Bis vor 15 Jahren habe ich mit einer analogen Spiegelreflexkamera fotografiert. Irgendwann stand dann dieses System vor dem Ende (na ja, nicht vor dem Ende, es war aber nicht mehr hipp) und ich kam vom Fotografieren ab.
Acht Jahre später kam mir dann die erste digitale Kompaktknipse ins Haus. Der Umstieg fiel leicht, ich konnte nach Herzenslust abdrücken, es kostete nix und die Bilder waren sofort verfügbar. Die Kamera war klein und immer dabei. Die Technik machte auch Bilder im Halbdunkel möglich, ein Blitzlichtlein war auch eingebaut. Alles funzte automatisch und es war immer was zu erkennen.
Die Kompaktknipsen segneten auch brav alle zwei Jahre das Zeitliche und eine neue „noch-mehr-Pixel-SuperZoom-Kiste-für-kleines-Geld“ kam ins Haus.
Vor einem Jahr wollte ich dann mehr.
Ich wollte es wieder mit einer Spiegelreflex versuchen, diesmal aber digital.
Weil ich noch zwei Nikon-Objektive aus alten Tagen hatte, wurde es eine Nikon.
Die Kamera machte Spaß, ich kam immer besser in den Abgründen der Menüs zurecht und kaufte nach: Blitz, lichtstarke Objektive für alle Brennweiten (die beiden alten Objektive habe ich nie genutzt
), Bauch- Rücken- und Umhängetaschen, Akkus, Ladegeräte, Handgriffe, Filter, Stativ, Kugelkopf....... eine nicht endend wollende Liste.
Ich hatte nun für jede Gelegenheit die richtige Ausrüstung und hätte auch bei jeder Gelegenheit das richtige Foto machen können..... wenn ich nur das passende Ausrüstungsteil dabei gehabt hätte.
Es hat eigentlich immer das zu Hause gelegen, was ich jetzt und hier gerne „am Mann“ gehabt hätte.
Habe ich wirklich viel an Equipment dabei gehabt, hat es mir den Rücken ruiniert und natürlich habe ich an diesem Tag nur eine kleine Ausrüstung genutzt oder die Fototasche blieb komplett verschlossen.
In der Folge blieb das Gerödel immer öfter ganz zu Hause, ich nahm eine Kompakt-Knipse mit und war unzufrieden.
Ein paar Tage vor Weihnachten ging ich zu meinem Fotohändler (keine Ahnung warum
) und dort lag eine Leica M9 im Fenster.
Gebraucht, aber erst ein paar Tage alt. Der Käufer hatte zu schlechte Augen um mit dem Messsucher zurecht kommen zu können.
Die Kameras waren im Dezember kaum zu bekommen, weil Leica, gerade vor der Pleite gerettet, einen mächtigen Boom durch diese Kamera erlebte und sie mit der Produktion nicht nachkamen.
Ganz zufällig hatte ich auch einen Großteil meines Nikon-Equipments im Auto und habe mir gleich ein Angebot machen lassen.
Es war zu gut.
Der Händler gab mir sehr faire 65% des Listenpreises, was ca. 75% des Preise entsprach, den ich bezahlt hatte und nahm alles (wirklich komplett alles!) zurück und ich hatte eine relativ kleine Systemkamera für 5k€ in der Hand.
Allerdings hatte ich noch kein Objektiv.
Es gab auch keine neuen.
Die vielen neuen Leicakunden brauchten alle wenigstens ein Objektiv um die Kiste nutzen zu können. Die alten Leicakunden wollten ebenfalls Objektive, weil es auch hier ein paar Neuerungen gab und einem „22.000,-€-M9-Sondermodell“ liegt jeweils genau so ein Objektiv bei, wie ich gerne eins gehabt hätte.
So bekam ich mein erstes Leihobjektiv. Ein 20 Jahre altes 50mm. Kurz danach tauschte ich es gegen ein 35mm aus 1963 und kaufte mir ein gebrauchtes 90mm aus 1987.
Allesamt super Gläser, von beeindruckender mechanische und optischer Qualität.
Nun habe ich mir einen alten Traum erfüllt. Ich habe eine Kamera die in die Jackentasche passt (die dann aber leicht ausbeult
) und die in der Lage ist wirklich super Bilder zu machen. Wenn ich es auch bin.
Die Leica ist super verarbeitet, macht Spaß und......... ich vermeide es die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis zu stellen.
Auf mein angezahltes Objektiv warte ich jetzt seit fünf Monaten und es könnte noch ein paar länger dauern. Bei den Preisen darf der Kunde wohl keine schnellere Lieferung verlangen.
Mein Tipp:
Wenn Ihr mal so richtig viel Kohle über habt, kauft eine Leica, sie macht Spaß!