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Galileo und Computer-Mythen
April 23, 2008, 20:04:02
Ich habe gerade nach den Simpsons nicht schnell genug weggezappt. Da kam dann Galileo auf Pro 7 mit der Ankündigung, den 6 größten Computer-Mythen auf den Grund zu gehen. Meine Neugier wurde mein Verhängnis...

Zusammen mit der Chip-Redaktion, "die jede Woche 10 Rechner testet", wurden 6 Mythen überprüft:

1. Mythos: Computer sollte man vor dem Abschalten herunterfahren.
Das wurde als falsch entlarvt. Sie haben das getestet und einem Rechner immer wieder (beim Booten, in einem Spiel etc.) durch Ziehen des Steckers den Strom entzogen. Es kam beim erneuten Start immer nur ein Hinweis, ansonsten war alles in Ordnung.
Der Experte: "Nur wennn gerade in diesem Moment eine Datei geschrieben wird, ist diese kaputt, aber das ist nicht schlimm. Man sollte einen Computer nur deshalb herunterfahren, weil Windows dabei die Festplatte aufräumt. Wenn man einen Rechner nie herunterfährt, wird die Festplatte immer voller, dadurch der Rechner immer langsamer bis nichts mehr auf die Platte geht."

Meine Gedanken:
Huiuiui. AFAIK kann man nur ein Journaled Filesystem (z.B. HFS+) gefahrlos vom Strom trennen, weil es sich selber reparieren kann. Unter Windows ist es AFAIK nicht so. Mutig die Leute. Und eine Festplatte läuft wegen eines dauerhaften Laufens voll? Naja...

2. Mythos: Bildschirmschoner schonen den Bildschirm.
Das wurde als falsch entlarvt. Früher (Röhrenmonitore) war das notwendig, heute (TFT) nicht mehr.
Der Experte: "Eine sinnvollere Funktion ist das automatische Abschalten des Monitors."

Meine Gedanken:
Stimmt soweit. Wobei ein zu häufiges Abschalten des Monitores bei Nicht-LED-TFTs (noch die überwiegende Mehrzahl) zu einer schnelleren Alterung (Abdunklung) führt.

3. Mythos: Magnete können Festplatten löschen.
Das wurde als halbrichtig entlarvt. Sie haben versucht, eine ausgeschaltete Platte (und einen USB-Stick, warum auch immer) mit einem Magneten (angeblich stark, ich kenne deutlich stärkere) zu beschädigen und löschen. Das klappte nicht. Der gleiche Versuch bei laufender Platte führte zu einem Headcrash, weil der Lesekopf auf die Platte gezogen wurde.
Der Experte: "Magnete sind nur bei laufenden Festplatten gefährlich."

Meine Gedanken:
Vermutlich würde ein stärkerer Magnet auch bei abgeschalteten Festplatten zumindestens den Daten gefährlich werden. Wobei deren Überprüfung der Platte nach der Behandlung auch nur darin bestand, dass 3 Dateien im Explorer noch angezeigt wurden.

4. Mythos: Spam kann man abbestellen.
Das wurde als falsch entlarvt. Wer auf eine Spam-Mail antwortet oder auf Links darin klickt, gibt nur bekannt, dass die Adresse benutzt wird und bekommt demzufolge noch mehr Spam.
Der Experte: "Spam nie öffnen, antworten oder Links darin anklicken."

Meine Gedanken:
Volle Zustimmung.

5. Mythos: Viren können den Computer beschädigen.
Das wurde als falsch entlarvt. Heutige Computer könnten durch Software keinen Hardwareschaden bekommen. Z.B. würden Teile automatisch heruntergetaktet oder besser gekühlt.
Der Experte: "Es ist für die Hardware völlig ungefährlich."

Meine Gedanken:
Mal abgesehen davon, dass heutige Malware-Schreiber nicht daran interessiert sind, den Rechner zu beschädigen, warum soll das nicht gehen? Ich könnte mir da recht einfache Sachen vorstellen. Z.B. kann ja die Firmware von etlichen Teilen (Board/BIOS, Grafikkarte etc.) ganz normal per Software upgedatet werden. Da könnte man doch auch einfach eine falsche Firmwar reinschreiben. Oder zählt das nicht als defekte Hardware, weil nur die grundlegende Software der Hardware defekt ist? Für den Anwender ist es ziemlich egal, ob er die Grafikkarte wegschmeissen muss, weil die Firmware defekt ist oder der Grafikchip.

6. Mythos: Akkus müssen immer vollständig entleert werden.
Das wurde als richtig akzeptiert. Auf den früher wichtigen Memory-Effekt wurde hingewiesen. Aber auch heutige Akkus gingen schneller kaputt, wenn man sie immer nur wenig entlädt und wieder lädt. Man sollte immer vollständig entladen und erst danach wieder aufladen. Das bringt dann die doppelte Lebenszeit.
Der Experte: "Am besten man baut den Akku im Netzbetrieb aus. Bei längeren Lagerungen packt man den Akku in den Kühlschrank (natürlich luftdicht verpackt)."

Meine Gedanken:
ARGH!
Immer wieder der gleiche Mythos, der vom früheren Memory-Effekt zehrt. Bei Li-Zellen gibt es keine vernünftige Untersuchung, die zeigt, dass teilweises entladen/laden schlechter ist als vollständiges entladen/laden. Es ist nun mal nicht so. Die Dinger altern mit der Zeit, mit höherer Temperatur und mit der Zahl der Ladezyklen, wobei halbes entladen/laden ein halber Zyklus ist.
Zum Ausbauen im Netzbetrieb hat mich mbs vor einiger Zeit überzeugt, dass es besser ist. Grund ist dabei nicht irgendwelches Laden/Entladen, sondern einfach die höhere Umgebungstemperatur in einem laufenden Notebook.
Lagerung im Kühlschrank ist tatsächlich schonend.
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Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen." -- Schiller
Re: Galileo und Computer-Mythen
Antwort #1: April 23, 2008, 20:08:08
Ich lese schon länger lieber deine Beiträge als Pro7 zu schauen.
War wohl richtig.
Re: Galileo und Computer-Mythen
Antwort #2: April 23, 2008, 20:13:23
Zum Ausbauen im Netzbetrieb hat mich mbs vor einiger Zeit überzeugt, dass es besser ist.

Aber da war doch auch was, dass zumindest gewisse Books ohne Akku-Stützung gar nicht volle Leistung bringen können, weil das Netzteil das allein nicht schafft. Oder hatte ich da was falsch verstanden?
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)
Re: Galileo und Computer-Mythen
Antwort #3: April 23, 2008, 23:33:20

Aber da war doch auch was, dass zumindest gewisse Books ohne Akku-Stützung gar nicht volle Leistung bringen können, weil das Netzteil das allein nicht schafft. Oder hatte ich da was falsch verstanden?

Nein, nichts falsch verstanden. Das Thema hatten wir mal (irgendwo) hier. Glaube sogar, mbs hatte das bestätigt, wobei nicht ganz klar ist, wie weit runtergetaktet wird.

Es wäre aber bei "normalen" Tätigkeiten am Laptop (Surfen, Textverarbeitung etc.) wohl nicht schlimm. Einzig ein plötzlich abgezogenes Kabel wäre schlecht. Aber das macht ja nix  ;) (Siehe oben)
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Re: Galileo und Computer-Mythen
Antwort #4: April 24, 2008, 09:00:04
Aber da war doch auch was, dass zumindest gewisse Books ohne Akku-Stützung gar nicht volle Leistung bringen können, weil das Netzteil das allein nicht schafft. Oder hatte ich da was falsch verstanden?

Ja, ok. Das war/ist aber nur ein Problem eines bestimmten Modelles und lässt sich nicht verallgemeinern.
Zudem ging es ja nur darum, wie man die Lebensdauer eines Akkus verlängert. Es wurde ja auch nicht erwähnt, dass bei ausgebautem Akku verschiedene Modelle zum Umfallen neigen, weil der Schwerpunkt verlagert wird.

Die längste Lebensdauer erhält man eh, wenn man den Akku zu 75% lädt und ihn dann an einem kühlen Ort lagert, alle 6 Monate wieder auf 75% nachlädt. Man erreicht dann traumhafte Lebensdauern, allerdings hat man dann ausser einem Supergefühl keinerlei Nutzen, wenn der Akku nie benutzt wird.  :P


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Re: Galileo und Computer-Mythen
Antwort #5: April 24, 2008, 09:03:55
Du meinst, ich sollte meinen Kühlschrank besser wieder für Lebensmittel nutzen?  ;D
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Re: Galileo und Computer-Mythen
Antwort #6: April 24, 2008, 09:41:30
Ach was. Lebensmittel verderben erheblich schneller als Akkus. Das lohnt sich überhaupt nicht ;D
Das witzige war, dass sie die Akkus einfach in eine Plastiktüte legten und diese dann in den Kühlschrank. Je nach Luftfeuchtigkeit beim Einpacken kann das nach hinten losgehen, denn bei hoher Luftfeuchtigkeit beim Einpacken (also der Luft im Akkupack/Tüte) könnte beim Abkühlen Wasser in der Tüte auskondensieren. Das wäre garantiert  keine gute Idee.

Naja, insgesamt hat mich doch am meisten erschreckt, dass "Fachredakteure" von Chip so etwas mittragen. Vor allem Mythos 1. Evtl. war das aber auch nur Arbeitsplatzerhaltungsmassnahme. Demnächst ein Artikel: "Wie repariere ich Windows, wenn es durch ständiges Steckerziehen beschädigt wurde..."
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