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Florian

  • Zurück in der Zukunft
Re: RFID - Fluch oder Segen?
Antwort #30: April 30, 2006, 18:26:38
Aber bereits dieser Anspruch an die Gesellschaft stört mich wieder und widerstrebt mir. Nein, es nicht Aufgabe der Gesellschaft den einzelnen zu fördern. Es liegt primär in der Verantwortung jedes einzelnen, sich im Rahmen des ihm möglichen in die Gesellschaft einzubringen und damit auch für sein Auskommen zu sorgen. Und dieses Einbringen in die Gesellschaft soll er wenn immer möglich auf die Art und Weise tun können, wie er das möchte, solange er damit sein eigenes Auskommen bestreiten kann.

Das ist soweit wünschenswert, da stimme ich Dir zu. Nicht aber bei der Aufgabe der Gesellschaft. Selbst wenn man jede Verantwortung der Allgemeinheit für die schlechter Gestellten leugnet, so ist es doch in ihrem eigenen Interesse, sie trotzdem anzunehmen. Gibt es doch nichts, daß mehr destabilisiert als (junge) Leute ohne Chancen. 
Nun bin ich ganz bei Dir, daß Derjenige, der sich unaufhörlich selber schlechter stellt, d.h. Förderungen verweigert und null Engagement zeigt, auf Dauer jeden Anspruch verlieren sollte. Nur:
1. Gibt es nicht so viele solche Fälle, wie oft behauptet wird.
2. Ist sehr schwer zu trennen, zwischen denen, die nicht können und denen, die nicht wollen.
3. Kann man niemals alles kürzen, oder will man ein Heer an Obdachlosen?

In Deutschland ist es übrigens schon so, daß das Arbeitslosengeld bei Verweigerung "zumutbarer Arbeit" oder Fortbildungsmaßnahmen gekürzt werden kann.

Zitat
Nein. Hinter dieser Aussage stehe ich nicht. Aber ich bestreite dass es wünschenswert ist, dass sich die Gene von Leuten weiter verbreiten, die sich dazu entschlossen haben, sich nicht mehr in irgend einer sinnvollen Weise in die Gesellschaft einzubringen, sonern nur noch von dieser zu profitieren. (Wobei es natürlich nicht wirklich die Gene sind. Die "Vererbung" dürfte hier ja eher kultureller als biologischer Natur sein.) Dass der soziale Status nicht allein der Barometer dafür sein kann, ob sich jemand "sinnvoll" in die Gesellschaft einbringt, ist mir schon auch klar.

Genau, es sind nicht die Gene. Also kann man durchaus bei Dingen wie Bildung und Integration ansetzen. Das ist nicht nur der humanstee sondern auch der erfolgversprechendste Weg.
Ich frage mich wirklich, was Du stattdessen vorschlägst.

Zitat
Nein, dass sich ein Teil aussortiert.

Siehe oben.

Zitat
Nicht mit "vermehrtem" Irgendwas. Nicht mehr, sondern weniger. Indem man endlich aufhört, ein Auto, einen Fernseher und einmal jährlich Ferien im Ausland zum Existenzminimum zu zählen und das jedem Sozialbezüger zu bezahlen. (Ist zumindest in der Schweiz so.) Das kann sich auch mancher Arbeitende nicht alles leisten und muss sich ja betrogen vorkommen, wenn er arbeitet.

Wenn solche Mindeststandards gesetzt werden, finde ich das auch lächerlich und ärgerlich. Das ist aber genau das, was ich mit "vermehrten Anreiz zur Arbeitsaufnahme" meinte, nämlich das der Abstand zwischen Sozialleistung und Lohn wieder größer wird.
Deine Kritik geht doch aber weiter, und eine Lösung für das von Dir postulierte Geburtenproblem wäre es nicht.

Zitat
Mit den sozialen Schichten darf das zwar IMO eben nicht zusammen hängen. Die wird es immer geben. Geht gar nicht anders. Aber ich gehe einig, dass es wünschenwert wäre, dass sie sich nicht auf die Chancen der Kinder auswirken würden und möglichst Chancengleichheit angestrebt wird.

Klar sortieren sich die Vermögenden und die Nichtshaber immer wieder in Schichten, auch wenn das heute nicht mehr so das benutzte Wort ist. Aber anstreben muss man eine maximale Durchgängigkeit bzw. den Abbau von Schichtgrenzen und, zu aller Wohl, die maximale Verwirklichung der Potentiale jedes Einzelnen.

Zitat
Ich will angesichts unseres übervölkerten Planeten gar niemanden zur Zeugungsfreudigkeit anregen.  ;)  Ich würde einzig die Zeugungsfreudigkeit von denjenigen senken wollen, die sich keine Kinder leisten können. Ja, ja, ich weiss, das hätte auch wieder grauenhafte Nebenwirkungen, wie zusammenbrechende Altersvorsorge etc. Und ja, ich weiss, es ist wohl wirklich illusorisch, da der Mensch in der Tat das einzige Lebewesen zu sein scheint, dessen Zeugungsfreudigkeit sich konvers zur Wirtlichkeit der Umgebung verhält.

Brauchen wir also gar nicht diskutieren.

Zitat
Nun, der Begriff Sozialdarwinismus ist heute ja zu einem solchen Unwort verkommen, dass man bereits als Unmensch abstempelt ist, wenn man es nur in den Mund nimmt. Aber ja, ich plädiere in der Tat für mehr Eigenverantwortung. Es kann nicht sein, dass sich heute ein Individuum in der Gewissheit wiegen kann, dass es von der Gesellschaft aus jedem noch so tiefen Schlamassel wieder heraus geholt wird, in den es sich aus Dummheit, Fahrlässigkeit und Selbstüberschätzung selbst hinein reitet.
Manch einer mag das sozialdarwinistisch nennen. Von mir aus.

Nein, Sozialdarwinismus ist, wenn man den ungeregelten Wettbewerb in totalitärer Form zulassen will.
Und Geburtensteuerung anhand von sozialen Indikatoren ist noch ganz was anderes. Aber das willst Du ja nicht. Frage mich nur, warum Du dann vage Forderungen erhebst.

Nun. Am Ende sind wir vielleicht doch nicht sooo weit auseinander. Soweit so gut...
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"If music be the food of love, play on!”
                         William Shakespeare
Re: RFID - Fluch oder Segen?
Antwort #31: Mai 25, 2006, 14:02:04
Na ja, ich will nicht die Diskussion neu aufwärmen. Aber bin gerade über einen Artikel gestolpert, der mir ziemlich aus dem Herzen spricht: http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=14033&CategoryID=66
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)