Forum

Re: BigBrother is watching you
Antwort #45: April 29, 2011, 21:26:35
Der cachende DNS im System und Router ist (genauso wie der Location-Cache) sinnvoll und speichert alle Domain-IP-Zuordnungen ab. Einträge bleiben dort so lange drin, wie die Gültigkeit dieser Zuordnung durch den jeweiligen Domainbesitzer eingestellt wird (üblicherweise im Bereich von 1 Tag) oder bis der Cache voll ist.

Jetzt habe ich begriffen, daß man meine besuchten Seiten nach einem Jahr sehr wahrscheinlich nicht extrahieren kann.


Habe mit iPhoneTracker mal mein iPhone ausgewertet. Bin eher beeindruckt. Technisch mag das ein Cache mit vergessener Größenbegrenzung sein. Aber leugnen, daß man in den letzten Jahren nicht in der Stadt der ExGeliebten war, könnte schwierig werden. ;)  Also für ne Scheidung könnts reichen. Will sagen, das Bewegungsprofil ist unter Umständen ganz schön aussagekräftig. Wenn auch - wie von Flieger herausgearbeitet - nicht komplett.

Wie stark man das empfindet/bewertet ist halt auch eine persönliche Sache. Ich finde den gefühlten Abstand zur elektronischen Fußfessel nicht soo groß. Und die ist immerhin ein Ersatz für Gefängnis.
Re: BigBrother is watching you
Antwort #46: April 30, 2011, 08:44:14
Jetzt habe ich begriffen, daß man meine besuchten Seiten nach einem Jahr sehr wahrscheinlich nicht extrahieren kann.

Da bist Du fast absolut sicher, denn solange sind DNS-Einträge bei weitem nicht gültig. Meist 24-48 Stunden.
Abgesehen davon, dass es nicht um besuchte Seiten sondern benutzte Domains ging im zweiten Beispiel (ging ja nicht um Safari).


Zitat
Aber leugnen, daß man in den letzten Jahren nicht in der Stadt der ExGeliebten war, könnte schwierig werden. ;)

Richtig, genau das kann man daraus lesen, habe ich auch geschrieben. Man kann sehen, wann man ganz grob zum letzten mal in einer bestimmten Region war. Aber eben nicht wie oft und auf welchem Weg etc.
Für eifersüchtige Partner könnte die Datei interessant sein.

In den Medienartikeln ist allerdings von völlig anderen Sachen zu lesen.

Zitat
Will sagen, das Bewegungsprofil ist unter Umständen ganz schön aussagekräftig.

Es ist kein Bewegungsprofil! Man kann weder sagen, wann man wo war, noch wie oft, noch in welcher Bewegung. Man kann nur sagen, dass man in einer bestimmten Region mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens einmal war.

Zitat
Wie stark man das empfindet/bewertet ist halt auch eine persönliche Sache. Ich finde den gefühlten Abstand zur elektronischen Fußfessel nicht soo groß. Und die ist immerhin ein Ersatz für Gefängnis.

Ja, das kann ich verstehen. Und das wird nicht durch die Datei selber, sondern eben durch die genannten Problematiken ausgelöst: Die Daten werden unnötigerweise zu lange aufbewahrt und auch unnötigerweise erhoben, wenn man die Ortungsdienste abgeschaltet hat. Beides wird nun behoben, hat aber mit den Vorwürfen in den Medien absolut nichts zu tun.

Nach der Behebung der Probleme wird man dann die Wahl zwischen deaktiviertem Ortungsdienst oder kürzerer Cache-Zeit haben. Das der Cache benötigt wird, werden die Leute bestätigen, die schon lange ein iPhone haben. Früher war es nämlich noch so, dass man nach Aufruf einer App, die Ortungsdienste benutzt, erst einmal 1-2 Minuten warten musste, bis eine Ortung erfolgte. Da gab es bei Apple noch keine derartig detaillierte DB, die vom iPhone abgefragt und zwischengespeichert wurde. Durch die gecachten Daten steht heutzutage quasi sofort eine ungefähre Position zur Verfügung.
_______
Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen." -- Schiller
Re: BigBrother is watching you
Antwort #47: April 30, 2011, 11:57:11
Es ist kein Bewegungsprofil! Man kann weder sagen, wann man wo war, noch wie oft, noch in welcher Bewegung. Man kann nur sagen, dass man in einer bestimmten Region mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens einmal war.

Und mit grosser Wahrscheinlichkeit auch wann man das letzte Mal da war und möglicherweise auch, auf welchem Weg man dorthin gelangt ist.

Was die Medien übertreiben untertreibst Du mitunter auch ein wenig.  ;) Natürlich ist es kein komplettes und 100% zuverlässiges Bewegungsprofil. Teile davon enthält es aber natürlich schon.

Das Groteske an der Aufregung ist IMO aber vor allem, dass es eigentlich überhaupt nichts Neues ist, dass ein Handy brisante Daten enthält. Das war schon vor den Ortungsdiensten so. Diese haben einfach nur eine weitere Kategorie Daten hinzugefügt. Aber Daten darüber, wen ich so kenne und mit wem ich wann telefoniert habe, können eher noch brisanter oder zumindest genau so brisant sein, wie Daten darüber, wann ich wo war. Und an diese Daten ist auf den Handys der meisten Benutzer noch wesentlich leichter ran zu kommen, als an die Daten der Ortungsdienste. Und keinen störts; kaum jemand nimmt schon nur die "Mühen" eines Sperrcodes auf sich. Und nun plötzlich sind vorhandene Daten ein Problem, obwohl sich die selben Leute mit ihrem eigenen Verhalten bis jetzt gegenüber ähnlichen Daten völlig gleichgültig gezeigt haben.
_______
Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)
Re: BigBrother is watching you
Antwort #49: Mai 01, 2011, 09:15:36
Was die Medien übertreiben untertreibst Du mitunter auch ein wenig.  ;)

Vielleicht. :)
Wobei, dass man aus den Daten ersehen kann, in welchen Regionen man war und wann man da ungefähr zum letzten mal war, habe ich ja auch geschrieben. Das ist die eigentliche Information, die jemand, der Zugriff auf iPhone oder Rechner hat, daraus ziehen könnte.
Die Medien berichten eigentlich über etwas völlig anderes und verquicken das hiermit.

Zitat
Das Groteske an der Aufregung ist IMO aber vor allem, dass es eigentlich überhaupt nichts Neues ist, dass ein Handy brisante Daten enthält.

Richtig.

http://www.macnews.de/iphone/apple-vs-datensicherheit-wie-gut-schutzt-uns-das-gesetz-171370

MacNews verquickt wieder einmal den Location-Cache mit Datenschutzgesetz und Übertragung von Daten auf fremde Server. Zwei völlig verschiedene Themenkreise. Das Datenschutzgesetz greift in dem Moment, wo man einen Ortungsdienst verwendet und dafür seine Position an einen fremden Server schickt. Das ist bei allen Diensten so, bei Apple, bei Google, bei MS, bei Nokia, bei... Das Apple Positionsdaten bekommt, ist seit Erscheinen von iOS 4 bekannt.
Bei dem Location-Cache ist es sogar eher anders herum. Das iPhone bekommt dabei Daten von Apple, also speichert der Benutzer fremde Daten und müsste (übertrieben) eine Datenschutzerklärung abgeben. :)
_______
Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen." -- Schiller
Re: BigBrother is watching you
Antwort #50: Mai 01, 2011, 10:27:35
MacNews verquickt wieder einmal den Location-Cache mit Datenschutzgesetz und Übertragung von Daten auf fremde Server. Zwei völlig verschiedene Themenkreise.

Das klingt so als sei der Artikel grundfalsch. Dabei ist er - und der anfängliche Link auf einen Macnews Artikel zum Location-Cache - gar nicht so weit von deinen Ausführungen weg. Es findet auch keine unzulässige Vermengung statt. Die aktuelle Aufregung wird vielmehr zum Anlass genommen einmal die rechtlichen Hintergründe von Datenspeicherung und Übertragung auf Handys zu beleuchten.
Zusammenfassung des Artikels in meinen Worten: ob das Recht auf informationelle Selbstbestimmung bei Nutzung eines iPhones komplett gewahrt wird, ist fraglich. Für den Bürger, oder auch Juristen, klar erkennbare, juristische Grenzen sind schwer auszumachen. Präziseres steht da nicht. Erst recht nicht, dass der Location-Cache zu Apple übertragen wird.

Zitat
... Position an einen fremden Server schickt. Das ist bei allen Diensten so ...

Dass das alle machen, machts nicht besser.
Re: BigBrother is watching you
Antwort #51: Mai 01, 2011, 10:52:56
MacNews verquickt wieder einmal den Location-Cache mit Datenschutzgesetz und Übertragung von Daten auf fremde Server. Zwei völlig verschiedene Themenkreise.

Das klingt so als sei der Artikel grundfalsch.

Nein, ich schreibe von 2 verschiedenen Themenkreisen, die vermischt werden. Der "Skandal Location-Cache" (Cachen von Positionsdaten auf dem eigenen Gerät) hat nichts mit dem Datenschutzgesetz zu tun. Der Location-Cache wird nicht auf einen fremden Server übertragen und dort gespeichert! Nur dann wäre das Datenschutzgesetz zuständig.

Zitat
Zitat
... Position an einen fremden Server schickt. Das ist bei allen Diensten so ...

Dass das alle machen, machts nicht besser.

War damit auch nicht gemeint. Gemeint war, dass, wenn man ortsbezogene Dienste nutzen möchte, seine Position an den Dienst übermitteln muss. Anders geht es nicht.
Das Datenschutzgesetz ist dann dafür zuständig und gibt vor, ob und wie diese Daten dann vom Dienstbetreiber  gespeichert oder verwendet werden dürfen. Und hier ist, da gehe ich völlig einig, oft die Lage sehr schwer einzuschätzen bzw. zu bewerten.
_______
Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen." -- Schiller
Re: BigBrother is watching you
Antwort #52: Mai 01, 2011, 11:53:18
Gemeint war, dass, wenn man ortsbezogene Dienste nutzen möchte, seine Position an den Dienst übermitteln muss. Anders geht es nicht.

Das klingt ja so als würden Naturgesetze dem widersprechen. Ich kann auf meinem iPhone 'Mobile Daten' ausschalten und die Navigon.app zeigt trotzdem die nächsten Geldautomaten an.
Re: BigBrother is watching you
Antwort #53: Mai 01, 2011, 13:16:07
Das klingt ja so als würden Naturgesetze dem widersprechen. Ich kann auf meinem iPhone 'Mobile Daten' ausschalten und die Navigon.app zeigt trotzdem die nächsten Geldautomaten an.

Du hast Recht. Ein "Naturgesetz" ist es nicht. Es gibt Spezialfälle, in denen man keinem Fremden Daten zu geben braucht:
- Wenn man den kompletten Datenbestand lokal auf dem Gerät gespeichert hat (wie bei Navigon). Hat den Nachteil, dass man viele unnütze Daten auf Verdacht mit sich 'rumschleppt und bei aktuellen Daten (z.B. aktuelle Verkehrsdaten/Staus, Informationen über Arzt- Apothekennotdienste) häufige große, unnötige Datenübertragungen notwendig macht, da auch immer alle nicht notwendigen Infos übertragen werden.
- aGPS wäre dann nur möglich, wenn alle Sendemasten und WLANs eines Landes oder Erdteils komplett gespeichert wären. Großer Platzverbrauch und hohe Datenübertragung für Updates.
- ohne aGPS muss man nach Start einer App, die den Ort braucht (auch Navigon) recht lange warten, bis GPS wieder aktiv ist, falls man überhaupt GPS-Empfang bekommt.
Also effektiv muss man schon für praktische Anwendungen seine Positionsdaten an Fremde übertragen.

Aber ich sehe doch diese Problematik genauso: Viele Firmen und Dienste empfangen personengebundene Daten (Positionen, Vorlieben etc.) von Benutzern. Das ist bei vielen Sachen so und muss man gut im Auge behalten, dass da mit den Daten kein Schindluder getrieben wird. Apple bekommt Infos nicht nur über Position des iPhone, auch welche Musik man in iTunes hat und wie man die bewertet und zusammen abspielt (Genius). Welche Apps und Musiken man sich im Store anschaut. Welche Rechner, welche Apple-Software installiert hat (Software-Aktualisierung). Über den iBook-Store und In-App-Käufe bei Zeitschriften auch noch weitere Vorlieben. Ich habe garantiert noch 'ne Menge vergessen. Bei Google und anderen Firmen läuft es genauso.
Und hier muss den Firmen auf die Finger geschaut werden, dass die die Daten wirklich nicht speichern und verknüpfen. _Das_ ist ein großes Problem.
_______
Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen." -- Schiller
Re: BigBrother is watching you
Antwort #54: Mai 01, 2011, 14:33:59
Es gibt Spezialfälle, in denen man keinem Fremden Daten zu geben braucht

Aber warum ist das der Spezialfall? Nur weil die Industrie und - nicht zuletzt - wir das Dogma 'allways on' geil finden. Warum wird bei Google Maps ständig die Karte, der Stadt in der ich seit Monaten rumlaufe neu geladen? Wäre nicht mehr Speicher in den Smartphones technisch bedeutend eleganter, schneller und billiger als der weltweit flächendeckende Aufbau von mobilem HighSpeedInternet (inklusive UBahn und Flugzeug)? Würde es nicht reichen nur die Änderungen, und nicht die komplette Karte zu laden? Könnte die Ergänzung der Offline Karten nicht automatisch im WLAN erfolgen, etc.? Die wirklich nötigen aktuellen Daten, z.B. Staumeldungen, als Ergänzung der Offline Daten wären meist sehr klein. Datensparsamkeit? Leider gehts komplett in die andere Richtung. 
« Letzte Änderung: Mai 01, 2011, 14:50:14 von radneuerfinder »
Re: BigBrother is watching you
Antwort #55: Mai 02, 2011, 09:27:25
Du hast natürlich recht, dass speziell die Google-Dienste und auch einige andere Firmen lieber eine ständige Online-Verbindung haben, als die Daten vorher komplett auf dem Gerät zu speichern. Da gäbe es sicher noch mehr Fälle, wo man das nicht nötig hat.
Ich habe z.B. auch ein Medikamentenverzeichnis auf dem iPhone. Das liegt komplett lokal vor.

Aber davon abgesehen, gibt es eben auch viele Fälle, bei denen eine komplette Speicherung meiner Meinung nach, in der aktuellen Situation Nachteile hätte. Es verbraucht gegebenenfalls eine Menge Platz und bei der ständig notwendigen Aktualisierung wird unnötigerweise viel Datenverkehr erzeugt, welcher bei den deutschen Tarifen effektiv durch die Drosselung limitiert ist. Mal ein paar Beispiele von meiner konkreten Nutzung:
- Ich habe eine App, die mir den nächsten Arzt und Apotheker anzeigt, der Notdienst hat. Habe ich schon ein paar mal verwendet. Ich müsste so alle Daten für ganz Deutschland auf meinem Gerät gespeichert haben und auch ständig aktualisiert bekommen.
- Ich mache Geocaching und kann mir dabei Caches aus meiner Umgebung anzeigen lassen. Ich müsste alle Caches auf dem Gerät speichern und täglich Aktualisierungen bekommen.
- Gerade in dem Zusammenhang Geocaching nutze ich nicht nur wie bei Navigon Vektorkarten der Strassen und Wege (wenige GB, die man gut lokal speichern kann), sondern auch Satellitenfotos und verschiedene topographische Karten. Das wären riesige Datenmengen, die gespeichert werden müssten.


Es gibt sicher bei der Weitergabe der eigenen Position an einen Online-Dienst oft Gründe, die dafür sprechen, das so zu machen und nicht unnötig viele Daten lokal zu speichern. Auf der anderen Seite gibt es auch oft Dienste, die man mit lokal gespeicherten Daten genauso gut oder sogar besser machen könnte (siehe das Beispiel Navigon, Medikamentenverzeichnis etc.).
Ich denke, man sollte gut abwägen, was man wann braucht und dabei im Hinterkopf behalten, dass man persönliche Daten an Fremdfirmen abgibt, die zwar nicht tracken dürfen (Position und/oder Vorlieben etc.), aber es könnten. Hier ist es wichtig, dass diesen Firmen nicht nur geglaubt, sondern auch auf die Finger geschaut wird.
_______
Was ist die Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn, Verstand ist stets bei wen´gen nur gewesen." -- Schiller
Re: BigBrother is watching you
Antwort #56: Mai 10, 2011, 19:29:02
"Googlegeräte sendeten bis zu tausend Mal am Tag die Ortungsdaten an die Server des Konzerns":
http://www.zeit.de/digital/mobil/2011-05/skyhook-wireless-geodaten?page=all
Re: BigBrother is watching you
Antwort #57: Juni 16, 2011, 09:32:11
Google and Skyhook Wireless, however, make their location databases linking hardware IDs to street addresses publicly available on the Internet
...
Tests performed over the last week by CNET and security researcher Ashkan Soltani showed that approximately 10 percent of laptops and mobile phones using Wi-Fi appear to be listed by Google as corresponding to street addresses. Skyhook Wireless' list of matches appears to be closer to 5 percent
:
http://news.cnet.com/8301-31921_3-20070742-281/exclusive-googles-web-mapping-can-track-your-phone/
Re: BigBrother is watching you
Antwort #59: Mai 22, 2013, 01:11:26
Krass, man wird immer transparenter. Wo das noch hinführen soll...
_______
Wenn Microsoft die Lösung ist, hätte ich gern das Problem zurück!