Autor: Florian
Januar 30, 2019, 18:34:32
Und weiter schön off-topig
So wie ich es wahrnehme ist ein schlanker, möglichst schuldenfreier Staat ein Ideal des Neoliberalismus, vgl. "Schwarze Null", "60 % Defizitkriterium“.
Neoliberalismus ist halt ein extrem schwammiger Begriff, ja regelrecht zum Schimpfwort verkommen.
Früher war die Soziale Marktwirtschaft als neoliberal geltend. Heute verstehen die meisten Menschen das ganz anders. Schönes Zitat aus dem Wikipedia-Artikel.
Zitat
So beschwerte sich z. B. Rüstow 1960, dass sich Vertreter des Paleoliberalismus als neoliberal bezeichnen, obwohl der Begriff Neoliberalismus von den Ordoliberalen gerade zur Abgrenzung gegenüber dem Paleoliberalismus geschaffen wurde
So sehe ich das auch, was die meisten mit Neoliberalismus geißeln, ist eigentlich der Nachtwächterstaat des 19.Jahrhundert in neuen Kleidern.
Solche Begriffskaperungen kennen wir ja auch von anderen Beispielen. Meistens werden damit unschöne Theorien getarnt.
Die 60% entsprechen m.E. dem extremen Misstrauen der Deutschen in die Ausgabendisziplin der anderen Länder. Wurde halt festgelegt, um die Spreu vom Weizen zu trennen und dann nicht ernstgenommen, weil zu streng und willkürlich.
Man hatte den Deutschen halt eine Währung so hart wie die D-Mark versprochen und musste den Pöbel beruhigen.
Schwarze Null wäre vielleicht neoliberal, wäre die Staatsquote nicht bei 44% und wäre sie so starr, wie oft getan wird.
Gebe Dir aber recht, extreme Ausgabendisziplin ist nach dem Geschmack der Paleoliberalen.
Zitat
Und in den USA auch nicht. Ich glaube es müssen auch noch andere Randbedingungen dazu kommen. Welche, verraten uns aber die Ökonomen nicht.
Ich blicke eher sehr, als leicht perplex auf die Ökonomen, die sich, nach meiner Wahrnehmung, keine Mühe geben, als "richtig" empfundene Theorien zu überprüfen/zu verfeinern/zu ändern. Auch dann nicht, wenn die Theorie die Wirklichkeit nicht erklären, wie hier im genannten Beispiel Inflation. Ein anderes Beispiel ist die Finanzkrise 2008, die weder vorher in Theorie überhaupt möglich war, noch nachträglich von der aktuellen Ökonomie für mich verständlich erklärt werden kann.
Ökonomie ist keine Naturwissenschaft, bedient sich höchsten arg begrenzt Methoden, wie sie dort üblich sind. Daher ist sie eine Geisteswissenschaft und eigentlich recht nahe an der Soziologie. Daher wird es immer verschiedene Theorien geben und oftmals sind sie arg einseitig, wenn man bedenkt, dass sie nicht bewiesen werden können. Allein deswegen halten auch viele prominente Vertreter nicht nur an ihrem Denkmodell fest, sondern biegen sich alles so hin, dass sie noch bestärkt werden. Nun sind sie perfekte TV-Gäste, borniert und meinungsfreudig.
Das gilt noch mehr für Makroökonomie, da man ja auch unmöglich Versuche unternehmen oder gar verifizieren oder falsifizieren kann.
Das die Ökonomen insgesamt es nicht versuchen, kann ich nicht bestätigen. Suche ich auf Buch7 nach „Finanzkrise“, kommen 558 Treffer.