Apfelinsel
Talk => Thema gestartet von: Thyrfing am Mai 08, 2010, 23:21:21
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Der erste Versuch mit der Kuppel ist gescheitert, weiter fließen jeden Tag ca. 800.000 L Rohöl in das Meer, BP versprühte bereits 1 Million Liter Chemikalien, um das Öl zu zersetzen, das Öl gelangt in den Nahrungskreislauf der Fische.
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Ist schon jetzt eine riesige Katastrophe, aber irgendwie werden sie es schon stoppen, denke ich.
Man muss aber die Größenordnungen beachten. 800 000 Liter entsprechen ca. 666 (!!! (Wikipediazahl)) Tonnen.
Im und nachdem ersten Golfkrieg gelangten aber wohl über eine Million Tonnen in den Persischen Golf!
Die Ixtoc 1 (auch eine Bohrinsel im Golf von Mexiko) versaute 1979 die Welt wahrscheinlich in ähnlicher Dimension.
Wie gefährlich diese Chemikalien sind, weiß ich nicht.
Wenn's interessiert: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Ölkatastrophen (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Ölkatastrophen)
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Ich vermute, die Meldungen zu dem Loch werden in den Medien nach hinten rücken und in einigen Wochen gar nicht mehr stattfinden.
So lang müssen wir noch durchhalten.
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Atombombe statt Glocke?
http://www.heise.de/tp/blogs/2/147552
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Ja, Obama wird sicher seine Wähler mit einer Atombombenzündung begeistern wollen. :)
Es ist wohl auch kein Zufall, dass alle diese angeblichen nuklearen Bohrlochschließungen der Russen zu glorreichen Sowjetzeiten Prä-Gorbatschow passierten.
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Ernsthaft:
Das Öl ist aus organischen Stoffen entstanden und kommt aus der Erde.
Die Brühe versaut jetzt die Strände, die armen Tierleins sterben früher und es will an dieser Küste keiner mehr Urlaub machen. OK.
Aber ist das alles wirklich so schlimm?
Oder ist es nur eine Sauerei, die in 50 Jahren durch Wind und Wetter wieder erledigt wäre?
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Ernsthaft:
Das Öl ist aus organischen Stoffen entstanden und kommt aus der Erde.
Uran auch. Also aus der Erde, organisch ist es natürlich nicht. Dafür z.B. viele hochgiftige Chemikalien. Möchte trotzdem nicht 10 kg im Garten haben.
Die Brühe versaut jetzt die Strände, die armen Tierleins sterben früher und es will an dieser Küste keiner mehr Urlaub machen. OK.
Aber ist das alles wirklich so schlimm?
Oder ist es nur eine Sauerei, die in 50 Jahren durch Wind und Wetter wieder erledigt wäre?
Wahrscheinlich schon früher. Bisher hat die Natur ja immer wieder eine erstaunliche Reinigungskraft erwiesen. Aber man muss auch die Tausende Putzkräfte und auch heftigere Sanierungsarbeiten bei vielen Ölsauereien nicht vergessen, die spielen natürlich auch eine Rolle.
Aber spielen wir's mal durch:
Wer füttert die Fischer, Hoteliers, Gastwirte, Strandverkäufer all die Jahrzehnte durch?
Können die oft schon sehr dezimierten Tier- und Pflanzenarten einen so massiven Populationseinbruch noch einmal verkraften? Brutgebiete auf Jahrzehnte verloren, kommen die Vögel noch mal wieder?
Womit ersetzt man die Fischproteine, die nun nicht mehr zur Verfügung stehen?
Wie lange hält sich das Öl in der Nahrungskette?
Wird nicht auch die Handelsschifffahrt behindert?
Und: Soll man wirklich zuschauen, wie die ganze Küste für viele Jahre zugedreckt wird? Weil sie sich ja irgendwann erholen wird?
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Wenn das Öl erst mal im Missisippi-Delta angekommen ist, ist die Katastrophe perfekt. Tausende kleiner Kanäle, Inselchen, Sumpf und mittendrin Alligatoren, Giftschlangen- und Spinnen, hunderte Vogel und Fischarten, da macht mit Sicherheit keiner mehr etwas sauber - wie auch? An den Stränden kann man das Öl ja wenigstens noch einsammeln und selbst dort werden die Schäden gigantisch sein.
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Die Ixtoc 1 (auch eine Bohrinsel im Golf von Mexiko) versaute 1979 die Welt wahrscheinlich in ähnlicher Dimension.
Bis die jetzige Deep Water Horizon Havarie mit der derzeit austretenden Menge die selbe Menge Öl freigesetzt und damit ähnliche Dimensionen wie Ixtoc 1 erreicht haben wird, müsste sie 2 Jahre sprudeln. Ich glaube dann doch, dass man die Sache früher in den Griff kriegen wird. (Und bis jene Menge erreicht ist, die Saddam 1990/91 in den Persischen Golf leitete, müsste sie sogar 6 Jahre sprudeln.)
Natürlich ist so ein Unfall ein Mist. Natürlich ist es um jedes Tier schade, das dadurch Schaden nimmt. Aber gewisse Kommentatoren scheinen dann doch etwas die Relationen verloren zu haben, wenn gar von der schlimmsten Katastrophe seit Hiroshima gefaselt wird. Bisher wurde noch bei jeder Ölpest die totale Ödnis der betroffenen Gegend auf Jahrzehnte hinaus prophezeit. Und noch jedesmal wurden die ökologischen Folgen letztlich überschätzt. Kein einziges der früher betroffenen Gebiete ist heute tot oder auch nur (durch die seinerzeitige Ölpest) nachhaltig geschädigt.
Entschärfend (ökologisch gesehen) kommt im aktuellen Fall hinzu, dass es sich in ziemlicher Tiefe abspielt. Die jetzt auftretende Emulsion aus Öl und Wasser ist weniger zäh und der Film dünner, als bei Unfällen an der Meeresoberfläche. Das begünstigt und beschleunigt den natürlichen Abbau.
Das Öl ist aus organischen Stoffen entstanden und kommt aus der Erde.
So ist es. Und selbst das Freisetzen geschieht, gerade bei den geologischen Verhältnissen im Golf von Mexiko, auch auf natürlichem Weg. Gemäss den aktuellsten Schätzungen sickern im ganzen Golf von Mexiko jeden Tag über 400'000 Liter Rohöl pro Tag auf natürliche Weise aus dem Boden. Also etwa die Hälfte von dem, was jetzt aus dem Leck austritt. (Ist schon klar, dass es einen Unterschied macht, ob das über ein grosses Gebiet verteilt oder an einer konzentrierten Stelle passiert.) (Quelle (http://www.springerlink.com/content/bya6g7r7ceebanrl/?p=bd21d12dc43445668759050a15bec27a&pi=1))
Oder ist es nur eine Sauerei, die in 50 Jahren durch Wind und Wetter wieder erledigt wäre?
Das hat bis jetzt noch nirgendwo 50 Jahre gebraucht. Und die Voraussetzungen für den natürlichen Abbau scheinen diesmal sogar besser, als in früheren Fällen.
Das mal so ein bisschen gegen den allgemeinen Trend zur Übertreibung.
Edit: Verbesserung einer Satzstellung
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Die Ixtoc 1 (auch eine Bohrinsel im Golf von Mexiko) versaute 1979 die Welt wahrscheinlich in ähnlicher Dimension.
Bis die jetzige Deep Water Horizon Havarie mit der derzeit austretenden Menge die selbe Menge Öl freigesetzt und damit ähnliche Dimensionen wie Ixtoc 1 erreicht haben wird, müsste sie 2 Jahre sprudeln.
Bin mir jetzt nicht sicher, ob Du mir widersprechen willst, aber ich meinte eine ähnliche Dimension von Ixtoc 1 und Golfkrieg.
Ich glaube dann doch, dass man die Sache früher in den Griff kriegen wird.
Schrieb ich auch.
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Bin mir jetzt nicht sicher, ob Du mir widersprechen willst, aber ich meinte eine ähnliche Dimension von Ixtoc 1 und Golfkrieg.
Ach so. Dann habe ich Dich falsch verstanden. Sorry. Dachte Du beziehst Dich auf den aktuellen Unfall.
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Ölkatastrophen als Grafik (http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/magazine/8664684.stm)
Jochen
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Ölkatastrophen als Grafik (http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/magazine/8664684.stm)
Jochen
Sehr interessant. Danke für die Info.
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Was ich noch bezeichnender finde, ist die Tatsache, dass sich BP, Halliburton und noch so eine Firma gegenseitig den schwarzen Peter zuscheiben. Das ist ekelhaft.
http://www.huffingtonpost.com/2010/05/12/oil-spill-executives-used_n_572806.html
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Logisch, dass die das versuchen. Da geht's um so viel Geld - wenn da ein Verantwortlicher Zugeständnisse machen würde, wäre "sein" Laden schon fast am Ende.
Das ist zwar schlimm, aber aus deren Sichtweise völlig verständlich.
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Fas am Ende? Die machen im QUARTAL mehr Gewinn, als das Ganze bislang kostet … Scheiss Typen.
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Aber der Manager wird Dir natürlich erklären, dass er sehr wohl moralisch handelt: Im Sinne der Firmeninhaber, die ihn ja auch bezahlen.
Big Oil ist halt, wie es ist.
BP und Halliburton sind übrigens beide große Lieblinge der US-Regierung, eigentlich, und (jetzt wieder) groß im Geschäft mit dem Irak. Iran und BP passten auch mal zusammen, als dann die Ölindustrie verstaatlicht wurde, arrangierte die CIA den Putsch und wir wissen ja, was dabei am Ende rauskam.
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Fas am Ende? Die machen im QUARTAL mehr Gewinn, als das Ganze bislang kostet … Scheiss Typen.
Da hast du schon recht, klar. Aber der "Schuldige" wird dann einfach etwas weniger Gewinn machen und das gefällt den Aktionären nicht. Also wird versucht, alles zu vertuschen und die Schuld weiterzugeben.
Viel Gewinn ist toll. Aber noch etwas mehr ist noch viel toller...
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Die ausströmende Menge ErdÖl ist vermutlich 20 mal größer als bisher von BP angegeben:
http://www.heise.de/tp/blogs/2/147665
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Ist die Menge wirklich sehr viel größer, hat sich meine obige Einordnung natürlich erledigt.
So wie jetzt um die Rolle des Sündenbocks gestritten wird, ist die Lage wohl doch recht schlimm.
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Selbstverständlich gibt es einen Live Videostream:
http://www.bp.com/liveassets/bp_internet/globalbp/globalbp_uk_english/homepage/STAGING/local_assets/bp_homepage/html/rov_stream.html
Bei mir klappt allerdings nur diese URL in VLC:
http://mfile.akamai.com/97892/live/reflector:46245.asx?bkup=46260
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Eine Exxon Valdez pro Woche:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/umweltdesaster-im-golf-von-mexiko-doppelt-so-viel-oel-taeglich-1.957349
(http://newsimg.bbc.co.uk/media/images/47791000/gif/_47791601_oil_spills466.gif)
Grafik aus Jochens Link (http://www.apfelinsel.de/forum/index.php/topic,4225.msg59239.html#msg59239)
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(http://newsimg.bbc.co.uk/media/images/47791000/gif/_47791601_oil_spills466.gif)
Grafik aus Jochens Link (http://www.apfelinsel.de/forum/index.php/topic,4225.msg59239.html#msg59239)
Im Golf von Mexico sind es jetzt 666.400 Tonnen, +- 10 %. Ein Fünftel wurde aufgefangen:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/oelpest-im-golf-von-mexiko-groesste-anzunehmende-katastrophe-1.983192
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Im Golf von Mexico sind es jetzt 666.400 Tonnen, +- 10 %. Ein Fünftel wurde aufgefangen:
Ja!
Und trotzdem ist es die schlimmste Öl-Katastrophe aller Zeiten!
Sogar noch größer als der Super-Bowl!
Sogar eigentlich seriöse Medien, wie das Deutschland-Radio-Kultur, vermelden das.
Vielleicht muss heute immer alles das größte und schlimmste und übelste sein, um überhaupt wahrgenommen zu werden. ???
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Nun ja, wenn man die Zahl 666400 t in die Grafik eintrüge, dann wäre sie die grösste Zahl. Ist und bleibt aber halt immer die Frage, wie verlässlich die Zahlen jeweils sind. (Grösser als die Golfkriegs-Sauerei ist sie jedenfalls kaum und damit nicht wirklich die Grösste aller Zeiten.)
Aber ja, die Berichterstattung ist teilweise zum Haare raufen. Da werden schon gerne mal Liter als Tonnen verkauft. Ob aus Dummheit oder mit Absicht frage ich mich manchmal. (Immerhin würde es den Begriff "Schweröl" erklären. ;D)
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Nun ja, wenn man die Zahl 666400 t in die Grafik eintrüge, dann wäre sie die grösste Zahl.
Ach so, sorry. 8)
da habe ich dann auch Liter und Tonnen verwechselt.
Es ist dann ungefähr so viel, wie in einen Supertanker passt.
Ich glaube diese Katastrophe hier, ist vor allem deswegen die größte, weil der buchhalterische oder versicherungstechnische Schaden am größten ist.
Wenn natürlich jeder erfolglose Shrimps-Fischer auf einmal so tut, als würde er jeden Tag viele 100.000$ verlieren, wo er bis vor ein paar Wochen aber nur einige hundert am Tag verdient hat, dann kommennatürlich erhebliche höhere Summen zustande, als wenn es ein paar Neger in Schwarzafrika trifft. Die sind ja schließlich sowieso und immer fast tot.
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Klar gehen die Wahrnehmungen auseinander. Wenn in den USA oder Deutschland ein größeres Unglück passiert, treibt das die Leute wochenlang um, auch wenn zwischenzeitig Flutkatastrophen in Pakistan stattfinden und in Russland die Dörfer verbrennen.
Das ist doch normal.
Auch der Ölunfall vor Dalian wird hierzulande ja jetzt erst ein bisschen zur Kenntnis genommen. Denn wo ist Dalian überhaupt? Da braucht man ja Google! Außerdem blockt die Regierung natürlich den Informationsfluss während anderswo nur BP Bilder amateurhaft manipulieren kann.
Lustig übrigens die Massnahmen der chinesischen Politik: 20 000 Fischer sind ausgesandt um das Öl abzuschöpfen. Ohne Geräte, im Glücksfall haben sie eine Schale und schöpfen es ab, ansonsten mit den Händen. Kein Atemschutz oder Handschuhe. Der verantwortliche Staatskonzern hat noch nicht mal eine Stellungnahme veröffentlicht.
Aber das ist halt dort so, und weiter im Programm, vollgetankt in die Zukunft!
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Der tägliche Ölverbrauch auf der Welt beträgt übrigens 84 000 000 Tonnen:
http://www.sueddeutsche.de/leben/2.220/ein-jahr-auf-erdoel-diaet-ich-habe-viele-dummheiten-begangen-1.982107
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Die Auswirkungen der Ölpest sind auch über ein Jahr nach dem Untergang der "Deepwater Horizon" kaum bekannt. Wichtige Studien sind noch nicht publiziert oder unter Verschluss:
http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:deepwater-horizon-katastrophe-massensterben-im-golf-von-mexiko/60065993.html
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http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/bp-einigt-sich-mit-us-ermittlern-auf-rekordstrafe-a-867499.html