Autor: MacFlieger
September 23, 2021, 17:54:16
Die Änderung ist seit dem 1.7.2021 gültig.
Überall liest man nur, dass vorher erst ab einem Preis von 22€ zusätzlich 19% EUSt angefallen sind und jetzt bereits ab einem Preis von 0€.
Das ist zwar sachlich richtig, in der Praxis aber nicht.
Vorher hat man erst ab einem Preis von 26,32€ zusätzlich 19% EUSt zahlen müssen, jetzt muss man schon ab einem Preis von 5,27€ zusätzlich 19% EUSt zahlen.
Das kommt daher, dass vorher ein Steuerbetrag von unter 5€ nicht erhoben wurde und nun ein Steuerbetrag von unter 1€ nicht erhoben wird.
D.h. habe ich früher etwas für 25€ gekauft, war das zwar EUSt-pflichtig, aber weil das nur 4,75€ EUSt sind, wurde die nicht erhoben.
Kaufe ich nun etwas für 5€, ist das zwar EUSt-pflichtig, aber weil das nur 0,95€ EUSt sind, werden die nicht erhoben.
Naja, eingeführt wurde das, weil viele Sendungen tatsächlich unter dem Grenzbetrag lagen und somit eine Menge Pakete keine EUSt zahlten. Dazu kommt, dass viele chinesischen Versender einen falschen Warenwert drauf geschrieben haben, um unter die Grenze zu kommen (Betrug). Solange es nicht manuell beim Zoll geprüft wurde, ging das dann durch. Besonders beliebt war es, die Pakete nicht direkt nach D zu schicken, sondern über ein anderes EU-Land, in dem der Zoll etwas laxer war.
Die großen chinesischen Händler haben sich darauf sehr schnell eingestellt und kassieren nun direkt die EUSt. Damit ist man als Kunde erst einmal auf der sicheren Seite und braucht keine Zusatzkosten zu befürchten. Es gibt aber schon genügend Hinweise und Ankündigungen der chinesischen Händler, dass sie weiter tricksen (betrügen). So kassieren sie zwar die 19% vom Kunden, schreiben in die Zollerklärung aber trotzdem einen niedrigeren Warenwert und zahlen somit weniger EUSt. Der vom Kunden zu viel gezahlte Betrag ist dann deren zusätzlicher Gewinn. Oder sie haben einen Mittelsmann in der EU. Der bekommt zunächst einmal alle Waren zugesandt (mit viel zu geringem Warenwert und somit zu wenig Steuern bezahlt) und der versendet das dann weiter. Oder es geht wie vorher über bekannte Dreieckswege am Zoll vorbei ohne Steuern etc. Die sind da recht einfallsreich. Oder sie erhöhen ihren Preis nicht wirklich um 19% sondern deutlich weniger, weil sie berücksichtigen, dass sie durch eine falsche Warenwertangabe weniger EUSt zahlen. Alles schon beobachtet und auch von denen so kommuniziert...
Für mich als Kunden ist es so, dass die meisten Sachen einfach 19% teurer geworden sind, weil der chinesische Händler das gleich kassiert und als registrierter Händler die Steuer entrichtet (evtl. auch falsche Werte).
Gefährlich ist es nur, wenn der Händler es wie vorher einfach versendet. Dann wird es von DHL zur Verzollung gebracht und DHL kassiert eine Kapitalauslegungsgebühr (minimal 6€) und kassiert das an der Haustür mittels des Postboten, aber nur bar und passend!
Beispiel: Ich bestelle etwas für 6€ und bezahle das auch. Dann will der Postbote an der Haustür noch einmal 7,14€ von mir haben. 1,14€ EUSt und 6€ DHL-Gebühr, weil sie die 1,14€ für mich beim Zoll vorgestreckt haben.
Das ist eine ziemliche Frechheit, denn ich habe DHL nicht mit diesem Service beauftragt.
Das ganze kann man wohl umgehen (habe es noch nicht probiert), wenn man sich selber bei DHL als Selbstverzoller registriert. Dann schicken die solche Pakete einfach an das nächste Zollamt (wie früher) und man muss dort das Paket abholen und die 1,14€ entrichten.
Naja, in den ersten Tagen/Wochen nach dem 1.7. gab es etwas Verunsicherung, weil man nicht genau wußte, wie es funktioniert, aber die Chinesen haben sehr schnell alles so eingerichtet, dass es weiter gut läuft.
Auch wenn Sachen nun bis zu 19% teurer wurden, lohnt es sich für mich immer noch, vieles da zu bestellen. Man muss sich nur mit der ganzen Sache etwas beschäftigen.