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Mastered for iTunes, oder Klangqualität in Online Musik Läden
Februar 25, 2012, 19:22:27
Mastered for iTunes heißt, daß die Abmischung die Datenkompression gleich mit berücksichtigt, um sie an kritischen Stellen ausgleichen zu können. Bessere Erklärungen hier:
http://www.tested.com/news/how-audio-engineers-compensate-for-compression-with-apples-mastered-for-itunes-initiative/3634/
und hier:
http://arstechnica.com/apple/news/2012/02/mastered-for-itunes-how-audio-engineers-tweak-tunes-for-the-ipod-age.ars

Auf jeden Fall gibt es für diese Pressungen jetzt ein eigenes Regal:
http://www.itunes.com/masteredforitunes
Re: Mastered for iTunes, oder Klangqualität in Online Musik Läden
Antwort #1: Februar 26, 2012, 08:27:45
Interessant.

Hast Du eine Ahnung, was diese "Optimierungen" tatsächlich machen? In den verlinkten Artikeln habe ich das entweder nicht verstanden oder überlesen.

Ähnliche Sache:
Bei CDs findet man auch oft "digitally remastered", aber da ist das neue Material oft schlechter als das alte. Z.B. einfach alles "nach oben ziehen"=Lautstärke angleichen (ich komme gerade nicht auf den Namen der Funktion), damit es "voller" klingt. Mit dem Nachteil dass die Dynamik leidet und alles nur noch ein durchgehender "Matsch" ist. Oder sogar Clipping stattfindet.
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Re: Mastered for iTunes, oder Klangqualität in Online Musik Läden
Antwort #2: Februar 26, 2012, 10:18:14
Es ist eigentlich bullshit, und warum, kann man hier nachlesen, sogar mit Videobeipiel.
http://productionadvice.co.uk/mastered-for-itunes-cd-comparison/

Eigentlich ist das moderne, industrielle mastering sowieso ein Zeugnis dessen, wie schlecht die Hörgewohnheiten geworden sind. Der Dynamikumfang moderner Produktionen beispielsweise erreicht nur noch eine 5 oder 6 auf einer Skala bis 20. Beispiele hier:
http://www.dr.loudness-war.info/index.php?sort=year&order=desc

Sogar die tolle neue Pink Floyd dark side of The Moon aus 2011 hat weniger Dynamik als die alte CD-Pressung aus 1990. Das ist bitter.
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Re: Mastered for iTunes, oder Klangqualität in Online Musik Läden
Antwort #3: Februar 27, 2012, 00:02:26
Ich bin kein Dynamik-Fetischist, aber wenn fast alles in derselben Lautstärke rauskommt, nervt mich das schon ganz schön. Es geht ein Stilelement verloren und v.a. entfernt man sich immer weiter vom echten Konzert, ohne gleichmachende Verstärkung etc.
Früher wollte man quasi echte Musik einfrieren, heute ist alles zig fach bearbeitet, genormt und gepackt. Ziel: Laut genug im Autoradio und satt auf Billigkopfhörern - und überhaupt: Will Apple wirklich was für die Klangqualität machen, vielleicht mal drei Euro teurere Kopfhörer dazu geben?
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Re: Mastered for iTunes, oder Klangqualität in Online Musik Läden
Antwort #4: Februar 27, 2012, 07:58:54
Es ist eigentlich bullshit, und warum, kann man hier nachlesen, sogar mit Videobeipiel.
http://productionadvice.co.uk/mastered-for-itunes-cd-comparison/

Danke.
Den direkten Unterschied zwischen den beiden Versionen kann man dort natürlich nicht hören. Kein Wunder bei einem komprimierten Youtube-Filmchen. :)
Aber den Unterschied beim Null-Test kann man gut feststellen.
Kompletter Bullshit sagt der aber nicht. Er sagt und zeigt nur, dass die Aussage "näher an der CD" Bullshit ist.

Mir ist leider noch nicht klar, was bei diesem "Mastered for iTunes" eigentlich genau gemacht wird. Es wird anders abgemischt, ja, aber wie anders?

Zitat
Eigentlich ist das moderne, industrielle mastering sowieso ein Zeugnis dessen, wie schlecht die Hörgewohnheiten geworden sind. Der Dynamikumfang moderner Produktionen beispielsweise erreicht nur noch eine 5 oder 6 auf einer Skala bis 20. Beispiele hier:
http://www.dr.loudness-war.info/index.php?sort=year&order=desc

Ja, das ist das andere Thema, was ich oben erwähnte. Einfach nur traurige Matsche.
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Re: Mastered for iTunes, oder Klangqualität in Online Musik Läden
Antwort #5: Februar 27, 2012, 08:20:24
Naja, die Klangqualität hat mit der Dynamik erst mal recht wenig zu tun. Die Dynamik geht beispielsweise beim rippen in ein AAC oder mp3 Format bei ausreichender Datenraten überhaupt nicht verloren. Das was das verloren geht, sind Nuancen beispielsweise Staffelung, Bühne, Obertöne. Die meisten ungeschulten Hörer merken das ohnehin nicht.

Ganz richtig bemerkt: die Kopfhörer der iPods sind definitiv nicht dazu geeignet, den Unterschied zwischen einem Kofferradio-Sound oder einer guten Aufnahme zu zeigen. Sie sind schlicht zu schlecht. Wer allerdings Musik nur dort und beispielsweise mit einem billigen Dock hört (oder gar mit angeflanschten 20 Euro Lautsprechern an einem PC oder Mac), der (er)kennt den Unterschied sowieso nicht. Für den ist es grad wurscht, ob er Lossless hört oder ein mp3 mit 128 KBit.

Wer sich allerdings die Mühe macht, mal, sagen wir, eine gute Aufnahme aus den 70ern/80ern zu hören (Beispiele auf Vinyl/CD wäre z.B. Peter Gabriels 4. LP mit Rhythm of the Heat (NICHT DER REMASTER bitte), oder Kate Bushs THE DREAMING, oder Friedemans Aquamarin (hier gibt der REMASTER angeblich sogar mehr Gas)), der merkt erst wie sich die Hörgewohnheiten geändert haben (die HABEN sich in der Tat geändert). Zum einen fehlt der Dynamikumfang (Gabriels LP geht bis auf 16 rauf, Aquamarin geht auch über 14-16, aber nicht in der AAC-iTunes-Version …), zum anderen ist die "körperhaftigkeit" der Einspielungen heutzutage weit besser. Pierre Moerlens GONG (Downwind) ist so ein Beispiel. Die Platte war ziemlich flach, hatte aber eine gute Dynamik, fast alle ELO-Einspielungen waren ein Klangbrei jenseits der 2000 Hertz und auch andere Bands haben ziemlich wenig Wert auf guten "Sound" gelegt, Frank Zappas Sheik Yerbouti war durch unzählige Overdubbs totproduziert. So schlechte Blecheinspielungen gibts heute fast gar nicht mehr …

Im Übrigen wurde damals genausoviel gedubbt, gemixt, gesampled wie heute. Eben Analog (siehe Gabrielvideo auf der selben Seite). Das machte den Sound auch nicht besser. Es rauschte vernehmlich, und die Verzerrungen sind spürbar. Es ist ja nicht so, dass das Rüstzeug, unglaublich gute CDs zu produzieren heutzutage nicht vorhanden wäre. Wie der Fachmann auf obiger Website richtig bemerkt: der Unterschied zwischen einer hervorragend produzierten CD und einer hervorragend produzierten Vinyl-LP sollte eigentlich NICHT, oder so gut wie nicht zu hören sein. Das, was alles zerstört (wie im Falle der Red Hot Chilli Peppers) ist übelste Mastering-Arbeit, die vom Gros der Konsumenten sowieso nicht erkannt wird. Das ist schade, denn heute bekommt man für vergleichbar schlankes Geld unglaublich gute Musikanlagen, die gutes Material unglaublich schön wiedergeben …
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Re: Mastered for iTunes, oder Klangqualität in Online Musik Läden
Antwort #6: Februar 27, 2012, 09:14:58
Danke für die Erklärung.

Wo ich doch Zappas Sheik Yerbouti liebe! ... Flakes Flakes... ;D


Wie günstig heute die HiFi-Hardware zu bekommen ist, habe ich unlängst wieder gemerkt, als ich mir einen billigen Center + zwei Rear-Speaker von Monitor-Audio gekauft habe.
Vor 15 Jahren hätten Lautsprecher mit dieser Qualität wenigstens das Doppelte gekostet.


Ich vertrete die Theorie, dass „junge Ohren“ mit dem Klang von heute besser zurecht kommen.
Wenn ich in einer Kneipe sitze und die Dauermusikberieselung kommt aus undefinierbarem Raumklang und besteht zudem aus zusammenkomprimierte Musik, dann leide ich.
Oftmals weiß ich zuerst gar nicht warum, bis ich drauf kommen, dass es die Musik ist, die mein Hirn versucht zu entschlüsseln.


Ich vermute hinter der miesen Sprach-/Hörqualität des iPhones 4(S) auch eine Datenkomprimierung.
Ich habe den Verdacht, das iPhone komprimiert die eingehende Sprache, bei schon leichten Empfangsbeeinträchtigungen, so weit herunter, dass ich kaum noch mitkomme.
Bekannte Stimmen von Freunden z.B. kann ich dabei noch besser verstehen, als unbekannte Anrufer. Die klingen dann wie ein Dialekt, in den ich mich erst einhören muss.

Das Problem scheint bei Menschen Ü40 häufiger aufzutreten, als bei den Kiddies.
Re: Mastered for iTunes, oder Klangqualität in Online Musik Läden
Antwort #7: Februar 27, 2012, 10:17:29
Ah, die Mär, dass das iPhone schlechte Tonqualität hat. Ich empfehle jedem, der das glaubt, einfach mal ein paar richtige Ohrstöpsel (ja, auch die 70 Euro Stöpsel von AKG und Konsorten sind meist Kacke) anzuflanschen. Da bieten sich die B&Ws an für 300 Ocken oder, wers clever anstellen will, die iGrado für 75 Ocken. Der iGrado ist fast nirgends mehr zu bekommen, ist aber in der unter 100 (und vielleicht sogar in der unter 500 Euro-Klasse) kaum zu toppen (http://www.whathifi.com/review/grado-igrado). Musikhören auf dem Iphone mit dem Hörer ist nicht nur Genuss. Das ist fast schon Hi-End (Vorausgesetzt, man ist nicht inder Innenstadt und der Umgebungslärm zwingt ihn in die Knie) …
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Re: Mastered for iTunes, oder Klangqualität in Online Musik Läden
Antwort #8: Februar 27, 2012, 11:37:02
Ich meinte die Tonqualität eines Anrufes am Hörer des iPhones.
Nicht die Musik.
Re: Mastered for iTunes, oder Klangqualität in Online Musik Läden
Antwort #9: Februar 27, 2012, 13:52:28
Ah, falsch verstanden.
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Re: Mastered for iTunes, oder Klangqualität in Online Musik Läden
Antwort #10: Februar 27, 2012, 23:01:03
Wenn Zappa das so wollte, war das eben so. Da unterstelle ich künstlerische Freiheit. :)

Natürlich gab es früher fürchterliche Produktionen. Ich habe hier Platten, die sind so matschig und leise, dass war sicher keine Absicht.
Aber genau da liegt doch der kaum auszuhaltende Widerspruch. Heute kann sich Jeder das Equipment leisten, halbwegs gute Aufnahmen hinzubekommen. Die Bedienung ist auch viel leichter geworden.

All dieser Fortschritt, und was kommt dabei heraus? Muss man wirklich alle Musik auf Billigkopfhörer abstimmen?
Ich bin ganz sicher nicht „audiophil“, aber das ist doch idiotisch.

Aber sicher kommt irgendwann die High-Dynamic-Variante. Dann darf man für denselben Song das dritte oder vierte mal zahlen.
Ich nicht - habe praktisch nichts digital remastered zu Hause und iTunes Zeugs sowieso nicht. Wenn's matschig knistert, bilde ich mir nämlich was drauf ein. :)
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Re: Mastered for iTunes, oder Klangqualität in Online Musik Läden
Antwort #11: August 19, 2013, 10:40:11
Hast Du eine Ahnung, was diese Optimierungen" tatsächlich machen? In den verlinkten Artikeln habe ich das entweder nicht verstanden oder überlesen.

Edit von MacFlieger: Werbelink entfernt.
« Letzte Änderung: August 19, 2013, 11:42:39 von MacFlieger »