Flo Du bist eine durchtriebener Taktiker.
Bist Du politisch aktiv? Auf dem Weg nach oben?
Eher nach unten.
Ich war mal aktiv, aber das war mir zu viel Stress mit absolutem Kleinkram. V.a. aber klappte es zwischenmenschlich in diesem Ortsverein überhaupt nicht. Die Alternativen: a) woanders hinfahren und b) Parteiwechsel erschienen mir dann doch übertrieben...
Schäuble hat hohe Popularitätswerte
Da bin ich mir nicht so sicher.
Die Riege der Meinungsforscher ist ja seit dem Wochenende in Erklärungsnot.
In einem Radiointerview sagte gestern ein Meinungsforscher, die Leute hätten bei der Frage, ob sie sich eine Kanzlerin vorstellen könnten, schlich weg gelogen.
Das ist eine typische Selbstschutzbehauptung. Lügen der Befragten kann man mit einfachen Mitteln entlarven, daß wird alles mit eingerechnet. Aber wenn der Herr Meinungsforscher was falsches rauskriegt, sind natürlich die Leute schuld, nicht der Herr Meinungsforscher.
Tatsache ist, daß die Demoskopie an verschiedenen Dingen krankt:
a) wird sie oft schlampig gemacht, Qualität erfordert hier eben viel Zeit, ein simpler Fragebogen mit drei Kreuzen reicht eben nicht aus. Das wird verschärft durch:
b) Umfragen werden heute praktisch zweimal täglich angefordert und:
c) auch in diesem Bereich herrscht gnadenlose Konkurrenz
d) aus Kosten- und Zeitdruck werden immer mehr Unqualifizierte mit der Fragerei betraut
e) Viele "Meinungsforschungsinstitute" haben bevorzugte Kunden und umgekehrt, es gibt durchaus Gefälligkeitsergebnisse, denn schließlich sind Umfragen heute auch eine geeignete Waffe in Politik und Wirtschaft.
Über all diesen (und anderen Punkten) thront noch das statistische Grundproblem. Wie bekommt man eigentlich einen wirklich guten Schnitt, wie evaluiere ich die Ergebnisse? Kann ich den Leuten wirklich unterstellen, sie sagen etwas anderes, als die denken, weil es statistisch wahrscheinlich ist, daß ein bestimmter Prozentsatz eben keine Frau wählt?
Und dann ist es natürlich schon so:
Die Leute sind heutzutage eben viel "unentschlossener". Sie gehören ja auch nicht mehr zu einer bestimmten sozialen Gruppe, sondern in aller Regel zu mehreren, in unterschiedlichen Anteilen und zwischen diesen Gruppen und deren Rändern diffundiert es heutzutage eben gewaltig, was der Soziologie und Demoskopie natürlich enorme Herausforderungen stellt.
Daher müssen in jeder Studie eigentlich verschiedenste Methoden herangezogen werden, schon in der Auswahl der Befragten. Es ist eben nicht jede gesellschaftliche Gruppe auf dem Marktplatz in den "richtigen" Prozentsätzen anwesend und selbst wenn würden die Frager sie nicht proportional "richtig" auswählen. Das gilt ebenso fürs Telefon und alle anderen Methoden.
Im Interview müssen zwingend Fragen enthalten sein, die die jeweils andere verifizieren oder eben nicht.
300 Leute sind eben viel zu wenig, 1000 auch noch, wenn man dann so plakative Aussagen daraus zaubert.
Das Ergebnis muss dann, unter Hinzunahme aller möglichen Datenerhebungen, korrekt gewichtet werden.
Und so weiter.
Es *ist* möglich, ein Umfrageergebnis zu bekommen, daß *so ziemlich* den Tatsachen entspricht. Nur halt nicht, wenn von Anfang bis Ende andere Faktoren als die Wissenschaft ins Spiel kommen (Geld, Zeitdruck, zu viele Gefühle, Unvermögen etc.).
Es ist nämlich politisch "inkorrekt" eine Frau nicht zu wollen, weil sie eine Frau ist. Also wird der Meinungsforscher belogen und an der Urne der Mann (bzw. seine Partei) gewählt.
Dem Meinungsforscher zu sagen, ich will Schäuble nicht, weil der behindert ist, wäre noch ein Stück weniger "politisch korrekt". Auch da könnten die Werte am Wahltag ganz andere sein.
Wie gesagt, eigentlich würde das alles eingerechnet. Nur bei neuen Phänomenen tut man sich halt schwer. So war es mit der NPD in Sachsen, und auch die Merkel war ja die erste Kanzlerkandidatin überhaupt.
Wenn das so zutrifft, hat man einfach nicht die richtigen Fragen gestellt, hier liegt der Hund begraben, nicht bei den böse, bösen Lügnern.
Fragen wir doch mal andersherum:
Wenn jetzt behauptet wird, die Union hätte so schlecht abgeschnitten wegen der "Tatsache Frau"...
ist das eigentlich bewiesen in wissenschaftlich korrekten Studien?Mit anderen Worten: Die quatschen momentan halt alle, was ihnen gerade einfällt, die Beweise haben sie nicht!
Bzgl. Schäuble weiß ich nicht, habe ihn aber auch nur im Kontext meines Modells genannt, eben als "Zwischenkanzler".