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elafonisi

  • Verbergnix
Re:Der nahe Osten ...
Antwort #30: März 21, 2011, 07:41:28
Wie seht Ihr denn das militärische Eingreifen der internationalen Koalition und auch die Enthaltung der Deutschen im Sicherheitsrat? Da gibt es ja viele Pros und Contras.
Mal abgesehen davon, dass ich mir kein qualifiziertes Urteil erlauben kann, stellt sich mir die Frage: Wann greift die Allianz im Jemen, in Syrien in Bahrein, in .... ein?

Seit Jahren läuft in Dafour ein Völkermord ab: keine Bodenschätze, keine strategische Bedeutung -> kein Interesse. In meinen Augen Doppelmoral.

Westerwelles Bemerkung, die Bundeswehr hat 7000 Soldaten in international im Einsatz und sei damit an ihrer Leistungsgrenze angelangt, erstaunt mich jedenfalls, bei einer derzeitigen Truppenstärke von 250.000 ? Mann. Ich finde dieses Argument hätte er sich sparen können.

Florian

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Re:Der nahe Osten ...
Antwort #31: März 22, 2011, 00:35:19
Qualifiziert oder nicht…  8)

Ich bin ja noch unterm deutschen Altersschnitt, aber ich hätte mir nie denken können, dass eine schwarz-gelbe Regierung, ein FDP-geführtes Aussenministerium, eine solche Entscheidung treffen würde. Mit einer Enthaltung sagt man in einem solchen Fall nein. Die FDP war doch die Partei von Leuten wie Genscher, cleveren Diplomaten und Fadenziehern - und jetzt eine solche Aufkündigung sowohl europäischer Verteidigung wie transatlantischer Verbundenheit!

Man erinnere sich an die werte Frau Merkel, die einen offenen Entschuldigungsbrief  („nicht alle Deutschen denken so“) in die USA schickte, weil Rot-Grün nicht den vorhersagbaren Wahnsinn des Irak-Kriegs mitmachen wollten. Damals bot ein Joschka Fischer der Propaganda von Colin Powell (und pikanterweise auch vom Bundesnachrichtendienst) Paroli: „We are not convinced!“. Heute kuscht man sich in eine Enthaltung und sagt dann hintenrum: Ja, wir sind dagegen, oder doch nicht? Naja, sollen es die Anderen halt machen.
Schröder hatte damals Chirac an seiner Seite, Deutschland steht in seinem Umfeld sehr alleine da.

Wäre es jetzt nicht an der Zeit für Entschuldigungsbriefe der Opposition für diese Regierung?

Mit einem Ja, aber einer Nichtbeteiligung, hätte man sich dagegen elegant aus der Affäre gezogen. Notfalls schickt man halt ein paar Tornados, die eh keiner braucht, und die Eurofighter erst recht nicht - es gibt ja keine Luftkämpfe. Oder ein Versorgungsschiff… 

Man kann nur hoffen, dass uns diese Abstimmung nicht noch teuer zu stehen kommt.

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Re:Der nahe Osten ...
Antwort #32: März 22, 2011, 07:50:30
Vielleicht hat unsere Regierung einfach nur unterschätzt, wie eine Enthaltung im Ausland gesehen wird.

Könnte es nicht sein, dass Westerwelle, Merkel und der Stab dahinter einfach nur einen einfachen Weg gehen wollten, einfach nur enthalten und alle sind zufrieden?

Ich traue ihnen zu, die Nummer einfach nur falsch eingeschätzt zu haben.
Re:Der nahe Osten ...
Antwort #33: März 22, 2011, 08:30:02
Wäre es jetzt nicht an der Zeit für Entschuldigungsbriefe der Opposition für diese Regierung?

Hmm? In dieser Frage müssten sich Regierung und Opposition doch wohl einig ein? Wofür also entschuldigen?

Weiss nicht, ob Ihr das nicht etwas zu selbstkritisch seht. Mir scheint Deutschland derzeit die verlässlichste und konsequenteste Linie zu haben. Das Land wäre mit einer Gutheissung einer Intervention in Libyen in meinen Augen reichlich unglaubwürdig geworden, wenn man berücksichtigt,  wie heftig es doch die Intervention im Irak kritisiert hatte.
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Complete liberty of contradicting and disproving our opinion, is the very condition which justifies us in assuming its truth for purposes of action; and on no other terms can a being with human faculties have any rational assurance of being right. (John Stuart Mill - On Liberty)

Florian

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Re:Der nahe Osten ...
Antwort #34: März 22, 2011, 13:15:35
Hmm? In dieser Frage müssten sich Regierung und Opposition doch wohl einig ein? Wofür also entschuldigen?

Ja, klar, war ja auch nicht ernst gemeint.
Ich wollte nur daran erinnern, dass damals Frau Merkel die „transatlantische Solidarität“ wichtiger waren als Logik und Völkerrecht. Heute dagegen stellt man sich gegen alle.
Ich würde es nicht automatisch für verwerflich halten, wäre der Grund ehrenwert. Dies sieht in Deutschland eigentlich nur die Linke so. Der Rest ist indifferent oder schaut weg. Nicht umsonst rumort es jetzt gewaltig in den Regierungsparteien. Man hätte sich sehr viel eleganter anstellen können.

Zitat
Weiss nicht, ob Ihr das nicht etwas zu selbstkritisch seht. Mir scheint Deutschland derzeit die verlässlichste und konsequenteste Linie zu haben. Das Land wäre mit einer Gutheissung einer Intervention in Libyen in meinen Augen reichlich unglaubwürdig geworden, wenn man berücksichtigt,  wie heftig es doch die Intervention im Irak kritisiert hatte.

Finde ich überhaupt nicht. Der Irakkrieg war auch nicht völkerrechtlich gedeckt. Die Fälle sind für mich sehr unterschiedlich und die Regierungen ja auch. Eben deshalb auch mein Rückgriff auf Frau Merkels Rolle damals in der Opposition. Ich empfinde das v.a. als Bruch in der Kontinuität dieser Parteien. Aber auch insgesamt.
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Re:Der nahe Osten ...
Antwort #35: März 22, 2011, 14:30:14
Die völkerrechtliche Deckung der Intervention in Libyen ist ja durchaus auch strittig. Reinhard Merkel bringt das in der FAZ IMO ziemlich gut auf den Punkt.
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Re:Der nahe Osten ...
Antwort #36: März 22, 2011, 17:31:48
Die völkerrechtliche Deckung der Intervention in Libyen ist ja durchaus auch strittig.

Korrekt, sie ist strittig. Zudem sind die langfristigen Auswirkungen über Libyen hinaus womöglich höchst problematisch.

Das ist aber nicht die Begründung der deutschen Regierung.

Vielleicht ist es wirklich so, dass man von außerhalb anders sieht. Ich sehe aber Personen und Parteien, die wieder einmal jede Berechenbarkeit - und wie ich auch meine Cleverness - vermissen lassen. Scheinbar werden auch wichtige Bündnisfragen mal eben so nebenbei entschieden. Und dann noch alberne Handel wie ein paar deutsche Soldaten für die AWACs in Afghanistan zur Entlastung der Koalition, deren Angriffe man „neutral“ sieht.
Wohlwollender könnte man sagen: Deutschland sucht nach wie vor nach seiner Rolle in der Welt.  
Aber dieser Regierung bringe ich kein Wohlwollen entgegen, wie man wohl mittlerweile bemerkt hat. :)
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elafonisi

  • Verbergnix
Re:Der nahe Osten ...
Antwort #37: März 23, 2011, 19:12:42
In einem Interview hat die Bundeskanzlerin angemerkelt, dass für das Nein im Sicherheitsrat sehr gute Gründe gegeben habe, leider hat sie nicht rausgelassen welche.
Vielleicht können wir ja irgendwann mal bei WL die Gründe nachlesen.

Florian

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Re:Der nahe Osten ...
Antwort #38: März 23, 2011, 19:31:22
In einem Interview hat die Bundeskanzlerin angemerkelt, dass für das Nein im Sicherheitsrat sehr gute Gründe gegeben habe, leider hat sie nicht rausgelassen welche.
Vielleicht können wir ja irgendwann mal bei WL die Gründe nachlesen.

Welches Nein? Dazu war man dann ja doch zu feige, wie die Russen, die dann am nächsten Tag vom bösen Kreuzzug schwadronieren.

Bald spielt das alles keine Rolle mehr, dann ist Europa total pleite und stimmt geschlossen so, wie es die neuen Supermächte wollen. Deutschland spielt nur die Vorreiterrolle in diesem Great Game. Hier habt Ihr es zuerst gelesen. ;)
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elafonisi

  • Verbergnix
Re:Der nahe Osten ...
Antwort #39: März 23, 2011, 19:50:55
Welches Nein? Dazu war man dann ja doch zu feige, wie die Russen, die dann am nächsten Tag vom bösen Kreuzzug schwadronieren.

Uiihh, ja klar, war kein Nein!
Re:Der nahe Osten ...
Antwort #40: März 23, 2011, 20:53:05
Vielleicht können wir ja irgendwann mal bei WL die Gründe nachlesen.

Bei wo? ???

elafonisi

  • Verbergnix
Re:Der nahe Osten ...
Antwort #41: März 23, 2011, 21:13:21

elafonisi

  • Verbergnix
Re:Der nahe Osten ...
Antwort #42: März 24, 2011, 15:59:19
Und nun? Quelle ZDF. Vielleicht fliegt uns der nahe Osten ja noch schneller um die Ohren als der Euro.

elafonisi

  • Verbergnix
Re:Der nahe Osten ...
Antwort #43: März 24, 2011, 19:37:40
Im Moment läuft auf WDR 2 gerade die Sendung "Arena" zum Thema Libyen, falls jemand Interesse hat.

Florian

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Re:Der nahe Osten ...
Antwort #44: März 29, 2011, 18:27:17
Es wird so schwierig wie erwartet. Die Rebellen konnten zwar dank der Luftangriffe Fortschritte machen, aber um das ganze Land einzunehmen sind sie einfach militärisch zu schwach und schlecht organisiert.

Nun stellen sich natürlich viele Fragen: Soll man Waffen und Ausbilder schicken? Oder doch eigene Truppen? Könnte man sich mit einem dauerhaft geteilten Land arrangieren? Und wer sind diese Rebellen eigentlich und was hat ihre stark religiös geprägte Ausdrucksweise zu bedeuten?

Währenddessen beteiligt sich jetzt sogar Schweden mit ein paar Jets zur Luftraumüberwachung.
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