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Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Antwort #15: September 01, 2016, 14:21:59
Wenn die keine Unternehmenssteuern erheben wollen (und um genau die geht es), weil sie 6000 Arbeitsplätze haben möchten (wo auch Steuern anfallen im Übrigen), dann ist das für mich in Ordnung. Das ist Wettbewerb.

Das ist für mich die Frage, wieweit, bzw. ob Staaten in Wettbewerb gehen sollten? Dann bräuchte man auch ein Kartellrecht, eine Insolvenzordnung, etc. für Staaten. Kurz es bräuchte Regeln mindestens für die "schöpferische Zerstörung", die dem Wettbewerb eben auch innewohnt. Haben wir aber alles kaum. Und es ist auch die Frage ob das bei Staaten wirklich wünschenswert, bzw. sinnvoll wäre. Soll Deutschland den griechischen Staat übernehmen, weil Griechenland im wirtschaftlichen, im staatlichen Wettbewerb zu schwach ist? Die Übernahme griechischer Firmen durch EU Mitbewerber ist ja dank EU bereits geregelt.

Meine Meinung: Unternehmer, Firmen, Händler sollen konkurrieren, Staaten und Staatengemeinschaften sollen für alle Wettbewerbsteilnehmer, "nur" den Rahmen dazu liefern. Fair wird das, wenn die Wettbewerbsbedingungen für alle Markteilnehmer gleich sind.

Das ist hier nicht der Fall. Eine Korrektur, der in Irland besonders deutlichen Wettbewerbsverzerrung, ist also dringend geboten, aber im Fall Apple wahrscheinlich unzulässig, da rückwirkend.
« Letzte Änderung: September 01, 2016, 14:47:37 von radneuerfinder »
Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Antwort #17: September 01, 2016, 15:09:46



Moment mal: wenn mir der Fiskus sagt, Hey, du musst nur 50 Euro auf 1 Mio (oder wasimmer) zahlen, komm bitte in mein Land, würde ich da sagen Nö, ich möchte bitte mehr zahlen????

Glaub's mir oder nicht, ich würde mit meiner GmbH nicht jedem Steuergeschenk hinter her laufen. Ich bin über das Umfeld in Deutschland, in dem ich mein Geschäft betreiben kann, im großen und Ganzen zufrieden und möchte, dass es so bleibt. Das geht aber nicht, wenn ich (und vor allem andere) demnächst keine Steuern mehr auf Gewinne zahlen.


Leute: Irland ist ein souveränes Land, auch wenn es in der EU ist.

Na ja, als ein „souveränes Land“ hat Irland wohl mindestens zwei Verträge geschlossen, die sich nun beißen.

Einen mit der EU, der offensichtlich u.a. auch die Höhe der Unternehmenssteuern regelt (Irland sieht das wohl auch so, denn es will die Steuerschulden von Apple ja erst einmal (auf Druck der EU) eintreiben, dann aber parken, bis die Sache mit der EU final geklärt ist) und einen weiteren Vertrag mit Apple, in dem ein geringer Unternehmenssteuersatz vereinbart wurde.



Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Antwort #18: September 01, 2016, 15:26:36
Nein, glaub ich dir nicht.
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Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Antwort #19: September 01, 2016, 15:40:18
Nein, glaub ich dir nicht.

Ich glaube dir nicht, dass Du, nachdem wir alle zwei oder drei Jahre kaum Steuern gezahlt haben, die Idee immer noch großartig findest.
Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Antwort #20: September 01, 2016, 17:28:58
Was für Steuern? Ich zahle für meine GmbH relativ wenig Steuern, weil der Gewinn in Gehälter fliesst und damit natürlich auch mehr Steuern abwirft (Ich bin doch nicht so dämlich, dass ich Unternehmenssteuern auf hohe Gewinne zahle, den Rest mir als Tantieme auszahle UND NOCHMAL versteuere? Da müsste ich mit dem Klammerbeutel gepudert sein). Also, dass wir "alle" keine Steuern zahlen, ist, diplomatisch ausgedrückt, ne etwas sonderbare Aussage, oder?
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Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Antwort #21: September 01, 2016, 18:04:35
Es kann nicht funktionieren, wenn es jeder selber in der Hand hat, welche Steuern er bezahlt oder nicht bezahlt, wenn jeder für sich entscheidet, wann er einen Euro einmal oder zweimal versteuert und dann beschließt, dass ihm Ungerechtigkeit widerfährt... es klappt nicht.
Die Diskussion bringt hier aber nix.

Mir gefällt es ganz und gar nicht, wenn das reichste Unternehmen der Welt sich seinen Verpflichtungen entzieht. Auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht kein Verstoß gegen ein Gesetz ist.
Und wenn Apple jetzt einige iPhone 7 weniger im Weihnachtsgeschäft verkauft, weil das tolle Saubermann-Image ein paar Schrammen bekommen hat, dann passt's wieder.

Die Konzerne spielen doch alle nur ein großes Spiel. Viele nutzen Arbeitnehmer genau so aus wie Staaten. Was geht oder nicht weiter auffällt, wird durchgezogen. Es gibt keine verantwortungsvoll handelnde Unternehmer mehr, nur Abgesandte von Fonds. Ich verstehe, warum sich Apple so in Irland verhält, wie sie es tun, nur gefällt's mir nicht. Und das Rumgeiere wo die Nummer jetzt die Runde macht, ist beinahe noch peinlicher, als die Sache selber.
Ich kann nicht sagen wie viele Arbeitsplätze Apple in Irland geschaffen hat und wie hoch die ausgezahlte Lohnsumme ist. Ich befürchte sie liegt unter 13 Mrd.€.

Florian

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Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Antwort #23: September 01, 2016, 23:58:15
Es geht nicht um die Höhe der Unternehmenssteuer in Irland an sich. Dazu haben die anderen Staaten auch ihre Meinung, aber können nichts machen.

Vielmehr geht es um eine Steuervergünstigung für einen Konzern. Damit wird er gegenüber allen anderen Marktteilnehmern bevorzugt.

Das ist EU-weit eben nicht erlaubt, jede kleine städtische Beihilfe für Fußballclubs wird mittlerweile geprüft.
Und sind die Multis nicht eh schon mit vielerlei Optionen ausgestattet, die dem Mittelstand nicht zur Verfügung stehen - von Steuerkonstrukten bis Gesprächen mit Regierungschefs?
Der Mittelstand dagegen, hierzulande stets gelobt aber wenig gefördert, darf schauen, wo er bleibt. Das ist kein fairer Wettbewerb, die Grundlage allen sauberen Wirtschaftens und Wohlergehens.

In meinen Augen krankt die ganze Welt an der Päppelung der Riesenkonzerne mit Staatsgeldern. Firmen und Bürger müssen dürfen dafür zahlen oder bekommen weniger Leistungen.

Und die 4000 Apple-Angestellten in Irland haben sicherlich seit 2003 keine 13 Milliarden Euro Lohnsteuern oder Abgaben bezahlt. Ein guter Deal ist es also nur für Apple und die Politiker, die sich im Glanz des Unternehmens sonnen oder gar hintenrum dann mal selbst profitieren - bei vielen Konzernen kennt man das zu Genüge. Bei Apple selbst weiß ich allerdings von Letzterem nichts.

Da es laut Cook ja keinen „special deal“ gab, wären sie ja wohl so oder so nach Irland gegangen? :) Ernsthaft, vielleicht hätten sie sich woanders niedergelassen - und Irland hätte gar nichts bekommen. Aber sollen sich die Staaten auf Nullniveau hinunter bewegen? Das ist doch selbstzerstörerisch.


Natürlich brauchen wir auch große Unternehmen. Nur sollten sie nach denselben Regeln spielen müssen wie alle anderen auch.

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“We’re all going to be dead soon, and it really doesn’t matter anymore, so there’s zero pressure.”
Joe Mazzulla, Trainer der Boston Celtics über den Druck auf seinem Team.
Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Antwort #25: September 05, 2016, 17:45:29
Ich bin da bei Fränk.

Es ist ja nicht so, dass man wirklich gerne Steuern bezahlt. Auf der anderen Seite nutzt man die Infrastruktur und ein hohes Maß an Rechtssicherheit, wenn man die D ein Geschäft betreibt.

Einen gewissen Teil der Steuern zahle ich also "gerne". Er ist halt zu hoch. Und das liegt m. E. an der vielen Schlupflöchern und Betrügern.

Apple oder deren Mitarbeiter nutzen oder profitieren in Irland von sozialen Leistungen, Infrastruktur, öffentlichen Einrichtungen etc. pp - Apple zieht sich aber durch diese Steuerpolitik aus der allgemeinen sozialen Verantwortung. Diese hat jedes Unternehmen. Aus diesem Grund bin ich bereit, meine Steuern zu zahlen.
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Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Antwort #26: September 05, 2016, 17:50:18
Wir können doch das Ganze gleich umdrehen und sagen, Irland hätte eigentlich Apple dafür bezahlen sollen, dass Apple in Irland investiert ... einige haben schon ein sehr schräges Weltbild und Uli Höneß ist sicher auch ein Opfer oder?

Florian

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Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Antwort #27: September 05, 2016, 22:52:23
Quaestor, auf welchen Beitrag beziehst Du Dich?
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Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Antwort #28: September 06, 2016, 08:33:16
Niemand spezielles. Auf alle, die den Steuerdeal für legal halten. Dabei gibt es hier gar nix zu diskutieren. Wenn ein Staat gegen seine eigene Gesetze verstößt, dann ist das eben illegal. Diskutabel ist meinetwegen, ob nicht alleine Irland zur Kasse gebeten sollte. Aber Apple hat wohl auch gewusst, dass es nicht legal ist.

Florian

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Re: 13 Milliarden Steuernachzahlung
Antwort #29: September 07, 2016, 11:50:59
Ach so. Dann ist alles klar. :)
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