Apfelinsel
Talk => Thema gestartet von: tertinator am Januar 20, 2009, 13:33:24
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Hallo, liebes Tagebuch.
Ich habe gestern mal in unser Unterschichtenfernsehen reingezappt und bin bei "ich bin ein Star - holt mich hier raus" hängengeblieben.
Abgesehen, das ich diese ganze Inzenierung totlangweilig finde, hat es mich zutiefst beschämt, dass Ingrid van Bergen über den Totschlag ihres Mannes geredet hat. Es erschüttert mich allgemein, wie sich verbrauchte Menschen manchmal regelrecht obzön geben.
Es ist ja nachvollziehbar, dass jeder Mensch gern ein wenig Anerkennung möchte, jeder will ein wenig Liebe und Beachtung.
Aber gibt es da nicht eine Grenze?
Es ist nicht einmal so schlimm, dass da irgendetwas mit Maden angestellt wird; eklig zwar - und nicht gerade würdevoll.
Aber muss man vor einer ganzen Nation alles offenlegen? Kann man nicht ein klein wenig Rücksicht auf sich selbst und auch auf die Gefühle von Angehörigen nehmen?
Sicherlich, es gibt einen Haufen Zuschauer, die einfach nur Leute sehen wollen, die eine noch jämmerliche Erscheinung als sie selbst sind.
Sind diese aber nicht bei einem Psychologen besser aufgehoben? Und wenn dazu zu feige, nicht eher bei alkoholkranken Obdachlosen, prostituierten Junkies oder im Knast? Das ist doch sicher besser, als Chipsfressend vor der Glotze zu hängen.
Einerseits empfinde ich tiefstes Mitleid mit den Kandidaten des Dschungelcamps, andererseits eine Abneigung gegen die dummen Moderatoren und tiefen Ekel gegenüber RTL.
… ein Tagebuchschreiber, der das einfach mal schreiben wollte. Und der sich eher den Bolzen geben würde, bevor er…
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...Es ist ja nachvollziehbar, dass jeder Mensch gern ein wenig Anerkennung möchte, jeder will ein wenig Liebe und Beachtung.
Deswegen bist Du ja auch hier ;D
Jochen
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natürlich :)
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Einerseits empfinde ich tiefstes Mitleid mit den Kandidaten des Dschungelcamps, andererseits eine Abneigung gegen die dummen Moderatoren und tiefen Ekel gegenüber RTL.
Mitleid & Ekel kann ich eigentlich nicht empfinden (ich will den Mist nicht zu sehr an mich ran lassen ;)), Abneigung schon.
Obwohl, ich hab's noch gar nicht gesehen.
Aber ich war mal Handballer und habe von den drei deutschen Spielen der WM insgesamt ca. eine Stunde bei RTL geschaut + 10 Minuten Vorberichterstattung.
Ooh Mann!
Ich hoffe die Handballer sind robuster als Skispringer und enden nicht auch als essgestörte Wracks in einer Therapie.
Es ärgert mich immer wieder mächtig, wenn sich das Privatfernsehen einer Sportart "annimmt" die ich mag.
Können die nicht Springreiten oder Synchronschwimmen übertragen?
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Ich habe das nicht gesehen, klingt aber ganz so, wie wir es seit Jahren kennen…
Solche Sendungen sind nur dazu da, damit sich die Leute (Meute?) besser fühlen, weil sie ihre Häme an den Deppen im Fernsehen ablassen können. Das gesamte Privatfernsehen (und nicht nur dieses) lebt, was die (quasi alle!) Shows angeht, nur von Geschmacklosigkeiten, Erniedrigungen, Schüren von Neid und Missgunst und Eindringen in die Privatsphäre.
Ich bin nun nicht der Moralphilosoph, sich dafür zu schämen geht wohl etwas weit.
Aber wer wäre nicht beschämt, wenn er so etwas anschaut?
Der Begriff Unterschichtsfernsehen (ist ja von Harald Schmidt, oder?) trifft auch nur teilweise. Man braucht nicht meinen, es wäre nur eine Frage der Bildung, was eingeschaltet wird.
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Das Fernsehen, speziell die Privaten haben eine unendlich Vielzahl von Themen parat.
Alles was irgendwie negativ oder mangelhaft ist, wird als Sendung vermarktet.
Unfälle im Getreidesilo, Raser auf der Autobahn, Schlechte Handwerker, Abzocker in der Bank, Mäuseschwanz in der Pizza ....
Und da irgendwie jeder mal betroffen ist gibt es genügend Zuschauer die dann sagen > Genau wie bei mir.
Die Klugen ;D bleiben vor solchen Misshelligkeiten ja verschont, da sie ja den Durchblick haben.
Jochen
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Der Begriff Unterschichtsfernsehen (ist ja von Harald Schmidt, oder?) trifft auch nur teilweise. Man braucht nicht meinen, es wäre nur eine Frage der Bildung, was eingeschaltet wird.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus.
Einige Jahre Privatfernsehen, sagen wir so um die zwei, drei Stunden täglich, fressen jede Bildung auf.
Die Leute (manchmal glaube ich "unsere Nation") werden immer dämlicher!
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Einige Jahre Privatfernsehen, sagen wir so um die zwei, drei Stunden täglich, fressen jede Bildung auf.
Die Leute (manchmal glaube ich "unsere Nation") werden immer dämlicher!
ergo > fällt es keinem normalerweise auf:
Was ist normal ?
In einer Herde mit 10 neuen Schafen davon 9 mit 5 Beinen sind diese 9 Schafe das Normale.
Jochen
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Ich habe aber nicht von "normal" und "nicht normal" gesprochen.
Mir ging es um "dämlich" und "nicht dämlich".
Und das kann man nicht per Abstimmung ermitteln. ;)
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Vorweg: Ich habe mir noch keine Sendung davon angesehen, und kann dennoch nicht entkommen.
Denn ich stolpere fast jeden Tag über einen Artikel darüber. Der Stern (Online) (http://www.stern.de/unterhaltung/tv/:Costa-Cordalis-Daniel-K%FCblb%F6ck-Veteranen-%FCbers-Dschungelcamp/652071.html) legt dabei die Latte ganz tief, da doch tatsächlich jeder einzelne Tag "nachbesprochen" wird. Wobei ich den Begriff Latte besser nicht verwenden sollte, da sämtliche zotigen Wortspiele über das männliche Glied der Stern sich wohl markenrechtlich gesichert haben dürfte. So oft wie derlei Albernheiten in den Artikeln vorkommen.
Es scheint fast so als würde die Vorstellung, dass sich etwas echt dreckiges und obszönes im Fernsehen vor einen großen Publikum abspielen könnte, die Redakteure dazu bringt selbst mal richtig obszön und dreckig vom Leder zu ziehen. Natürlich immer mit dem Hinweis, dass die Hölle natürlich die anderen sind.
Mit geschmacklich fragwürdigen Dingen habe ich kein Problem. Und die Teilnehmer sind Erwachsen und sollten wissen was sie tun. Ich glaube aber eher, dass viel Lärm um Nichts gemacht wird. Was mich dann einfach langweilt. Nicht mehr.... aber auch nicht weniger.
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Jochen:
Wenn Negatives aufgegriffen würde, also Mißstände kritisiert, würde mich das nicht stören. Zum anderen sind dafür gewisse Dinge (Poldi, Merkel, Wetter) immer ein unglaubliches Ereignis… man will polarisieren, Mittelmass ist abgeschafft, aber damit könnte ich leben.
Mir geht es um die Zurschaustellung von Menschen und ihren Fehlern zur Belustigung der Zuschauer.
Das dies allgemein als Unterhaltungsform anerkannt wird, finde ich äußerst betrüblich. Und wenn das Unterschichtenfernsehen ist oder für Blöde oder blöd macht, wie fränk meint, fragt man sich, wie ein Stefan Raab alle Preise einsammeln konnte, die es in Deutschland zu vergeben gibt. Sind die dortigen Chefintellektuellen etwa auch schön verdummt oder nicht viel mehr abgestumpft und eiskalt?
Dale:
Dieses „Sind alles Erwachsene“ kann nicht das Entscheidende sein! Man findet sich auch Leute, die sich beim lebendigen Leibe auffressen lassen würde, würde nur Jemand die Kamera drauf halten. Geschmacklich fragwürdig ist das eine, einem Menschen vor laufenden Kamera zu entwürdigen, ist aber sich nicht mehr fragwürdig, egal ob Derjenige eingewilligt hat oder nicht.
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Und wenn das Unterschichtenfernsehen ist oder für Blöde oder blöd macht, fragt man sich, wie ein Stefan Raab alle Preise einsammeln konnte, die es in Deutschland zu vergeben gibt. Sind die dortigen Chefintellektuellen etwa auch schön verdummt oder nicht viel mehr abgestumpft und eiskalt?
Ich vermute Raab hat seine Preise für erfolgreiches Fernsehen bekommen.
Also Fernsehen mit dem reichlich Kohle verdient wird, in dem viel Werbung verkauft wird und das viele Leute anspricht.
Demnächst wir wieder ein mächtiger Aufwand um einen amerikanischen Filmpreis gemacht.
Und, wird dort etwa Qualität "Nicht Blödes" ausgezeichnet?
Stirb früh, spiel eine Schwulen oder einen Kranken, erzähl du hättest für den Film ausgiebig recherchiert und du hast außerdem 26 kg zugenommen und schon bist du Oskar-Preisträger.
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Sind die dortigen Chefintellektuellen etwa auch schön verdummt oder nicht viel mehr abgestumpft und eiskalt?
Das denke ich nicht. Aber sie sind selbst in eine Falle des Fernsehens getappt. Nämlich die auf Teufel komm raus gefallen zu wollen. Und so wird halt z. B. zähneknirschend über Charlotte Roches "Feuchtgebiete" diskutiert als wäre es ein echtes Buch. Nur um sich der Aufmerksamkeit eines möglichst großen Publikums sicher zu sein.
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@florian
Ich denke ich weiss schon was Du meinst und stimme Dir zu.
Deswegen habe ich (wir) schon seit Jahren den Fernsehkonsum fast abgeschafft.
Diese Art Sendung schaue ich schon gar nicht mehr.
Jochen
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Noch schlimmer ist, daß 99% dieser Formate aus Obamaland stammen, da gibt's teilweise noch schlimmeres (schaut mal bei www.tvguide.com oder www.tv.com durch, total irre).
Gerade Raab hebt sich hier hervor, da er wirklich seinen eigenen Mist erfolgreich ins Fernsehen bringt. Sein tvtotal ist allerdings mittlerweile nur noch zu einer Werbeveranstaltung für irgendwelche Film- oder Musikproduktionen (meist aus dem Pro7Sat1-Universum) verkommen und man merkt ihm auch an, daß ihm das nicht gerade recht ist. Vermutlich ist das der Preis für den Pakt mit dem Teufel, um seine anderen Produktionen wie die Wok-WM oder ähnliches umsetzen zu dürfen.
Man mag über sein Niveau streiten, allerdings weiß er recht genau, wo er steht (siehe seine Dankesworte anlässlich seiner Bambi-Verleihung) und in meinen Augen ist er einer der wenigen wirklichen Entertainer, die das deutsche Fernsehen zur Zeit zu bieten hat. Immerhin macht er sich selbst zum Affen, wenn er zB in seiner "Schlag den Raab"-Show beim Spiel "Eisfußball" (http://www.youtube.com/watch?v=UOfwlaxTFIo) in Eishockeymontur und Bowlingschuhen wie ein falsch proportionierter Pinguin über das Eis watschelt. Welcher Fernsehschaffende sonst hätte die Chuzpe (http://de.wikipedia.org/wiki/Chuzpe), sich so mit anderen Menschen in einem Wettkampf zu vergleichen? Wenn es jemand machen würde, damit man sieht, wie er jämmerlich versagt, wär's natürlich dämlich. Tut er aber nicht und dafür verdient er in meinen Augen zumindest Respekt.
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Ich habe extra den Raab genannt, um auch mal eine kleine Diskussion anzufachen. :)
Denn das Dschungelcamp furchtbar ist, da sind wir uns ja alle einig.
So richtig überzeugt mich das aber alles nicht, Patrick.
Das Raab sich selbst zum Affen macht, inwiefern verbessert dieses irgendetwas? Ich will nicht immer den Finger heben mit Vorstellungen von vorgestern, aber diese Zurschaustellung, diese Freakshow, ich finde das einfach ungut.
Das mit der Wok-WM kapiere ich nicht? Treten da weniger C-Prominente aus dem Pro7Sat1-Milieu auf? Ich weiß es nicht, denn ich habe das ehrlich noch nie gesehen.
Ich weiß auch nicht die Quoten.
Welchen Spielraum erkauft er sich also? Zu machen, was er will? Schön für ihn.
Und die Rede: Meinst Du die 2008? Habe ich mir gleich mal angeschaut. Was genau ist daran auszeichnungswert? Das er einen Preis annimmt und gleichzeitig runtermacht? Kann man auch als Heuchelei ansehen.
Außerdem erwarte ich von Raab genau so etwas. Immer frech aber leider nicht witzig.
Aber das ist natürlich mehr eine Frage des Geschmacks. Viel mehr stört mich, wenn Jemand andere Prominente und sogar Normalbürger bloßstellt, nur um einen Lacher zu ergattern. Und da war er zumindest früher ganz vorne mit dabei.
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NZZaS: Germany's next Top-Trottel. (http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/germany_s_next_top-_trottel_1.1776019.html)
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Ich kann das ständige geschimpfe auf das Privatfernsehen nicht mehr hören - auch wenn die Inhalte z. T. fragwürdig sind. Aber:
1. Privatfernsehen kostet nix (außer Zeit und Strom). Mal ein Beispiel: angenommen ich hätte die SZ abonniert, bekäme aber zusätzlich kostenlos die Gala, Bildzeitung, Superillu, Bunte etc. mitgeliefert. Niemand zwingt mich, diese Zeitungen, -schriften auch zu lesen. Aber es doch zu tun und sich hinter her dann zu beschweren, daß da nur Scheiß drinsteht? Finde ich irgendwie paradox. Genauso ist es mit Privatfernsehen eben auch. Was mir nicht gefällt, brauche ich ja nicht anschauen.
2. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass seit "Wetten dass..." nix wirklich neues mehr von den ARD-Anstalten ins Programm genommen wurde. "Wer wird Milionär", "DSDS", "Schlag den Raab", "Stock-Car und WOK WM", Daily-Soaps - alles das wurde von den Privaten zuerst aufgenommen. Dass nicht alles Gold ist, was da glänzt, ist schon klar. Aber mit den Geldmitteln, die die ARD zur Verfügung hat (ohne unternehmerisches Risiko!!), könnten auch die Privaten ein entsprechend ansprechendes Programm gestalten.
Ich kann mich auch der Dschungelcampinsassen nicht schämen, ich kann sie höchstens bemitleiden - wenn ich denn die Sendung überhaupt einmal gesehen hätte. Hab ich aber nicht.
Jeder, dem das Programm der Privaten nicht gefällt, kann ja einen eigenen Sender gründen und versuchen, es besser zu machen. Ich für meinen Teil zahle jedenfalls gerne mein ARD Abo ;-). Die Privaten stören mich aber auch nicht weiter...
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Ich kann das ständige geschimpfe auf das Privatfernsehen nicht mehr hören - auch wenn die Inhalte z. T. fragwürdig sind. Aber:........ Was mir nicht gefällt, brauche ich ja nicht anschauen.
Wir unterhalten uns doch nur über diesen Unsinn. Macht doch nix.
Und die Tipps, sich den Mist nicht anzusehen, wenn man ihn nicht mag, find ich nicht so toll.
Manchmal hat man das Bedürfnis sich über diesen Schrott auszutauschen.
Und ich sag jetzt nicht: Lies es doch hier nicht, wenn es dir nicht gefällt. ;)
Außerdem schwappen die Auswirkungen des Privatfernsehens zu jedem rüber, obwohl er den Mist nicht sieht.
Heute morgen beim Bäcker:
Die Bildzeitung liegt rum, auf dem Titel, ganz groß, steht etwas zum RTL-Dschungelcamp und die Gespräche beginnen. Ich soll mich dazu äußern (Und, was meinst Du dazu?) und muss nun darauf achten, morgens um 6:10 Uhr, noch etwas mürrisch, keinem zu sagen, was ich davon (und auch von den Leuten, die sich um 6:10 Uhr darüber unterhalten) wirklich halte.
Ich finde das betrifft mich! ;)
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Ich kann das ständige geschimpfe auf das Privatfernsehen nicht mehr hören - auch wenn die Inhalte z. T. fragwürdig sind. Aber:
1. Privatfernsehen kostet nix (außer Zeit und Strom). Mal ein Beispiel: angenommen ich hätte die SZ abonniert, bekäme aber zusätzlich kostenlos die Gala, Bildzeitung, Superillu, Bunte etc. mitgeliefert. Niemand zwingt mich, diese Zeitungen, -schriften auch zu lesen. Aber es doch zu tun und sich hinter her dann zu beschweren, daß da nur Scheiß drinsteht? Finde ich irgendwie paradox. Genauso ist es mit Privatfernsehen eben auch. Was mir nicht gefällt, brauche ich ja nicht anschauen.
Würde mir jemand soviel Altpapier in den Briefschlitz werfen, der könnte was erleben. Und soweit ich weiß, kostet das Privatfernsehen (oder verwechsele ich das jetzt mit den Gebühren für den Anbieter? ). Zumindest zu der Zeit, als ich noch einen Fernseher hatte.
BTW: Fernsehen ist im Allgemeinen, egal welcher Sender, sehr mit Vorsicht zu genießen. Volksverdummung, ick hör dir trapsen... 8)
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Also, ich stimme fränk zu, teilweise auch Thyrfing (kosten tun die RF-Gebühren und Kabel, Antenne und Satellit haben noch keine Zugangsgebühr).
mathias:
1. Privatfernsehen kostet nix (außer Zeit und Strom).
Sehe ich als Irrtum Deinerseits. Wer zahlt denn die Werbeagenturen, die Werbezeit und die Agenturen, die diese zwischenverkaufen? Die Firmen. Und von wem haben die ihr Geld?
Das ist übrigens auch der einzige wirklich Hebel der Einflussnahme:
Alle Firmen meiden, die in einem bestimmten Umfeld werben. Nur muss man sich die Sendung dann ja auch anschauen.
Der Sündersender in diesem Falle war RTL. Die RTL Group gehört zu gut 90% dem Gütersloher Familienunternehmen Bertelsmann. Nicht das noch untergeht, wer hier eigentlich die Verantwortung trägt.
Mal ein Beispiel: angenommen ich hätte die SZ abonniert, bekäme aber zusätzlich kostenlos die Gala, Bildzeitung, Superillu, Bunte etc. mitgeliefert. Niemand zwingt mich, diese Zeitungen, -schriften auch zu lesen. Aber es doch zu tun und sich hinter her dann zu beschweren, daß da nur Scheiß drinsteht? Finde ich irgendwie paradox. Genauso ist es mit Privatfernsehen eben auch. Was mir nicht gefällt, brauche ich ja nicht anschauen.
a) siehe fränk
b) Ein Missstand verschwindet nicht dadurch, daß man weg schaut. Mich kümmert eben schon das Welt- und Menschenbild, das hier vermittelt wird. Ohne jetzt direkte Kausalketten behaupten zu wollen, sehe ich hier durchaus ein Problem für unsere Gesellschaft.
Ich gucke ja auch fast nie was auf den Privaten (auch ÖR kaum). Darum bin ich dann wohl auch noch entsprechend empfindlich. Mich regt eigentlich fast alles auf. Von der Lobpreisung der Dummheit bis zur Sprache, über die Umstände, in die man Leute zur Unterhaltung anderer bringt, etc. pp.
2. Aber mit den Geldmitteln, die die ARD zur Verfügung hat (ohne unternehmerisches Risiko!!), könnten auch die Privaten ein entsprechend ansprechendes Programm gestalten.
Über das weitgehende Versagen der Öffentlich-Rechtlichen, merklich besseres Fernsehen als die Privaten zu machen, brauchen wir nicht streiten. Zumindest was die größeren Kanäle angeht. Es ist auch ein Unding, wie Gebührengelder für Sport verschwendet wird, der auch auf den privaten Kanälen seinen Platz finden würde, hätten ARD und ZDF nicht die Preise verdorben.
Natürlich sind die Privaten, gerade in Deutschland, im Vergleich in einer schwierigeren Situation. Wie Du siehst, haben sie dafür aber die Möglichkeit unter weitgehender Weglassung von Bildungsauftrag, Kulturvermittlung oder menschlichen Anstands, ihr Programm zu gestalten.
Das es der einfachste Weg ist, billig produzierte Shows mit Skandälchen zu pushen, ist mir schon klar.
Von Jemandem, der zig Millionen Zuschauer berieselt, erwarte ich aber einfach mehr. Auch wenn ich damit natürlich zunehmend zum Exoten werde.
kann ja einen eigenen Sender gründen und versuchen, es besser zu machen.
Tut mir leid, ich bin schon genug damit beschäftigt, eine alternative Bankenkette aufzubauen. ;)
Natürlich kann man einen Podcast in die Welt schicken, aber die Summen für echte Massenwirksamkeit auf einem eigenem Privat-Kanal gehen mir ebenso ab wie das Talent und die Ausdauer, die ARD im Alleingang zu reformieren.
Also kein Recht zur Kritik? Will mir nicht einleuchten.
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1. Privatfernsehen kostet nix (außer Zeit und Strom).
Sehe ich als Irrtum Deinerseits. Wer zahlt denn die Werbeagenturen, die Werbezeit und die Agenturen, die diese zwischenverkaufen? Die Firmen. Und von wem haben die ihr Geld?
Brauchst es noch nicht mal so kompliziert über die Werbung rechnen, die natürlich der Verbraucher letztendlich über die Produktpreise zahlt. 9live hat es vorgemacht und in jeder dummen Sendung der Privaten wird es regelmäßig praktiziert. Ich lobe einen Preis aus und verdiene mich dumm und dämlich dran: stelle eine dämliche Frage mit 2 Antworten, bei denen eine selbst für 2-Jährige klar falsch ist, verlange 49 Cent für jeden Anruf und freue mich am Schluß, daß ich deutlich mehr eingenommen habe, als mich der Preis gekostet hat. Ich bekomme etwa 30 Cent pro Anruf, somit habe ich bei 100.000 Anrufern schlappe 30000 Euro verdient, bei Zuschauerzahlen um die 4Mio nicht unbedingt unwahrscheinlich.
Ansonsten hat im Fall der Privaten Wegschauen wirklich direkte Auswirkungen. Quoten sind hier bares Geld, je höher die zu erwartende Quote, umso teurer die Sekunde Werbezeit.
Ach ja: man darf natürlich bei den beiden größten privaten Sendern nicht die Regionalfenster vergessen, die "der aktuellen und authentischen Darstellung der Ereignisse des politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens in dem jeweiligen Land dienen" (laut Fernsehfensterrichtlinie (http://www.blm.de/apps/documentbase/data/de/fernsehfensterrichtlinie_07_05.pdf)). Ähnliches gilt auch bundesweit (http://www.artikel5.de/gesetze/rstv.html#para31) und wird vermutlich durch Stern/Spiegel/FocusTV erreicht. Insofern sind sie nicht ganz frei in der Programmgestaltung, das sind immerhin 260 Minuten in der besten Sendezeit pro Woche, allerdings sieht man ja, was daraus wird...
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Nein, ganz frei sind sie natürlich nicht, zum einen müssen sie diese Zeit an andere Anbieter abgeben (übrigens auch ein sehr interessantes Modell, vielleicht ein anderes Mal mehr dazu), zum anderen unterliegen sie auch den Richtlinien der diversen Verträge, Gesetze und Sendelizenzen.
Ich meinte halt, sie sind sehr viel freier in der Programmgestaltung als die Öffentlich-Rechtlichen.
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NZZaS: Germany's next Top-Trottel. (http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/germany_s_next_top-_trottel_1.1776019.html)
Danke für den Link! Die Meinung der Autorin kann man nur teilen, und die auch von mir so gemachten Beobachtungen beunruhigen mich mittlerweile einigermassen.
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Hier ein exemplarischer Fall (http://www.sueddeutsche.de/,tt7m1/muenchen/383/457045/text/) (SZ-Artikel, kein Youtube-Schnipsel) zum Thema…
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Viele Menschen verdienen ja ihr Geld damit, die Dinge so auszudrücken, wie sie die Leute gerne sagen würden. Oder wortreich das, was eh alle wissen oder empfinden.
So auch Rainer Erlinger, Beantworter der allwöchentlichen Gewissensfrage im SZ-Magazin. Die heutige passt sehr gut zu diesem Thema, und ja, ich wünschte, ich könnte mich auch so gut ausdrücken; denn genau das wollte ich sagen:
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/28663
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Und immer wenn man meint, es geht nicht schlimmer, wird noch eins draufgesetzt. Ich dachte erst, es sei 1. April, aber RTL gab tatsächlich Teenagern echte Babies in die Hand, um an denen soziales Verhalten zu üben. Natürlich eine Stresssituation, die will man ja herbeiführen und ausschlachten. Vor allem für die Säuglinge…
http://www.sueddeutsche.de/kultur/590/468157/text/
Wie schon erwähnt gehören in etwa 90% der RTL Group Bertelsmann. Von deren Webseite:
„Unsere Firmen achten Recht und Gesetz und lassen sich von ethischen Grundsätzen leiten. Sie verhalten sich gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt stets verantwortungsbewusst. “
Da fragt man sich, welche ethischen Grundsätze das wohl sind.
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„Unsere Firmen achten Recht und Gesetz und lassen sich von ethischen Grundsätzen leiten. Sie verhalten sich gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt stets verantwortungsbewusst. “
Diesen Passus haben auch die schlimmsten ausbeuterischten sweat-shops in ihren Erklärungen. ;)
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Diesen Passus haben auch die schlimmsten ausbeuterischten sweat-shops in ihren Erklärungen. ;)
Ja, ich denke auch, dass Leitsätze von Unternehmen höchst selten in irgend einem Zusammenhang mit dem jeweiligen real existierenden Unternehmen stehen. ;D
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Na klar. Bertelsmann ist aber ein Unternehmen, das sich durchaus auch sozial engagiert und v.a. auch vielerlei Kontakte in die Politik pflegt, da frage ich mich schon, ob ihnen nicht allmählich selbst die Spucke wegbleibt, bei dem Müll.
Muss jeder Zuschauer/Kunde für sich entscheiden, ob er das noch hinnimmt. Ich jedenfalls nicht und werde in Zukunft auch davon absehen, von Firmen zu kaufen, die auf RTL/RTLII/etc. werben.
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Muss jeder Zuschauer/Kunde für sich entscheiden, ob er das noch hinnimmt. Ich jedenfalls nicht und werde in Zukunft auch davon absehen, von Firmen zu kaufen, die auf RTL/RTLII/etc. werben.
Was ja dann heisst, dass Du Dir den Müll ansehen musst, um zu wissen, welche Firmen Du meiden musst. ;)
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Muss jeder Zuschauer/Kunde für sich entscheiden, ob er das noch hinnimmt. Ich jedenfalls nicht und werde in Zukunft auch davon absehen, von Firmen zu kaufen, die auf RTL/RTLII/etc. werben.
Was ja dann heisst, dass Du Dir den Müll ansehen musst, um zu wissen, welche Firmen Du meiden musst. ;)
Man könnte ja nen 1-Euro-Jobber damit beauftragen, eine schwarze Liste zu erstellen ;D
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Ich jedenfalls nicht und werde in Zukunft auch davon absehen, von Firmen zu kaufen, die auf RTL/RTLII/etc. werben.
Kommt da nicht auch Apple-Werbung? :-X
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Was ja dann heisst, dass Du Dir den Müll ansehen musst, um zu wissen, welche Firmen Du meiden musst. ;)
Naja. Einerseits reicht ein Werbeblock, die wiederholen sich ja. Zweitens verabschiede ich mich generell von den Multis, so gut es geht, und da hat man ja die meisten Firmen schon erwischt. Aber ja, bevor ich beispielsweise ein Auto kaufen würde, würde ich schon vorher schauen, wo und womit die Firma wirbt.
(Zum anderen gibt es auch irgendwo Quellen, wer wann und wo im TV wirbt, finde nur momentan keine…)
Apple wirbt mit Sicherheit auf Privatsendern. Ob sie auch bei den Übel-Shows werben, weiß ich nicht. Wer bestätigt?
Ich meine das schon ernst, sollte das so sein, werde ich a) Apple mitteilen, was ich davon halte und b) nur noch Apple-Produkte kaufen, die ich wirklich brauche. Irgendwo muss man mal anfangen.
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Jetzt haben es wieder alle gewusst und ich glaube das sogar. Natürlich wissen es alle, nur ist es den allermeisten scheißegal. Zeigt dann einer drauf, sind alle empört, ändern tut sich nichts.
Verafake als Coup zu bezeichnen finde ich albern, aber andererseits gibt es mir wieder mal die Gelegenheit dazu aufzurufen sich diesen menschenverachtenden Mist nicht anzuschauen. Denn nur dann überdenken die Sender solche „Shows“. Auch mal den Werbekunden sagen, dass wir sie nicht auf solchen Sendern werben sehen wollen. Mache ich übrigens seit Jahren - wenn überhaupt kommen dann meistens Antworten wie die von Vera selbst oder zumindest in die Richtung. Müssen evaluieren, haben hohe Standards. Weitere Nachfragen dann teilweise sogar: „Nicht so schlimm, alles freiwillig, Leute wollen es sehen… “
So kann man sich auch über das Menschenbild, welches Konzerne nach außen vertreten, informieren. Aber war ja nur die PR-Abteilung, weiter oben ist ja sicher alles besser…
http://www.sueddeutsche.de/medien/verafake-bei-boehmermann-ende-der-vorstellung-so-stellt-rtl-menschen-bloss-1.2993168
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Ich wusste bis vor vier Wochen nicht wer Boehmermann war und bis gestern nicht, dass es die Sendung "Schwiegertochter gesucht" gibt.
Ich habe mir die Nummer heute in der Mediathek angesehen und kann mich eigentlich nur darüber wunder, dass man sich darüber wundern kann.
Und jetzt werden die Millionen von RTL-Zuschauern nicht in der Lage sein, die Parallelen zwischen "Schwiegertochter gesucht" und ihren Sehgewohneiten zu erkennen.
Die Leute sind doof.