Sorry, aber das ist doch eine merkwürdige Diskussion.
Natürlich möchte ich etwas verändern, aber alleine geht das eben nicht, von faszinierenden Ausnahmen abgesehen. Also muss man sich organisieren und ja, will man da oben mitmischen, muss man Netzwerke schmieden und wahrscheinlich auch mal Intrigen ertragen oder gar anzetteln oder wenigstens mitmachen.
Das ist im Kaninchenzüchterverein auch nicht anders. Oder im Büro. Oder bei Wikileaks. Oder in der Großfamilie.
Darauf keinen Bock? Kann ich verstehen, aber es gibt auch viele ganz ehrliche Arbeit an der Basis oder in Vereinen, nur die bestimmen halt nicht die Bankenregulierung. Aber verändern diese Menschen nichts? Ich meine doch, sie gestalten unser Gemeinwesen in der Summe wesentlich stärker als die Regierungen.
Und zu den Parteien: Es gibt doch derzeit mindestens zwei Parteien, in der Neumitglieder sehr schnell nach oben kommen können. Ja, sie sind nicht im Bundestag, aber ins Europäische Parlament schaffen sie es wohl. Aber ein MdEP ist vielleicht nicht weit oben genug?
Oder was glaubt Ihr, wie lange man wirklich buckeln muss, wo selbst in Großparteien viele Ortsvereine aufgegeben werden müssen? Wo sie um jedes Neumitglied froh sind, zumal wenn es unter 50 ist? Das geht heute doch viel schneller als früher. Klar, auch hier muss man das mitbringen, was man heute soziale Kompetenz nennt. Und man wird nicht morgen oder nächstes Jahr Frau Merkel treffen.
Natürlich, unsere Demokratie ist gefährdet, nicht nur durch Überwachung. Wichtige Entscheidungen werden von wenigen Menschen auf irgendwelchen Gipfeln entschieden, die EU hat ein massives Demokratiedefizit und die Einkommensschere wurde absichtlich geöffnet, was immer ein Demokratieproblem darstellt, und ja, eins aufzeigt. Die Parteien sind zu zwingend, die Abgeordneten zu schwach. Der Bundestag darf absegnen, was die Regierung beschlossen hat.
Etc. pp.
In anderen europäischen Ländern sieht es noch viel schlimmer aus, da bestimmen irgendwelche Sparkommissare und Troikas. Darüber wird sich hier in Deutschland nicht aufgeregt, die haben es sich ja selbst eingebrockt…
Der Befund ist also wirklich nicht gut. Ein Anlass zum Handeln, nicht das Gegenteil.