Da gehen jetzt irgendwie sehr viele Dinge durcheinander.
Das Problem ist, dass wir den Eindruck haben, neutral informiert zu werden - es aber nicht werden. Google serviert Dir z.B. sicher etwas andere Suchtreffer zu Obama als mir. Das gilt bei jedem Thema.
Ganz generell zum "informiert werden": Ja, wir werden von keiner menschlichen Quelle neutral informiert. Wurden wir noch nie und werden wir nie werden. Das mal ganz grundsätzlich und völlig unabhängig vom Internet und seinen Entwicklungen.
Konkreter zu Suchmaschinen: Wenn Du unter neutral "für alle gleich" verstehst, hast Du sicher recht. Ich verstehe unter neutral aber eher "nicht fremd-beeinflusst". Insofern finde ich eine Gewichtung von Suchresultaten, die meine Vorlieben heranzieht, sogar neutraler, als eine Gewichtung, welche zentral definierte Kriterien oder den Geschmack der Mehrheit heranzieht.
Liest man Eure Voten, könnte man fast meinen, Ihr würdet erwarten, dass Google Allwissenheit vermitteln könne. Wenn eine Suche Resultate liefert, die sich über 345 Seiten verteilen, dann ist schon klar, dass Resultat XY auf Seite 218 wohl keine Beachtung finden wird. Ergo nicht gefunden wird. Dass die Suche so viele Resultate geliefert hat, dass sie nicht alle beachtet werden (können), ist ja erstmal nicht die Schuld von Google. Und auch nicht von der Art und Weise, wie die Resultate von Google gewichtet werden. Der Umstand, dass nicht alles angeschaut werden kann, was es im Internet gibt, hat mit der Gewichtung von Suchresultaten rein gar nichts zu tun.
Und irgend eine Reihenfolge wird es immer geben müssen. Wenn sich Suchresultate auf 345 Seiten erstrecken, dann wird es immer welche geben müssen, die auf Seite 345 landen. Ist es nun wirklich gefährlich, wenn bei der Gewichtung der Resultate persönliche Parameter mit einfliessen, so dass mit grösserer Wahrscheinlichkeit das auf Seite 1 landet, das der Suchende eben gesucht hat? Und nicht auf Seite 218, weil die Mehrheit der Suchenden eben etwas anderes gesucht hat? Die Aufgabe einer Suchmaschine ist doch das Finden. Und nicht "bring mich irgendwo hin, wo ich noch nie war".
Wenn Du hier einen NZZ-Artikel verlinkst, weiß ich schon ungefähr, was mich so erwartet. Klicke trotzdem drauf und lese es meistens, auch wenn ich mich dann nur darüber aufrege.
Nun stelle man sich vor, Algorithmus XY erkennt aber aus meiner Suchhistorie oder Tweets oder allem zusammen, dass ich den Artikel schlecht gefunden habe, und zeigt ihn mir womöglich erst gar nicht mehr an oder erst an Stelle 15.
Mir wird immer mehr vom immer gleichen vorgeschlagen, weil das für Werbekunden und Software einfacher ist. Twitter hat tatsächlich ein „Freunde finden“, „ähneln dir“.
Ein bisschen anders ist es in der Tat, wenn es um redaktionelle Inhalte geht. Eine Auswahl, was geschrieben, was mir vorgesetzt und was letztlich von mir gelesen wird, gab es aber auch da schon seit jeher. Und wie schon erwähnt, halte ich da einen "unbestechlichen" Algorithmus letztlich für neutraler, als die bisherige Selektion durch fremde Menschen, die bestimmen, was geschrieben und veröffentlicht wird. (Ja ist schon klar, die menschliche Selektion besteht weiterhin. Die maschinelle Selektion kommt nur zusätzlich hinzu. Aber ich sehe darin keine grössere Gefahr, als in der schon bestehenden Selektion.)
Ich kenne viele Leute, die meinen: Was nicht auf Google zu finden ist, ist nicht im Internet.
Wir sind also schon längst dabei, die Entscheidung über unser Wissen an die Software zu delegieren.
Und zwar einer, die geschrieben wird, um an uns zu verdienen.
Wir brauchen enorme Anstrengungen um die Medienkompetenz zu erhöhen. Und es ist auch nicht so, dass die junge Generation das alles automatisch mitkriegt.
Dass Medienkompetenz wichtig ist, da gehe ich absolut einig. Das war aber auch schon immer so und ist unabhängig vom Internet.
Und auch wenn man sich häufig wünschen würde, dass es um die Medienkompetenz besser stünde, glaube ich, dass es um sie noch nie so gut bestellt war, wie heute. Gerade auch wegen dem Internet. Ja, auch ich würde mir wünschen, sie wäre noch viel viel grösser. Aber ich bin zuversichtlich, dass sie weiter wächst. Gerade auch an Gefahren und Auswüchsen im Internet. Und meinetwegen auch an individualisierter Suchresultate-Gewichtung.
Man müsste schon alle aktiv mitnehmen.
Sie selber gehen lassen, ist IMO förderlicher, als sie mitnehmen zu wollen.