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Patrick

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Mal wieder ein Plagiat
Juli 31, 2006, 23:25:37
aber wie ich finde, ein ziemlich dreistes, zumal man auf dem "Lanyard"-Kopfhörer sogar noch ein Apple-Logo sieht:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=120014325628
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Florian

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Re: Mal wieder ein Plagiat
Antwort #1: Juli 31, 2006, 23:55:00
Bin neulich durch einen Zufall per Suchmaschine zu einem Thread in einem Übertakter-Forum gelandet, indem genau dieses Gerät besprochen wurde. Auf vielen Seiten so gut wie keine Erörterung der Problematik, daß dies eine illegale Kopie ist. Mehrfach dagegen der Verweis auf den viel teueren iPod, der ja auch nicht anders aussähe. Auch kaum mal die Meldung, daß diese Kopie sehr viel schlechtere Eigenschaften hat, im Gegenteil wurde oft auf das UKW-Radio hingewiesen.
Gut, nun sind Übertakter sicher kein repräsentativer Durchschnitt. Aber es denken schon viele Leute so.
Ich frage mich auch wirklich, wo da mal wieder Ebay bleibt. So etwas zu verkaufen ist in Deutschland eindeutig illegal. Mit dem Apple-Logo erst recht.

Das ist alles mal wieder typisch. Bedenkenlos werden Plagiate auf den Markt geworfen, auch von großen Warenhäusern. Auf den Produktmessen gehen Spione en masse rum, manchmal ist die Kopie vor dem Original zu kaufen. Der Kunde ist so doof und kauft selbst bei eindeutigen Fällen diesen Schrott und fühlt sich dabei auch noch clever. Ich kenne sogar Leute, die eigentlich recht intelligent sind und sich doch über die im Urlaub gekaufte "Rolex" freuen und sie auch noch herum zeigen...

Hm, jetzt bin ich mal wieder ins Allgemeine abgedriftet, aber ich finde es einfach furchtbar, wie wenig Innovation und Qualität vielen Mitbürgern noch wert sind. Aber was soll man auch noch mäkeln, die ganz Großen kupfern auch nur ab, Ihr wisst wohl wen ich meine.
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Patrick

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Re: Mal wieder ein Plagiat
Antwort #2: August 01, 2006, 01:54:13
im Gegenteil wurde oft auf das UKW-Radio hingewiesen.
Wow, toll. Mein SE K750i hat auch Radio, allerdings muß der dumme Kopfhörer angeschlossen sein, da der auch als Antenne fungiert. Somit kein Radio, da ich den Kopfhörer nicht immer mitschleppen will. Vermutlich bin ich auch noch auf genau diesen Kopfhörer festgelegt und somit ist das echt Banane. Ich vermute mal, daß das bei anderen MP3-Playern auch der Fall ist und somit ist für mich dieses Feature eigentlich eine Lachnummer. Aber man muß natürlich immer etwas finden, damit das Bessere schlechter dasteht...
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Re: Mal wieder ein Plagiat
Antwort #3: August 01, 2006, 08:52:08
Das ist alles mal wieder typisch. Bedenkenlos werden Plagiate auf den Markt geworfen, auch von großen Warenhäusern.

Tja, das erstaunt mich mitunter tatsächlich auch, wen man mit gefälschter Ware "erwischt". Als Zöllner gehört es zu meinem Job, Markeninhaber zu unterstützen und gefälschte (bzw. vermeintlich gefälschte) Ware anzuhalten und dem Markeninhaber anzuzeigen. Und mitunter staunt man wirklich, wohin diese Sendungen gehen sollten.
OK, in den meisten Fällen geht es natürlich um Textilien und Accessoires. Dort sind Fälschungen nicht immer sehr offensichtlich (und auch nicht notwendigerweise qualitativ schlechter). Keine Ahnung, ob da die jeweiligen Einkäufer wissen, dass es sich um gefälschte Ware handelt und ob sie sie dann tatsächlich in den Verkauf bringen würden.
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Florian

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Re: Mal wieder ein Plagiat
Antwort #4: August 01, 2006, 12:04:38
Immer wissen sie es sicher nicht. Auch auf dem IT-Markt wird ja Software und auch Hardware teilweise sehr aufwändig gefälscht.
Es ist halt nur so, daß die großen Einzelhandelsunternehmen einen extremen Preisdruck auf die Zulieferer ausüben und sich im Fall des Falles nur wenig um Plagiate kümmern. Klar, bei Adidas schon, aber das Design eines mittelständigen Spielzeugfabrikanten? Soll er doch klagen... zumindest in Deutschland hat er kaum Chancen, denn er muss aufwändig nachweisen, daß das Design auf ihn zurückgeht und nicht etwa logischerweise so aussehen muss oder durch Zufall nur sehr ähnlich ist usw. Zudem ist das finanzielle Risiko oft sowieso viel zu hoch, weil die Stückzahl so groß sein kann und der Streitwert so steigt und die Fälle ja nicht immer wirklich eindeutig sind.
Hier eine Podcast-Ausgabe der Zeit zum Thema und insbesondere der Firma Tschibo.
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Re: Mal wieder ein Plagiat
Antwort #5: August 02, 2006, 10:23:27
Naja Flo, im Großen und Ganzen möchte ich Dir Recht geben, aber zum Thema Qualitätsbewußtsein ist das doch etwas arg einseitig.

Natürlich kostet Qualität immer mehr als Schrott. Es gibt dann aber immer noch einen enormen preislichen Unterschied zwischen "billiger" Qualität und "teurer" Qualität. Beispielsweise bei Tütensuppen und Tütenwürzmischungen: Knorr oder Maggi kosten meist etwas mehr als das doppelte des jeweiligen No-Name-Herstellers. Weil da was anderes drin ist? Weil Knorr und Maggi mit hochmotivierten Mitarbeitern am teuersten deutschen Standort produzieren? Weil bei Knorr und Maggi ihre Zutaten von Experten händisch nach höchsten Ansprüchen auswählen lassen? Und die anderen verarbeiten nur Gammelzeug und lassen indonesische Kinder schuften? Das bezweifel ich stark... Letztlich ist in den Tüten das gleiche Zeug wie bei den Billigherstellern (unter Umständen kommt ist es sogar das selbe Zeug aus dem selben Werk). Der ganze Preisunterschied (über 100% !) entsteht nur durch den Markennamen.
Bei Erdnüssen ist wohl bekannt, daß die Aldi-Nüsse ebenfalls von Ültje hergestellt werden, allerdings nur einen Bruchteil kosten. Und da gibt es sicher noch zig weitere Beispiele. Seien es die No-Name-Disketten aus dem BASF-Werk zum Bruchteil des BASF-Disketten-Preises oder sonstwas.

Und um zum MP3-Player zurückzukommen... Ich glaube nicht, daß dieser da mit einem iPod qualitativ mithalten kann. Ich glaube aber auch, daß es möglich sein könnte, einen iPod(-Klon) ohne (künstliche) Beschränkungen (Firewire!) für deutlich weniger Geld anzubieten, wenn er halt nicht den 50% Apple-Marken-Aufschlag erfährt. Und so etwas dann zu kaufen finde ich gar nicht dumm. Dumm finde ich es, aus Geiz deutlich mindere Qualität in Kauf zu nehmen, und mindestens ebenso dumm finde ich es, überflüssige Markenaufschläge zu zahlen, ergo Ültje-Nüsse zu kaufen.

Wenn Firmen etwas wirklich innovatives entwickeln, dann müssen sie es ja nicht im Vorfeld ihren Konkurrenten auf die Nase binden, sondern können direkt in den Markt gehen, und dann brauch selbst der gewiefteste Kopierer eine gewisse Zeit, bis er nachziehen kann. In der Zwischenzeit kann man mit Premiumpreisen Erlöse einfahren, und wenn dann die Plagiate kommen, zwingt das lediglich dazu, die Preise auf ein realistischeres Maß abzusenken. Und wenn eine derartige Preisanpassung zu erwarten ist, dann wird sich die Menge an Plagiaten ohnehin in Grenzen halten mangels Erfolgschancen. Nur wenn man fest mit 50% (Apple-)Aufschlug bis ans Ende aller Tage rechnet, lohnt es sich natürlich enorm, Kopien zu entwickeln.

Florian

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Re: Mal wieder ein Plagiat
Antwort #6: August 02, 2006, 11:56:02
Hi Cassius, danke für den guten Beitrag, auch wenn ich nicht mit allem übereinstimme. :)

Natürlich kostet Qualität immer mehr als Schrott. Es gibt dann aber immer noch einen enormen preislichen Unterschied zwischen "billiger" Qualität und "teurer" Qualität.  -SCHNIPP-
Bei Erdnüssen ist wohl bekannt, daß die Aldi-Nüsse ebenfalls von Ültje hergestellt werden, allerdings nur einen Bruchteil kosten. Und da gibt es sicher noch zig weitere Beispiele. Seien es die No-Name-Disketten aus dem BASF-Werk zum Bruchteil des BASF-Disketten-Preises oder sonstwas.

Natürlich gibt es auch diese Beispiele, natürlich lassen sich die etablierten Marken ihren Namen auch bezahlen, sie betreiben ja auch Werbung, um diesen beliebt zu halten/zu machen usw., was übrigens auch einer ganzen Anzahl an Menschen einen Job gibt.
Es gibt sicher solche Fälle, wo sich Markenprodukt und das vom Markenhersteller "anonym" an die Discounter gelieferte Zeug identisch ist - oft aber betreibt der Hersteller für das Markenprodukt dann doch die strengere Qualitätskontrolle. Das ist halt für den Kunden nur kaum herauszubringen.

Ich gebe Dir recht, wenn Du sagst es gibt billige und teure Qualität, oder sagen wir mal so: 100% kosten eben oft doppelt so viel wie 95%. Wenn einem die 95% in dem Fall dann reichen, warum nicht?
Auch gibt es natürlich Fälle, in denen man nicht 20% sondern 200% für den Namen draufschlagen muss, man denke an die Modebranche. Ich persönlich halte das für merkwürdig, es sei denn ein Produkt hat etwas wirklich ganz besonderes, daß es so nur dort gibt (und hier kommen die Fälschungen ins Spiel). Aber wir kommen zu sehr ins Allgemeine, denke ich.

Zitat
Und um zum MP3-Player zurückzukommen... Ich glaube nicht, daß dieser da mit einem iPod qualitativ mithalten kann. Ich glaube aber auch, daß es möglich sein könnte, einen iPod(-Klon) ohne (künstliche) Beschränkungen (Firewire!) für deutlich weniger Geld anzubieten, wenn er halt nicht den 50% Apple-Marken-Aufschlag erfährt. Und so etwas dann zu kaufen finde ich gar nicht dumm. Dumm finde ich es, aus Geiz deutlich mindere Qualität in Kauf zu nehmen, und mindestens ebenso dumm finde ich es, überflüssige Markenaufschläge zu zahlen, ergo Ültje-Nüsse zu kaufen.

Der iPod-Preis hat sich bisher stets als marktangemessen gezeigt. Ich kann keinen 50%-igen Markenaufschlag erkennen. Beim Zubehör langt Apple ordentlich hin, das stimmt allerdings.
Firewire-Absenz ist keine "künstliche Beschränkung", sondern eine echte Einsparung beim Produzieren. Passt mir gar nicht, aber es ist nicht so wie einst beim iMac die deaktivierte Möglichkeit zum Erweitern des Desktops auf den zweiten Bildschirm etc.
Du wirst sicher keinen MP3-Player finden, der eine gleichwertige Verarbeitung und gleichwertige Daten sowie ein originales (!) Design hat, daß an den iPod rankommt und der nur die Hälfte kostet.

Ich finde es auch nicht dumm, diesen Markenwahn nicht mitzugehen, im Gegenteil. Da hast Du mich falsch verstanden. Dämlich ist es aber doch, sich von einem Schwarzhändler am Strand eine für 50 Cent produzierte "Rolex" für 50 Euro andrehen zu lassen und dann auch noch zu glauben, man hätte ein gutes Geschäft gemacht, weil das Original 5000 kostet.
Dazu kommt für mich auch eine moralische Komponente. Schließlich klaut hier jemand Design und eingetragenen Markennamen und einen oft über Jahrzehnte hart erarbeiteten Ruf.
In anderen Bereichen wird es dann sogar schwerkriminell, wenn etwa für Millionenbeträge gefälschte Intel-Chips verkauft werden oder gar sicherheitsrelevante oder medizinische Geräte! Das sind die Dinge, die mir Sorgen machen, nicht die Ültje-Nüsse.

Zitat
Wenn Firmen etwas wirklich innovatives entwickeln, dann müssen sie es ja nicht im Vorfeld ihren Konkurrenten auf die Nase binden, sondern können direkt in den Markt gehen, und dann brauch selbst der gewiefteste Kopierer eine gewisse Zeit, bis er nachziehen kann. In der Zwischenzeit kann man mit Premiumpreisen Erlöse einfahren, und wenn dann die Plagiate kommen, zwingt das lediglich dazu, die Preise auf ein realistischeres Maß abzusenken. Und wenn eine derartige Preisanpassung zu erwarten ist, dann wird sich die Menge an Plagiaten ohnehin in Grenzen halten mangels Erfolgschancen. Nur wenn man fest mit 50% (Apple-)Aufschlug bis ans Ende aller Tage rechnet, lohnt es sich natürlich enorm, Kopien zu entwickeln.

Erstmal kann sich solche Geheimniskrämerei doch nur Apple leisten. Der Mittelständler muss auf die Messen, seine Produkte anpreisen (dazu empfehle ich den oben verlinkten Hörartikel). MS und Intel etc. müssen ihren Kunden Planungssicherheit geben, ihre Hologramme sind bekannt, zumindest die vom letzten Mal und welcher Kunde erkennt den Unterschied?
Zweitens braucht es keine Plagiate, um den Wettbewerb anzuheizen, daß ginge auch im  legalen Wettbewerb. Ehrlich gesagt halte ich es sogar für ziemlich bedenklich, daß Du den Plagiaten eine solche Funktion zubilligst. Wenn Apple doch diesen Aufschlag, den Du behauptest, erhebt, inwiefern hindert das dann z.B. Creative daran, einen besseren Player billiger anzubieten? Fälschungen sind illegal und bestrafen den, der Innovation und Design einbringt.
Kann das gut sein?

Man sollte also die Tütensuppen, die ja legal konkurrieren, und die Flut der Produktfälschungen, die den fairen Wettbewerb zerstören, auseinander halten.
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Patrick

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Re: Mal wieder ein Plagiat
Antwort #7: August 03, 2006, 00:16:43
Man sollte also die Tütensuppen, die ja legal konkurrieren, und die Flut der Produktfälschungen, die den fairen Wettbewerb zerstören, auseinander halten.
Wohl wahr, ihr habt beide durchaus recht.

Zum Thema Aldi-Ware: ich vermute, daß etwa 80% der Food-Artikel bei deutschen "Markenherstellern" produziert werden. Mittlerweile ist das auch relativ transparent aufgrund der Herstellerkennzeichnungspflicht. Auf dem "Karlskrone Radler" von Aldi Süd zB steht als Hersteller die Feldschlößchen Brauerei in Braunschweig (gehört zu Holsten und damit zu Carlsberg), die zB auch Vitamalz oder das gerade massivst beworbene Duckstein produzieren.
Unter den Discountern hat Aldi mit Sicherheit den strengsten Qualitätsmaßstab und nicht selten ändert sich plötzlich die Verpackung einer Ware, weil der Lieferant gewechelt wurde, sei's weil sein Vertrag auslief oder er die Qualität zum geforderten Preis nicht mehr liefern konnte. Ich glaube auch nicht, daß hier mittlerweile noch zweierlei Qualitäten produziert werden, dafür ist der Anteil der Discounter am Lebensmitteleinzelhandel mit etwa 40% einfach zu groß. Ich vermute viel mehr, daß die meisten Hersteller eine Mischkalkulation fahren und entsprechend auf die "Markenware" aufschlagen.
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Re: Mal wieder ein Plagiat
Antwort #8: August 03, 2006, 08:19:45
Zum Thema Marken-Food, Qualität und Preis fällt mir nun allerdings auch eine etwas anders herum verlaufende Story ein, die Migros, dem grössten Detailhändler hier in der Schweiz widerfahren ist. Er führt grösstenteils Eigenmarken (davon den grössten Teil auch in eigenen Betrieben hergestellt) und hat nur einige wenige Markenprodukte im Angebot. Eines davon war die Kinder Milchschnitte. Vor etwa zwei Jahren hat sich der deutsche Lieferant nun geweigert, Migros weiterhin zu beliefern. Angeblich weil Migros die Dinger zu billig angeboten habe. Da kann der Laie nur noch staunen.  :o


(Ach ja, nachdem die Regale ein paar Monate leer waren, lässt Migros jetzt Milchschnitten in Italien produzieren und vertreibt sie unter der Marke der eigenen Billig-Linie und bietet diese noch billiger an. Und diese italienischen Dinger schmecken erst noch um Welten besser als das Original.)
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