Jaja, die Redtube-Abmahnungen...
Momentan sind nur Telekom-Kunden betroffen. Die Kanzlei hat aber schon angekündigt, dass sie auch Kunden anderer Provider abmahnen wollen und ganz neu auch Kunden anderer Streamingportale.
Das ganze Vorgehen stinkt dermassen nach Betrug, Datenmißbrauch und kriminellem Vorgehen, dass ich denke, dass die diesmal den Bogen völlig überspannt haben und seitens der Gerichte doch mal ein Umdenken stattfindet.
Wir hatten die Diskussion ja schon einmal und ich hatte die Meinung vertreten, dass bei diesen Abmahnungen das Prinzip der Beweislast quasi umgedreht wird. In diesem Fall hat die Kanzlei beim LG Köln die Ermittlung der Anschlussinhaber mit einer völlig abstrusen Begründung eingereicht, dazu ein technisch völlig schmerzfreies Gutachten über eine angeblich verwendete Software und ist dann vom Gericht praktisch durchgewunken worden. Der gestellte Antrag war extra so formuliert, dass das Gericht über die Herkunft der Daten getäuscht wurde. Die Abmahnungen enthielten dann auch prompt völlig andere Anschuldigungen.
Fraglich war zunächst, wie die an die IP-Adressen gekommen sind und wer die Hintermänner sind. Es hat sich langsam herauskristallisiert, dass da alles ein großer Haufen von Komplizen am Werk war. Hersteller und Gutachter der Software sind eng verbunden, Firmengründungen, Begutachtungszeiträume etc. liegen eng beieinander, die betroffenen Filme lagen schon jahrelang auf dem Streamingportal und liegen da immer noch, das Portal enthält nach eigenen Angaben nur legale Filme und bietet eine einfache Möglichkeit illegale Filme entfernen zu lassen, was die Anwälte aber bis heute nicht gemacht haben, der Abruf dieser Filme steigt genau zu den Tagen, an denen die abgemahnten Abrufe stattgefunden haben sollen, extrem und gleichmäßig an...
Aber das beste: Die IP-Ermittlung geschah wohl durch eine automatische Umleitung, die von den Abmahner selber eingerichtet wurde. Die Nutzer waren gar nicht willentlich auf redtubeEs gibt Seiten, die nur damit Geld verdienen, dass sie Nutzer auf andere Seiten führen. Dort wurde wohl von den Abmahnern gebucht, dass Nutzer ohne es zu wissen, von diesen Seiten auf retdupe ausschließlich mit den abgemahnten Filmen weitergeleitet wurden. retdupe hat dann redtube eingebunden. D.h. die haben eine Tippfehlerdomain erstellt, über die Leute automatisiert ganz bestimmte Inhalte von redtube gezeigt bekamen. Über diese Tippfehlerdomain können sie dann natürlich mitloggen, welche IP die URLs abgerufen haben. Aber nicht, ob die wirklich die Filme gesehen haben.
Ist schon ziemlich krass das ganze.
Mal ein paar Links dazu:
Porno-Abmahnungen: Indizienkette zur IP-Adressen-Ermittlung verdichtet sichStreaming-Abmahnungen schrecken Internet-Nutzer aufPorno-Streaming: Erste Details zur riesigen Redtube-AbmahnwelleAbmahnungen wegen Redtube-Porno-Streaming: erste juristische GegenwehrPorno-Streaming: Redtube-Massenabmahner Urmann rechtfertigt VorgehenPorno-Streaming: Anwälte wollen Nutzer weiterer Portale abmahnenAuch wenn die Indizien und die Hintergründe der Unternehmensverstrickungen (Briefkastenfirmen, verschleierte Firmenverbindungen, Zeitpunkte von Firmengründungen etc.) mehr als deutlich sind, wird es meiner Meinung nach vermutlich dazu kommen, dass die betroffene Kanzlei trotzdem da ziemlich unbeschadet raus kommt. Sie stellen sich ja jetzt schon auf den Standpunkt, dass sie die technischen Hintergründe angeblich nicht verstehen. Die werden sich darauf berufen, nach bestem Wissen gehandelt und dem Gutachten vertraut zu haben. Das hier alle Beteiligten zusammenhängen und miteinander das geplant haben, ist zwar offensichtlich und die Indizien zeigen das auch klar, aber vor Gericht würde der Nachweis eben nicht nicht wasserdicht zu führen sein. Diejenigen, die schon Geld überwiesen haben, dürften das nicht wiedersehen, denn das ging direkt in die Schweiz (auch sehr merkwürdig weil der Großteil der Zahlung eigentlich das Honorar der Kanzlei ist) und wird nicht wiederbekommen zu sein. Der einzige, der wirklich Ärger kriegen könnte, ist der "Gutachter", der sogar eine eidesstattliche Versicherung abgegeben hat und in den letzten Tagen panisch alle seine Spuren im Netz löschte. Aber die eigentlichen Hintermänner wird es nicht erwischen.
Trotzdem könnte die Sache etwas positives ergeben: Die Gerichte könnten dadurch sensibilisiert worden sein und nicht mehr einfach Anträge ohne richtige Prüfung durchwinken. Naja, man wird doch noch hoffen dürfen, oder?