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Apple und TCPM
August 06, 2005, 09:21:34
Das Unbehagen bezgl. TCPM in den neuen Macs habe ich auch. Allerdings aus anderen Gründen als JH.

Eine Verdongelung des Systems mit einer spezifischen Hardware gabe es bei Apple schon immer. Früher über das ROM, bis heute praktisch durch die nur von Apple zu kaufende Hardware.

Dieser "Schutz" ist relativ schwach und wurde mehrfach umgangen. Es gab einen Emulator, der einen 68k-Mac unter DOS emulierte und recht gut funktionierte. Es gibt einen Emulator, der einen PowerMac emuliert und die Nutzung von OS X erlaubt. Nachteil all dieser Systeme war und ist, daß die komplette Hardware nachgebildet werden muß, so wie Virtual PC auf einem PowerMac. Das kostet enorm Geschwindigkeit und macht die ganze Sache praktisch nicht nutzbar.

Mit den Intel-Macs würde dieser Hauptnachteil der Emulationen wegfallen (siehe Virtual PC unter Windows), wenn Apple weiterhin bei diesem schwachen Schutz bleibt. D.h. in kürzester Zeit würde es einen Emulator geben, der die Installation von OS X auf einem beliebigen Intel-PC erlaubt. Nachteil für Apple wie damals zu den Clone-Zeiten, die JH nicht mitgemacht hat und deren Erfahrungen er ignoriert: Aufgrund der vielen nicht unterstützten Systeme würde OS X dort nicht so gut laufen und ähnlich wie bei schlecht ausgestatteten Win-PCs würden die Leute das auf das OS schieben.

Es bleibt Apple nur übrig einen _richtigen_ Schutz einzubauen. Dazu reicht ein "angepaßtes BIOS" oder ein Spezial-Chip nicht aus. Siehe die verfügbaren Emulatoren, die ja auch schon die bisherigen besonderheiten der Apple-Hardware problemlos emulieren. Es bleibt als aktuell einzig sinnvolle Schutzvariante TCPM. Und das wird Apple wohl einsetzen.

So weit, so gut. So weit kann ich Apple verstehen und den Einsatz von TCPM auch für vernünftig, richtig und problemlos einschätzen. Der Pferdefuß für mich liegt dann darin, daß ein TCPM im Mac auch für andere Sachen genutzt werden könnte. Und wenn es möglich ist, wird es auch genutzt werden. Zum Nachteil des Verbrauchers selbstverständlich.
Was haben wir über MS und Palladium gelästert, welches ja auch ds TCPM einsetzen wollte, und darauf hingewiesen, daß es soetwas auf 'nem Mac nicht gibt. MS ist aktuell erstmal von Palladium in der Urform völlig ab, aber wir kriegen das über die Hintertür im Mac. _Das_ bereitet mir doch arge Kopfschmerzen.

Tschö, MacFlieger.
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Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen." -- Schiller
Apple und TCPM
Antwort #1: August 06, 2005, 09:58:25
Genau, MacFlieger, das war auch mein erster Gedanke, als ich davon lesen musste. Es war nie klar, zumindest gab es nie eine offizielle Stellungnahme seitens Apple, was denn im Mac mit Palladium, respektive TCPM, werden soll.

Nun das. Irgendeine Seite hat sich auf irgendwelche Informationen von irgendeinem Developer bezogen, der behauptet, in den Intel-Macs sei bis Dato kein Chip eingebaut, noch werde dort etwas ähnliches benutzt. Laut seiner Aussage benutzen die Intel-Macs ein ganz gewöhnliches Intel-Board.

Ich weiß nicht, in wie weit dies der Wahrheit entspricht, aber wie soll Apple denn einen Schutz einbauen, ohne auf dieses System zurückzugreifen? Seriennummern und Freischaltung gibt es ja, bisher, auch nicht nicht.

Alles immer noch sehr schwammig. Mir macht das auch Kopfschmerzen, weil ich eben auch wegen TCPA zum Mac gewechselt bin. Hm, anscheinend kann man seinem Schicksal nicht entgehen.

Es gibt so oder so noch einen fiesen Knackpunkt, was die Entwicklung der Computersysteme angeht: In ein paar Jahren sind alle Systeme mehr oder weniger vernetzt, dann ist es wichtig, dass die Daten auch kompatibel zueinander sind. Treibende Kraft dabei wird die Industrie sein, nicht nur die IT-Industrie, sondern auch, bzw. gerade, die großen Konzerne. Und was liegt denn da am nächsten? Meiner Meinung nach, wird es, sollte nicht noch ein Wunder geschehen, irgendwann eine Monokultur aus Windows und SAP geben. Nicht in ihrer jetzigen Form, aber so in diese Richtung geht die Entwicklung.

Ok, genug philosophiert... ;-)
Apple und TCPM
Antwort #2: August 06, 2005, 11:18:33
Soweit ich die Diskussionen um Palladium mitgekriegt habe, war da das Hauptproblem, dass Entwickler praktisch zum Einsatz von TCPM gezwungen worden wären. Wenn deren Software im sogenannten Safe Modus hätte laufen sollen, wären sie um dessen Einsatz nicht herum gekommen. Und Microsoft hätte im Prinzip die Kontrolle darüber gehabt, welche Software unter Windows (im Safe Modus) läuft und welche nicht.

Wir wissen natürlich nicht, was Apple vor hat. Und ich verfolge als Entwickler die gegenwärtige Entwicklung (inkl. Intel-Switch) schon auch skeptisch und mit gewisser Sorge. Aber ich glaube eher nicht, dass Apple plant, mittels TCPM die Kontrolle darüber zu erlangen, welche Fremdsoftware läuft und welche nicht. Ihnen geht es denke ich nur ums eigene OS.

Dass sich für den Kosumenten auf den ersten Blick eher unerfreuliche Dinge wie TCPM und DRM noch weiter verbreiten werden ist in meinen Augen ob der Viren- und P2P-Problematiken kaum zu verhindern. Das müssen wir, denke ich, auch als Konsumenten einsehen. Eine Totalverweigerung wird da in meinen Augen keinen Erfolg haben. Ein aktives "Mitgestalten" durch die Unterstützung von solchen Systemen, die für beide Seiten akzeptabel sind (wie z.B. Apples DRM im iTunes Store), scheint mir letztlich erfolgversprechender. Und ich bin doch zuversichtlich, dass Apple auch im Softwarebereich auch die Anliegen der Konsumentenseite angemessen zu berücksichtigen versuchen wird.

Edit: Sollte natürlich TCPA heissen. Flieger, Du hast mich ganz verwirrt.  ;)
« Letzte Änderung: August 06, 2005, 11:23:39 von warlord »
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)
Apple und TCPM
Antwort #3: August 06, 2005, 11:31:43
Aber ich glaube eher nicht, dass Apple plant, mittels TCPM die Kontrolle darüber zu erlangen, welche Fremdsoftware läuft und welche nicht. Ihnen geht es denke ich nur ums eigene OS.

Richtig, das sehe ich genauso, siehe oben.
Nur dadurch, daß TCPM eingebaut ist, werden Begehrlichkeiten an anderer Stelle (andere Softwarehersteller, Apple als Softwarehersteller, Medienindustrie usw.) geweckt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das ausgenutzt wird. Zum Schaden des Verbrauchers.

Zitat
Dass sich für den Kosumenten auf den ersten Blick eher unerfreuliche Dinge wie TCPM und DRM noch weiter verbreiten werden ist in meinen Augen ob der Viren- und P2P-Problematiken kaum zu verhindern. Das müssen wir, denke ich, auch als Konsumenten einsehen.

Nein, sehe ich nicht so. Ich glaube zwar auch, daß sich das nicht verhindern läßt, aber nur deshalb, weil genügend Verbraucher das einfach kommentarlos mitmachen. siehe Un-CD, siehe Zerstörung einer Händler-Vielfalt durch scheinbares "Geiz ist geil" usw.
Im Endeffekt wird es nur Nachteile für den Verbraucher geben und nahezu keine Vorteile für die Medienindustrie, denn mehr Umsatz machen die auch mit DRM nicht.

Zitat
Eine Totalverweigerung wird da in meinen Augen keinen Erfolg haben.

Ja, weil es genügend dumme Verbraucher gibt, s.o.

Zitat
Ein aktives "Mitgestalten" durch die Unterstützung von solchen Systemen, die für beide Seiten akzeptabel sind (wie z.B. Apples DRM im iTunes Store), scheint mir letztlich erfolgversprechender.

Das bleibt das einzige, wobei Apples DRM zwar sehr lax ist, aber mir z.B. schon Kopfschmerzen macht. Kann ich meine Songs auch in 19 Jahren noch abspielen (Ja, ich höre noch regelmäßig derart alte CDs)? Was passiert, wenn der Lizensierungsserver von Apple nicht mehr läuft (abgeschaltet, weil es Apple nicht mehr gibt oder die Methode nicht mehr unterstützt wird oder es neuere Sachen gibt). Wie oft muß ich eine CD brennen und damit Geld investieren, damit die lesbar bleibt?
Also ich kaufe immer noch lieber eine CD. Eine echte allerdings.

Tschö, MacFlieger.
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Re: Apple und TCPM
Antwort #4: August 06, 2005, 11:56:00
Ich glaube zwar auch, daß sich das nicht verhindern läßt, aber nur deshalb, weil genügend Verbraucher das einfach kommentarlos mitmachen. siehe Un-CD,
Da bin ich mir nicht sicher, ob das stimmt. Mein zugegebenermassen subjektiver Eibdruck ist, dass unter den CD-Neuerscheinungen der Anteil an Un-CDs doch wieder stark am Sinken ist. Das würde darauf hindeuten, dass die Konsumenten das Zeug eben doch nicht einfach so kaufen.

Zitat
siehe Zerstörung einer Händler-Vielfalt durch scheinbares "Geiz ist geil" usw.
Was hingegen eher für DRM spricht, das ja eben dem Geiz-ist-geil-und-alles-muss-kostenlos-sein entgegenwirkt.

Zitat
Im Endeffekt wird es nur Nachteile für den Verbraucher geben und nahezu keine Vorteile für die Medienindustrie, denn mehr Umsatz machen die auch mit DRM nicht.
Das kaufe ich Dir nicht einfach so ab. Ich glaube kaum, dass man ernsthaft bestreiten kann, dass wir gegenwärtig das Problem haben, dass ein grosser Teil der Verbraucher Diebstahl von immateriellen Gütern gar nicht wirklich als Diebstahl empfindet und sich dementsprechend verhält.
Aber wie dieses Rechtsempfinden jenem angepasst werden kann, das bei materiellen Gütern verbreitet gilt, ist natürlich eine andere Frage. DRM ist in meinen Augen eine Möglichkeit. Und zwar eine eher angenehmere. Eine weniger angenehme wäre wohl der Ausbau der Strafverfolgung in diesem Bereich.
Auch eine Möglichkeit wäre natürlich gar nichts zu machen und damit zu akzeptieren, dass bei materiellen und immateriellen Gütern unterschiedliche "Marktsysteme" gelten - das "Kapitalistische" nur bei materiellen Gütern und bei immateriellen Gütern faktisch ein "kommunistisches" eigentumsloses System, wie es JH vertritt.   

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Re: Apple und TCPM
Antwort #5: August 06, 2005, 12:33:22
Ich glaube zwar auch, daß sich das nicht verhindern läßt, aber nur deshalb, weil genügend Verbraucher das einfach kommentarlos mitmachen. siehe Un-CD,
Da bin ich mir nicht sicher, ob das stimmt. Mein zugegebenermassen subjektiver Eibdruck ist, dass unter den CD-Neuerscheinungen der Anteil an Un-CDs doch wieder stark am Sinken ist.

Hmmm, gut, ich bin nicht der typische CD-Käufer, ich kaufe zum einen keinen Mainstream und auch nur, wenn die CD maxmimal 20DM bzw. 10€ kostet. Man muß nur lange genug warten und Musik, die man dann nicht mehr gut findet, ist sowieso Schrott. ;)
Aber wenn ich mal durch die für mich interessanten Neuerscheinungen schaue oder meine Frau eine CD kaufen will, dann gab es die nie als Audio-CD, sondern nur als Un-CD.
Wir warten dann immer bis sich ein Bekannter die kauft, machen dann ganz legal eine Privatkopie (ohne Umgehung eines wirksamen Kopierschutzes) und mailen an den Interpreten, das wir gerne das Album gekauft hätten, wenn es das als Audio-CD gegeben hätte.

Zitat
Zitat
siehe Zerstörung einer Händler-Vielfalt durch scheinbares "Geiz ist geil" usw.
Was hingegen eher für DRM spricht, das ja eben dem Geiz-ist-geil-und-alles-muss-kostenlos-sein entgegenwirkt.

Nein, das DRM oder andere Knebelungen kommen ja erst, wenn durch das "Geiz ist geil" alles andere kaputt gemacht wurde.

Zitat
Zitat
Im Endeffekt wird es nur Nachteile für den Verbraucher geben und nahezu keine Vorteile für die Medienindustrie, denn mehr Umsatz machen die auch mit DRM nicht.
Das kaufe ich Dir nicht einfach so ab. Ich glaube kaum, dass man ernsthaft bestreiten kann, dass wir gegenwärtig das Problem haben, dass ein grosser Teil der Verbraucher Diebstahl von immateriellen Gütern gar nicht wirklich als Diebstahl empfindet und sich dementsprechend verhält.

Ja, stimmt. Ich werde auch immer als doof bezeichnet, wenn ich mir Software kaufe.
Was ich aber meinte war, daß die Medienindustrie auch dann nicht mehr Umsatz machen würde, wenn nicht kopiert würde. Die Leute haben doch gar kein Geld, sich soviel zu kaufen. Das Geld liegt doch heute auch nicht in irgendwelchen Schubladen und wartet darauf ausgegeben zu werden.
Viele kopieren wie wild (Sammler&Jäger), wirklich konsumieren tun sie das überhaupt nicht. D.h. gekauft hätten sie diese vielen Sachen sowieso nicht. Die liegen einfach nur unbenutzt auf den Platten rum.
Das Argument der MI, daß ihre Umsatzeinbußen nur durch die Kopierer kommen, ist ziemlich fadenscheinig. Andere Industriezweige wären froh, wenn sie nur einen so schwachen Umsatzrückgang haben würden.

Zitat
Aber wie dieses Rechtsempfinden jenem angepasst werden kann, das bei materiellen Gütern verbreitet gilt, ist natürlich eine andere Frage. DRM ist in meinen Augen eine Möglichkeit. Und zwar eine eher angenehmere.

Für mich nicht. OK, ich bin nicht der durchschnittliche Musikhörer, aber bereits beim laxen iTunes-DRM sind die Probleme für _mich_ auf längere Sicht vorprogrammiert.
DRM bedeutet nur, daß der ehrliche Kunde der Dumme ist.
Auch im DVD-Bereich sieht man sowas. Derjenige, der sich eine DVD ehrlich kauft, wird mit nicht überspringbaren Spots zu "Raubkopierer sind Verbrecher" jedesmal, wenn er die DVD einlegt, genervt. Derjenige, der den Film einfach runterlädt, kann den Film direkt genießen.
Oder im Kino: Man zahlt richtig viel Geld, damit man sich im Vorprogramm als potentieller Schwerverbrecher beschimpfen lassen kann. Subtiler Unterton für mich: "Du bist ja doof, daß Du Geld bezahlst. Andere gucken kostenlos."

Zitat
Auch eine Möglichkeit wäre natürlich gar nichts zu machen und damit zu akzeptieren, dass bei materiellen und immateriellen Gütern unterschiedliche "Marktsysteme" gelten - das "Kapitalistische" nur bei materiellen Gütern und bei immateriellen Gütern faktisch ein "kommunistisches" eigentumsloses System, wie es JH vertritt.

Es gibt auch die Möglichkeit seitens der Medienindustrie attraktive legale Angebote zu machen. Das zeigt doch auch der Erfolg des iTMS oder von MusicLoad. Selbst gegängelte Sachen werden angenommen. Warum sollten die gleichen Shops ohne DRM weniger gut funktionieren? Das Angebot muß nur einfach zu nutzen sein und einfacher als die P2P-Programme sind diese Shops auf jeden Fall.

Tschö, MacFlieger.
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