Ich sehe auch nicht ein, warum man jetzt in Pessimismus verfallen soll, schließlich zeichnete sich das doch schon lange ab und das lange vermutete Duo Guido-Angie ist uns wenigstens erspart geblieben.
Klar, auch von Euphorie bin ich ganz weit weg, anders als 1998 nach dem Ende der bleiernen Kohl-Zeit (ich kannte bis dahin auch nichts anderes).
Aber vor was soll man sich fürchten?
Erstens hätte sich *jede* Koalition mit der Tatsache abgeben müssen, daß der Haushalt um mindestens 25 Mrd. überbelastet ist und die Sozialkassen leer sind.
Zweitens wird die SPD nicht den linken Flügel völlig vernachlässigen können, schließlich lauert dort die PDS. Allzu harte soziale Schnitte wird es also nicht geben - im Vergleich zu Schwarz-Gelb.
Überhaupt ist diese soziale Diskussion ziemlich verlogen. Hartz IV war also eine Sozialkürzung? Komisch, ich kenne Empfänger, die freuen sich, daß sie viel mehr bekommen. Und wenn so gespart wurde, woher kommen dann die Haushaltslöcher?
Natürlich trifft es auch Viele wirklich! Aber soll der Steuerzahler auf Dauer bzw. bis zur Rente den Lebensstandard sichern? Das geht halt einfach nicht mehr, oder wer hier will dafür mehr Steuern zahlen? Man muß sich mal vor Augen halten, daß es Leute gibt, die schon 15 Jahre arbeitslos sind. Nicht nur aus eigener Schuld, meistens nicht!, aber manch Einer hat sich durchaus in der Arbeitslosigkeit ganz gut eingerichtet, v.a. weil er nebenher schwarz arbeitet.
Kürzungen bei Unwilligen, die sich nicht mal mehr bewerben, waren ja auch so etwas von überfällig!
Selbst in den besten Wirtschaftsregionen gibt es doch das Kartell Patient/Arzt/Artbeitsamt. Wer nicht arbeiten kann, ist raus aus der Statistik, alle sind zufrieden. Genauso bei Umschulungen und fragt Euch mal, wer an denen meistens verdient! Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände.
Und was meine ich mit verlogen vor allem?
Der wahre Skandal ist nicht Hartz IV, die Ökosteuer oder Praxisgebühr.
Der wahre Skandal findet tagtäglich in den Pflegeheimen statt.
Jeder weiß es, Thema ist es trotzdem kaum je.
Im Gesundheitswesen gibt es aber noch mehr schwarze Flecken auf der sozialen Weste. So hat man ein Bürokratiemonster geschaffen, daß viele Menschen überfordert. So kommen sie gar nicht an das Geld oder die Hilfe, daß sie eigentlich kriegen könnten.
Aber in Internetforen sind die jungen Semester halt in der Überzahl, da regt man sich über andere Dinge auf. Zwar irgendwo verständlich, aber andererseits haben ja auch wir Eltern und Großeltern und werden auch selbst mal alt sein.
Eines ist natürlich auch klar:
Ja, es gab Sozialabbau. Ja, die Dinge sind nicht mehr so sicher wie früher einmal - weder die Versprechen, noch der Job, noch die Ehen. Jeder wurschtelt vor sich hin und hegt seinen Hass auf den Anderen anstatt sich zusammenzutun und dem etwas entgegen zu setzen. In diesem Zusammenhang: Wo sind da eigentlich die Gewerkschaften?
Ja, es gibt Unternehmen und Unternehmer, die versagen oder die Belegschaft regelrecht mißbrauchen.
Nur so schlimm wie viel zu Viele klagen ist es auch nicht.
Aber jetzt mal zurück zur großen Koalition:
Sie hat die große Chance, da eine Mehrheit auch im Bundesrat, wichtige Reformen anzugehen: Steuer, Föderalismus, Bildung, Bundeswehr.
Ob sie diese Chance nutzt, weiß ich nicht, aber wenigstens hat man sie. Allein das ist in Deutschland ja schon aussergewöhnlich.
Für Umweltschutz und Bürgerrechte sehe ich allerdings schwarz. Das muß ich leider auch glasklar sagen.