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Ukraine Krim Krise
März 02, 2014, 19:04:02
Wie schön ist es doch dass wir so teure Tools in diversen Ländern haben die es erlauben solche Ereignisse rechtzeitig zu erkennen oder zu vermeiden ;D

Jochen
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Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Ukraine Krim Krise
Antwort #1: März 03, 2014, 16:27:39
Besonders lustig ist das Thema eigentlich nicht. Und welche Tools?

Das Russland allergisch auf die Ereignisse reagieren würde, war durchaus klar.

Auch, dass kein russisches Staatsoberhaupt eine weitere Ausdehnung des Westens (*) auf ehemaliges Sowjetgebiet tatenlos hinnehmen würde. Und schon gar nicht, nie und nimmer, auf die Krim. Diese ist einerseits seit Katharina „von nun an und für alle Zeiten“ russisch und wurde nur von Chrutschow nach Diktatorenmanier mal eben der damaligen Sowjetrepublik Ukraine geschenkt. Zweitens ist dort die Schwarzmeerflotte stationiert, deren strategische Bedeutung und Nimbus nicht zu überschätzen ist.
Zu alledem ist dann die Halbinsel dann auch noch massiv ideologisch/emotional aufgeladen durch die Eroberung von den Krim-Tataren, dem Krim-Krieg, Panslawismus und den zweiten Weltkrieg und mehr. 

Die NATO hat ihr Versprechen der Nichtausdehnung gebrochen und die Schwäche Russlands lange ausgenutzt. Ja, es wurde verhandelt, aber eben mit einseitiger Macht. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ohne die Ausdehnung jetzt alles anders laufen würde. Putin und die Duma haben in der Vergangenheit ja allerhand Beschlüssen gefasst, die jetzt wirken:
- Militär auch zuständig für Schutz russischer Bürger im Ausland -> nach dem Georgienkonflikt 2008
- Anerkennung von Abchasien und Südossetien mit Verweis auf Kosovo

Auch hat man ein ganz ähnliches russisches Verhalten eben auch in Abchasien und Südossetien in Georgien schon bewundern können. Erst werden großzügig russische Pässe verteilt, dann beschwört man die Bedrohung der Landsleute um schließlich einzumarschieren.
Das es jetzt nicht mal mehr ein militärisches Vorgehen der Zentralregierung (wie in Georgien) erfordert sondern nur den Sturz eines verbündeten Autokraten (den Putin eh nie mochte), ist vielleicht etwas überraschend, zumal der Nachfolger aus der Timoschenko-Partei für gute Geschäfte steht. Andererseits sieht man seit einiger Zeit ja durchaus deutlich, dass Putin harte Kante zeigt, wo es nur geht.

Die Bestrebungen zur noch weiteren Autonomie und der weit verbreitete Wunsch nach Ostanbindung auf der Krim (und in der Ostukraine) sind auch kein Geheimnis gewesen.
Und viele Westukrainer sehen das gar nicht so ungern, der Nationalstaat wurde in den letzten zwanzig Jahren recht mühsam herbei konstruiert.

Die große Mehrheit in allen Landesteilen will aber absolut keinen Anschluss an Russland, dass ist auch klar.


Vorhersehen oder sagen wir mal besser vermuten konnte man das alles also zu weiten Teilen durchaus. Verhindern ist eine andere Sache. Russland schafft Tatsachen und niemand will wirklich dagegenhalten. Und die Ukraine selbst hat nicht annähernd die Kraft dazu.

Nun kann man zuschauen, wie die Ukraine faktisch aber nicht völkerrechtlich gespalten wird. Siehe Georgien, siehe in etwas anderem Zusammenhang auch Moldawien und in noch anderem Zusammenhang Berg-Karabach/Aserbaidschan.


Ob Russland sich damit einen Gefallen tut, ist freilich sehr fraglich. Die mit viel Einsatz angestrebte „eurasische Union“ ist jedenfalls tot und die Bestrebungen zur NATO-Mitgliedschaft in einigen Ländern bekommen nun sicherlich neuen Auftrieb. Und ob man die zentralasiatischen Staaten auf Dauer unter befreundeten Diktatoren halten kann, sei mal dahingestellt. Die Drohung steht natürlich jetzt noch größer im Raum. Die meisten ehemaligen SR haben große russische Minderheiten und teilweise auch starke Ressentiments gegen diese durch die Mehrheitsbevölkerung.

Aber immer nur drohen und die korrupte Upper Class mit Gas-Geld ersticken ist auch nicht risikolos. Und diese russisch unterhaltenen und geschützten Ministaaten sind allesamt sehr teuer und eher instabil. Zudem isoliert man sich international.


(*) EU und NATO hängen nun mal sichtlich oft zusammen. Und die NATO hatte mit der Ukraine schon lange angebandelt.
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Beitrag frei Haus geliefert. Frisch von der Apfelinsel.
Re: Ukraine Krim Krise
Antwort #2: März 04, 2014, 09:58:34
... Zweitens ist dort die Schwarzmeerflotte stationiert, deren strategische Bedeutung und Nimbus nicht zu überschätzen ist.


ich denke du meinst "nicht zu unterschätzen"..

Ansonsten hast du das m. E. seht gut beschrieben.

Was meiner Meinung nach das ganze noch aufhalten kann, sind die Exporte - vor allem natürlich von Gazprom. Der Aktienkurs ist eingebrochen (knapp 50 Milliarden) und die Oligarchen werden nicht tatenlos zusehen, wie ihr Geschäft wegbricht. Klar gilt das auch für die andere Seite: 2/3 des Gases gehen in die EU - und alles wird durch die Ukraine durchgeleitet. Noch ein Problem mehr …
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«Das Internet? Gibt's diesen Blödsinn immer noch?»  (Homer Simpson)
Re: Ukraine Krim Krise
Antwort #3: März 04, 2014, 09:59:26
Wie schön ist es doch dass wir so teure Tools in diversen Ländern haben die es erlauben solche Ereignisse rechtzeitig zu erkennen oder zu vermeiden ;D

Jochen

Was du hier meinst, verstehe ich allerdings auch nicht.
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«Das Internet? Gibt's diesen Blödsinn immer noch?»  (Homer Simpson)
Re: Ukraine Krim Krise
Antwort #4: März 04, 2014, 10:04:30
Was du hier meinst, verstehe ich allerdings auch nicht.

Ich meine die Geheimdienste mit Ihren nun schon seit langem zu Recht kritisierten Möglichkeiten.
Vermutlich schauen deren "Agenten" aber immer nur in Ihre Zahlengräber und Computerausdrucke.

Jochen
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Re: Ukraine Krim Krise
Antwort #5: März 04, 2014, 10:19:45
Putin war einfach viel besser auf die Situation vorbereitet. Die EU und auch Deutschland haben m. E. die ganze Situation unterschätzt. Wenn sie die Leute um Klitschko unterstützen, hätte klar sein müssen, was dies für Konsequenzen hat. Russland wird sich die Ukraine nicht "wegnehmen" lassen.

Die Geheimdienste werden hier wohl überschätzt oder sind einfach unfähig.
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«Das Internet? Gibt's diesen Blödsinn immer noch?»  (Homer Simpson)

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Ukraine Krim Krise
Antwort #6: März 04, 2014, 14:22:07
ich denke du meinst "nicht zu unterschätzen"..

Nein, ich meinte es schon als nicht zu überschätzen. Weil eben sehr groß und kaum in allen Aspekten zu fassen.

Die Geheimdienste werden hier wohl überschätzt oder sind einfach unfähig.

Das mal definitiv!
Als großen Erfolg feierten die Briten und die USA ja 1953 den Putsch im Iran gegen den gewählten Mossadegh. Damals bezahlte man u.a. radikale Prediger dafür, dass sie ihre Anhänger auf die Straße schickten. Aber was kam da am Ende heraus?

Dieses Muster wollen ja viele Internet-Kommentatoren vom linken Rand auf dem Maidan auch wieder erkannt haben. Das ist albern. Nicht, dass die pro-europäischen Kräfte nicht seit Jahren unterstützt würden. Aber so groß ist der CIA-Einfluss dort nun wirklich nicht - insbesondere im Vergleich mit den russischen Diensten.

Wie auch immer, nur weil man etwas richtig einschätzen kann - ich bin mir ziemlich sicher, dass dies zumindest einige Analysten taten - kann man es noch lange nicht verhindern.

Sicher leidet die russische Wirtschaft jetzt kurzfristig stark. Aber die Welt braucht das russische Gas noch mehr als Russland die Devisen. Zumal z.B. China keinerlei Skrupel haben wird, als Abnehmer einzuspringen. Zwar verhandelt man seit Jahrzehnten erfolglos, aber in letzter Zeit hat man sich eh schon stark angenähert. 
Europa hat sich halt abhängig gemacht. Da lässt sich schwer Druck aufbauen.

Bleibt die Frage, wie sehr die Förderung des Nordseegases und v.a. der „Schiefergase“ gesteigert werden könnte.
Besser wäre freilich eine zügige und gut durchdachte Energiewende in ganz Europa. (Haha)
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Re: Ukraine Krim Krise
Antwort #7: März 05, 2014, 18:07:05
Ich lese gerade:

Zitat
Die US-Geheimdienste wurden von Russlands Eingreifen in der Ukraine offenbar völlig überrascht. Der Kongress verlangt nun eine Erklärung für das Versagen.
  ;D

Jochen
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Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Ukraine Krim Krise
Antwort #8: März 05, 2014, 19:07:54
Immer noch besser als damals in Korea, wo man überzeugt war nie und nimmer würde Mao Truppen entsenden. :)
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Re: Ukraine Krim Krise
Antwort #9: März 05, 2014, 19:09:44
Ich glaube wir gehen fälschlicherweise davon aus, dass die Geheimdienste gute Arbeit im Sinne ihre Regierungen leisten, weil ihnen die Mittel dafür zur Verfügung stehen.

Ich glaube, dass sind allesamt Beamtenapparate der übelsten Sorte. Da reiht sich Panne an Panne und Versagen an Versagen.

Das macht ihre Machfülle noch viel schlimmer.
Re: Ukraine Krim Krise
Antwort #10: März 05, 2014, 19:44:17
@
Mein Eingangsposting war ironisch gemeint !!!

Jochen
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Re: Ukraine Krim Krise
Antwort #12: Juni 13, 2014, 14:28:09
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Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Ukraine Krim Krise
Antwort #13: Juni 13, 2014, 14:54:34
Das die Foren und Kommentare mit Kreml-Propaganda überfüllt sind, merkt ja wohl jeder normale Leser sofort. Oft wird 100% die Kreml-Position vertreten, wie offensichtlich falsch sie auch sein mag. Da fragt man sich doch, ob das wirklich nur Putinfans und SED-Senioren am Netz sein können.
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Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Ukraine Krim Krise
Antwort #14: Juli 28, 2014, 22:38:54
Seit dem letzten Beitrag ist das Ganze ja gewaltig eskaliert.  :'(

Jetzt steht Europa natürlich sichtlich ratlos da. Klar kommen jetzt wieder Sanktionen gegen Russland, aber die schaden gerade der deutschen Wirtschaft ebenso. Und auf Dauer ist das ja keine Lösung.

Selbstredend wird jetzt eine gewisse Umkehr kommen, was Rüstung und Militärstärke angeht. Das Baltikum und Polen rüsten ja schon auf.

Leider lief es in den meisten arabischen Ländern auch ganz anders als erhofft. So haben wir jetzt wackelige Staaten  direkt südlich der EU - die Flüchtlingsboote sind nur ein Zeichen - und der Osten steht zwischen heißem Krieg und großer Nervosität.

Unruhige Zeiten.
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