Japan fährt seit über 20 Jahren Niedrig- bis Minuszinsen, ähnlich wie China sind die meisten Gläubiger Innländer bzw. die Notenbank. Japan hat ein noch schwächeres Wachstum als Deutschland. Die Vermögenden werden trotz zumeist niedriger Inflation schleichend enteignet.
Premier Abe fing dann mit riesigen schuldenfinanzierten Wirtschaftsprogrammen an und ließ die - anscheinend doch nicht so unabhängige Zentralbank - das Ganze finanzieren.
Kam die japanische Wirtschaft durch diese Methoden wieder in Schwung? Nein.
Sind 0,5 - 1,5% Wachstum ein gangbarer Weg für China - welchem übrigens ein ähnliche demographisches Problem wie Japan droht? Nein.
Kommt einem das alles als Bürger im Euroland äußerst bekannt vor?
Sind Staatsschulden gar nicht so schlimm, wenn v.a. Innländer die Titel halten? Würde ich so nicht sagen, sicher kann der Staat mehr aufnehmen, wenn er nicht so sehr von ausländischen Investoren und damit den Ratingagenturen abhängig ist. Dann noch eine Zentralbank, die Geld druckt und alles in Butter?
Ich denke, man verschiebt damit nur das Problem in die Zukunft. In Japan ist die Blase schon geplatzt und man versucht mit allen Mitteln, dass Niveau zu halten. Unter anderem trieb man so die Immobilienpreise wieder hoch, wert sind die Häuser das aber nicht, usw., wer soll da kaufen? Das Vertrauen bleibt auf der Strecke, die Leute konsumieren weniger, viele junge Männer können sich keine Frau mehr leisten, ziehen sich zurück, noch weniger Kinder. Sind die Erbschaften mal aufgebraucht, geht’s richtig nach unten.
Zum anderen hat man in der Geschichte schon oft gesehen, dass es zu hoher Inflation kommt, wenn zu viel Geld gedruckt wird. Leicht perplex sehen viele Fachleute ja auf Japan und Euroland, dass dies nicht zu passieren scheint. Vielleicht ist das in satten Wirtschaften mit stagnierenden oder sinkenden Löhnen auch nicht mehr so dramatisch wie z.B. 1920 in Deutschland. Trotzdem ist das Beharren auf Ausgabendisziplin und unabhängigen Notenbanken nicht umsonst als unabdingbar geltend.
Ob es 60% vom BIP sein müssen oder nicht, sei mal dahingestellt. Das Kriterium erfüllte auch fast niemand bei EURO-Eintritt. Was daran neoliberal sein soll, verstehe ich nicht ganz. Ist nicht viel mehr die öffentliche Verschuldung zur Förderung der privaten Wirtschaft mehr nach deren Geschmack?
Auf China trifft das alles aber eh nicht zu. Das Land wächst zwar nicht mehr zweistellig, aber vgl. natürlich stark und die Löhne steigen massiv an. Die staatlich verkündete Inflationsquote wird stark bezweifelt.
Trotzdem kann es sein, dass China ohne noch größere Verwerfungen (es gab sie ja schon, hierzulande kaum bemerkt) durchkommt. Oder auch nicht. Der alleinige Faktor sind die Staatsschulden ja nicht, für viel wichtiger halte ich das Wachstum - und das schwächt sich ja deutlich ab seit Jahren, was ist, wenn es so weitergeht?
Das weiß niemand wirklich, aber nach den gängigen „Regeln“ werden die nächsten Jahre nicht nur für China deutlich härter. China trägt derzeit zu 40% des Weltwirtschaftswachstums bei. Größer könnte das Problem also fast nicht sein.