Jochen
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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #12: Juni 05, 2008, 11:47:07
Schwarz ist kein Grund, aber Du verkennst Symbole.

Ich verkenne überhaupt keine Symbole. Ich frage nur nach mehr, als nur nach Symbolen.

Nicht dass ich hier irgendwelche politischen Parallelen herleiten wollte. Aber es gab da auch schonmal Zeiten, in welchem einem gewinnenden Politiker hintergelaufen und ihm zugejubelt wurde. Und Symbole waren da auch wichtig.

Ich will niemandem böses unterstellen und der Vergleich mag ungehörig sein. Ich will damit nur sagen: Die Frage nach dem politischen Weg, den man unterstützt, wenn man einem gewinnenden Menschen zujubelt, ist wichtig. Das hat uns jene Zeit gezeigt. Und die Frage scheint mir in Europa zu wenig präsent.
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Florian

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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #13: Juni 05, 2008, 12:33:19
Ich finde sein politisches Programm nicht unklarer als das der anderen Kandidaten. Allerdings gebe ich auch wieder zu, daß ich sie nicht wirklich verglichen habe.
Was sicherlich stimmt, ist das Obama in seinen Reden, v.a. zu Beginn, wenig Konkretes zu bieten hatte. Aber das ist wohl auch Wesen einer begeisternden Rede.
Wobei man natürlich andersherum schon auch sagen kann, daß z.B. die Versöhnung der USA mit sich selbst  schon eine Aufgabe ist, die er offensichtlich anzugehen gedenkt und hier hat er schon sehr konkrete Dinge gesagt. Hier kann man aber natürlich kein Politikprogramm entwickeln mit klaren Zielvorgaben.
Ich will aber auch mal fragen: Wer liest schon Programme? In Wirklichkeit ist das Alles nicht die entscheidende Frage, bei Obama wird das halt hochgespielt, weil er der Neuling ist.

Ich will nicht den Eindruck erwecken, ich wäre jetzt hin und weg oder juble ihm zu. Natürlich glaube auch ich einem Politiker nur immer mit höchstens einer Hälfte des Gehirns. :) Ich würde nicht mal behaupten, daß McCain der schlechtere Präsident wäre.

Was mir halt gefällt, ist das hier ein Intellektueller mit Massenwirksamkeit die Leute mitreißen kann - ohne Hassreden. Das sein Lebenslauf eine soziale Ader und Internationalität aufzeigt. Seine Äußerungen sind, ganz im Gegensatz zu den Mittbewerbern, eben nicht Abgrenzungen zu „denen da“, und er stellt immerhin die grundlegenden Fragen anstatt sich an Symptomen abzuarbeiten. Das er nicht behauptet, die Patentrezepte zu haben, ist wenigstens ehrlich.

Obama ist übrigens sicher nicht nur in der Mac-Szene beliebt, vielmehr scheinen die Deutschen hier einen Heiligen ausgemacht zu haben, was ich schon auch absurd finde, sich aber immerhin auch mit der Entfernung und Nichtwissen erklären lässt. Woanders ist es eben immer besser. Zudem ist er contra Bush und Irak-Krieg, was automatisch Heldenbonus verleiht.
Über allem, denke ich, sehnt sich Deutschland aber eben auch nach Figuren, denen man gerne folgt, die begeistern - oder an denen man sich reiben kann, und das Feuilleton freut natürlich, wenn dies kein Kleingeist ist. Somit ist Obama ideal für allerlei Betrachtungen und ständig Thema, dem typischen Zyklus folgend: Hochschreiben, Abschießen, immer wieder. 
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Re: Erster farbiger Präsident in den USA möglich ....
Antwort #14: Juni 05, 2008, 12:56:41
Kurze Übersicht über die Wahlprogramme von Clinton, Obama und McCain:
http://www.experto.de/neuigkeiten-interessantes/usa-wahlkampf-2008/der-naechste-praesident-der-usa--die-wahlprogramme-im-vergleich.html

Bessere Infos erwünscht. ;)