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Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #45: November 20, 2016, 15:59:09
Die Eigenverantwortung der Menschen.
bezweifel ich zunehmend :'(
Seit der Antike ist anerkannt, dass Demokratie ohne informierte Bürger nicht funktionieren kann.
Schon im alten Rom gab es gekaufte Volksstimmen :'(

Jochen
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Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.

Florian

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Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #46: November 20, 2016, 16:23:03
Schon im alten Rom gab es gekaufte Volksstimmen :'(

In der Tat, und viele Leute ließen sich gewinnen mit Spaß und Spielen und der Ausbeutung fremder Völker.
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Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #47: November 26, 2016, 11:57:22
Was mich aber schon leicht irritiert bei dieser Aufarbeitung, generell und überall, ist das kaum thematisiert wird:

Die Eigenverantwortung der Menschen. Seit der Antike ist anerkannt, dass Demokratie ohne informierte Bürger nicht funktionieren kann.
Eine minimale Medienkompetenz kann sich jeder aneignen und muss nicht den Mist und die Lügen diverser Internetseiten und in den „sozialen Medien“ glauben.

Ist es nicht so, dass das was sich derzeit in Europa und den USA beobachten lässt, eben gerade der Auswuchs von steigender Medienkompetenz oder zumindest dem Bedürfnis danach ist? Der Vorwurf, es sich in Blasen gemütlich einzurichten, wird ja gerne und vor allem gegenüber Konsumenten "sozialer Medien" erhoben. Aber ist es eben nicht gerade die Erkenntnis oder zumindest der Verdacht vieler, von den etablierten Medien in einer Blase gehalten zu werden, die sie zu alternativen News-Quellen streben lässt?

Natürlich finden sich unter den alternativen News-Quellen (zu) viele mit fragwürdigem Wahrheitsgehalt. Das Thema "fake news" wird von den etablierten Medien aktuell ja gerade sehr schön hochgekocht. Natürlich nicht gänzlich zu Unrecht. Aber die Art und Weise wie dies geschieht, zeugt doch eben wieder von sehr geringer Selbstreflexion und Erkenntnis über aktuelle Gefühlslagen im real existierenden Staat. Selbst die angeseheneren unter den etablierten Medien werfen mit einer unglaublichen Nonchalance einfach alles, was nicht aus dem etablierten News-Strom stammt, in den Topf der "fake news". Glaubt man wirklich, sich so dem Vorwurf oder Verdacht entziehen zu können, die eigene Konsumentenschaft in einer Blase zu halten?

Du versiehst die öffentlich-rechtlichen Medien mit dem Etikett "neutrale Medieninstanz". Ich glaube, die deutschen öffentlich-rechtlichen präsentieren sich diesbezüglich wirklich noch etwas besser als die schweizerischen. Aber ist das Etikett "neutrale Medieninstanz" wirklich angebracht? OK, neutral vielleicht in jenem Sinne, als nicht spezifische Interessengruppen hinter den Körperschaften stehen. Aber ist diese Neutralität der Körperschaften wirklich auch Garant für eine neutrale Berichterstattung? Liefern die öffentlich-rechtlichen wirklich neutrale Berichterstattung?

Wer findet sich eher in einer Blase wieder, derjenige, der einzig und allein öffentlich-rechtliche oder etablierte Medien konsumiert, oder derjenige, der auch alternative Kanäle heranzieht? Gehört zur Medienkompetenz eben nicht gerade, unterschiedliche Quellen heranzuziehen und sich eigene Gedanken über Wahrscheinlich- und Glaubwürdigkeiten zu machen? Und kann man so nicht zum Schluss kommen, dass es mit der Neutralität der öffentlich-rechtlichen eben auch nicht immer so weit her ist, ohne sogleich ein ungebildeter Depp oder white trash oder was weiss ich was zu sein?

http://www.nzz.ch/feuilleton/zeitgeschehen/neue-volksverachtung-der-grosse-luemmel-ld.130269

Zitat
Schon eher geht es um einen Aufstand der Provinz gegen eine selbsternannte städtische Avantgarde, die in ihren vollklimatisierten Gehäusen den Kontakt zur rauen Aussenwelt verloren hat. Und, das tut manch einem besonders weh: Selbst Frauen haben Donald Trump gewählt – nicht nur kuchenbackende Hausfrauen, auch welche mit Collegeabschluss und «ordentlichem» Beruf. Alles Masochistinnen? Oder schlichtweg denkende Menschen, denen Frausein als politische Aussage nicht ausreicht?
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)
Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #48: November 26, 2016, 12:47:10
Eine neutrale, oder eine objektive Berichterstattung kann es nicht geben. Ich dachte das sei seit einigen Jahrzehnten der weit anerkannte Stand der Diskussion? Zusammenfassung, also Verkürzung der Wirklichkeit ist ja geradezu eine Tätigkeitsbeschreibung für den Journalistenjob.

Also es ist immer ein menschengemachter Ausschnitt. Mich überzeugt da vor allem das Pluralismus Konzept: viele verschiedene Ausschnitte aus möglichst vielen verschiedenen Perspektiven. Dass den Meldungen in Zeitung, Radio & Fersehen, der veröffentlichten Meinung, ein zu enger Ausschnitt, typischerweise ein zu staatstragender, vorgeworfen wird, ist auch schon länger so. Früher hieß das: wir brauchen Gegenöffentlichkeit.
« Letzte Änderung: November 26, 2016, 12:53:05 von radneuerfinder »
Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #49: November 26, 2016, 14:02:59
Eine neutrale, oder eine objektive Berichterstattung kann es nicht geben. Ich dachte das sei seit einigen Jahrzehnten der weit anerkannte Stand der Diskussion?

Dass es keine absolute Objektivität geben kann ist klar. Wenn man deswegen den Anspruch auf Objektivität aber gänzlich aufgibt, schüttet man doch das Kind mit dem Bade aus, oder nicht?

Zwischen grösstmöglicher Objektivität und unverhohlener Meinungsmache öffnet sich doch ein weites Spektrum. Wo genau sich da ein Medium einreihen lässt, ist für mich von grösster Wichtigkeit. Daran ändert der Stand der Diskussion, wonach sich die meisten Medien auf dieser Skala sehr weit unten einreihen lassen, überhaupt nichts.

Als Qualitätsjournalismus definiere ich einen Journalismus, der höchstmögliche Objektivität anstrebt; der Fakten und Meinungen trennt. Journalismus, welcher diesen Anspruch an sich selbst nicht hat, ist für mich Boulevard. Und leider ist es doch so, dass sich heute zu gewissen (insbesondere politischen) Themen selbst in den angesehensten Medien nur noch Boulevard finden lässt; unverhohlene Meinungsmache. Das Titelthema dieses Threads ist so ein Thema. 

Mich überzeugt da vor allem das Pluralismus Konzept: viele verschiedene Ausschnitte aus möglichst vielen verschiedenen Perspektiven.

Einverstanden. Ist auch gerade die einzige Möglichkeit, sich gegen fehlenden Qualitätsjournalismus zu wappnen. Aber eben nochmals meine Frage: kann man diesem Konzept gerecht werden, indem man nur etablierte Medien konsumiert? Liefern die etablierten Medien diesen Pluralismus?
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Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #50: November 26, 2016, 15:05:13
Ist es nicht so, dass das was sich derzeit in Europa und den USA beobachten lässt, eben gerade der Auswuchs von steigender Medienkompetenz oder zumindest dem Bedürfnis danach ist? Der Vorwurf, es sich in Blasen gemütlich einzurichten, wird ja gerne und vor allem gegenüber Konsumenten "sozialer Medien" erhoben. Aber ist es eben nicht gerade die Erkenntnis oder zumindest der Verdacht vieler, von den etablierten Medien in einer Blase gehalten zu werden, die sie zu alternativen News-Quellen streben lässt?

Wenn es nur so wäre!
Wir beobachten aber doch, dass sich viele Leute sich ganz auf einzelne Denkrichtungen und die passende Medienerzeugnisse konzentrieren. Und eben nicht gewichten können, oder nicht gut genug.

Davon sollte sich auch niemand ausnehmen. Simple Experimente beweise ja, dass so ziemlich jeder schnell hereinzulegen ist. Darum sind seriöse Medien ja so wichtig!

Zitat
Selbst die angeseheneren unter den etablierten Medien werfen mit einer unglaublichen Nonchalance einfach alles, was nicht aus dem etablierten News-Strom stammt, in den Topf der "fake news". Glaubt man wirklich, sich so dem Vorwurf oder Verdacht entziehen zu können, die eigene Konsumentenschaft in einer Blase zu halten?

Beispiele? Ich finde, es wird doch sehr wohl unterschieden zwischen Fake und unseriös und Hetze.

Eine Blase zeichnet sich dadurch aus, dass nichts mehr eindringt. Das kann man doch nicht allen Ernstes pauschal den etablierten Medien vorwerfen.


Zitat
Du versiehst die öffentlich-rechtlichen Medien mit dem Etikett "neutrale Medieninstanz".


In ihrer Gesamtheit würde ich das schon so sehen, im Sinne das die Gänze des demokratischen Diskurses abgebildet wird. Einzelne Sender oder Sendungen sind natürlich auch mal tendenziös. Aber deswegen keine „Lügenpresse“.

Absolute Neutralität kann es natürlich gar nicht geben, Journalisten sind (noch) Menschen.

Zitat
Aber ist diese Neutralität der Körperschaften wirklich auch Garant für eine neutrale Berichterstattung? Liefern die öffentlich-rechtlichen wirklich neutrale Berichterstattung?

Wie gesagt, nicht unbedingt, aber gerade weil die ÖR auch sehr vielschichtig sind, eben im Gesamten doch. Zumindest mehr als andere.

Zitat
Wer findet sich eher in einer Blase wieder, derjenige, der einzig und allein öffentlich-rechtliche oder etablierte Medien konsumiert, oder derjenige, der auch alternative Kanäle heranzieht? Gehört zur Medienkompetenz eben nicht gerade, unterschiedliche Quellen heranzuziehen und sich eigene Gedanken über Wahrscheinlich- und Glaubwürdigkeiten zu machen? Und kann man so nicht zum Schluss kommen, dass es mit der Neutralität der öffentlich-rechtlichen eben auch nicht immer so weit her ist, ohne sogleich ein ungebildeter Depp oder white trash oder was weiss ich was zu sein?

Das sind ja Binsenweisheiten. Man kann sich sogar ganz ohne ÖR relativ neutral und umfassend informieren. Aber das wird ja gerade meistens nicht getan. Und ändert nichts an meiner Aussage, dass es gut ist, dass es sie gibt.

Und wie gesagt, man darf und soll auch die ÖR kritisieren, aber im richtigen Maße.
Überhaupt wird derzeit von gewissen Leuten fortwährend absurd übertrieben bis zum geht nicht mehr. Allein das sollte einem halbwegs nachdenklichen Mensch doch ein Licht aufgehen lassen.

Zitat
Schon eher geht es um einen Aufstand der Provinz gegen eine selbsternannte städtische Avantgarde, die in ihren vollklimatisierten Gehäusen den Kontakt zur rauen Aussenwelt verloren hat. Und, das tut manch einem besonders weh: Selbst Frauen haben Donald Trump gewählt – nicht nur kuchenbackende Hausfrauen, auch welche mit Collegeabschluss und «ordentlichem» Beruf. Alles Masochistinnen? Oder schlichtweg denkende Menschen, denen Frausein als politische Aussage nicht ausreicht?
[/quote]

Aha, es ist der alte Konflikt zwischen Stadt und Land? Oder doch eher modern gegen konservativ? Oder liberal gegen autokratisch?

Keiner dieser Punkte rechtfertigt glasklare Lügen, Hetze gegen Minderheiten oder Beleidigungen. Alles Dinge, die den US-Wahlkampf dank Trump prägten und auch hierzulande um sich greifen.

Sicher sind nicht alle Trump Wähler Idioten oder Rassisten. Sie waren aber bereit, einen zu wählen. Zumindest gerierte er sich im Wahkampf als einer. Und die Wahl seines Stabs sieht auch so aus, als seien ihm rassistische Ansichten oder bewiesene Inkompetenz ziemlich egal.

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Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #51: November 26, 2016, 16:31:46
Dass es keine absolute Objektivität geben kann ist klar. Wenn man deswegen den Anspruch auf Objektivität aber gänzlich aufgibt, schüttet man doch das Kind mit dem Bade aus, oder nicht?

Ich fürchte dein Anspruch ist zu hoch. Ich sehe sehr klar, daß Meldungen und Meinungen von menschlichen Subjekten gemacht werden und folgerichtig subjektiv sein müssen. Um der Subjektivität auszukommen, bräuchte man einen Maßstab der objektiv objektiv ist. Glaub mir, das wird nix. Insofern erwartest du etwas von den Medien, dass sie gar nicht leisten können. Die Entäuschung ist vorprogrammiert.

Das will nicht heißen, dass ich für Boulevard, einseitige Meinungsmache, oder Schlimmeres wäre. Ich möchte das auch nicht rechtfertigen oder verharmlosen. Im Gegenteil ich bin für Qualität. Ich meine die richtigen Maßstäbe sind Klassiker wie:
- Eine Meldung wird gebracht, wenn sie von 2 unabhängigen Quellen bestätigt wird, oder wenn sie ein eigener, vertrauenswürdiger, journalistisch ausgebildeter Mitarbeiter durch eigene Beobachtung sammelte
- Berichterstatter sollen möglichst überall dabei sein, aber nirgendwo dazu gehören.
- Klare Trennung von Nachricht und Meinung (Kommentar).
- Beide, alle relevanten Seiten, Sichtweisen darstellen.
- große Themenbreite
- möglichst große Thementiefe

Meiner Meinung nach sind Medien ein Fenster zur Welt. Und das kann natürlich nie groß genug sein. Insofern kann ich deiner Klage, dass es zu klein sei, durchaus zustimmen. Sehe ich ähnlich. Wenn ich durch eine Diktatur reise, freue ich mich über jede "Schießscharte", durch die ein klein wenig Nachricht und nicht Propaganda dringt. Insofern finde ich das heimische "Wohnzimmerfenster" schon mal gut. Noch besser wären natürlich "Panoramfenster" in alle Richtungen. Haben wir nicht, schon klar. Immerhin sind durch das Internet aber viele kleine zusätzliche Fenster in alle möglichen Richtungen dazu gekommen. Und ich meine die sind die Ursache, dass jetzt vom Publikum verstärkt wahrgenommen wird, dass das Wohnzimmerfenster nicht alles zeigt. Ich glaube auch nicht, dass sich das bisherige HauptFenster arg in der Größe geändert hat. Die Tagesschau von vor 25 Jahren biete ich als Vergleich an. Die Themen, die im Fenster auftauchen, ändern sich natürlich fortlaufend über das Jahr und die Jahrzehnte. Es gibt wechselnde Moden, Tabus, Trends, frühere Nicht- oder Randthemen werden Mainstream und umgekehrt. Wie könnte es anders sein?
« Letzte Änderung: November 26, 2016, 17:26:53 von radneuerfinder »
Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #52: November 26, 2016, 17:30:33
Aha, es ist der alte Konflikt zwischen Stadt und Land? Oder doch eher modern gegen konservativ? Oder liberal gegen autokratisch?

Keiner dieser Punkte rechtfertigt glasklare Lügen, Hetze gegen Minderheiten oder Beleidigungen. Alles Dinge, die den US-Wahlkampf dank Trump prägten und auch hierzulande um sich greifen.

Sicher sind nicht alle Trump Wähler Idioten oder Rassisten. Sie waren aber bereit, einen zu wählen. Zumindest gerierte er sich im Wahkampf als einer.

Persönlich glaube ich nichts von alldem. Oder von allem ein bisschen. Ich denke, die Trennlinien verlaufen ganz anders als diese von Journalisten und Politikern immer wieder bemühten “Gegensatzkategorien”.

Ich denke in erster Linie manifestierte sich ein Überdruss an jener politischen Korrektheit, welche westliche Regierungen im Konglomerat mit den etablierten Medien zu einer Art linkspopulistischen Festung zum eigenen Machterhalt ausgebaut haben. Man definierte, was politisch korrekt ist und gesagt und geschrieben werden darf. Die Grenzen definierte man anhand der eigenen politischen Ansichten. Meinungsäusserungen ausserhalb dieser Leitplanken durfte und darf man ohne grosses Nachdenken und Begründen als rassistisch, sexistisch, homophob etc. diffamieren. Wer Meinungen ausserhalb der Leitplanken äussert (oder Trump, AfD, SVP etc. wählt) ist nicht mehr Teilnehmer einer meinungspluralistischen Gesellschaft, sondern ungebildeter Abschaum, den es möglichst vom demokratischen Prozess fernzuhalten und gegen den es Demonstrationen zu organisieren gilt. Klassisches populistisches Vorgehen, das man dem Gegenüber auf der rechten politischen Seite immer sehr gerne vorwirft, im eigenen Repertoire aber geflissentlich übersieht.

Trumps Mannschaft hat diesen Überdruss als eine der wenigen Akteure erkannt und geradezu genial zu nutzen verstanden. Er musste eigentlich nur noch die Klaviatur bedienen, welche vom Gegner (in komplett anderer Absicht) aufgebaut worden war. Und sich als Elefant im Porzellanladen gebärden. Die vor Wut schäumenden Medien haben ihm so wohl eine der effizientesten und günstigsten Kampagnen der vergangenen Jahrzehnte spendiert. Und noch heute verstehen sie nicht, was sie getan haben.

Auch wenn Peter Thiels Erdung nicht immer unumstritten ist, hat er das doch ganz gut auf den Punkt gebracht: The media has always taken Trump literally and not seriously. Voters for Trump take Trump seriously but not literally.

Natürlich kommt es bei diesem Ankämpfen gegen die linkspopulistische Festung zu rassistischem, sexistischem, homophobem etc. Überschiessen, das auch mir ganz und gar nicht gefällt. Für das ich aber dennoch Verständnis habe. Solange man sich innerhalb der Festung (Blase) taub und stumm gebärt, für das, was sich ausserhalb der Festung zusammenbraut, dann kann diese Festung nur mit einem Überschiessen geschliffen werden.

Die weitaus bessere Lösung wäre zweifelsohne, man würde auch innerhalb der Festung wieder zur Einsicht gelangen, dass zum Meinungspluralismus alle Meinungen dazugehören. Und nicht nur diejenigen, die einem selbst genehm sind.
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Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #53: November 26, 2016, 17:54:24
Ich fürchte dein Anspruch ist zu hoch. Ich sehe sehr klar, daß Meldungen und Meinungen von menschlichen Subjekten gemacht werden und folgerichtig subjektiv sein müssen. Um der Subjektivität auszukommen, bräuchte man einen Maßstab der objektiv objektiv ist. Glaub mir, das wird nix. Insofern erwartest du etwas von den Medien, dass sie gar nicht leisten können. Die Entäuschung ist vorprogrammiert.

Ich glaube Du hast mich etwas missverstanden. Ich weiss, dass absolute Objektivität nicht zu haben ist. Und erwarte die auch nicht von einem Journalisten. Was ich von einem Journalisten erwarte ist aber, den Anspruch an sich selbst, so objektiv wie möglich zu sein. Heute spürt man bei den meisten Journalisten aber nur noch überdeutlich den Anspruch, die eigene Meinung zu transportieren.

Zitat
Meiner Meinung nach sind Medien ein Fenster zur Welt. Und das kann natürlich nie groß genug sein. Insofern kann ich deiner Klage, dass es zu klein sei, durchaus zustimmen. Sehe ich ähnlich.

Na ja, es ist eigentlich nicht so sehr das Panoramafenster, das ich vermisse. Das haben wir heute mitunter doch fast schon zu stark. Die Parlamentswahlen in Surinam interessieren mich offen gestanden nicht extrem. Was mir öfters fehlt ist die Lupe oder das Mikroskop auf etwas, das näher bei mir liegt. Oder der Blick auf das selbe, aber aus einem anderen Gebäude.
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Florian

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Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #54: November 26, 2016, 18:34:27
Ich denke in erster Linie manifestierte sich ein Überdruss an jener politischen Korrektheit,

Der Erfolg von Trump ist sicher nicht so monokausal zu erklären.

Dieser angebliche Zwang zur politischen Korrektheit ist in den USA außerhalb der Küsten kaum und selbst da nicht annähernd so verbreitet, wie oft behauptet wird. Und Trumps Äußerungen hatten oft auch gar nichts mehr mit PC zu tun, sondern mit grundsätzlichem Anstand wie wir ihn hoffentlich alle gelernt haben.

Bei uns wird ja auch gerne jedes Binnen-I oder irgendwelche Gender-Papiere von irgendwelchen Uni-Arbeitsgruppen als Untergang des Abendlandes und Entmündigung dargestellt. Ich sag ja: Maßlos!

 
Zitat
…welche westliche Regierungen im Konglomerat mit den etablierten Medien zu einer Art linkspopulistischen Festung zum eigenen Machterhalt ausgebaut haben.

Aha.

Zitat
Man definierte, was politisch korrekt ist und gesagt und geschrieben werden darf. Die Grenzen definierte man anhand der eigenen politischen Ansichten. Meinungsäusserungen ausserhalb dieser Leitplanken durfte und darf man ohne grosses Nachdenken und Begründen als rassistisch, sexistisch, homophob etc. diffamieren. Wer Meinungen ausserhalb der Leitplanken äussert (oder Trump, AfD, SVP etc. wählt) ist nicht mehr Teilnehmer einer meinungspluralistischen Gesellschaft, sondern ungebildeter Abschaum, den es möglichst vom demokratischen Prozess fernzuhalten und gegen den es Demonstrationen zu organisieren gilt. Klassisches populistisches Vorgehen, das man dem Gegenüber auf der rechten politischen Seite immer sehr gerne vorwirft, im eigenen Repertoire aber geflissentlich übersieht.

Du übertreibst auch enorm, oder ist das wirklich das was Du so in seriösen Medien liest?

Und außerhalb der Leitplanken, was ist das? Und wer schreit immer? Sicherlich werden Manche schreien, dass Frau Merkel homophob ist, weil sie die Homo-Ehe so nicht zulassen will, ohne das begründen zu können („ich habe Bedenken").
Im großen Ganzen stört das aber die allerwenigsten bzw. es wird goutiert, weil es dem Wähler oft genauso geht.

Trump ist da ein anderes Kaliber und über manches braucht man wirklich nicht mehr diskutieren.

Zitat
Trumps Mannschaft hat diesen Überdruss als eine der wenigen Akteure erkannt und geradezu genial zu nutzen verstanden. Er musste eigentlich nur noch die Klaviatur bedienen, welche vom Gegner (in komplett anderer Absicht) aufgebaut worden war. Und sich als Elefant im Porzellanladen gebärden. Die vor Wut schäumenden Medien haben ihm so wohl eine der effizientesten und günstigsten Kampagnen der vergangenen Jahrzehnte spendiert. Und noch heute verstehen sie nicht, was sie getan haben.

Hier gebe ich Dir recht. Die Populisten allerorts sind Meister darin, sich als Opfer darzustellen. Die Medien sekundieren - meist unabsichtlich - mit Dauerbeobachtung. Über fehlende Medienpräsenz kann sich kaum einer beschweren.
Die Politik wählt zunächst immer die Ausgrenzung, dann setzt man Teile der Populistenforderungen um und gibt ihnen gewissermassen recht.

Das hilft nichts und dann heißt es: Man muss sie mit Argumenten bekämpfen. An dem Punkt ist das aber leider kaum noch möglich.

Und Überdruss, ja. Aber an allem. Und die US-Amerikaner haben sowieso einen Hang dazu, alle acht Jahre eine Wende einzulegen.



Zitat
Auch wenn Peter Thiels Erdung nicht immer unumstritten ist, hat er das doch ganz gut auf den Punkt gebracht: The media has always taken Trump literally and not seriously. Voters for Trump take Trump seriously but not literally.

Und wenn „the media“ nicht spuren, klagt ein Thiel sie in den Bankrott.

Zitat
Natürlich kommt es bei diesem Ankämpfen gegen die linkspopulistische Festung zu rassistischem, sexistischem, homophobem etc. Überschiessen, das auch mir ganz und gar nicht gefällt. Für das ich aber dennoch Verständnis habe. Solange man sich innerhalb der Festung (Blase) taub und stumm gebärt, für das, was sich ausserhalb der Festung zusammenbraut, dann kann diese Festung nur mit einem Überschiessen geschliffen werden.

Ach so, wo gehobelt wird, da fallen Späne?

Kann es nicht auch sein, dass Rassisten halt rassistische Äußerungen machen? Das hier die angeblich Moderaten bald davor stehen, dass ihnen die Radikaleren, denen sie den Weg bereitet haben, den Erfolg wegnehmen? Genau das passiert doch immer wieder.

Zitat
Die weitaus bessere Lösung wäre zweifelsohne, man würde auch innerhalb der Festung wieder zur Einsicht gelangen, dass zum Meinungspluralismus alle Meinungen dazugehören. Und nicht nur diejenigen, die einem selbst genehm sind.

Bin ich anderer Meinung. Bildet man jede Reichsbürger-Bewegung und jeden Flat-Earth-Club ab, wird die Zeitung ein Telefonbuch.
Sollen die Zeitungen und TV-Sendungen ständig Neo-Nazis einladen, um deren Weltsicht darzulegen? Usw.

Das der derzeitige Zeitgeist nicht jedem gefällt, ist mir schon klar. Das diese Menschen in den Medien nicht vorkommen, stimmt nicht. Aber natürlich wurden sie nicht so viel „dargestellt“ wie der Mainstream und werden jetzt mehr dargestellt, wo hinterfragt wird, ob der Zeitgeist sich ändert. Das wäre ja auch kein Drama.
« Letzte Änderung: November 26, 2016, 18:38:09 von Florian »
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Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #55: November 26, 2016, 18:51:23
westliche Regierungen im Konglomerat mit den etablierten Medien zu einer Art linkspopulistischen Festung zum eigenen Machterhalt ausgebaut haben

Hallo warlord, jetzt komm mal wieder runter. ;)  Weder die deutsche Regierung, noch die deutschen Qualitätszeitungen, noch die deutsche Tagesschau sind a) links, b) populisitsch, c) eine Festung. Wie es bei anderen westlichen Regierungen und Medien aussieht, da fehlt mir der Überblick. Aber ich sehe, dass du pauschal alle meinst. Ein PauschalUrteil?

An Meldungen und Nachrichten, die es nicht in die MainstreamBlase schaffen, habe ich durchaus Interesse. Wenn Du welche hast, oder verlinken möchtest, nur her damit.

Zitat
Meinungsäusserungen ausserhalb dieser Leitplanken durfte und darf man ohne grosses Nachdenken und Begründen als rassistisch, sexistisch, homophob etc. diffamieren.

Hast Du da mal ein, zwei Beispiele von Meinungsäußerungen, die von klassischen Medien ungerechtfertigt als rassistisch, sexistisch oder homophob eingestuft wurden?
Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #56: November 27, 2016, 10:49:49
Weder die deutsche Regierung, noch die deutschen Qualitätszeitungen, noch die deutsche Tagesschau sind a) links,

Das hängt davon ab, wo man die Mitte verortet. Ist aber nicht so wichtig. Das Links-Rechts-Schema wird in meinen Augen sowieso vielem nicht mehr gerecht. Darfst das links auch gerne streichen, wenn meine Gedanken so für Dich nachvollziehbarer werden.

Zitat
b) populisitsch,

Meine Wahrnehmung ist schon, dass sowohl Politik wie Berichterstattung z.B. der AfD kaum mit Argumenten entgegentreten. Die Taktik ist, die AfD als Irre darzustellen, welche Positionen vertreten, die nicht vertretbar sind und die demnach auch gar keine sachliche Diskussion rechtfertigen. Siehst Du das anders?

Ein solches Ausgrenzen Andersdenkender vom politischen Diskurs bzw. der Anspruch, nur die eigenen Reihen seien valable Vertreter des Volkswillens erfüllen schon die Kerndefinition des Populismus.

Zitat
c) eine Festung.

Besonders viele Alternativen zu Frau Merkels Politik (mit Ausnahme der AfD) konnten sich in den letzten Jahren jedenfalls nicht entwickeln.

Aber eben. In dem Thread ging's ja eigentlich primär um die USA, nicht um Deutschland. Will da jetzt also nicht zu stark auf Eure Fokussierung auf Deutschland eingehen.

Edit: Typo
« Letzte Änderung: November 27, 2016, 12:02:44 von warlord »
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Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #57: November 28, 2016, 18:38:51
Weder die deutsche Regierung, noch die deutschen Qualitätszeitungen, noch die deutsche Tagesschau sind a) links,

Das hängt davon ab, wo man die Mitte verortet. Ist aber nicht so wichtig. Das Links-Rechts-Schema wird in meinen Augen sowieso vielem nicht mehr gerecht. Darfst das links auch gerne streichen, wenn meine Gedanken so für Dich nachvollziehbarer werden.


Das Kernproblem Deiner Aussage übergehst Du freilich. Du erhebst den Vorwurf einer Verschwörung zwischen bundesdeutscher Regierung und den etablierten Medien zur Sicherung der Macht.

Zitat
Meine Wahrnehmung ist schon, dass sowohl Politik wie Berichterstattung z.B. der AfD kaum mit Argumenten entgegentreten. Die Taktik ist, die AfD als Irre darzustellen, welche Positionen vertreten, die nicht vertretbar sind und die demnach auch gar keine sachliche Diskussion rechtfertigen.

Erstens: Wie man in den Wald hineinschreit, so kommt es auch heraus.
Zweitens, wo sind den die sachlich, faktisch untermauerten Argumente der AfD? Sicherlich hat sich auch ein paar, dass will gar nicht abstreiten, nur in den Vordergrund rückt sie ganz andere Dinge.
Drittens ist es der zunächst noch gemäßigten Partei leider nicht gelungen die Extremisten draussen zu halten.
Viertens darf man dem Gegenüber von solchen Rechtspopulisten - und das sind sie nun mal - auch mal eine gewisse Irritation zugestehen.

Fairness und Anstand sollten gegeben sein, und ja, nicht immer werden sie aufgebracht. Was man aber nicht dulden muss, sind nachweislich falsche und hetzerische Kommentare und da liegen unsere Ansichten, wo das anfängt, wohl sehr weit auseinander.

Zitat
Ein solches Ausgrenzen Andersdenkender vom politischen Diskurs bzw. der Anspruch, nur die eigenen Reihen seien valable Vertreter des Volkswillens erfüllen schon die Kerndefinition des Populismus.

Nö, dass wäre was anderes.


Zitat
Besonders viele Alternativen zu Frau Merkels Politik (mit Ausnahme der AfD) konnten sich in den letzten Jahren jedenfalls nicht entwickeln.

Weil sie unterdrückt wurden oder weil es eben ganz normal ist, dass das nicht ganz einfach ist? Wären fünf neue Parteien mit minimalen Unterschieden Zeichen von… ja, was eigentlich?

Eine große Koalition führt natürlich immer in einen gewissen Einheitsbrei, die Opposition wird marginalisiert. Ich würde sagen, die deutschen Medien versuchen sogar dem gegenzusteuern. Komische Regierungspresse wäre das.

Zitat
Aber eben. In dem Thread ging's ja eigentlich primär um die USA, nicht um Deutschland. Will da jetzt also nicht zu stark auf Eure Fokussierung auf Deutschland eingehen.

Unsere Fokussierung?
Ich schrieb, wir hätten im Vergleich zu den USA den Luxus der öffentlich-rechtlichen Medien. Den Rest hast Du mit abenteuerlichen Behauptungen erreicht, für Die Du offensichtlich keine Argumente findest.


Aber gerne führe ich das Thema zurück zum Wahlkamp in den USA - oh, der ist ja schon lange vorbei.


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Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #58: Dezember 04, 2016, 07:54:50
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Re: USA: Wahlkampf und -Krampf
Antwort #59: Dezember 05, 2016, 18:17:10
Danke für den Link. Die Frage ist, welche Fakten übrigbleiben, wenn man die schöne Story weglässt. Leider wird das hier nicht beantwortet, lediglich Skepsis sngemeldet:
http://m.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/a-1124439.html