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Re: Überflüssig: geplante Obsolenz
Antwort #1: April 02, 2013, 10:37:08
Und die Ingenieure die es schaffen, die Produkte exakt knapp nach dem Ende der Garantie sterben zu lassen, bekommen einen fetten Bonus.

Ich arbeite zum Teil noch mit Maschinen, die älter als 50 Jahre sind.
Es gibt diese Maschinen auch in einer aktuellen Ausführung zu kaufen, die Unterschiede sind enorm!

Da die Mehrkosten für langlebigere Produkte oftmals nur sehr gering sind oder gar nicht anfallen, ist mit schon lange klar, dass diese „Sollbruchstellen“ nicht einfach so auftreten, sondern bewusst eingebaut werden.
Die Qualität wird heute nur noch im Hirn des potentiellen Kunden in Form von Hochglanzprospekten und Internetauftritten erzeugt.

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Überflüssig: geplante Obsolenz
Antwort #2: April 02, 2013, 13:20:46
Das kennen wir doch alle.

Früher war eben alles besser. V.a. hat man die Rohrkrepierer eben weggeworfen und in der Regel vergessen, während der Evergreen noch immer erfreut und das eigene Urteil bekräftigt.

Zum Teil ist es also klassischer Selbstbetrug. Der andere Teil ist eine Mischung aus Billigrammsch-Mentalität aller Beteiligten und reiner Gier.
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Re: Überflüssig: geplante Obsolenz
Antwort #3: April 02, 2013, 13:33:36
V.a. hat man die Rohrkrepierer eben weggeworfen und in der Regel vergessen, während der Evergreen noch immer erfreut und das eigene Urteil bekräftigt.

So ist das ist zu einfach.

Schaue ich mir z.B. die Firma Mercedes Benz an, bin ich absolut sicher, dass deren Autos von Modell zu Modell immer etwas günstiger produziert werden.
Und weil dieses günstigere Produzieren unabdingbar mit Qualitätseinbußen einhergeht, wurden tolle neue Normen erfunden, die den Mist heute schön schreiben.
Der Einsatz von Know-How und Kapital ist von der Fertig einfach in die Marketingabteilung gewechselt.
Aus Unternehemersicht ist alles klasse gelaufen und für die Kundschaft haben die Automobilproduzenten Leasing- und Finazierungsangebote erfunden. Am Ende stört die schwindende Qualität niemanden wirklich.

Unangenehm wird es nur, wenn die neue Werkzeugmaschine lt. Datenblatt alle Aufgaben viel schneller, besser und präziser als ihr 30 Jahre alter Vorgänger erledigen kann, dann aber unter gleicher Belastung wie die alte einfach stehen bleibt.
Und das ist weder ein Scherz noch gehört es in die Abteilung „früher war alles besser wegen voran schreitender Vergesslichkeit“.
Re: Überflüssig: geplante Obsolenz
Antwort #4: April 02, 2013, 13:39:33
Ich denke hier spielt auch immer das Henne-Ei Problem rein.

Sind wir bereit für eine bessere Qualität mehr zu bezahlen oder möchten wir alles möglich billig.

Jochen
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Wenn Du es eilig hast, gehe langsam.
Re: Überflüssig: geplante Obsolenz
Antwort #5: April 02, 2013, 13:48:31
Sind wir bereit für eine bessere Qualität mehr zu bezahlen oder möchten wir alles möglich billig.

Das kann ich für mich ganz klar beantworten, ich will Qualität.

Schlimm wird's nur, wenn ich für Qualität bezahle und teuren Schund bekomme.

Es gab Zeiten, da musste das Produkt überzeugen. Heute muss der Preis überzeugen, den Rest macht das Marketing.
Und es findet sich immer wieder ein Sommelier-Weltmeister, der die aktuelle Aldi-Plörre mit +90 Punkten auszeichnet und zudem behauptet „Bei einer Blindverkostung konnte der nicht von einem 3.000,-€-Wein unterschieden werden.“
Da's der Aldi-Kunde auch nicht kann, passt es dann aber wieder. ;)

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Überflüssig: geplante Obsolenz
Antwort #6: April 02, 2013, 14:08:11
Ich habe ja auch eine zweiten Teil dazugeschrieben. Gerade bei sündhaft teuren Maschinen, dem Rückgrat unserer Wirtschaft, hört der Spaß natürlich auf.

Was die Autos angeht, bin ich mir nicht so sicher, ob die wirklich billiger produziert werden. Sind ja mittlerweile hochtechnologische Panzer, die sich als Auto tarnen. Zig Mikrochips, viele Meter Kabel, teurer Stahl/Aluminium/Karbon, Gewicht jenseits der 1,5 Tonnen und vergleichsweise hoher Entwicklungsaufwand und gerade in Deutschland halt auch gut organisierte Arbeitnehmer und immer mehr Abgaben.
Gut, dafür produzieren sie jetzt natürlich auch anderswo.

Würden sich die Hersteller einfach auf das Wesentliche konzentrieren, wären die Waren wohl langlebiger. Aber die Masse kauft kein Produkt mit dem Label „seit 50 Jahren unverändert“. Darum baut man tolle neue Features ein und spart dafür an der Substanz. Legendär ja die Elektronik-Probleme deutscher Nobelkarossen-Hersteller vor einigen Jahren.

Für die Masse muss es am besten auch billig sein (außer bei Autos, die werden „günstig“ geleast oder auf Pump finanziert).
Oder alles sauteuer für die Manufactum-Minderheit. Dazwischen ist immer weniger.

Ich würde ja nur etablierte Marken kaufen, wäre nicht von denen oft derselbe Schrott zu haben wie von den No-Name-Koreanern. Und die wenigen, die ihren Nimbus noch haben - ob zurecht oder nicht - lassen ihn sich immer teurer bezahlen.

Mein Verhalten habe ich daher angepasst. Ich kaufe generell immer weniger (irgendwann hat man ja auch alles…), und gerne auch gebraucht. Ich kaufe, soweit möglich, nur noch im Laden und prüfe genauer als früher. Dann nehme ich eine Batzen Geld in die Hand und gut ist's. Das macht mich wesentlich zufriedener als oft kleine Schrottigkeiten anzuschaffen, die ich nicht brauche.
Schaut Euch selbst um… viele Menschen horten dieses Zeugs.

Und das 100-€-Smartphone - in zwei Jahren kommt doch spätestens das nächste. Da kann man warten, bis die Technologie soweit ist. Das man für 100 € nie ein vernünftiges Smartphone bekommen kann, wird ausgeblendet. 

Da's der Aldi-Kunde auch nicht kann, passt es dann aber wieder. ;)

Bin kein Aldi-Kunde, aber könnte es vielleicht auch nicht.
Wein ist doch die Abzock-Maschinerie schlechthin. Da muss man schon extrem gut informiert sein.
Mir schmeckt's und ich kann ihn bezahlen - gut. Alles andere interessiert mich nicht.
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Re: Überflüssig: geplante Obsolenz
Antwort #7: April 02, 2013, 14:37:04
Mit Billig-Autos meine ich übrigens keine Japaner.

bei uns im Ort gibt es seit über 30 Jahren einen Mazda-Händler.
Anfangs wurden die Dinger nur wegen des Preises gekauft, inzwischen sind sie nicht mehr billiger als deutsche Autos, aber die Kundschaft im Ort ist immer noch hoch zufrieden. So ein Mazda geht nämlich nicht kaputt. ;D

Und die Maschinen, von den ich sprechen, sind ebenfalls Japaner. Vor Jahrzehnten wegen des günstigen Preises angeschafft, stellt sich nun ebenfalls heraus, dass die Dinger einfach klasse sind.
Wie gut 30 Jahre alte deutsche CNC-Maschinen wären, kann ich nicht sagen, weil ich damit keine Erfahrung habe.

Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Überflüssig: geplante Obsolenz
Antwort #8: April 02, 2013, 19:52:11
Zufriedenheit entsteht ja aus Erwartung und Ergebnis.
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Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: Überflüssig: geplante Obsolenz
Antwort #10: August 30, 2013, 00:22:47
Zusatzfrage zum letzten Artikel: Wie lange halten denn Autostahlfelgen ???

Da musste ich auch schmunzeln.

Gut, eine intakte Optik muss man wohl tatsächlich auch zur Haltbarkeit rechnen, aber ein gutes Beispiel ist es nicht.
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Re: Überflüssig: geplante Obsolenz
Antwort #14: März 02, 2015, 20:31:07
Meiner ist auch schon uralt (2009) aber läuft noch ;-)