Besonders lustig ist das Thema eigentlich nicht. Und welche Tools?
Das Russland allergisch auf die Ereignisse reagieren würde, war durchaus klar.
Auch, dass kein russisches Staatsoberhaupt eine weitere Ausdehnung des Westens (*) auf ehemaliges Sowjetgebiet tatenlos hinnehmen würde. Und schon gar nicht, nie und nimmer, auf die Krim. Diese ist einerseits seit Katharina „von nun an und für alle Zeiten“ russisch und wurde nur von Chrutschow nach Diktatorenmanier mal eben der damaligen Sowjetrepublik Ukraine geschenkt. Zweitens ist dort die Schwarzmeerflotte stationiert, deren strategische Bedeutung und Nimbus nicht zu überschätzen ist.
Zu alledem ist dann die Halbinsel dann auch noch massiv ideologisch/emotional aufgeladen durch die Eroberung von den Krim-Tataren, dem Krim-Krieg, Panslawismus und den zweiten Weltkrieg und mehr.
Die NATO hat ihr Versprechen der Nichtausdehnung gebrochen und die Schwäche Russlands lange ausgenutzt. Ja, es wurde verhandelt, aber eben mit einseitiger Macht. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ohne die Ausdehnung jetzt alles anders laufen würde. Putin und die Duma haben in der Vergangenheit ja allerhand Beschlüssen gefasst, die jetzt wirken:
- Militär auch zuständig für Schutz russischer Bürger im Ausland -> nach dem Georgienkonflikt 2008
- Anerkennung von Abchasien und Südossetien mit Verweis auf Kosovo
Auch hat man ein ganz ähnliches russisches Verhalten eben auch in Abchasien und Südossetien in Georgien schon bewundern können. Erst werden großzügig russische Pässe verteilt, dann beschwört man die Bedrohung der Landsleute um schließlich einzumarschieren.
Das es jetzt nicht mal mehr ein militärisches Vorgehen der Zentralregierung (wie in Georgien) erfordert sondern nur den Sturz eines verbündeten Autokraten (den Putin eh nie mochte), ist vielleicht etwas überraschend, zumal der Nachfolger aus der Timoschenko-Partei für gute Geschäfte steht. Andererseits sieht man seit einiger Zeit ja durchaus deutlich, dass Putin harte Kante zeigt, wo es nur geht.
Die Bestrebungen zur noch weiteren Autonomie und der weit verbreitete Wunsch nach Ostanbindung auf der Krim (und in der Ostukraine) sind auch kein Geheimnis gewesen.
Und viele Westukrainer sehen das gar nicht so ungern, der Nationalstaat wurde in den letzten zwanzig Jahren recht mühsam herbei konstruiert.
Die große Mehrheit in allen Landesteilen will aber absolut keinen Anschluss an Russland, dass ist auch klar.
Vorhersehen oder sagen wir mal besser vermuten konnte man das alles also zu weiten Teilen durchaus. Verhindern ist eine andere Sache. Russland schafft Tatsachen und niemand will wirklich dagegenhalten. Und die Ukraine selbst hat nicht annähernd die Kraft dazu.
Nun kann man zuschauen, wie die Ukraine faktisch aber nicht völkerrechtlich gespalten wird. Siehe Georgien, siehe in etwas anderem Zusammenhang auch Moldawien und in noch anderem Zusammenhang Berg-Karabach/Aserbaidschan.
Ob Russland sich damit einen Gefallen tut, ist freilich sehr fraglich. Die mit viel Einsatz angestrebte „eurasische Union“ ist jedenfalls tot und die Bestrebungen zur NATO-Mitgliedschaft in einigen Ländern bekommen nun sicherlich neuen Auftrieb. Und ob man die zentralasiatischen Staaten auf Dauer unter befreundeten Diktatoren halten kann, sei mal dahingestellt. Die Drohung steht natürlich jetzt noch größer im Raum. Die meisten ehemaligen SR haben große russische Minderheiten und teilweise auch starke Ressentiments gegen diese durch die Mehrheitsbevölkerung.
Aber immer nur drohen und die korrupte Upper Class mit Gas-Geld ersticken ist auch nicht risikolos. Und diese russisch unterhaltenen und geschützten Ministaaten sind allesamt sehr teuer und eher instabil. Zudem isoliert man sich international.
(*) EU und NATO hängen nun mal sichtlich oft zusammen. Und die NATO hatte mit der Ukraine schon lange angebandelt.