Hmm, in Euren Voten schwingt aber schon wieder reichlich europäische Blauäugigkeit, gepaart mit Anti-Amerikanismus, mit. Zweifellos, die Amis haben in den letzten Jahrzehnten (zu) viele Konflikte vom Zaun gebrochen und dabei in der Öffentlichkeit meist falsche Gründe vorgeschoben. Ich habe aber meine Zweifel, dass es eine gute Idee ist, die aktuellen Ereignisse einfach gedankenlos in die selbe Forsetzungsreihe einzuordnen.
Zum einen denke ich, dass hier der Kreis jener, die daran interessiert sind, die Veröffentlichung einer Komödie über Nordkorea zu verhindern, doch relativ klein ist. Wer zum Henker sollte für jenes Ziel einen solchen Aufwand betreiben wollen, ausser eben Nordkorea?
Zum anderen manifestiert sich hier (auch in der etwas hilflosen, für europäische Ohren zu aggressiven Rhetorik der USA) doch allmählich ein Problem, vor dem Experten schon länger warnen und bei dem man vielleicht in Europa doch auch gut beraten wäre, wenn man es etwas ernster nehmen würde: ein sich immer stärker entwickelndes "Rüstungs-Ungleichgewicht" im Bereich Cyber-War, vor allem was die Verwundbarkeit angeht.
Was die offensiven Fähigkeiten angeht, dürften sich die einschlägigen Akteure wenig schenken. Alle dürften in der Lage sein, die Infrastruktur (fast aller) anderer Länder auf dem Cyber-Weg weitestgehend und nachhaltig zu zerstören. Ähnlich wie bei den Atomwaffen schützt die Angst bzw. Gewissheit vor einem vergleichbaren Gegenschlag aber vor dem Einsatz dieser Fähigkeiten. Auf Seite der Verwundbarkeit besteht dieses Gleichgewicht aber in geringerem Masse, und gerade gegenüber Nordkorea so gut wie überhaupt nicht. Ein Land, das nicht am Internet hängt und dessen Industrie und Infrastruktur fast gänzlich ohne IT auskommt, ist in dem Bereich so gut wie unverwundbar.
Vielleicht sollte man sich also auch in Europa besser mal ernsthaft mit der Frage beschäftigen, wie man denn in solchen Ungleichgewichts-Situationen auf Cyber-Angriffe reagieren und auf welche anderen "Kanäle" man einen entsprechenden Konflikt sinnvollerweise eskalieren kann und soll. Und nicht einfach andere, bei denen zumindest deutliche Anzeichen von Betroffenheit existieren, als Kriegstreiber abzukanzeln. Denn, wir sind wohl noch verwundbarer und zu irgend welchen Gegenmassnahmen noch unfähiger als die USA.