Autor: radneuerfinder
März 20, 2008, 23:48:49
Die Wissenschaft ist bei der Erklärung der Aktienkurse noch im Mittelalter, sagt Benoit Mandelbrot:
F.A.Z., 04.06.2005
F.A.Z., 04.06.2005
dann ist das effektiv keine Stagnation, sondern ein Verlust, wie Du ja selber oben schreibst.
Deshalb ist für mich die Zunahme des Gewinnes um den Wert der Inflation praktisch Stagnation und noch kein Wachstum, denn im Endeffekt hat sich nichts geändert. Mit dem scheinbar höheren Gewinn kann ja nicht mehr gekauft werden.
Ansonsten erzeugen wir recht einfach mal ganz tolles Wachstum: Wir machen richtig starke Inflation (100%). Und schon sind alle Unternehmenszahlen um 100% höher. Wachstum, wie man sie sich nur träumen kann.
Eine rein psychologische Rückkopplung. Das aufgrund dieser irrtionalen Rückkopplung die Kurse beeinflusst werden, ist mir klar.
Aber eigentlich ist das unnötig. Warum wird die Aktie keiner mehr wollen, das ist die Frage?
Warum könnte nicht einfach im Aktiengeschäft weitergemacht werden, selbst wenn die Firma pleite ist?
Wo fliesst wirklich etwas von der Firma zu den Aktien/Aktieninhabern nach(!) Kauf der Aktie? Seh' das mal stark abstrahiert. Bsp.:
Äh, nein. Es stört mich ja auch nicht.
Ich sehe nur überhaupt keinen echten Zusammenhang zwischen der Firma und in der Vergangenheit ausgegebenen Aktien (keine Dividende vorausgesetzt). Nur eben dadurch dass Leute das künstlich machen.
Was wäre denn, wenn alle Leute glauben würden, dass ein Gewinn schlecht für die Aktie wäre? Dann würde sich das ganze Verhalten der Aktienkurse genau negieren, aber sonst würde nichts passieren.
Jetzt kommt es: Die präsentierten Geschäftszahlen beeinflussen den Kurs indirekt, weil Menschen glauben(!) sie könnten die spätere Entwicklung des Aktienwertes darauf basierend einschätzen. Der Aktienwert (aktuell oder später) ergibt sich aber nicht(!) aus den Geschäftszahlen, sondern rein aus dem Glauben der Menschen eine noch spätere Entwicklung einschätzen zu können und somit ihrem Kauf-/Verkaufverhalten.
Ob die Geschäftszahlen nun echt sind oder nicht spielt für den Aktienwert keine Rolle. Das ist doch der Punkt.
Eine rein simulierte Börse (also alle Zahlen kommen nicht von echten Firmen) würde auch funktionieren. Man könnte keinen Unterschied feststellen.
Bisher hat mir keiner eine echte Rückkopplung der Zahlen einer Firma zu ihrem Aktienwert gezeigt, die nicht rein psychologisch ist. Würden statt realer Geschäftszahlen nur Fantasiewerte publiziert, was würde sich ändern? Nichts.
ZitatZitatJedes Jahr derselbe Gewinn hieße auch eine realen Verlust, schließlich gibt es Inflation.
Ähm, eine Zunahme des Umsatzes/gewinns um einen Inflationswert ist doch kein echtes Wachstum. Das ist doch nur Stagnation. Ansonsten könnten wir einfach durch Entwertung unseres Geldes riesigen "Wachstum" generieren.
Da hast Du mich missverstanden.
Ich habe einen 1/1000 Anteil an der Firma X. Diese macht 1000 Euro Gewinn. Jedes Jahr.
Mein Euro wird natürlich immer weniger wert.
ZitatWo ist denn da noch der Zusammenhang mit der Firma? Warum hofft man, dass jemand anderes noch mehr hofft, Gewinn zu machen (höherer Gewinn für mich), wenn es dem Unternehmen gut geht?
Ist doch klar, meldet die Firma schlechte Zahlen, wird keiner mehr die Aktie wollen und umgekehrt! Da ist der Zusammenhang, bitte schön.
Man spekuliert dabei aber hoffentlich nicht ins Blaue hinein. Bei Dir klingt das so, als wäre alles irgendwie so ein Spielchen.
ZitatNimm doch einfach eine Firma, die ihre veröffentlichten Zahlen grundsätzlich weit nach oben fälscht und ständig gute Zahlen präsentiert. Solange das keiner weiß, läuft der Aktienwert gut. Die Rückkopplung Zahlen der Firma zu Aktienwert ist eine rein psychologische Sache und im Prinzip irrational.
Wieso irrational? Was Du beschreibst, ist klarer Betrug und wird hart bestraft.
Was Dich stört ist doch wohl das, was fränk beschreibt, oder?
„Der Aktienwert einer Firma muss nichts mit einem "nutzbaren" Wert der Firma zu tun haben.
Nutzbar = Geld, Grundstücke, Wissen, Maschinen.....“
Er hat aber natürlich schon etwas damit zu tun. Ist die Gemeinschaft der Anleger überzeugt, die Maschinen und das Wissen und das Geld würden in Zukunft Gewinn erbringen, wird das auch dem Aktienwert zugute kommen.
ZitatWürden statt realer Geschäftszahlen nur Fantasiewerte publiziert, was würde sich ändern?
Ich weiß, was Du meinst. In dem Fall ist eben ein besonders krasses Missverhältnis zwischen Einschätzung der Zukunft und tatsächlichem Verlauf der Zukunft gegeben, wodurch die Bewertungsfunktion gestört wird. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, fällt dies aber früher oder später auf und wird sehr streng bestraft. Dieser Missbrauch des Bewertungsmechanismus ist aber nicht der Normalfall.
Bisher hat mir keiner eine echte Rückkopplung der Zahlen einer Firma zu ihrem Aktienwert gezeigt, die nicht rein psychologisch ist.
Würden statt realer Geschäftszahlen nur Fantasiewerte publiziert, was würde sich ändern?
Das jemand, der sich im Branchenschnitt verschlechtert, Nachteile hat, ist klar. Aber warum muss der Branchenschnitt immer positives Wachstum haben? Es wird immer überall davon ausgegangen, dass es nur Wachstum gibt/geben darf. Wie soll exponentielles Wachstum funktionieren?
ZitatJedes Jahr derselbe Gewinn hieße auch eine realen Verlust, schließlich gibt es Inflation.
Ähm, eine Zunahme des Umsatzes/gewinns um einen Inflationswert ist doch kein echtes Wachstum. Das ist doch nur Stagnation. Ansonsten könnten wir einfach durch Entwertung unseres Geldes riesigen "Wachstum" generieren.
ZitatJa, kann man wohl so ausdrücken.
Jetzt wird es spannend.
Wo ist denn da noch der Zusammenhang mit der Firma? Warum hofft man, dass jemand anderes noch mehr hofft, Gewinn zu machen (höherer Gewinn für mich), wenn es dem Unternehmen gut geht?
Das man hofft, dass jemand anderes später noch höhere Hoffnung hat, mit irgendwelchen Firmenzahlen zu verbinden ist doch eher soziologisch bedingt (das war schon immer so und alle machen das), aber hat doch keinen wirklichen/realen Hintergrund. Das System würde doch genau so funktionieren, wenn man einfach nur ein Stück Papier als Aktie bezeichnet, die keine Verbindung zur Firma hat. Ich sehe keine echte Rückkopplung der Firmendaten zum Aktienwert. Einfach nur Menschen, die das ohne Grund verknüpfen, darauf aufbauend ihre Hoffnungen und Kaufentscheidungen setzen und damit dann den Aktienwert steuern.
ZitatAnders gesagt glaubt man an eine positive Entwicklung der Firma, die Anteile an ihr so für noch erstrebenswerter machen und so über einen offenen Markt, nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, den Preis für jeden Anteil nach oben treibt.
Das widerspricht meiner obigen These, der Du zugestimmt hattest. Entscheidend ist nicht der Verlauf der Firma, sondern ob jemand anderes glaubt, dass er später jemand anderes mit noch mehr Hoffnung findet.
Nimm doch einfach eine Firma, die ihre veröffentlichten Zahlen grundsätzlich weit nach oben fälscht und ständig gute Zahlen präsentiert. Solange das keiner weiß, läuft der Aktienwert gut. Die Rückkopplung Zahlen der Firma zu Aktienwert ist eine rein psychologische Sache und im Prinzip irrational.
Als früher Holzschiffe für Gewürze in alle Welt verschickt wurden...
Bei den Aktien heute wird eben auch Kapital für ein Unternehmen beschafft in einem Ausmaß wie es sonst nicht verwirklicht werden könnte.
Nein, echt nicht.Dann bin ich beruhigt.
Ich kann mir nur nicht ganz erklären, wie Du darauf kamst.Egal. War nicht wichtig.
Wer ein Risiko eingeht, kann im Idealfall auch mehr gewinnen. Das ist im Leben allgemein so, und warum soll das ausgerechnet an den Finanzmärkten nicht gelten?Habe ich keineswegs behauptet.
Du hast mich schätzungsweise sowieso ganz falsch verstanden und das, scheint mir, irgendwie als Angriff aufgefasst. So wars ganz und gar nicht gemeint.
Ich fand angesichts schon geführter Diskussionen einfach die Situation lustig, dass ich es bin, der sich eher kritisch zum Fokus auf den Shareholder Value äussert und Du es bist, der dann widerspricht.
ZitatVielleicht ist da mein Hauptproblem. Für mich ist ständiges Wachstum aus naturwissenschaftlicher Sicht nicht möglich. Warum muss es Wachstum geben?
Ich schrieb ja extra vom Branchenschnitt.
Jedes Jahr derselbe Gewinn hieße auch eine realen Verlust, schließlich gibt es Inflation.
ZitatD.h. der Erstkäufer kann nur dann Gewinn machen (höherer Aktienwert), wenn später jemand bereit ist, noch mehr dafür zu zahlen. Es ist aber nur jemand dazu bereit, wenn er glaubt Gewinn machen zu können, d.h. das er glaubt, einen Dritten zu finden, der noch mehr zahlen will. usw. usf.
Ja, kann man wohl so ausdrücken.
Anders gesagt glaubt man an eine positive Entwicklung der Firma, die Anteile an ihr so für noch erstrebenswerter machen und so über einen offenen Markt, nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, den Preis für jeden Anteil nach oben treibt.
Wer ein Risiko eingeht, kann im Idealfall auch mehr gewinnen. Das ist im Leben allgemein so, und warum soll das ausgerechnet an den Finanzmärkten nicht gelten?Habe ich keineswegs behauptet. Du hast mich schätzungsweise sowieso ganz falsch verstanden und das, scheint mir, irgendwie als Angriff aufgefasst. So wars ganz und gar nicht gemeint.
Sagen wirs so: Ich schätze Dich aufgrund der bisherigen politischen Diskussionen jedenfalls grundsätzlich als weniger kapitalismusfreundlich ein, als mich.