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Florian

  • Verderbliche Ware!
How Microsoft Lost its Mojo
Juli 29, 2012, 16:48:18
Das verlorene Jahrzehnt von Microsoft ist Thema eines wirklich lesenswerten Artikels:
http://www.vanityfair.com/business/2012/08/microsoft-lost-mojo-steve-ballmer

Der wurde zwar schon viel verlinkt, aber ich kam erst jetzt zum Lesen. Sehr interessante Einblicke in die absurde Bürokratie dieser Firma erklären so einiges.
Auch der Querverweis zu Apple (und Google) kommt nicht zu kurz.

Wusstet Ihr, dass das iPhone alleine mehr Geld einbringt als alle MS-Produkte zusammen?
Das MS-Angestellte schon 1999 einen eBook-Reader entwickeln wollten, der aber abgewürgt wurde, weil er nichts mit Windows zu tun hatte?

Gleichzeitig kann man vielleicht auch eine Parallele sehen: Auch bei Apple folgte dem Guru ein reiner Manager. Ich denke aber in Cupertino hat man aus Ballmer (und Sculley!) viel gelernt und wird nicht dieselben Fehler machen. Auch wenn die ganz, ganz goldenen Jahre m.E.(!) vorbei sind.
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Florian

  • Verderbliche Ware!
Re: How Microsoft Lost its Mojo
Antwort #1: Juli 11, 2013, 22:02:11
Jetzt baut man das Management bzw. das Unternehmen um, ganz nach dem - Überraschung - Apple-Muster:
http://9to5mac.com/2013/07/11/microsoft-reorg-takes-apple-like-approach-to-increase-collaboration-between-hardware-software-services/

Aber CEO bleibt natürlich Ballmer.

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Re: How Microsoft Lost its Mojo
Antwort #2: Juli 12, 2013, 07:08:39
Da bin ich mal gespannt, ob der Umabu von einem fast reinen Software-Unternehmen zu einem Hardware-Unternehmen (XBox war der erste Einstieg) so klappen wird.
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Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen." -- Schiller

Florian

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Re: How Microsoft Lost its Mojo
Antwort #3: Juli 12, 2013, 12:24:37
Lange vor der XBox gab es doch die MS-Maus. ;)
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Florian

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Re: How Microsoft Lost its Mojo
Antwort #4: August 24, 2013, 15:25:11
Ballmer jedenfalls traut man den Umbau nicht mehr zu - er wird „in den nächsten 12 Monaten zurücktreten“, so bemäntelt man den Rauswurf.

Wieso man so lange an ihm festhielt, ist mir ein Rätsel. Nicht nur, dass er sich mehrfach zum Affen machte, er hat wirklich keinen einzigen Trend geahnt oder wenigstens frühzeitig reagiert. Im Gegenteil, wie so viele machte er nach Vorstellung das iPhone runter, anstatt schleunigst zu reagieren. Heute spielt Microsoft und Windows im Mobilbereich nur eine marginale Rolle und es sieht nicht so aus, als würde sich das schnell ändern. Windows RT will keiner haben, eben schrieb man wieder mal viel Geld ab.´Ne Milliarde hier oder da, daran hat man sich in den Ballmer-Jahren gewöhnen müssen.
Noch kann man sich es leisten, die Geldkühe Windows und Office hat er immerhin gut erhalten. Das reichte den meisten Anlegern offensichtlich lange Zeit.

Nun die große Frage: Wer wird sein Nachfolger? Die meisten internen Kandidaten habe er weggebissen, lautet nun der Vorwurf. Vielleicht Scott Forstall? :)
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Re: How Microsoft Lost its Mojo
Antwort #5: August 25, 2013, 09:16:55
Da bin ich auch mal auf die Zukunft gespannt.
Mit dem Schritt habe ich schon lange gerechnet. So viel wie der schon verpennt hat. Aber trotz allem kann er sich beruhigt in Rente begeben. Ausgesorgt hat er auch so.
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Re: How Microsoft Lost its Mojo
Antwort #6: August 25, 2013, 10:59:18
Bin mir nicht so sicher, ob das Verpennen von Trends wirklich immer so tragisch ist. Nicht jeder Trend geht in die richtige Richtung. Und eine Firma ist wohl eher gut für den nächsten Trend, wenn sie nicht von anderen vorgegebenen Trends hinterher hechelt. Insofern bin ich natürlich auch gespannt (und hoffe natürlich auf gar keinen Fall auf Forstall).
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)

Florian

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Re: How Microsoft Lost its Mojo
Antwort #8: August 25, 2013, 15:22:10
Bin mir nicht so sicher, ob das Verpennen von Trends wirklich immer so tragisch ist. Nicht jeder Trend geht in die richtige Richtung.

Das ist ja noch harmlos ausgedrückt. Ballmer war ewig dran und hat nichts erfolgreiches gestartet. Und genau, wie Du schreibst: man hechelte immer Trends hinterher.
Dazu hat er noch in seltsame Verirrung Microsoft intransparent zwischen Hard- und Software positioniert. Da sind die OEMs sicher glücklich, wenn MS plötzlich selber z.B. Tablets baut. Gut, von den Verkaufszahlen her kann es ihnen egal sein, wie sich herausstellte.
In Panik baut man dann an Windows herum, erst der Vista-Gau, den man mit 7 weitgehend zurück genommen und dann mit 8 gleich noch mal - und noch mehr - Verwirrung. Gerade weil MS der Standardlieferant ist, werden Experimente übel genommen, ist doch klar. Sie stellen ja wirklich ständig Sachen vor, die keiner kauft, Pfeifenträume inklusive.

Sicher ist es nicht einfach, einen erfolgreichen Moloch wie MS weiter zu entwickeln. Ich weiß auch nicht, ob es ein anderer CEO besser gemacht hätte. Aber das ändert nichts daran, dass seine Bilanz schlecht ist.

Und die Zukunft schaut auch nicht verheißungsvoll aus. Den Nachfolger erwartet eine Herkulesaufgabe.   

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Re: How Microsoft Lost its Mojo
Antwort #9: August 25, 2013, 17:11:41
Bin möglicherweise falsch verstanden worden. Ich bin nicht etwa der Meinung, dass Ballmer einen guten Job gemacht hat. Ich bin nur nicht unglücklich darüber, dass er keinen guten Job gemacht hat.  :)

Aber abgesehen davon bin ich auch überzeugt, dass Microsoft und seine letzten OS-Versionen in einem ähnlichen Masse ungerechtfertigt schlecht geschrieben wurden, wie Apple ungerechtfertigt gut geschrieben wurde. Wie Windows unter der Haube aussieht kann ich zuwenig beurteilen. Aber bezüglich User Experience würde ich meinen, waren sich die beiden OS noch nie so nahe wie heute (und das heisst: Microsoft hat in den letzten Jahren einen deutlich besseren Job gemacht, als Apple).

Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob ich Apple bezüglich UX wirklich noch vor Microsoft einreihen möchte. Klar, "neues" kam in den letzten Jahren fast ausschliesslich von Apple. Neben ein paar wenigen wirklichen grossen Dingen ist da aber der grösste Teil wenig nachhaltiges Blendwerk. Dagegen scheint mir Microsoft in den letzten Jahren doch massiv an echten Verbesserungen gearbeitet zu haben. Konkretes Beispiel, das mich zu meiner Vermutung führt: die Rechtschreibkorrektur. Apple bietet zwar ein lustiges AI-Feature namens Siri, mit dem man köstlich herum albern kann, das aber wohl noch nie jemandem wirklich Arbeit abgenommen hat. Die Rechtschreibkorrektur dagegen ist dumm wie Brot, baut mehr Fehler ein, als dass sie behebt und lässt einen mehr Zeit vertrödeln als gewinnen. Kurz: unbrauchbar. Da staune ich dann immer wieder, wenn ich mal wieder unter Windows 8 etwas tippe: die vorgeschlagenen Wörter sind allermeistens bereits richtig dekliniert, um an der jeweiligen Stelle im Satz eingefügt zu werden. Man kriegt sehr sehr oft sogar schon Worte vorgeschlagen, die zur Weiterführung des betreffenden Satzes nahe liegen, ohne dass man auch nur einen einzigen Buchstaben getippt hat. Und das wohlgemerkt in Deutsch. Echt hilfreiche, gut gemachte AI, welche die tägliche Arbeit wirklich erleichtert und einen effizienter arbeiten lässt.

Ich kann mich täuschen. So tief ist mein Erfahrungsschatz mit Windows nicht. Aber mir scheint, Microsoft hat sich einfach eher aufs wirkliche Ausarbeiten der kleinen Dinge und Features konzentriert. Jene kleinen Dinge aber eben, die letztlich darüber entscheiden, ob sich ein Produkt in der täglichen Arbeit (und nicht nur in der Verkaufspräsentation) bewährt.  Jene kleinen Dinge aber eben auch, die sich nicht so effektvoll vermarkten lassen.  So sehe ich in Microsoft von heute doch einige Parallelen zu Apple von früher.
« Letzte Änderung: August 25, 2013, 17:15:13 von warlord »
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Re: How Microsoft Lost its Mojo
Antwort #10: August 25, 2013, 18:06:19
Microsoft hat im Detail auch sehr gute Sachen. In Sachen "Rundität" des BenutzerErlebnisses können sie aber im Vergleich zu Apple nicht punkten.
Beispiel: Das in Windows 7 eingebaute Siri ist gar nicht so schlecht (um Texte zu diktieren). Aber wer findet und benutzt es?
Beispiel 2: Die beiden durcheinander zu benutzenden BedienungsAnsätze in Windows 8 sind das Gegenteil von rund. Da ist eine - für die meisten schwer verdauliche - Ecke eingebaut. Einzelne geniale Funktionen fallen da gar nicht mehr auf.

Leider sehe ich OS X in einer ähnlichen Richtung unterwegs - von einem höheren Niveau kommend und ohne so grobe Ecken. Beispiel: Deinstallieren kann oder muss man Programme in OS X mittlerweile auf 3 Arten (Papierkorb, Installer, Launchpad), wobei eine (Launchpad) optional ist. Deinstallieren lediglich durch Programm in den Müll ziehen war lange Zeit ein gern gebrauchtes Beispiel für die Einfachheit von Apple Computern. Vorbei.
« Letzte Änderung: August 25, 2013, 18:12:05 von radneuerfinder »