Apfelinsel

Apple => Thema gestartet von: FOX am August 30, 2016, 15:28:06

Titel: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: FOX am August 30, 2016, 15:28:06
Ob das Apple aus der Kasse am Büroeingang bestreitet? Oder muss Tim da einen Scheck unterschreiben?

Link zu Spon (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/apple-muss-bis-zu-13-milliarden-euro-steuern-nachzahlen-a-1110092.html)

Apple hat laut EU-Kommission unrechtmäßige Steuervergünstigungen in Höhe von bis zu 13 Milliarden Euro in Irland erhalten. Das teilte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Dienstag in Brüssel mit. Irland müsse die rechtswidrige Beihilfe für die Jahre 2003 bis 2014 nun samt Zinsen zurückfordern.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Terrania am August 30, 2016, 17:03:51
Ja, da ist die Schadenfreude groß bei den Linken und vor allem bei den Apple-Hatern.

Nur: das Problem ist halt nicht bei Apple zu suchen. Die hatten einen Deal mit der Irischen Regierung. Damit ist es keine Steuerhinterziehung sondern Steuervermeidung - das was jeder inklusive mir macht. Ob der Deal ok war (laut EU) oder nicht, ist erst mal nachrangig. Diese Deals handeln Unternehmen aus, um eine gewisse Planungssicherheit zu haben.

Nun hat die EU über den Kopf der Iren anders entschieden (natürlich sieht das die EU andersrum), was das Unternehmen (und andere in diesem Kanon) eine Menge Geld kostet, das sie unter anderen Umständen vielleicht sowieso hätten zahlen müssen, oder auch nicht, wenn sie woanders hin gegangen wären.

Ein Deal wird auf mehr als 12 Jahre rückwirkend als falsch (kriminell) eingestuft. Wäre das meine Firma, würde ich die EU noch heute verlassen, und alle Brücken hinter mir abbrechen. Ich würde auch keine Geschäfte mehr mit irgendeiner EU-Regierung machen, vermutlich würde ich in die Schweiz gehen. Da würde ich zwar mehr bezahlen müssen, hätte aber Planungssicherheit.

Das wir uns richtig verstehen: ich werte hier nicht, ob Apple hätte Steuern zahlen müssen oder nicht. Der Deal stand und wurde 2009 erneuert. Die 6000 Arbeitsplätze kann sich Irland vermutlich knicken in Zukunft (inklusive des geplanten Datencenters) und auch ein paar andere Unternehmen werde da mitziehen. Gut gemacht EU. Wirklich. Genau so vergrault man sich Arbeitsplätze und kriegt ne Menge Fans von ehemaligen EU-Kritikern vor allem aus dem linken Lager. Andererseits: was sind schon 6000-10.000 Arbeitsplätze (und die daran hängenden Sekundärarbeitsplätze)? Peanuts gegen vielleicht 16, 17 oder noch mehr Mrd Euro von den verschiedensten Firmen wie Apple, Google, etc.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: fränk am August 30, 2016, 17:17:34
Ich vermute Apple stört sich eher an dem (zu recht) erlittenen Imageverlust.
Es liest sich halt nicht gut, wenn das wertvollste Unternehmen der Welt, einem Pleiteland Steuern vorenthält. Auch dann nicht, wenn das Unternehmen es auf Einladung des Landes gemacht hat.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Jochen am August 30, 2016, 17:39:29
Kann jemand den „Deal" erläutern?

Ein Beispiel was ich verstehe:
In manchen Freibäder hier in der Gegend zahlen Ortsansässige weniger als Ortsfremde.
Nun gibt es ein Gerichtsurteil des BVG dass dies nicht zulässig ist.
Geklagt hatte ein Österreicher  ;D
Konsequenz sicherlich > Ortsansässige müssen nun auch mehr zahlen ;D

(Müssen Ortsansässige eigentlich Kurtaxe zahlen)

Jochen
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: fränk am August 30, 2016, 17:55:57
Kann jemand den „Deal" erläutern?

Irland nimmt weniger Steuern von Unternehmen, als es nach EU-Recht nehmen müsste.
Im Gegensatz zu Steuerunstimmigkeiten mit Lichtenstein oder der Schweiz, kann die EU gegen Irland vorgehen. Wer nun genau die Nummer hier vorangetrieben hat, weiß ich nicht. Ohne Zustimmung der EU-Schwergewichte wird der Stein aber wohl kaum ins Rollen gekommen sein.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Florian am August 30, 2016, 23:15:30
Sowohl Irland als auch Apple stehen Rechtsmittel zur Verfügung und sie hatten schon vor dem Kommissions-Beschluss angekündigt, diese zu nutzen.
Insofern kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass es nicht bei dieser Summe bleiben wird.

Freuen können sich die Spezial-Anwälte, die solche Fälle betreuen.

Übrigens stehen noch weitere Firmen im Fokus der Wettbewerbshüter und in den USA sieht man das als zielgerichtet gegen US-Unternehmen, z.B. Starbucks in den Niederlanden. Naja.
Auch eine Fiat-Tochter in Luxemburg soll solche Steuer-Subventionen bekommen haben.


In den Fall habe ich mich nicht en détail eingelesen. Generell sollte man sich halt an Verträge halten. Ist dies seitens Irland nicht geschehen, ist es erstmal richtig, dass es eine Institution gibt, die das nachprüft. Und Irland bekommt ja eine satte Nachzahlung.
Als normaler Unternehmer oder auch Steuerzahler oder Liberaler kann man eigentlich nur begrüßen, wenn solche special deals für Megakonzerne nicht erlaubt sind. Oder ist es fairer Wettbewerb, dass alle Unternehmen in Irland 12,5% zahlen, nur die wenigen Auserwählten nur 2,5%? 

Sehr schlecht natürlich, dass man das ewig laufen ließ und jetzt eine Irrsinnssumme rückwirkend fordert.

Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Florian am August 30, 2016, 23:22:20
(Müssen Ortsansässige eigentlich Kurtaxe zahlen)

Wenn sie im Hotel übernachten schon.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: radneuerfinder am August 31, 2016, 01:53:59
Diese Deals handeln Unternehmen aus, um eine gewisse Planungssicherheit zu haben.

Den Deal hat Apple natürlich wegen des Rabatts ausgehandelt. Wie sich jetzt zeigt, wäre die Planungssicherheit mit dem normalen Steuersatz höher gewesen.


Ein effektiver Steuersatz von 0,005 Prozent (http://t3n.de/news/steuerparadies-irland-apple-740725/) ist aber tatsächlich - äh - wirklich wenig.


Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Jochen am September 01, 2016, 09:45:01
Oder ist es fairer Wettbewerb, dass alle Unternehmen in Irland 12,5% zahlen, nur die wenigen Auserwählten nur 2,5%? 

Wovon müssen 12,5 % / 2,5% bezahlt werden?
Muss mal recherchieren.

Jochen

Edit: Schon recherchiert. Wird schwierig.  ;D
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: fränk am September 01, 2016, 10:09:00
Wovon müssen 12,5 % / 2,5% bezahlt werden?
Muss mal recherchieren.

Von den Einkünften abzgl. den Aufwendungen, also im Prinzip von dem, was wir als Gewinn kennen.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Jochen am September 01, 2016, 10:13:14
Wovon müssen 12,5 % / 2,5% bezahlt werden?
Muss mal recherchieren.

Von den Einkünften abzgl. den Aufwendungen, also im Prinzip von dem, was wir als Gewinn kennen.

OK.
a) Wenn normalerweise 12,5 % gilt und Apple nur 2,5 % zahlen muss, dann haben ja zwei „Partner" eine „schriftliche“ Vereinbarung getroffen.
b) Ich dachte Apple zahlt weniger wegen irgend welcher Verlagerungenskonstrukte von Gewinnen?

Jochen
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: fränk am September 01, 2016, 12:13:03
a) Wenn normalerweise 12,5 % gilt und Apple nur 2,5 % zahlen muss, dann haben ja zwei „Partner" eine „schriftliche“ Vereinbarung getroffen.
Vereinbarungen werden ja nicht gesetzteskonform, weil die Partner sie in Schriftform verfassen.


b) Ich dachte Apple zahlt weniger wegen irgend welcher Verlagerungenskonstrukte von Gewinnen?
Das macht Apple ja auch.
Sie erwirtschaften ihre Gewinne in Irland anstatt in Kalifornien. Das ist doch das, was Du als „ Verlagerungenskonstrukt“ bezeichnest. Oder?
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: FOX am September 01, 2016, 12:20:14
Ich habe da jetzt auch einige Artikel gelesen - scheinbar (kann ich selbst natürlich nicht bestätigen/beweisen) haben sie für 1 Mio € Gewinn nur 55 € Steuern bezahlt.

Ich sehen das so:
- Der Deal wurde nach Recht und Gesetz mit Irland abgeschlossen.
- Was Irland mit der EU vertraglich geregelt hat, kann Apple egal sein. (ist es jetzt im Nachhinein wohl nicht)

Meine Meinung:
Es ist eine Unverschämtheit, dass sich diese Konzerne alle aus der sozialen Verantwortung stehlen. In diesem Fall natürlich die Schuld eines Landes, das solche Dinge anbieten. Es würde halt auch jeder ausnutzen. Würde ich meine GMBH-Gewinne auch mit 0,005 % versteuern können, würde ich tatsächlich in Verlegenheit kommen. Andererseits würden wir alle wohl nur 15% abgeben, würde es solche Schlupflöcher nicht geben.

Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: fränk am September 01, 2016, 12:29:10
Andererseits würden wir alle wohl nur 15% abgeben, würde es solche Schlupflöcher nicht geben.

Wenn wir alle nur 15% abgeben müssten, gäbe es die gleiche Anzahl von Menschen, die versuchen würden sich davor zu drücken. Mit genau den gleichen Argumenten, wie sie jetzt 35% oder 45% nicht zahlen.
Sie wähnen sich moralisch im Recht, weil sie glauben, wer Arbeitsplätze schafft und hohe Steuern zahlen muss, wird vom Staat gezwungen, sich so zu verhalten....
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Terrania am September 01, 2016, 13:24:39
Moment mal: wenn mir der Fiskus sagt, Hey, du musst nur 50 Euro auf 1 Mio (oder wasimmer) zahlen, komm bitte in mein Land, würde ich da sagen Nö, ich möchte bitte mehr zahlen???? Leute: Irland ist ein souveränes Land, auch wenn es in der EU ist. Sie haben wenigstens im Gegensatz zu Griechenland die Kurve gekriegt, das weiter (under vermutlich für immer) am Tropf hängt.
 
Wenn die keine Unternehmenssteuern erheben wollen (und um genau die geht es), weil sie 6000 Arbeitsplätze haben möchten (wo auch Steuern anfallen im Übrigen), dann ist das für mich in Ordnung. Das ist Wettbewerb. Sonst wären die Herrschaften woanders hingegangen. Die EU geht das Ganze in dieser Form eigentlich einen feuchten Sch... an, solange Irland seinen anderen Verpflichtungen innerhalb der EU nachkommt.

Ob das ganze "Fair" ist (für wen eigentlich, Irland will die Kohle nicht mal???) ist mal eine ganz andere Hausnummer. Ich würde für meine GmbH auch lieber weniger Steuern zahlen, leider kann ich mit Irland als neuem Land weniger anfangen ... Wovor ich mich aber nicht drücken kann (und das kann auch Apple nicht) ist ganz normale Steuern für meine Mitarbeiter zu bezahlen. Die muss ich (das Unternehmen) nämlich auch erst mal erwirtschaften, und das vergisst die Politologen-Bande immer gerne. Wenn ich nämlich das nicht erwirtschaften kann (mit meinen Mitarbeitern natürlich), dann kann ich mir nur weniger Mitarbeiter leisten. Ergo: weniger Steuern für den Staat.

Aber egal. Im Grunde ist das alles ein Sturm im Wasserglas. Das wird ausgehen wie das Hornberger Schiessen, zumal Irland die Kohle gar nicht zurück (?) will. Und nach dem Brexit hat bereits London sich angeboten, und die Türken wohl auch. Also alles kein Problem für irgendwen. Es gibt Weißgott andere Probleme in dieser EU.

Steuern sind per se eine Last. Sowohl fürs Unternehmen als auch für den Mitarbeiter. Keiner zahlt sie mit Freude, und jede Möglichkeit hier zu sparen wird selbstverständlich am Schopfe gepackt. Ich hab nichts zu verschenken an den Staat, der nachweislich nicht das tut, was er sollte.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: radneuerfinder am September 01, 2016, 14:21:59
Wenn die keine Unternehmenssteuern erheben wollen (und um genau die geht es), weil sie 6000 Arbeitsplätze haben möchten (wo auch Steuern anfallen im Übrigen), dann ist das für mich in Ordnung. Das ist Wettbewerb.

Das ist für mich die Frage, wieweit, bzw. ob Staaten in Wettbewerb gehen sollten? Dann bräuchte man auch ein Kartellrecht, eine Insolvenzordnung, etc. für Staaten. Kurz es bräuchte Regeln mindestens für die "schöpferische Zerstörung", die dem Wettbewerb eben auch innewohnt. Haben wir aber alles kaum. Und es ist auch die Frage ob das bei Staaten wirklich wünschenswert, bzw. sinnvoll wäre. Soll Deutschland den griechischen Staat übernehmen, weil Griechenland im wirtschaftlichen, im staatlichen Wettbewerb zu schwach ist? Die Übernahme griechischer Firmen durch EU Mitbewerber ist ja dank EU bereits geregelt.

Meine Meinung: Unternehmer, Firmen, Händler sollen konkurrieren, Staaten und Staatengemeinschaften sollen für alle Wettbewerbsteilnehmer, "nur" den Rahmen dazu liefern. Fair wird das, wenn die Wettbewerbsbedingungen für alle Markteilnehmer gleich sind.

Das ist hier nicht der Fall. Eine Korrektur, der in Irland besonders deutlichen Wettbewerbsverzerrung, ist also dringend geboten, aber im Fall Apple wahrscheinlich unzulässig, da rückwirkend.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: radneuerfinder am September 01, 2016, 14:46:52
Das sagt der Apple Chef:
https://www.rte.ie/radio/utils/radioplayer/rteradioweb.html#!rii=b9%5F21046478%5F48%5F01%2D09%2D2016%5F
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: fränk am September 01, 2016, 15:09:46



Moment mal: wenn mir der Fiskus sagt, Hey, du musst nur 50 Euro auf 1 Mio (oder wasimmer) zahlen, komm bitte in mein Land, würde ich da sagen Nö, ich möchte bitte mehr zahlen????

Glaub's mir oder nicht, ich würde mit meiner GmbH nicht jedem Steuergeschenk hinter her laufen. Ich bin über das Umfeld in Deutschland, in dem ich mein Geschäft betreiben kann, im großen und Ganzen zufrieden und möchte, dass es so bleibt. Das geht aber nicht, wenn ich (und vor allem andere) demnächst keine Steuern mehr auf Gewinne zahlen.


Leute: Irland ist ein souveränes Land, auch wenn es in der EU ist.

Na ja, als ein „souveränes Land“ hat Irland wohl mindestens zwei Verträge geschlossen, die sich nun beißen.

Einen mit der EU, der offensichtlich u.a. auch die Höhe der Unternehmenssteuern regelt (Irland sieht das wohl auch so, denn es will die Steuerschulden von Apple ja erst einmal (auf Druck der EU) eintreiben, dann aber parken, bis die Sache mit der EU final geklärt ist) und einen weiteren Vertrag mit Apple, in dem ein geringer Unternehmenssteuersatz vereinbart wurde.



Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Terrania am September 01, 2016, 15:26:36
Nein, glaub ich dir nicht.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: fränk am September 01, 2016, 15:40:18
Nein, glaub ich dir nicht.

Ich glaube dir nicht, dass Du, nachdem wir alle zwei oder drei Jahre kaum Steuern gezahlt haben, die Idee immer noch großartig findest.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Terrania am September 01, 2016, 17:28:58
Was für Steuern? Ich zahle für meine GmbH relativ wenig Steuern, weil der Gewinn in Gehälter fliesst und damit natürlich auch mehr Steuern abwirft (Ich bin doch nicht so dämlich, dass ich Unternehmenssteuern auf hohe Gewinne zahle, den Rest mir als Tantieme auszahle UND NOCHMAL versteuere? Da müsste ich mit dem Klammerbeutel gepudert sein). Also, dass wir "alle" keine Steuern zahlen, ist, diplomatisch ausgedrückt, ne etwas sonderbare Aussage, oder?
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: fränk am September 01, 2016, 18:04:35
Es kann nicht funktionieren, wenn es jeder selber in der Hand hat, welche Steuern er bezahlt oder nicht bezahlt, wenn jeder für sich entscheidet, wann er einen Euro einmal oder zweimal versteuert und dann beschließt, dass ihm Ungerechtigkeit widerfährt... es klappt nicht.
Die Diskussion bringt hier aber nix.

Mir gefällt es ganz und gar nicht, wenn das reichste Unternehmen der Welt sich seinen Verpflichtungen entzieht. Auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht kein Verstoß gegen ein Gesetz ist.
Und wenn Apple jetzt einige iPhone 7 weniger im Weihnachtsgeschäft verkauft, weil das tolle Saubermann-Image ein paar Schrammen bekommen hat, dann passt's wieder.

Die Konzerne spielen doch alle nur ein großes Spiel. Viele nutzen Arbeitnehmer genau so aus wie Staaten. Was geht oder nicht weiter auffällt, wird durchgezogen. Es gibt keine verantwortungsvoll handelnde Unternehmer mehr, nur Abgesandte von Fonds. Ich verstehe, warum sich Apple so in Irland verhält, wie sie es tun, nur gefällt's mir nicht. Und das Rumgeiere wo die Nummer jetzt die Runde macht, ist beinahe noch peinlicher, als die Sache selber.
Ich kann nicht sagen wie viele Arbeitsplätze Apple in Irland geschaffen hat und wie hoch die ausgezahlte Lohnsumme ist. Ich befürchte sie liegt unter 13 Mrd.€.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: radneuerfinder am September 01, 2016, 19:44:22
http://www.mactechnews.de/news/article/Wie-die-EU-den-Apple-Steuersatz-von-0-005-berechnet-hat-Hintergruende-zu-Apples-Tochterfirmen-in-Irland-164983.html
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Florian am September 01, 2016, 23:58:15
Es geht nicht um die Höhe der Unternehmenssteuer in Irland an sich. Dazu haben die anderen Staaten auch ihre Meinung, aber können nichts machen.

Vielmehr geht es um eine Steuervergünstigung für einen Konzern. Damit wird er gegenüber allen anderen Marktteilnehmern bevorzugt.

Das ist EU-weit eben nicht erlaubt, jede kleine städtische Beihilfe für Fußballclubs wird mittlerweile geprüft.
Und sind die Multis nicht eh schon mit vielerlei Optionen ausgestattet, die dem Mittelstand nicht zur Verfügung stehen - von Steuerkonstrukten bis Gesprächen mit Regierungschefs?
Der Mittelstand dagegen, hierzulande stets gelobt aber wenig gefördert, darf schauen, wo er bleibt. Das ist kein fairer Wettbewerb, die Grundlage allen sauberen Wirtschaftens und Wohlergehens.

In meinen Augen krankt die ganze Welt an der Päppelung der Riesenkonzerne mit Staatsgeldern. Firmen und Bürger müssen dürfen dafür zahlen oder bekommen weniger Leistungen.

Und die 4000 Apple-Angestellten in Irland haben sicherlich seit 2003 keine 13 Milliarden Euro Lohnsteuern oder Abgaben bezahlt. Ein guter Deal ist es also nur für Apple und die Politiker, die sich im Glanz des Unternehmens sonnen oder gar hintenrum dann mal selbst profitieren - bei vielen Konzernen kennt man das zu Genüge. Bei Apple selbst weiß ich allerdings von Letzterem nichts.

Da es laut Cook ja keinen „special deal“ gab, wären sie ja wohl so oder so nach Irland gegangen? :) Ernsthaft, vielleicht hätten sie sich woanders niedergelassen - und Irland hätte gar nichts bekommen. Aber sollen sich die Staaten auf Nullniveau hinunter bewegen? Das ist doch selbstzerstörerisch.


Natürlich brauchen wir auch große Unternehmen. Nur sollten sie nach denselben Regeln spielen müssen wie alle anderen auch.

Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: radneuerfinder am September 03, 2016, 17:16:47
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/steuerwettbewerb-wie-ein-gerechteres-steuersystem-aussehen-koennte-1.3145904
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: FOX am September 05, 2016, 17:45:29
Ich bin da bei Fränk.

Es ist ja nicht so, dass man wirklich gerne Steuern bezahlt. Auf der anderen Seite nutzt man die Infrastruktur und ein hohes Maß an Rechtssicherheit, wenn man die D ein Geschäft betreibt.

Einen gewissen Teil der Steuern zahle ich also "gerne". Er ist halt zu hoch. Und das liegt m. E. an der vielen Schlupflöchern und Betrügern.

Apple oder deren Mitarbeiter nutzen oder profitieren in Irland von sozialen Leistungen, Infrastruktur, öffentlichen Einrichtungen etc. pp - Apple zieht sich aber durch diese Steuerpolitik aus der allgemeinen sozialen Verantwortung. Diese hat jedes Unternehmen. Aus diesem Grund bin ich bereit, meine Steuern zu zahlen.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Quaestor am September 05, 2016, 17:50:18
Wir können doch das Ganze gleich umdrehen und sagen, Irland hätte eigentlich Apple dafür bezahlen sollen, dass Apple in Irland investiert ... einige haben schon ein sehr schräges Weltbild und Uli Höneß ist sicher auch ein Opfer oder?
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Florian am September 05, 2016, 22:52:23
Quaestor, auf welchen Beitrag beziehst Du Dich?
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Quaestor am September 06, 2016, 08:33:16
Niemand spezielles. Auf alle, die den Steuerdeal für legal halten. Dabei gibt es hier gar nix zu diskutieren. Wenn ein Staat gegen seine eigene Gesetze verstößt, dann ist das eben illegal. Diskutabel ist meinetwegen, ob nicht alleine Irland zur Kasse gebeten sollte. Aber Apple hat wohl auch gewusst, dass es nicht legal ist.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Florian am September 07, 2016, 11:50:59
Ach so. Dann ist alles klar. :)
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: radneuerfinder am November 06, 2017, 23:40:16
https://projekte.sueddeutsche.de/paradisepapers/wirtschaft/apple-sucht-ein-land-ohne-regeln-e505734/
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Florian am November 07, 2017, 14:54:35
Schon stark, wie die Süddeutsche an solche Papiere kommt, sie teilt mit zig anderen Medien und super aufbereitet. Die Paradise Papers sind ja schon der zweite Streich nach den Panama Papers.

Nur ist es leider egal. Vielleicht müssen ein paar Leute zurücktreten oder gar ins Gefängnis. Am System wird auch das nichts ändern, und wenn noch zig Papers öffentlich werden. Es sind ja schon viele, wer erinnert sich noch an die LuxLeaks?
Auch schreien jetzt diverse Politiker, als wäre das alles großteils eh bekannt gewesen. Ich sag' nur Isle of Man… solange große Staaten ihre eigenen Oasen haben, steht es ihnen jedenfalls schlecht, gegen kleine Länder zu keilen. Und darum machen sie es auch nicht wirklich.
Und Deutschland selbst? Sehr viel ausländisches Kapital liegt hier, die Erträge können sehr einfach weg gerechnet werden, ergo steuerfrei. Geprüft wird hier auch kaum.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Terrania am November 08, 2017, 09:26:27
http://appleinsider.com/articles/17/11/06/apple-slams-story-of-cash-hidden-in-jersey-to-reduce-taxes-calls-itself-largest-taxpayer-in-the-world
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Florian am November 08, 2017, 18:57:11
Zitate aus Apples Rechtfertigungsschreiben (https://www.apple.com/newsroom/2017/11/the-facts-about-apple-tax-payments/):

Zitat
The changes Apple made to its corporate structure in 2015 were specially designed to preserve its tax payments to the United States, not to reduce its taxes anywhere else. No operations or investments were moved from Ireland.

Soll heißen: In Irland hätten wir mehr bezahlen müssen (wegen EU-Druck), dass hätten wir dann in den USA geltend gemacht. Wir beschützen unser Land, hurra.

Zitat
Far from being “untouched by the United States,” Apple pays billions of dollars in taxes to the US at the statutory 35 percent rate on investment income from its overseas cash.

„Darum lassen wir auch Abermilliarden im Ausland liegen, bis die Politik auf unseren Druck endlich die Steuern bei der Repatriierung senkt."
Und dank Trump geschieht das ja jetzt bald.

Zitat
Apple’s effective tax rate on foreign earnings is 21 percent — a figure easily calculated from public filings. This rate has been consistent for many years.

Und das, obwohl wir Umsatz und Gewinn vervielfacht haben. Sind wir nicht toll?
In den USA zahlen wir, weil es nicht anders geht. Dafür hauen wir viel Geld für Lobbyarbeit raus, damit auch hier die Steuern endlich sinken.


Durchgerechnet:
Apple zahlt ausserhalb der USA 3,7% Steuern.
Zitat
Neueste Zahlen zeigen, dass Apple im jetzt abgelaufenen Geschäftsjahr auf Gewinne von 44,7 Milliarden Dollar außerhalb der USA nur 1,7 Milliarden Dollar Steuern gezahlt hat. Das sind 3,7 Prozent. Apple betonte, sich an alle Gesetze zu halten. "Wir sind der größte Steuerzahler der Welt", sagte ein Sprecher.
http://www.sueddeutsche.de/politik/paradise-papers-die-steuertricks-von-apple-nike-co-1.3738149


Selber schuld die Dummen!

Ganz meine Meinung, die EU ist zu blöd für diese multinationalen Konzerne. Ob das aber eine Rechtfertigung ist, hier auch noch mit überteuerten Preisen die Kunden überdurchschnittlich zu belasten und dann die Milliardeneinkünfte nur minimal besteuern zu lassen, da bin ich mir nicht so sicher.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Pashery am November 25, 2017, 13:42:20
für apple ist das ja nichts
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Florian am Dezember 02, 2017, 14:05:04
Geldströme zu besteuern würde das Problem mit den Steueroasen lösen, aber neue schaffen.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/pipers-welt-paradies-steuer-1.3772579
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Florian am Dezember 21, 2017, 18:08:33
Nun ist die US-Steuerreform ja beschlossen.

Für Apple hat das drei wesentliche Auswirkungen:
- Die Firmensteuern sinken deutlich
- Auf Gewinne, die im Ausland erzielt wurden und in die USA gebracht werden, gilt ein „one time tax cut“, also vorübergehend ein starker Nachlass on 35% auf 15%. Apple hat wohl nicht ganz zufällig so viel Geld zurückgestellt, dass sie mit 15% fast den gesamten Auslandsgeldberg transferieren können.
- Negativ für Apple ist die neue Patentsteuer. Es werden 13% auf Patentgewinne im Ausland erhoben. Das ist deutlich mehr als der derzeitige Steuersatz von Apple z.B. in der EU (siehe oben) und erschwert es, sich mit Patentzahlungen an Tochterfirmen Steuern zu drücken.

https://9to5mac.com/2017/12/21/us-tax-bill-apple/
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Jochen am Dezember 21, 2017, 19:39:33
Nun ist die US-Steuerreform ja beschlossen.

Und die deutsche Industrie klagt direkt.

Aäääh, das sind doch 500 Seiten? und alles wird reduziert auf Firmensteuer.
Entspricht das der Kapitalertragssteuer in Deutschland?

Jochen
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Florian am Dezember 21, 2017, 22:38:54
Aäääh, das sind doch 500 Seiten? und alles wird reduziert auf Firmensteuer.
Entspricht das der Kapitalertragssteuer in Deutschland?

Nein, die zahlt man (auch Privatpersonen) auf Kapitalerträge wie Zinsen oder Dividenden.
Am ehesten entspricht die diskutierte „Firmensteuer“ der deutschen Körperschaftssteuer.
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Florian am Februar 23, 2018, 19:24:52
https://www.heise.de/mac-and-i/meldung/Protestkampagne-Attac-darf-weiter-bei-Apple-vorbeischauen-3977449.html
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: radneuerfinder am Mai 03, 2018, 04:31:14
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/eu-apple-ueberweist-milliarden-nach-irland-1.3956934
https://www.golem.de/news/steuerstreit-apple-zahlt-13-milliarden-euro-an-irland-1712-131487.html
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: radneuerfinder am Januar 20, 2020, 20:52:56
https://www.heise.de/mac-and-i/meldung/Apple-Chef-fordert-faire-Konzernbesteuerung-und-schaerfere-DSGVO-4642254.html
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Florian am Juli 15, 2020, 11:53:02
EU-Gericht erklärt die Nachzahlungspflicht für gegenstandslos.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/urteil-eu-gericht-apple-muss-keine-13-milliarden-euro-steuern-nachzahlen-1.4967728
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: radneuerfinder am April 07, 2021, 21:46:38
https://taz.de/Steuer-Vorstoss-von-US-Finanzministerin/!5759062/
https://www.handelsblatt.com/politik/international/steueroasen-usa-draengen-auf-globale-mindeststeuer-irland-zittert-um-standortvorteil/27074606.html
Titel: Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Beitrag von: Florian am Mai 15, 2021, 17:28:59
Amazon wies selbst bei Rekordumsätzen dank Corona mal wieder Verluste aus und bekam eine Steuergutschrift von Luxemburg…
Die Besteuerung von internationalen Konzernen wird ja seit Jahren diskutiert, wird aber hintertrieben von diversen Niedrigsteuer-Ländern und an vorderster Front von Deutschland, wie dieser Artikel schön zusammenfasst. Wenn Ihr also wissen wollt, was der Herr Altmaier eigentlich die ganze Zeit „für die Wirtschaft“ tut, sollte ihn lesen.
https://taz.de/Steuervermeidung-von-Grosskonzernen/!5767297/