Danke für die Hinweise und Links. Ich denke es ist durchaus wichtig, sein eigenes Verhalten immer wieder kritisch zu hinterfragen und zu schauen, was man damit anrichtet. Gerade auch mit gut gemeinter Hilfe.
Dass man von Kiva bzw. Mikrokrediten ganz generell keine Instant-Wunder erwarten kann, damit also nicht massenhaft Arme in Millionäre verwandelt werden, ist denke ich von Anfang an klar. Und dass auch da nicht überall alles sauber läuft und die ausgewiesenen Rückzahlungsquoten nicht immer den Tatsachen entsprechen, das befürchte ich genau so. In diesem Punkt kann ich die Kritik gut nachvollziehen.
In anderen (in meinen Augen ziemlich zentralen) Punkten widerspricht sich die Kritik dann aber doch in ziemlich entlarvender Weise selbst. Wenn ja der kritische Artikel in
Le Monde diplomatique selbst zugeben muss, dass:
Was sich bei den verschuldeten Haushalten hingegen nachweisen ließ, war ein Rückgang beim "Konsum von Genussmitteln wie Alkohol und Tabak sowie Restaurantbesuchen", eine Verringerung der Repräsentationsausgaben für Feste und eine deutliche Verstärkung der Arbeitsanstrengungen.
dann ist ist es schon etwas dreist, gleichzeitig zu behaupten, es gäbe keine Beweise für die Wirksamkeit von Mikrokrediten. Nun ja, es mag noch nicht der zweifelsfreie Beweis sein, aber es ist doch immerhin ein sehr starkes Indiz dafür, dass sie eben durchaus funktionieren. Und zwar genau so wie beabsichtigt.
Ohne den Armen nun den Konsum von Genussmitteln, Restaurantbesuche und rauschende Feste zu missgönnen, zeugt die Reduktion von Ausgaben für Dinge, die man sich eigentlich nicht leisten kann, bzw. die Steigerung von Arbeitsanstrengungen doch eben von einem gesteigerten ökonomischen Bewusstsein. Und genau das will man (zumindest ich) ja bezwecken. Natürlich ist ökonomisches Verständnis und Bewusstsein noch kein Garant dafür, der Armut zu entrinnen. Aber es ist absolut unerlässliche Voraussetzung dafür. Also nicht jeder mit ökonomischem Verständnis wird der Armut entrinnen. Aber jeder ohne ökonomisches Verständnis wird ihr garantiert nie entrinnen.
Der Artikel in
Le Monde diplomatique bewirkt bei mir also eher das Gegenteil von dem, was er wohl möchte, und bekräftigt mich derzeit noch in meiner Einschätzung, dass derartige Hilfe viel nachhaltiger ist, als A-fonds-perdu-Spenden. Aber sicher, man wird das weiterhin kritisch im Auge behalten müssen.