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Patrick

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Anti-Piracy-Gesetz in extremster Form?
Dezember 22, 2005, 02:24:08
Laut wired soll in Kürze in Frankreich ein Gesetz gegen das Kopieren rechtlich geschützter Inhalte beschlossen werden, das weit über das übliche Maß hinausgeht.
Daß Provider von sich aus Accounts sperren sollen, die nachweislich für illegale Aktivitäten genutzt werden, ist noch das harmloseste.
Aber die Forderung, daß Softwarehersteller grundsätzlich ein DRM in ihre Produkte einbauen sollen, wenn sie unter Umständen für den Download illegaler Inhalte genutzt werden könnten, geht weit über alles hinaus, was bisher in dieser Richtung gefordert wurde. Im Endeffekt hiesse das ja, daß jedes Programm, das auf das Internet zugreift, ein solches DRM beherrschen müsste, also auch Browser, ftp-Clients, Streaming-Clients, Chat-Clients, usw. Praktisch ist so etwas natürlich nicht zu realisieren, zeigt aber wieder einmal, welchen Einfluß die Medienkonzerne auf die Politik haben, hier natürlich Vivendi Universal.

Nicht daß ich Raubkopien gut heisse, aber solche Vorstöße sind IMHO weitaus schädlicher für die Allgemeinheit als daß sie einen tatsächlichen Nutzen bringen würden. Wer Raubkopien ziehen möchte, wird dafür auch illegale Software verwenden. Den Schaden haben dann, mal wieder, die Ehrlichen, weil sie die Mehrkosten, die durch den zusätzlichen Aufwand bei der Erstellung entsprechender Programme entstehen, tragen müssen.

Wann begreifen die Medienmultis endlich, daß ihre Umsatzeinbrüche nicht durch die bösen Raubkopierer verursacht werden, sondern durch die unverschämte Preispolitik und die fehlende Qualität des Angebots?
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Dr. Jones: Well I can assure you, Detective Britten, that this is not a dream. What?
Michael: That's exactly what the other shrink said. (Awake 1x01)
Re: Anti-Piracy-Gesetz in extremster Form?
Antwort #1: Dezember 22, 2005, 06:53:33
Wann begreifen die Medienmultis endlich, daß ihre Umsatzeinbrüche nicht durch die bösen Raubkopierer verursacht werden, sondern durch die unverschämte Preispolitik und die fehlende Qualität des Angebots?

Ich glaube das Wissen sie.

Aber diesen Sachverhalt nach Außen zuzugeben und das eigene Verhalten, dann für alle sichtbar, zu verändern, erfordert zu viel Größe.
Außerdem wäre es ein Zeichen von Schwäche, wenn ein Manager an dieser Stelle Zugeständnisse machen würde. Es wäre sein persönliches Aus.

Also wird mit Hilfe des Gesetzgebers weiter versucht wirkungslose Gesetze auf den Weg zu bringen.

Florian

  • Zurück in der Zukunft
Re: Anti-Piracy-Gesetz in extremster Form?
Antwort #2: Dezember 22, 2005, 11:59:19
Dahinter steckt die Post, denn wenn online nichts mehr geht, wird wieder über diesen Weg "getradet". ;D
Klar, ist ein Witz, aber so lief es doch frühe, nur da haben nur die Softwarehersteller darunter leiden müssen, weil es noch kein MP3 und co. gab. Und das war damals eine viel kleinere Branche.

Deshalb glaube ich, da steckt v.a. dahinter, daß man endlich totale Kontrolle über seine Inhalte haben will: Wer hört/sieht was wann und wie oft und wie oft kann man abkassieren?
An sich nicht mag der Wunsch verständlich sein, nur eigentlich müsste die Politik hier den Bürger vor allzu starken Eingriffen in seine Freiheit und Privatsphäre zu schützen.
Wie sich die gewählten Volksvertreter hier vor den Karren der Industrie spannen lassen, ist schon sehr bezeichnend.

So überrascht mich diese Entwicklung überhaupt nicht mehr. Letztendlich graben sich die Medienmultis damit ihre Grube aber immer tiefer. Wenn ich deren Inhalte nur noch unter Preisgabe meiner Privatsphäre und mit immer mehr Einschränkungen der Nutzbarkeit genießen darf, greife ich eben nur noch auf freie Inhalte zurück. Davon gibt es mittlerweile genug und der Schwarm wird immer größer. Dagegen eien Strategie zu entwerfen, wäre für die Medienindustrie mittelfristig sicher sinnvoller. Natürlich sind die Raubkopierer ein Problem, aber ersten wird man es nie ganz lösen und zweitens wird man ganz sicher nicht mehr Produkte verkaufen, wenn man sich mit Root-Kits, geschmacklosen Propagandakampagnen und anderen Nettigkeiten beliebt macht. 
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"If music be the food of love, play on."

                                         William Shakespeare
Re: Anti-Piracy-Gesetz in extremster Form?
Antwort #3: Dezember 30, 2005, 15:24:47
Deshalb glaube ich, da steckt v.a. dahinter, daß man endlich totale Kontrolle über seine Inhalte haben will: Wer hört/sieht was wann und wie oft und wie oft kann man abkassieren?
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Natürlich sind die Raubkopierer ein Problem, aber ersten wird man es nie ganz lösen und zweitens wird man ganz sicher nicht mehr Produkte verkaufen, wenn man sich mit Root-Kits, geschmacklosen Propagandakampagnen und anderen Nettigkeiten beliebt macht. 

Und dies nachdem sich die Medienindustrie zuerst mal unfähig und unwillig gezeigt hat, sich den neuen Umständen, sprich dem Internet anzupassen. Warum musste erst eine branchenfremde Firma einen leicht zu bedienenden Musicstore aufbauen? Warum gibt es neueste Fernsehserien und Filme IMMER noch nicht in anständiger Qualität (HDTV) zum legalen Download?
Irgendwann merkt auch der Dümmste, dass hinter dem ewigen Gejammer der Medienindustrie nichts steht und dass sie dadurch ihre Glaubwürdigkeit komplett verspielt hat.
Ich meine, solch' restriktive Gesetze, wie sie in Frankreich diskutiert werden, werden niemals eingehalten werden! Somit werden einfach nur sehr viele Leute unsinnigerweise kriminalisiert, wo doch die Strafverfolgungsbehörden echt Wichtigeres zu erledigen hätte...

solaris
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mein photoblog: bildblog

Florian

  • Zurück in der Zukunft
Re: Anti-Piracy-Gesetz in extremster Form?
Antwort #4: Dezember 30, 2005, 17:43:42
Und dies nachdem sich die Medienindustrie zuerst mal unfähig und unwillig gezeigt hat, sich den neuen Umständen, sprich dem Internet anzupassen. Warum musste erst eine branchenfremde Firma einen leicht zu bedienenden Musicstore aufbauen? Warum gibt es neueste Fernsehserien und Filme IMMER noch nicht in anständiger Qualität (HDTV) zum legalen Download?

Ganz meine Meinung, auch wenn ich persönlich dafür nicht die Leitung habe. Technisch möglich ist es aber, die Traffic-Kapazitäten im Internet sind eh nicht ausgelastet. Warum kündigt man also nicht wenigstens etwas an?
Naja, warten wir auf die Keynote am 10.1. ;)

Zitat
Irgendwann merkt auch der Dümmste, dass hinter dem ewigen Gejammer der Medienindustrie nichts steht und dass sie dadurch ihre Glaubwürdigkeit komplett verspielt hat.
Ich meine, solch' restriktive Gesetze, wie sie in Frankreich diskutiert werden, werden niemals eingehalten werden! Somit werden einfach nur sehr viele Leute unsinnigerweise kriminalisiert, wo doch die Strafverfolgungsbehörden echt Wichtigeres zu erledigen hätte...

Es kommt ja wohl bis heute vor, das kriminelle Vereinigungen eine Hand drauf haben, was im Radio gespielt wird. Verfolgt werden aber die kleinen Kopierer, inklusive alleinerziehender Mütter ohne Computerkenntnisse und toter Großmütter (alles geschehen!),. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. ;)

Übrigens wurde ja damals die ganze Privatkopie-Gesetzgebung eben gerade darum gemacht, um nicht so viele Leute zu kriminalisieren und irgendwie über die GEMA-Abgabe doch noch Geld reinzukriegen. Offensichtlich lernt man nicht nur nicht dazu sondern vergißt auch einst Gelerntes.

[edit: Rechtschreibe]
« Letzte Änderung: Dezember 31, 2005, 12:57:38 von Florian »
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Re: Anti-Piracy-Gesetz in extremster Form?
Antwort #5: Dezember 30, 2005, 18:26:29
Gemäss dieser Kurzmeldung wird auch in den USA an neuen Gesetzen in ähnlicher Angelegenheit gebastelt.  :-\
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)